die andere verfolgend. Ehe die kleine Gruppe Zeit hatte, sich zu bewegen, sah sie sich in den wilden Kampf verwickelt, der, wenn auch nicht über die ganze Welt, so doch über den ganzen sichtbaren Teil des Weasel-Parks tobte.
Die fliehende Frau versuchte, um eine Bank herumzukommen, stolperte aber, und die andere wollte schon auf sie losschlagen. In ihrer Not packte sie Mary am Arm, um das Gleichgewicht wiederzugewinnen, und schleuderte sie ihrer Verfolgerin gerade in die Arme. Diese, eine kräftige Frau in den besten Jahren, missverstand die Situation und packte Mary mit der einen Hand am Arm, während sie gleichzeitig die andere zum Schlage hob. Ehe sie Zeit dazu bekam, hatte Billy ihre beiden Handgelenke gefasst.
»He, he, altes Mädel, lassen Sie das!« sagte er beruhigend. »Sie irren sich. Sie hat nichts getan.«
Aber jetzt tat die Frau etwas Merkwürdiges. Ohne den geringsten Widerstand zu leisten und ohne Marys Hand loszulassen, stand sie aufrecht da und begann mit der ruhigsten Miene der Welt wild zu schreien. Es war ein abscheuliches Geschrei voller Angst und Schrecken. Aber in ihrem Gesicht war nicht die geringste Andeutung von Angst oder Schrecken zu lesen. Sie betrachtete Billy mit einem kalten, forschenden Blick, wie um zu sehen, welchen Eindruck es auf ihn machte. Ihr Geschrei war nur das Signal für ihre Partei, ihr zur Hilfe zu kommen.
»Ach, willst du loslassen, du Streithammel!« rief Bert, der sie vergebens an den Schultern packte und versuchte, sie von Mary loszureißen. Die Folge war nur, dass alle vier hin- und herschwankten, während die Frau ruhig weiterschrie. Das Geschrei erhielt einen Beiklang von Triumph, als ein neues Krachen im Gebüsch zu hören war.
Saxon sah, wie ein harter stählerner Schimmer in die besonnenen Augen Billys trat, und gleichzeitig sah sie ihn das Handgelenk der Frau fester packen. Die Frau ließ Mary los und wurde zurückgestoßen. Im selben Augenblick war der erste Mann zu ihrem Entsatz da. Er ließ sich keine Zeit zu fragen. Es genügte ihm, dass er die Frau vor Billy zurückweichen sah, während sie vor Schmerz schrie – ein Schmerz, der jedoch größtenteils Verstellung war.
»Es ist alles ein Missverständnis«, rief Billy schnell. »Entschuldigen Sie, Genosse.«
Der Irländer langte aus. Billy duckte sich und unterbrach seine Entschuldigung, und als die Faust des anderen schwer wie ein Schmiedehammer über seinen Kopf hinwegflog, gab er ihm mit der Linken einen Schwinger auf das Kinn. Der dicke Irländer fiel seitwärts und blieb zappelnd am Rande des Hanges liegen. Er wollte gerade auf die Füße kommen, hatte aber das Gleichgewicht noch nicht wiedergewonnen, als Berts Faust ihn empfing, und diesmal flog er, alle Viere von sich gestreckt, den Hang hinunter, dessen kurzes trockenes Gras ganz glatt war.
Bert versetzte der Frau einen Stoß, dass sie den verräterischen Hang hinabschoss. Drei Mann tauchten aus dem Gebüsch auf.
Bert war außer sich vor Kampfeifer; seine schwarzen Augen flammten wild, sein dunkles Gesicht war feuerrot von dem nur zu leicht entzündbaren Blut.
»Nur her, ihr Schlappschwänze!« heulte er den Zuletztgekommenen entgegen. »Nur her, ihr elenden Frösche. Lasst uns ein wenig von Gettysburg reden. Wir wollen euch zeigen, dass die Amerikaner noch nicht ausgestorben sind.«
»Halts Maul – wir können keinen Krach gebrauchen, wenn wir die Mädchen bei uns haben«, brummte Billy, der immer noch vor dem Tisch stand. Dann wandte er sich zu den drei Helfern, die etwas verdutzt dastanden, da sie nichts zu helfen fanden.
»Macht nur, dass ihr wegkommt! Wir wollen keinen Skandal. Ihr habt hier nichts zu suchen. Wir schlagen uns nicht – habt ihr mich verstanden?«
Sie bedachten sich immer noch, und wahrscheinlich wäre es Billy geglückt, einen weiteren Kampf zu vermeiden, wenn der Mann, der den Hang hinabgerutscht war, diesen kritischen Augenblick nicht benutzt hätte, um sich mit blutendem Gesicht und wie ein Betrunkener auf Händen und Füßen kriechend zu zeigen.
Zum zweiten Mal langte Bert nach ihm aus und ließ ihn den Hang hinuntersausen. Die drei anderen sprangen mit wildem Geheul auf Billy los, der zuschlug, die Stellung wechselte, sich duckte, wieder schlug und noch einmal die Stellung wechselte, ehe er zum dritten Male schlug. Seine Schläge waren sicher und hart und wurden mit wissenschaftlicher Besonnenheit und voller Wucht ausgeteilt.
Saxon, die zusah, betrachtete seine Augen und erfuhr dadurch allerlei von ihm. Sie fürchtete sich, sah aber dennoch klar, und es fiel ihr auf, dass die ganze Tiefe von Licht und Schatten, die sie zuvor in seinen Augen bemerkt hatte, verschwunden war. Sein Blick war lauter Oberfläche, harte, klare, gleichsam erstarrte Oberfläche, und wäre völlig ausdruckslos gewesen, wenn nicht ein so tödlicher Ernst darin gelegen hätte. In Berts Augen flammte der Wahnsinn; die Augen der Irländer waren wild und ernst und dennoch nicht ganz ernst. Es war ein übermütiger Schimmer in ihnen, als machte die Schlägerei ihnen Spaß. In Billys Augen aber war kein Spaß. Es war, als stände er vor einer Arbeit, die getan werden sollte, und hätte sich vorgenommen, sie gründlich zu tun.
In seinem Gesicht lag dieselbe Ausdruckslosigkeit, und es war, als hätte es nichts mehr gemein mit dem Gesicht, das sie den ganzen Tag gesehen hatte. Das Jungenhafte darin war verschwunden. Dies Gesicht war beinahe unheimlich reif, ewig alt oder ewig jung. Zorn lag nicht darin, auch keine Grausamkeit. Es war gleichsam auf dieselbe harte und kalte Art erstarrt wie die Augen. In ihr tauchte etwas auf, das ihre wunderbare Mutter ihr von den alten Angelsachsen erzählt hatte. Er schien ihr einer dieser Angelsachsen, und blitzartig sah sie vor ihren inneren Augen ein langes dunkles Boot mit einem Steven wie ein Raubvogelschnabel und großen, halbnackten Männern mit Flügelhelmen auf dem Kopfe – und eines dieser Gesichter glich dem seinen. Dies machte sie sich nicht recht klar. Sie fühlte und sah es wie in einem Traum, ohne Gedanken und Reflexionen, und im selben Augenblick atmete sie tief auf, denn der Kampflärm hatte aufgehört. Er hatte nur wenige Sekunden gedauert, Bert tanzte am Rande des glatten Hanges und verhöhnte die Überwundenen, die kraftlos drunten lagen. Aber jetzt übernahm Billy das Kommando.
»Los, Mädels!« befahl er. »Komm zu dir, Bert. Lasst uns gehen. Wir können uns nicht mit einem ganzen Heer schlagen.«
Er leitete den Rückzug, Saxon am Arm, und Bert, der triumphierend lachte, bildete die Nachhut mit Mary, die sehr empört war und vor tauben Ohren protestierte.
»Jetzt ist es bald vorbei«, sagte Billy lachend zu Saxon. »Ich kenne sie. So eine Schlacht macht ihnen den größten Spaß. Und die heutige Prügelei hat dem Fest die Krone aufgesetzt. Was sagte ich? – Seht den Tisch dort.«
Eine Schar zerzauster Männer und Frauen, alle atemlos, drückten sich um den ganzen Tisch die Hände. »Kommt jetzt, lasst