maß Billy mit einem forschenden Blick, wie einen jungen Studenten, der sich zum Fußballklub meldete.
»Sie sind selbst ein ganzer Kerl«, sagte er anerkennend. »Am besten sehen Sie sicher ohne Kleider aus. Irre ich mich, wenn ich sage, dass Sie sicher etwas von Boxen verstehen?«
Billy nickte. »Mein Name ist Roberts.«
Der Schwimmer runzelte die Stirn, als versuchte er vergebens, sich des Namens zu erinnern.
»Bill – Bill Roberts!« fügte Billy hinzu.
»Oho! – Doch nicht der Große Bill Roberts? Dann habe ich Sie vor dem Erdbeben boxen sehen. Es war im Handwerkerpavillon, und gerade vor Eddi Hanlon und einem anderen Boxer. Sie boxten mit beiden Fäusten, und Sie haben furchtbare Fäuste, sind aber sehr langsam. Ja, ich erinnere mich – Sie waren an dem Abend langsam, aber Sie schlugen Ihren Gegner.« Er streckte ihm eine nasse Hand entgegen. »Mein Name ist Hazard – Jim Hazard.«
»Und wenn Sie der große Fußballspieler sind, von dem vor ein paar Jahren so viel die Rede war, so habe ich in der Zeitung von Ihnen gelesen. Hab’ ich recht?«
Sie drückten sich die Hände mit großer Herzlichkeit, und dann wurde Saxon vorgestellt. Sie fühlte sich unsagbar klein neben den beiden jungen Riesen, gleichzeitig aber war sie sehr stolz, einer Rasse anzugehören, deren Frauen Männer wie diese geboren hatten. Sie konnte nur zuhören, wenn die beiden sprachen.
»Ich hätte Lust, jeden Tag eine halbe Stunde mit Ihnen zu boxen«, sagte Hazard. »Sie könnten mich viel lehren. Bleiben Sie lange hier?«
»Nein, wir müssen weiter die Küste entlang – wir sehen uns nach Grund und Boden um. Aber deshalb könnte ich Sie doch dies oder jenes lehren, und eines können Sie mich lehren – nämlich Schwimmen in der Brandung.«
»Ich will gern jederzeit den Unterricht mit Ihnen tauschen«, sagte Hazard. Dann wandte er sich zu Saxon. »Warum bleiben Sie nicht einige Zeit hier in Carmel? Hier ist es wirklich schön.«
»Hier ist es herrlich«, gab sie mit einem dankbaren Lächeln zu. »Aber –« sie wandte sich um und zeigte auf ihre Bündel, die am Rande der Lupinen lagen, »wir sind auf der Wanderung und auf der Umschau nach Staatsboden.«
»Wenn Sie dazu nach Sur wollen, er läuft er Ihnen nicht weg«, lachte er. »Nun, jetzt muss ich aber zuerst sehen, in die Kleider zu kommen. Wenn Sie diesen Weg zurückkommen, müssen Sie mich ja besuchen. Alle Menschen können Ihnen sagen, wo ich wohne. Auf Wiedersehen!«
Und er verschwand, wie er gekommen war, im Lauf über die Dünen.
Billy sah ihm bewundernd nach.
»Ein tüchtiger Kerl! Ein tüchtiger Kerl!« murmelte er. »Weißt du, Saxon – er ist ein berühmter Mann. Ich habe sein Gesicht in den Zeitungen gesehen, ach, mindestens tausendmal, und dabei tut er sich nicht im geringsten dicke. Er sprach mit mir wie mit seinesgleichen. Weißt du – ich bekomme direkt wieder Glauben an den alten Stamm.«
Dann gingen sie vom Strande fort und kauften in der winzigen Hauptstraße Fleisch, Gemüse und ein Dutzend Eier. Billy musste Saxon von einem höchst anziehenden Schaufenster direkt wegziehen, wo es viele Abalonenperlen mit und ohne Fassung gab, die in allen Farben des Regenbogens spielten.
»Die ganze Küste entlang gibt es Abalonen«, sagte Billy, »du kannst so viele haben, wie du willst. Man findet sie bei Ebbe.«
»Mein Vater hatte Manschettenknöpfe aus Abalonenschalen, in reines weißes Gold gefasst. Ich habe viele Jahre nicht daran gedacht und möchte wohl wissen, wer sie jetzt hat?«
Sie machten kehrt und gingen nach Süden. Überall guckten zwischen den Kiefern schöne eigenartige Häuser hervor, Häuser, die verschiedenen Künstlern gehörten, und als der Weg plötzlich nach dem Carmelfluss abbog, waren sie nicht vorbereitet auf das Gebäude, das sich hier ihren Blicken darbot.
»Ich weiß gut, was das ist«, flüsterte Saxon. »Eines von den alten spanischen Missionsgebäuden. Es ist selbstverständlich die Carmelmission! Ja, so war es, als die Spanier aus Mexiko herkamen – sie bauten überall Missionshäuser und bekehrten die Indianer –«
»Bis wir sie verjagten, Spanier und Indianer und die ganze Bande«, sagte Billy mit ruhiger Zufriedenheit.
»Aber deshalb ist es doch wunderbar!« sagte Saxon nachdenklich und starrte auf das große, halbverfallene Gebäude aus ungebrannten Ziegeln. »In San Franzisko ist die Dolores-Mission, aber sie ist kleiner als diese und nicht so alt.«
Gegen das Meer durch niedrige Felsen geschützt, von den Menschen verlassen, stand diese Kirche aus in der Sonne getrocknetem Lehm und Stroh und Kreidestein so still und friedlich inmitten der Ziegelruinen, die einst Tausenden von Andächtigen Schutz gewährt hatten. Der Geist, der über der Stätte ruhte, senkte sich auf Saxons und Billys Gemüt herab, und sie gingen vorsichtig und sprachen flüsternd, als fürchteten sie sich, durch die offene Tür hineinzugehen. Hier gab es weder Priester noch Andächtige, aber sie fanden alle Anzeichen, dass die Stätte von einer Gemeinde benutzt wurde.
Später erkletterten sie den Glockenturm, der beim Erdbeben geborsten war, und saßen auf dem Holzwerk, das mit der Hand zugehauen war; und auf der Galerie, wo sie bemerkten, dass ihre Stimmen besonders rein und klar klangen, sang Saxon, über ihre eigne Kühnheit zitternd, die ersten Verse eines Hirtenliedes. Und begeistert über das Ergebnis lehnte sie sich über das Geländer, und ihre Stimme erlangte allmählich ihre volle Kraft.
Billy lehnte sich an die alte Mauer und betrachtete sie mit der warmen Glut der Liebe in den Augen, und als sie fertig war, murmelte er, fast flüsternd:
»Das war schön – ach so schön! Und du hättest nur dein Gesicht sehen sollen, als du sangst. Es war ebenso schön wie deine Stimme. Ist es nicht komisch – ich denke nie an Religion, ohne gleichzeitig an dich zu denken.«
Sie ließen sich unter den Weiden nieder, bereiteten ihr Mittagessen und verbrachten den Nachmittag auf dem niedrigen Felsvorsprung nördlich von der Flussmündung. Es war nicht ihre Absicht gewesen, den Nachmittag hier zu bleiben, aber sie waren zu bezaubert, um die Brandung, die an die Felsen schlug, und die vielerlei farbenprächtigen Lebewesen verlassen zu können, die sie im Meere fanden – Sternfische, Krabben, Muscheln, Seeanemonen und einmal in einem kleinen Binnensee zwischen den Felsen einen kleinen Teufelsfisch, der es ihnen kalt über den Rücken laufen ließ, wenn er sein Netz nach den kleinen Krabben auswarf, die sie ihm hinwarfen. Als das Wasser zu sinken begann, sammelten sie Muscheln zu einer Mahlzeit – mächtige