Bert heulte vor Freude, während sich Mary, außer sich vor Schrecken, an ihn klammerte. Die Kämpfenden, die dem Tau zunächst standen, wurden umgeworfen und mit Füßen getreten. Der Staub wirbelte in großen Wolken auf, und von allen Seiten hörte man gellendes und ohnmächtiges Schreien und Heulen von rasenden Männern und Frauen, die sich nicht am Kampfe beteiligen konnten.
»Schreckliche Geschichte, schreckliche Geschichte«, murmelte Billy, und obwohl er alles, was geschah, sah, bahnte er doch kaltblütig und sicher mit Hilfe des wohlwollenden Irländers Saxon den Weg aus dem Handgemenge heraus.
Am Ende erfolgte die Katastrophe. Der verlierende Teil wurde mit all seinen freiwilligen Teilnehmern durch einen plötzlichen Ruck über den Strich gezerrt, im selben Augenblick überschwemmte die Menge die Arena, und alles verschwand unter einer Lawine kämpfender Gestalten.
Am äußersten, ruhigen Rande des Wirbels überließ Billy Saxon dem Schutz des Irländers und stürzte sich wieder ins Gedränge. Ein paar Minuten später kam er wieder mit dem verschwundenen Paar – Bert, von einem Schlag aufs Ohr blutend, aber strahlender Laune, Mary zerdrückt und aufgeregt.
»Das ist kein Sport«, wiederholte sie immer wieder. »Das ist ein Skandal, ein schmutziger Skandal.«
»Lass uns sehen, dass wir hier fortkommen«, sagte Billy. »Das ist nur der Anfang.«
»Nein, wart ein bisschen«, bat Bert. »Das ist seine acht Dollar wert. Es ist billig, einerlei, was es kostet. Ich habe lange nicht so viel blaue Augen und blutige Schnauzen gesehen.«
»Schön, dann geh wieder hin und amüsiere dich. Ich nehme die Mädchen mit auf die Anhöhe. Von dort können wir gut sehen. Aber ich gebe nicht viel für deine schönen Augen, wenn die Irländer dich zu fassen kriegen.«
Im Laufe verblüffend kurzer Zeit hatte der ganze Lärm sich gelegt. Auf der Richtertribüne neben der Arena brüllte der Ausrufer, dass jetzt die Wettläufe für Knaben begännen. Bert, der sehr enttäuscht war, kam auf die Anhöhe, wo Billy mit den beiden Mädchen stand und in die Arena hinuntersah.
Es gab Knabenlaufen und Mädchenlaufen, Laufen für junge Frauen und alte Frauen, für dicke Männer und dicke Frauen, Sacklaufen und Dreibeinlaufen, und die Teilnehmer jagten um die kleine Arena herum, während die Helfer wie wahnsinnig schrien. Das Tauziehen war schon vergessen. Gute Laune herrschte überall.
Fünf junge Leute traten an den Startpfahl, beugten sich, dass die Fingerspitzen den Boden berührten, und warteten in dieser Stellung auf den Revolverschuss des Starters. Drei von ihnen trugen Socken, die beiden anderen Laufschuhe mit Stacheln.
»Lauf für junge Männer«, las Bert aus dem Programm vor. »Und nur ein Preis – fünfundzwanzig Dollar. Seht den Rothaarigen mit den Stacheln – den äußersten. Auf den hält San Franzisko. Er ist Favorit, es ist eine Menge auf ihn gewettet.«
»Wer gewinnt, glaubst du?« wandte Mary sich zu Billy als dem Sportkundigsten.
»Was weiß ich?« antwortete er. »Ich habe keinen von ihnen je gesehen. Aber sie sehen eigentlich alle gut aus.«
Der Revolver wurde abgefeuert, und die fünf Läufer schossen davon. Drei blieben schon am Start zurück. Der Rothaarige übernahm die Führung, einen schwarzhaarigen jungen Mann dicht auf den Fersen. Es war klar, dass die Entscheidung zwischen diesen beiden fallen musste. Auf halbem Wege übernahm der Schwarzhaarige die Führung mit einem Spurt, den er offenbar entschlossen war, bis zum letzten Augenblick zu halten. Er gewann zehn Fuß, und der Rothaarige vermochte nicht einen Zoll einzuholen.
»Das ist ein tüchtiger Kerl«, erklärte Billy. »Und er gebraucht nicht einmal alle seine Kräfte, während Rotschopf bald erledigt ist.«
Unter wildem Hurrageschrei passierte der Schwarzhaarige das Ziel, immer noch mit zehn Fuß Vorsprung. Aber plötzlich begannen sie zu pfeifen und zu heulen. Bert war ganz außer sich vor Begeisterung.
»Na ja, na ja«, jubelte er. »Jetzt rast Frisko. Gleich gibt es hier Feuerwerk, passt nur auf. Seht, sie haben Protest eingelegt. Der Schiedsrichter weigert sich, ihm das Geld auszuzahlen. Und die ganze Bande versammelt sich um ihn. Oh! Oh! Oh! Seit meinem Beinbruch habe ich mich nicht mehr so gut amüsiert.«
»Warum wollen sie ihm das Geld nicht geben, Billy?« fragte Saxon. »Er hat doch gewonnen.«
»Die Friskopartei behauptet, dass er Professional sei«, erklärte Billy. »Darüber zanken sie sich. Aber das ist Unsinn. Sie laufen alle für Geld, sind also alle Professionals.«
Die Menge wogte, stritt und brüllte vor der Richtertribüne. Die Tribüne war ein wackliger zweistöckiger Bau, dessen oberer Stock nach vorn offen war, und hier konnte man die Richter ebenso leidenschaftlich diskutieren sehen, wie die Menge darunter.
»Jetzt geht’s los!« brüllte Bert. »Ach, du Bandit!«
Mit Hilfe von einem Dutzend Kameraden kletterte der schwarzhaarige Läufer zu den Richtern hinauf.
»Der Preisverteiler ist auf seiner Seite«, sagte Billy. »Seht, er gibt ihm das Geld, und einige Richter sind für ihn, und andere protestieren. Und da haben wir die von der Gegenpartei – von der Rotschopfs.« Mit beruhigendem Lächeln wandte er sich zu Saxon. »Es ist gut, dass wir diesmal nicht dazwischen sind. In einem Augenblick gibt es eine schlimme Geschichte dort unten.«
»Die Richter versuchen, ihn dazu zu bringen, dass er das Geld wiedergibt«, erklärte Bert. »Und wenn er das nicht tut, nehmen die anderen es ihm weg. Ach, jetzt versuchen sie, es zu nehmen.«
Hoch über seinem Kopf hielt der Gewinner die Papierrolle mit den fünfundzwanzig Silberdollar. Seine Kameraden hatten einen Kreis um ihn gebildet und stemmten denen, die sich des Geldes bemächtigen wollten, die Schultern entgegen. Schläge waren noch nicht gefallen, aber das Getümmel wuchs, sodass das gebrechliche Gebäude zitterte und schwankte. Aus der Menge tönten dem Gewinner lärmende Zurufe entgegen: »Gib es zurück, Köter!« »Halt fest, Tim!« »Du hast gewonnen, Timmy!« »Gib es zurück, du dreckiger Räuber!« Unnennbare Injurien wie freundschaftliche Ratschläge wurden ihm zugeheult.
Der Lärm wurde immer wilder. Tims Kameraden kämpften, um ihn oben zu halten, sodass seine Hand beständig über den vielen Händen, die nach ihr schnappten, erhoben blieb. Für einen Augenblick wurde sein Arm herabgerissen. Dann kam er wieder hoch, aber das Papier war zerrissen, und mit einer letzten verzweifelten Anstrengung schleuderte