Джек Лондон

Gesammelte Werke


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maß Bil­ly mit ei­nem for­schen­den Blick, wie einen jun­gen Stu­den­ten, der sich zum Fuß­ball­klub mel­de­te.

      »Sie sind selbst ein gan­zer Kerl«, sag­te er an­er­ken­nend. »Am bes­ten se­hen Sie si­cher ohne Klei­der aus. Irre ich mich, wenn ich sage, dass Sie si­cher et­was von Bo­xen ver­ste­hen?«

      Bil­ly nick­te. »Mein Name ist Ro­berts.«

      Der Schwim­mer run­zel­te die Stirn, als ver­such­te er ver­ge­bens, sich des Na­mens zu er­in­nern.

      »Bill – Bill Ro­berts!« füg­te Bil­ly hin­zu.

      »Oho! – Doch nicht der Gro­ße Bill Ro­berts? Dann habe ich Sie vor dem Erd­be­ben bo­xen se­hen. Es war im Hand­wer­ker­pa­vil­lon, und ge­ra­de vor Eddi Han­lon und ei­nem an­de­ren Bo­xer. Sie box­ten mit bei­den Fäus­ten, und Sie ha­ben furcht­ba­re Fäus­te, sind aber sehr lang­sam. Ja, ich er­in­ne­re mich – Sie wa­ren an dem Abend lang­sam, aber Sie schlu­gen Ihren Geg­ner.« Er streck­te ihm eine nas­se Hand ent­ge­gen. »Mein Name ist Ha­zard – Jim Ha­zard.«

      »Und wenn Sie der große Fuß­ball­spie­ler sind, von dem vor ein paar Jah­ren so viel die Rede war, so habe ich in der Zei­tung von Ih­nen ge­le­sen. Hab’ ich recht?«

      Sie drück­ten sich die Hän­de mit großer Herz­lich­keit, und dann wur­de Sa­xon vor­ge­stellt. Sie fühl­te sich un­sag­bar klein ne­ben den bei­den jun­gen Rie­sen, gleich­zei­tig aber war sie sehr stolz, ei­ner Ras­se an­zu­ge­hö­ren, de­ren Frau­en Män­ner wie die­se ge­bo­ren hat­ten. Sie konn­te nur zu­hö­ren, wenn die bei­den spra­chen.

      »Ich hät­te Lust, je­den Tag eine hal­be Stun­de mit Ih­nen zu bo­xen«, sag­te Ha­zard. »Sie könn­ten mich viel leh­ren. Blei­ben Sie lan­ge hier?«

      »Nein, wir müs­sen wei­ter die Küs­te ent­lang – wir se­hen uns nach Grund und Bo­den um. Aber des­halb könn­te ich Sie doch dies oder je­nes leh­ren, und ei­nes kön­nen Sie mich leh­ren – näm­lich Schwim­men in der Bran­dung.«

      »Ich will gern je­der­zeit den Un­ter­richt mit Ih­nen tau­schen«, sag­te Ha­zard. Dann wand­te er sich zu Sa­xon. »Wa­rum blei­ben Sie nicht ei­ni­ge Zeit hier in Car­mel? Hier ist es wirk­lich schön.«

      »Hier ist es herr­lich«, gab sie mit ei­nem dank­ba­ren Lä­cheln zu. »Aber –« sie wand­te sich um und zeig­te auf ihre Bün­del, die am Ran­de der Lu­pi­nen la­gen, »wir sind auf der Wan­de­rung und auf der Um­schau nach Staats­bo­den.«

      »Wenn Sie dazu nach Sur wol­len, er läuft er Ih­nen nicht weg«, lach­te er. »Nun, jetzt muss ich aber zu­erst se­hen, in die Klei­der zu kom­men. Wenn Sie die­sen Weg zu­rück­kom­men, müs­sen Sie mich ja be­su­chen. Alle Men­schen kön­nen Ih­nen sa­gen, wo ich woh­ne. Auf Wie­der­se­hen!«

      Und er ver­schwand, wie er ge­kom­men war, im Lauf über die Dü­nen.

      Bil­ly sah ihm be­wun­dernd nach.

      »Ein tüch­ti­ger Kerl! Ein tüch­ti­ger Kerl!« mur­mel­te er. »Weißt du, Sa­xon – er ist ein be­rühm­ter Mann. Ich habe sein Ge­sicht in den Zei­tun­gen ge­se­hen, ach, min­des­tens tau­send­mal, und da­bei tut er sich nicht im ge­rings­ten di­cke. Er sprach mit mir wie mit sei­nes­glei­chen. Weißt du – ich be­kom­me di­rekt wie­der Glau­ben an den al­ten Stamm.«

      Dann gin­gen sie vom Stran­de fort und kauf­ten in der win­zi­gen Haupt­stra­ße Fleisch, Ge­mü­se und ein Dut­zend Eier. Bil­ly muss­te Sa­xon von ei­nem höchst an­zie­hen­den Schau­fens­ter di­rekt weg­zie­hen, wo es vie­le Aba­lo­nen­per­len mit und ohne Fas­sung gab, die in al­len Far­ben des Re­gen­bo­gens spiel­ten.

      »Die gan­ze Küs­te ent­lang gibt es Aba­lo­nen«, sag­te Bil­ly, »du kannst so vie­le ha­ben, wie du willst. Man fin­det sie bei Ebbe.«

      »Mein Va­ter hat­te Man­schet­ten­knöp­fe aus Aba­lo­nen­scha­len, in rei­nes wei­ßes Gold ge­fasst. Ich habe vie­le Jah­re nicht dar­an ge­dacht und möch­te wohl wis­sen, wer sie jetzt hat?«

      Sie mach­ten kehrt und gin­gen nach Sü­den. Über­all guck­ten zwi­schen den Kie­fern schö­ne ei­gen­ar­ti­ge Häu­ser her­vor, Häu­ser, die ver­schie­de­nen Künst­lern ge­hör­ten, und als der Weg plötz­lich nach dem Car­mel­fluss ab­bog, wa­ren sie nicht vor­be­rei­tet auf das Ge­bäu­de, das sich hier ih­ren Bli­cken dar­bot.

      »Ich weiß gut, was das ist«, flüs­ter­te Sa­xon. »Ei­nes von den al­ten spa­ni­schen Mis­si­ons­ge­bäu­den. Es ist selbst­ver­ständ­lich die Car­mel­mis­si­on! Ja, so war es, als die Spa­nier aus Me­xi­ko her­ka­men – sie bau­ten über­all Mis­si­ons­häu­ser und be­kehr­ten die In­dia­ner –«

      »Bis wir sie ver­jag­ten, Spa­nier und In­dia­ner und die gan­ze Ban­de«, sag­te Bil­ly mit ru­hi­ger Zufrie­den­heit.

      »Aber des­halb ist es doch wun­der­bar!« sag­te Sa­xon nach­denk­lich und starr­te auf das große, halb­ver­fal­le­ne Ge­bäu­de aus un­ge­brann­ten Zie­geln. »In San Fran­zis­ko ist die Do­lo­res-Mis­si­on, aber sie ist klei­ner als die­se und nicht so alt.«

      Ge­gen das Meer durch nied­ri­ge Fel­sen ge­schützt, von den Men­schen ver­las­sen, stand die­se Kir­che aus in der Son­ne ge­trock­ne­tem Lehm und Stroh und Krei­de­stein so still und fried­lich in­mit­ten der Zie­gel­rui­nen, die einst Tau­sen­den von An­däch­ti­gen Schutz ge­währt hat­ten. Der Geist, der über der Stät­te ruh­te, senk­te sich auf Sa­x­ons und Bil­lys Ge­müt her­ab, und sie gin­gen vor­sich­tig und spra­chen flüs­ternd, als fürch­te­ten sie sich, durch die of­fe­ne Tür hin­ein­zu­ge­hen. Hier gab es we­der Pries­ter noch An­däch­ti­ge, aber sie fan­den alle An­zei­chen, dass die Stät­te von ei­ner Ge­mein­de be­nutzt wur­de.

      Spä­ter er­klet­ter­ten sie den Glock­en­turm, der beim Erd­be­ben ge­bors­ten war, und sa­ßen auf dem Holz­werk, das mit der Hand zu­ge­hau­en war; und auf der Ga­le­rie, wo sie be­merk­ten, dass ihre Stim­men be­son­ders rein und klar klan­gen, sang Sa­xon, über ihre eig­ne Kühn­heit zit­ternd, die ers­ten Ver­se ei­nes Hir­ten­lie­des. Und be­geis­tert über das Er­geb­nis lehn­te sie sich über das Ge­län­der, und ihre Stim­me er­lang­te all­mäh­lich ihre vol­le Kraft.

      Bil­ly lehn­te sich an die alte Mau­er und be­trach­te­te sie mit der war­men Glut der Lie­be in den Au­gen, und als sie fer­tig war, mur­mel­te er, fast flüs­ternd:

      »Das war schön – ach so schön! Und du hät­test nur dein Ge­sicht se­hen sol­len, als du sangst. Es war eben­so schön wie dei­ne Stim­me. Ist es nicht ko­misch – ich den­ke nie an Re­li­gi­on, ohne gleich­zei­tig an dich zu den­ken.«

      Sie lie­ßen sich un­ter den Wei­den nie­der, be­rei­te­ten ihr Mit­ta­ges­sen und ver­brach­ten den Nach­mit­tag auf dem nied­ri­gen Fels­vor­sprung nörd­lich von der Fluss­mün­dung. Es war nicht ihre Ab­sicht ge­we­sen, den Nach­mit­tag hier zu blei­ben, aber sie wa­ren zu be­zau­bert, um die Bran­dung, die an die Fel­sen schlug, und die vie­ler­lei far­ben­präch­ti­gen Le­be­we­sen ver­las­sen zu kön­nen, die sie im Mee­re fan­den – Stern­fi­sche, Krab­ben, Mu­scheln, See­a­ne­mo­nen und ein­mal in ei­nem klei­nen Bin­nen­see zwi­schen den Fel­sen einen klei­nen Teu­fels­fisch, der es ih­nen kalt über den Rücken lau­fen ließ, wenn er sein Netz nach den klei­nen Krab­ben aus­warf, die sie ihm hin­war­fen. Als das Was­ser zu sin­ken be­gann, sam­mel­ten sie Mu­scheln zu ei­ner Mahl­zeit – mäch­ti­ge