Karin Bucha

Karin Bucha Paket 1 – Liebesroman


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      Und dann kommt Marinas großer Auftritt. Am Arm des Gatten schreitet sie die Freitreppe herab. Sie sieht bezaubernder denn je aus, und das Kleid, das sie trägt, unterstreicht noch ihre natürliche Schönheit. Die Aufregung hat ihre Wangen gerötet und ihren Augen intensiven Glanz verliehen.

      Unter den Gästen ist jedes Gespräch verstummt. Alles starrt auf das näherkommende Paar. Gellert lächelt in sich hinein. Wenn er noch nie stolz war, in diesem Augenblick ist er es auf seine junge, liebreizende Frau.

      Doktor Hartmann preßt Annemaries Hand.

      »War Marina immer so schön?« flüstert er ihr zu. Sie wirft ihm einen verweisenden Blick zu, den sie mit einem Kopfschütteln begleitet.

      »Sicher war sie das.«

      Inzwischen hat Marina an der Seite ihres Gatten die Gäste begrüßt. Gellert weicht keine Minute von ihr. Er hält sein Cocktailglas in der Hand, während Marina eisgekühlten Fruchtsaft trinkt.

      Ungeniert küßt Annemarie die Freundin auf beide Wangen und raunt ihr dabei zu: »Du siehst aus wie ein schönes Gemälde.«

      »Du übertreibst, Annemarie«, wehrt Marina ab.

      Sie wirft einen Blick in die Richtung, wo der Gatte mit einigen Direktoren des Konzerns steht. An seinen Zügen merkt sie, daß er sich gelöst und erheitert gibt.

      Sie zuckt zusammen, als er plötzlich neben ihr auftaucht und ihren Arm nimmt.

      »Es ist soweit, Marina. Würdest du wohl zu Tisch bitten?«

      Sie nickt Annemarie lächelnd zu und läßt sich davonführen. Wenig später haben die Gäste ihre Plätze im Speisezimmer, einem Raum, der durch Schiebetüren beliebig verkleinert oder vergrößert werden kann, eingenommen.

      Gellert hat seine Frau als Tischdame. Keinem gönnt er, neben ihr zu sitzen. Er gibt nicht zu, daß er eifersüchtig ist.

      Das Essen ist vorzüglich und die Weine ausgesucht. Die Stimmung hebt sich mehr und mehr. Immer wieder wirft man Blicke zu der schönen Hausfrau, von der alle restlos begeistert sind. Gellert hat sich viele Komplimente anhören müssen, die er in Gedanken an Marina weitergegeben hat.

      Gellerts Gesellschaften waren schon immer eine Besonderheit. Heute aber, das spüren alle Gäste, herrscht eine so ungezwungene, fröhliche Stimmung wie noch nie. Und der Zauber geht von der charmanten Hausfrau aus.

      Der Mokka wird in der Halle eingenommen, wo man sich zwanglos in Gruppen oder allein mit seiner Tischdame zusammenfindet.

      Marina geht von einem Gast zum anderen. Für jeden hat sie ein freundliches Wort, gibt Scherze schlagfertig zurück und hinterläßt die einstimmige Meinung: Gellert konnte keine bessere Wahl treffen.

      Merkwürdig, allmählich verliert Marina immer mehr ihre Hemmungen. Man hat mit dem Tanz begonnen. Gellert sucht Marina. Endlich entdeckt er sie.

      Er drückt ihr ein Glas Sekt in die Hand.

      Sie sieht unschlüssig zu ihm auf. Sie hat noch keinen Schluck Alkohol zu sich genommen.

      Er versteht sie auch ohne Worte. »Ein Glas Sekt schadet dir nichts, Marina. Auf dein Wohl.«

      »Auf dein Wohl«, gibt sie zurück und trinkt es in einem Zug leer. Jetzt merkt sie erst, wie durstig sie ist.

      Er legt leicht seinen Arm um ihre Schultern. »Gefällt es dir, Marina?«

      »Mir schon.« Sie sucht seinen Blick. »Ich glaube, unseren Gästen gefällt es auch.«

      »Bestimmt, Marina.« Er stellt die leeren Gläser dem Mädchen, das soeben an ihnen vorbeihuscht, auf das Tablett. »Übrigens muß ich dir eines von den vielen Komplimenten, die man mir über dich gemacht hat, weitergeben. Du wärest nicht nur eine wunderschöne Frau, sondern auch eine bezaubernde Gastgeberin.«

      Flammende Glut steigt Marina in die Wangen. »Was habe ich schon dazu beigetragen? Ein paar unverbindliche Worte, etwas Freundlichkeit. Im übrigen läuft doch alles reibungslos.«

      »Du hast eben alles gut vorbereitet, so daß es reibungslos abläuft«, behauptet er und betrachtet sie bewundernd. Sie sieht zum Küssen aus in ihrer lieblichen Verwirrung.

      »Und jetzt möchte ich mit dir tanzen.« Er reicht ihr den Arm und führt sie in den Kreis der Tanzenden. Es ist lange her, daß Gellert mit Marina getanzt hat. Kaum hält er sie am Arm, merkt er, daß sie zittert. Er neigt sich tiefer zu ihr.

      »Hast du Angst vor mir?«

      Erschreckt sieht sie ihn an, und er ist wieder einmal fasziniert von der Klarheit ihrer blaugrünen Augen. Heftig schüttelt sie den Kopf.

      »Nein – nein! Warum sollte ich wohl Angst haben? Du bist so gut zu mir, und ich habe allen Grund, dir dankbar zu sein.«

      »Dankbar –?« Er dehnt das Wort. Er hat einen bitteren Geschmack auf der Zunge. Dankbarkeit ist das, was er am wenigsten von ihr verlangt. Warum kommt er ihr nur nicht näher? Was macht er falsch?

      Sie tanzen schweigend weiter. Jeder ist mit seinen Gedanken bei dem anderen. So merken sie nicht, daß die anderen Paare zur Seite getreten sind und nur noch sie allein die Tanzfläche beherrschen.

      Ein Ehrentanz für den Hausherrn und seine Gattin.

      Es herrscht eine ungezwungene, fröhliche Stimmung, von der selbst der als zurückhaltend geltende Gellert angesteckt ist. Man hört ihn öfters lachen und wundert sich über das warmherzige Lachen. Auch das ist eine Überraschung für alle, und man glaubt, das Wunder könne nur seine liebreizende Frau vollbracht haben.

      Es werden Erfrischungen und Getränke herumgereicht. Marina dirigiert das gutgeschulte Personal mit den Augen.

      Ihre anfängliche Angst ist verflogen. Sie ist glücklich, daß alles reibungslos abläuft und sich ihre Gäste wohl fühlen und gut unterhalten.

      Und dann steht Marina wieder neben dem Gatten, und gemeinsam verabschieden sie die Gäste. Einer nach dem anderen bedankt sich mit überschwenglichen Worten für den schönen, gelungenen Abend.

      Kaum ist der letzte Wagen die Auffahrt hinuntergerollt, führt Gellert seine junge Frau ins Haus.

      Zu ihrem Erstaunen fragt Gellert, als sie vor der Tür zu ihren Zimmern angekommen sind: »Würdest du mir eine Bitte erfüllen?«

      »Wenn ich kann, sehr gern«, antwortet sie schnell.

      »Willst du mit mir noch einen Mokka bei dir trinken?«

      Sie ärgert sich über sich selbst, denn sie spürt, wie ihre Wangen heiß werden. »Aber gern. Bitte, komm.«

      Nach ihr tritt er in ihr Wohnzimmer. Aufmerksam sieht er sich in diesem schönen Raum um, den er selten betreten hat und der eine ganz persönliche Note trägt. Marina selbst hat diesem Zimmer den Stempel aufgedrückt. Er weiß nicht, was sie verändert hat. Er läßt nur die Gemütlichkeit auf sich wirken. Er nimmt Platz, während Marina mit ihrem wiegenden Gang auf hohen Beinen durch das Zimmer geht, Mokka bestellt und aus der Vitrine entzückende hauchdünne Tassen nimmt.

      Er lacht unterdrückt auf, und Marina hält bestürzt in ihrer Beschäftigung inne.

      »Warum lachst du?«

      »Ist das nicht komisch? Ich bin bei meiner Frau zu Gast und habe mich auch noch selbst eingeladen.«

      »Leider, auf diesen Gedanken hättest du schon früher kommen können«, sagt sie leichthin und sieht ihn dabei nicht an, sondern deckt den Tisch mit aller Sorgfalt. Als der Mokka gebracht wird, schenkt sie dem Gatten die hauchdünne Tasse voll und reicht sie ihm.

      »Danke.«

      Gellert lehnt sich behaglich zurück. Alles läßt er auf sich wirken, die geschmackvolle, Wärme ausstrahlende Umgebung, das gedämpfte Licht, das eine intime Atmosphäre schafft, und darin die zauberhafte Frau, noch im weißschimmernden Seidenkleid, das flimmert und gleißt bei der geringsten Bewegung, da es mit Perlen und Edelsteinen bestickt ist.

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