Günter Dönges

Butler Parker Jubiläumsbox 7 – Kriminalroman


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Frau am Heck des Kanus auf.

      Mit einem kraftvollen Griff warf sie das Kanu um.

      Der Mann warf die Arme hoch in die Luft, bevor er ebenfalls im aufspritzenden Wasser landete.

      Die junge Frau tauchte wieder weg, um dann nach langen Sekunden, weit vor den im Wasser herumschlagenden Männern wieder aufzutauchen. Sie kraulte kraftvoll auf die Halbinsel zu, auf der der Butler sich verborgen hielt.

      Die beiden Männer waren keine guten Schwimmer. Sie retteten sich an Land, verloren dadurch sehr viel Zeit, nahmen aber dann die Verfolgung der jungen Frau auf.

      Für sie war das eine einfache Rechnung.

      In die Brandung konnte die flüchtende Frau nicht hineinspringen. Das wäre fast Selbstmord gewesen, zumal ihr als weiterer Fluchtweg dann nur noch die offene See zur Verfügung gestanden hätte. Die Lagune schied ebenfalls aus, denn hinter ihr befand sich wieder die Brandung.

      Nein, die flüchtende Frau konnte nur versuchen, sich irgendwo auf der Landzunge zu verstecken. Und hier mußte man sie finden. Früher oder später...

      Parker hörte die schnellen Schritte der Frau, die bereits auf der Landzunge war. Wenig später sah er sie. Sie trug einen zweiteiligen Badeanzug, der ihr äußerst gut stand, wie Parker sofort anerkennend feststellte.

      Wie ein gehetztes Tier sah sie sich um. Sie wußte, daß ihr Vorsprung nicht besonders groß war.

      Sie kam dicht an Parker vorbei, lief weiter und verschwand hinter Sträuchern und Büschen.

      Parker war ein taktvoller Mensch.

      Er machte sich nicht bemerkbar, was die junge Frau anbetraf. Doch als ihre beiden Verfolger herantrabten, da verzichtete der Butler auf seinen sonst gewohnten Takt und nahm Maß.

      Die beiden Männer sahen keineswegs vertrauenerweckend aus. Sie hatten grobe Gesichter, die jetzt sogar noch vor Wut und Ärger verzerrt waren. Visagen dieser Art kannte Parker. In der Unterwelt von Chikago liefen sie ihm immer wieder über den Weg.

      Sicherheitshalber durfte Parker keine Fragen stellen oder sich auf eine anregende Diskussion einlassen. Er mußte handeln, wenn er der jungen, dunkelhaarigen Frau helfen wollte. Und Parker handelte! Das heißt, er argumentierte mit dem Bambusgriff seines Universal-Regenschirms, der, wie Eingeweihte längst wissen, mit Blei ausgegossen ist.

      Diesen Bambusgriff rotieren lassend, brachte er die beiden Verfolger innerhalb von Bruchteilen von Sekunden von den stämmigen Beinen. Sang- und klanglos ließen sie sich nieder und blieben regungslos auf dem Boden liegen.

      Parker benutzte die Leibriemen der beiden Verfolger, um sie oberflächlich zu fesseln. Dann folgte er ohne Erröten den Spuren der jungen Frau. Er wollte schließlich wissen, mit wem er es zu tun hatte...!

      *

      Darauf brauchte er nicht lange zu warten.

      Parker, immer auf der Spur, kam an einem verkümmerten Strauch vorbei, dem er kaum einen Blick gönnte, weil er einfach zu schütter und zu schäbig war.

      Er hätte es aber besser getan, denn nach einem feinen Scharren, das er gerade noch wahrnahm, sprang ihm eine Wildkatze ins Genick. Der Anprall war derart ungestüm, daß Parker unwillkürlich erst einmal in die Knie ging.

      Anschließend hatte er alle Hände voll zu tun, sich dieser Wildkatze zu erwehren. Die junge Dame, die sich in eine fauchende Katze verwandelt hatte, verwechselte ihn offenbar mit einem der Verfolger. Und da die junge Dame sich im Judo recht gut auskannte, mußte der Butler sich seiner Haut wehren.

      Er bedauerte es im Grunde ungemein, die junge Dame außer Gefecht setzen zu müssen. Er bedauerte es, doch er tat es! Mit einigen geschickten und vielleicht auch ungewollt zu harten Griffen warf er die Last ab und blieb dann betroffen neben der jungen Frau stehen, die regungslos auf dem Boden lag.

      »Sie ahnen nicht, wie peinlich mir dieser bedauerliche Zwischenfall ist«, sagte Parker unwillkürlich und halblaut. Dazu zog er höflich seine schwarze Melone.

      »Und... und mir erst«, erwiderte die junge Frau, die jetzt ohne Übergang die Augen öffnete und ihn überrascht anschaute. »Wer sind Sie denn?«

      »Parker mein Name, Josuah Parker...! Sie haben mich offensichtlich mit Ihren beiden Verfolgern verwechselt.«

      »Und Sie haben Glück, daß Sie jetzt eben gesprochen haben«, gab sie zurück. »Ich wollte Ihnen gerade eine Handvoll Dreck in die Augen werfen.«

      »Sie sind äußerst kriegerisch, Madam!«

      »Und Sie geben mir Rätsel auf. Wo sind die beiden Männer?«

      »Im Augenblick nicht abkömmlich«, gab Parker zurück. »Hoffentlich handelte ich in Ihrem Interesse.«

      »Wo kommen Sie denn her?« wollte sie wissen und richtete sich auf. Sie schien vergessen zu haben, daß sie nur einen Badeanzug trug. Sie bewegte sich mit der Grazie eines jungen Tieres und mit der Selbstverständlichkeit einer Lady.

      »Mein junger Herr und ich erlitten Schiffbruch«, antwortete der Butler. »Ein Boot können wir Ihnen also leider nicht anbieten.«

      »Sind Sie... Sportfischer?« fragte die junge Frau aufmerksam.

      »In der Tat... Barracudas standen heute auf unserer Liste, wie mein junger Herr sich auszudrücken beliebte. Leider, wie schon gesagt, kam es zu einem Schiffbruch.«

      »Hier in der Gegend wird aber kaum gefischt«, meinte die Dunkelhaarige. »Die Gewässer sind haifischverseucht.«

      »Ich verstehe, deswegen sind Sie aber hier, nicht wahr?«

      »Wir müssen weg«, gab sie energisch zurück. »Außer den beiden Männern sind noch andere auf der Insel.«

      »Und alle gemeinsam verfolgen Sie, nicht wahr?«

      »Das erzähle ich Ihnen später«, sagte sie ungeduldig. »Wollen Sie mir helfen? Wo steckt eigentlich Ihr junger Herr, von dem Sie sprechen?«

      »Mr. Rander hat sich etwas zur Ruhe niedergelegt. Wir könnten ihn gemeinsam auf wecken...!«

      Sie warf Parker einen schnell abschätzenden und forschenden Blick zu. Sie war und blieb mißtrauisch.

      »Kommen Sie«, sagte sie dann. Aber wenn Sie mich reinlegen wollen, dann werden Sie eine böse Überraschung erleben...!«

      *

      Mike Rander trat winkend hinter einem Strauch hervor. Er schien seinen Butler und die junge Frau die ganze Zeit über beobachtet zu haben. Lächelnd kam er näher.

      »Hallo«, meinte er zu der jungen Frau, »hier scheint sich einiges zu tun.«

      Josuah Parker berichtete in wohlgesetzten Worten, was sich zugetragen hatte. Als er schloß, sah er seinen jungen Herrn abwartend an.

      »Wird man die beiden Männer nicht vermissen?« fragte Rander, sich an die Frau wendend.

      »Vorerst nicht«, erwiderte sie in ihrer kühlen, energischen Art.

      »Und wenn man es merkt?« fragte Rander weiter.

      »Dann können wir uns auf etwas gefaßt machen«, gab sie zurück. »Sie sind hier wirklich gestrandet?«

      »Genau wie mein Butler es gesagt hat«, erwiderte Rander. »Es paßt Ihnen nicht, daß wir hier sind, oder?«

      »Ich bin zumindest überrascht«, gab sie zurück.

      »Haben Sie eine Ahnung, wie wir von der Insel wieder runterkommen?« erkundigte sich der Anwalt. »Oder sollte man sich vielleicht mit den beiden Männern in Verbindung setzen?«

      »An Ihrer Stelle ließe ich die Finger davon«, sagte sie warnend. »Sie würden wenig Freude daran haben.«

      »Na schön, bleiben wir also hier auf der Landzunge und warten wir, bis man uns aufspürt.«

      Sie sah Rander und Parker nachdenklich an und schien mit einem Entschluß zu kämpfen.

      »Wenn