Karin Bucha

Karin Bucha Paket 1 – Liebesroman


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dreht sich hastig um und bemerkt Maritta.

      »Sind Sie unter die Komponisten gegangen, Herr Maler? Wollen Sie etwa ein Liebeslied verbrechen?«

      »Wie kommen Sie denn darauf?« fragt er, zu ihr aufblinzelnd.

      »Nun«, meint sie gleichgültig, »Inspiration haben Sie sich doch heute nachmittag geholt.«

      Blitzschnell geht er sein Sündenregister durch. Richtig! Er war mit Ulla Döhner zusammen, die es sich in den Kopf gesetzt hat, ihren Gatten mit einem Porträt von sich zu seinem Geburtstag zu überraschen.

      Er lächelt vergnügt vor sich hin.

      »Warum auch nicht? Ein Künstler braucht eben seine Anregungen.«

      »Aha, verstehe! Schöne Frauen und so«, spöttelt sie.

      »Gehört eben zu meinem Beruf«, erwidert er seelenruhig, was sie maßlos reizt.

      Mit Genugtuung bemerkt er das Glitzern ihrer Augen. Er wendet sich dem Flügel wieder zu und schlägt ein paar Akkorde an.

      »Übrigens – diesmal trügt der Schein.«

      »Welcher Schein?«

      »Nun, Inspiration und schöne Frauen«, sagt er gelassen.

      Sie tritt nahe an ihn heran. Er atmet den feinen Duft, der ihren Kleidern entströmt.

      »Der Herr Professor wollen sich reinwaschen?«

      Den Kopf etwas schiefgestellt, blickt er zu ihr auf.

      »Auf den Gedanken sind Sie wohl noch nicht gekommen, daß es eine rein geschäftliche Angelegenheit war? Man könnte zum Beispiel bei mir ein Bild bestellt haben.«

      Sie fühlt Beschämung und Ärger, so unbeherrscht ihre Empfindungen gezeigt zu haben.

      »Ach so«, macht sie und sieht verwirrt aus. Murmelnd setzt sie hinzu: »Und ich dachte…«

      Im Nu springt er auf die Beine und umfaßt sie. Das geht so schnell, daß sie sich nicht wehren kann. Seine Nähe läßt allen Trotz und Eigensinn in ihr schmelzen.

      »Maritta«, jubelt er, und seine Augen lachen mit dem Mund um die Wette, »du bist eifersüchtig. Dann liebst du mich.«

      Sie will ihn zurechtweisen und kann es nicht. Seine Hände pressen sie wie ein Schraubstock, und ihr Widerstand erlahmt.

      »Schnell, sag, daß du mich auch liebhast, Maritta.«

      Sekundenlang lockert er seinen Griff, und sie atmet hastig.

      »Natürlich lieb’ ich dich.« Ihre grünlichen Augen schimmern feucht. »Aber du solltest es nie erfahren.«

      »Und warum nicht, bitte?« stellt er sein Verhör an.

      »Weil ich mich einfach dieser Liebe nicht ergeben wollte«, trotzt sie.

      Wieder pressen sie seine Arme, daß. ihr der Atem vergeht.

      »Zuerst hielt ich dich für eine gelangweilte, überspannte Person«, spricht er offen, den Augenblick ih-

      res Kennenlernens streifend. »Dann entflammte mich deine Schön-

      heit, und nun habe ich dein golde-

      nes Herz entdeckt und deine Seele

      gefunden. Willst du meine Frau werden, Maritta? Ich war nie ein En-

      gel und habe manche Blume an meinem Wege gepflückt, doch nie hat es eine Frau gegeben, die mich so erfüllt hat wie du. Glaubst du mir das, Maritta?«

      Sie überläßt sich seinen Küssen und trinkt sie wie berauschenden Wein. Doch dann löst sie sich von ihm, mit heißen Wangen und leuchtenden Augen.

      »Ich liebe dich auch, aber deine Frau kann ich doch nicht werden.«

      Verblüfft starrt er sie an und macht Miene, sie abermals an sich zu ziehen. Sie drückt ihn sanft, aber bestimmt auf den Sitz vor dem Flügel.

      »Du bist ein Künstler«, spricht sie hastig weiter, ohne sich von ihm unterbrechen zu lassen. Dabei streichen ihre schönen Hände glättend über sein dunkles wirres Haar, das sie so liebt, weil es ihm etwas Jungenhaftes gibt. »Ein Künstler muß frei sein, Thomas. Ich zweifle keinen Augenblick an deiner Liebe, aber ich weiß, sie würde im Alltag zerbrechen. Ich habe das gleiche unruhige Blut wie du. Es treibt mich in die Welt. Auch du würdest mich nicht halten können. Aber dein Künstlertum würde darunter leiden. Das will ich nicht.«

      »Hast du noch mehr Argumente vorzubringen?« Er lacht sie immer fröhlicher an, je ernster sie wird. »Wir werden eben zusammen reisen, Maritta. Glaubst du wirklich, ich ließe dich laufen? Da kennst du mich schlecht. Ich liebe dich, ich kenne dich wie mich selbst, du hast mir nicht nur Herz und Seele eingefangen, du liegst mir auch im Blut.«

      »Thomas«, sagt sie beschwörend, »sei doch einmal ein paar Minuten ernst. Es geht nicht, es geht wirklich nicht.«

      »Ich bin doch die ganze Zeit ernst«, beharrt er. »Hast du das noch nicht bemerkt?«

      »Mit dir ist wirklich nichts anzufangen«, klagt sie mit so bekümmerter Miene, daß er hell auflacht.

      »Ein Glück, daß du das endlich merkst. In deinen Händen werde ich Wachs sein. Ich werde dir wie ein Hündchen folgen, wohin du auch geht, und dich so lange quälen, bis du einwilligst, meine Frau zu werden.«

      »Ach, Thomas!« Ihre Augen schimmern feucht. »Vor so viel Hartnäckigkeit muß ich kapitulieren.«

      »Maritta!«

      Schon ist er bei ihr, reißt sie ungestüm in seine Arme und küßt ihr die letzten Zweifel von den Lippen.

      Endlich gibt er sie frei. Noch nie dünkte sie ihm so schön wie jetzt in ihrer hilflosen Verwirrung. Ihre Selbstsicherheit ist verschwunden. So wollte er sie haben, fraulich, weich und anschmiegend.

      »Du hast mich überrumpelt, Thomas«, bricht sie in scherzhaftes Jammern aus. »Ich sehe es schon kommen, so wird es mir ein ganzes Leben lang an deiner Seite gehen. Nicht du, sondern ich werde dir wie ein Hünd-chen folgen.«

      »Herrlich, herrlich, Maritta.«

      Er drückt sie fest an sich. »Laß uns gleich heute eine recht schöne Leine kaufen, an die ich dich anbinde.«

      Mit beiden Händen fährt sie ihm durch das dunkle, an den Schläfen weißschimmernde Haar.

      »Du bist überhaupt kein erwachsener Mann. Du bist ein Junge, ein tollkühner, äußerst frecher Junge. Ich werde meine liebe Not mir dir haben.«

      Reumütig blinzelt er sie an.

      »Ich verspreche dir, hin und wieder auch erwachsen zu sein. Im Augenblick bist du es, die mir jedwede Vernunft geraubt hat. Ist dir das klar?«

      »Siehst du«, droht sie, »schon gehen unsere Meinungen auseinander. Du, Thomas, ich mache es dir auch nicht leicht.«

      »Das ist ja gerade das Schöne an dir, Maritta, daß man nie im voraus weiß, wie du reagierst. Jedenfalls wird unsere Ehe nicht langweilig werden. Gerade das ist es, was ich brauche.« Und dann sieht er ihr, von plötzlichem Ernst befallen, tief in die Augen. »Maritta, sehr leicht hast du es nicht mit mir, denn ich bin nicht bequem. Aber nie darfst du vergessen, daß ich dich liebe, nur dich. Willst du mir das glauben?«

      Seine unbedingte Ehrlichkeit stimmt sie weich.

      »Ich glaube dir, Thomas.« Jetzt löst sie sich energisch von ihm. »Aber mit der Hochzeit laß uns warten, bis sich Stefanie Hollwegs Schicksal entschieden hat. Willst du?«

      »Das ist selbstverständlich«, stimmt er ernst bei. »Es hat mir sehr leid getan, daß ich dir bisher nicht helfend zur Seite stehen konnte. Es haben sich Dinge hinter meinem Rücken abgespielt, die viel Nervenkraft von dir erforderten. Ja, Maritta, ich war nicht blind«, fährt er fort, als sie ihn erstaunt unterbrechen will. »Wenn du nicht willst, brauchst du mir nichts zu erklären. Aber laß mich neben dir stehen, bitte, wir gehören