Russell Blake

DER SMARAGD-BUDDHA (Drake Ramsey 2)


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      »Ich komme zur Sache. Wir haben ein Problem, bei dem wir Ihre Hilfe brauchen. Kommen Sie doch herein, damit wir darüber reden können.«

      »Mir gefällt es hier draußen besser, wenn es Ihnen nichts ausmacht«, antwortete Drake.

      »Ramsey, tun Sie uns einen Gefallen und regen Sie sich ab, okay?«, knurrte Ross. »Kommen Sie rein, nehmen Sie sich eine Limo oder was auch immer und hören Sie uns an. Dann gehen wir. Sie sind zu nichts verpflichtet.«

      Drakes rechte Augenbraue hob sich. »Ich bin zu nichts verpflichtet?«

      »Das haben Sie richtig gehört«, bestätigte Collins.

      Drake seufzte, zog sich sein Neopren-Oberteil ab und drapierte es auf dem Geländer der Terrasse. »Dann fassen Sie sich kurz. Ich muss meine Sachen sauber machen.«

      Drake betrat das Wohnzimmer nur in seinen Surfershorts bekleidet. Er warf kurz einen abwägenden Blick auf das Sofa, zuckte dann mit den Schultern und setzte sich, obwohl er die weißen Polster damit ordentlich durchnässte. Collins nahm in einem Sessel Platz, während Ross neben dem Esstisch stehen blieb.

      Dann räusperte sich Collins. »Wir könnten Ihre Hilfe gebrauchen. Wir haben eine schwierige Situation und brauchen jemanden von Ihrem Format.«

      »Von meinem … Format?«

      »Genau. Sie sind ein berühmter Schatzsucher. Dadurch kommen Sie an Orte, die für unsere Agenten tabu sind.«

      »Ihre Agenten«, plapperte Drake verwundert nach.

      Collins nickte. »Vor zwei Tagen ist eine Privatmaschine irgendwo im Grenzgebiet von Laos und Myanmar abgestürzt. Die Thais hatten sie auf ihrem Radar, bis sie verschwunden ist. Es gab zu der Zeit ein Unwetter in dem Gebiet und wir befürchten das Schlimmste.«

      »Das tut mir leid«, sagte Drake mit verwirrtem Gesichtsausdruck, »Aber was hat das mit mir zu tun?«

      »In dem Flugzeug saß eine Frau namens Christine Whitfield. Sie ist die Tochter des Senators Arthur Whitfield. Vielleicht haben Sie von ihm gehört?«

      Drake schüttelte den Kopf. »Ich interessiere mich nicht besonders für Politik.«

      »Er ist der Kopf hinter vielen neuen Gesetzen und manche behaupten, er hätte ebenso viel Einfluss wie der Präsident«, sagte Ross.

      Collins seufzte. »Der Senator ist sehr aufgebracht über das Verschwinden seiner Tochter, Drake. Er hat angefangen, Fäden zu ziehen. Eine Menge Fäden. Und einer dieser Fäden führte zum Chef unserer Organisation, der mit ihm befreundet ist. Der hat versprochen, ihm zu helfen. Und hier kommen Sie ins Spiel.«

      »Ich verstehe es immer noch nicht.«

      »Sie müssen sofort eine Expedition in das Gebiet zusammenstellen. Wir besorgen Ihnen die nötigen Genehmigungen, aber wir brauchen jemand Bekannten, um nach ihr zu suchen. Sonst bekommen wir niemals die Erlaubnis von den beteiligten Ländern.«

      »Warum nicht? Ich dachte, Ihr Jungs regiert die ganze Welt?«

      Collins lächelte zum ersten Mal, was einen beunruhigenden Effekt hatte. »Ich fürchte, auf Youtube werden unsere Möglichkeiten übertrieben. Wir sind vielleicht in der Lage, Aliens zu verstecken und eine neue Weltordnung zu planen, aber wir bekommen von der laotischen Regierung keine Erlaubnis, in ihrem Staatsgebiet herumzuschnüffeln. Die sind immer noch ein bisschen empfindlich wegen ein paar unschönen Vorkommnissen während des Vietnamkriegs.«

      »Und vergessen Sie nicht Myanmar. Die hassen uns mehr als Iran und Nordkorea zusammen«, fügte Ross hinzu.

      »Aber mich würden sie in ihrem Dschungel herumturnen lassen? Warum noch mal?«

      »Verdammt, Drake, Sie sind berühmt! Im Moment sind Sie quasi weltbekannt! Natürlich würde man Sie nicht nach einem Flugzeug suchen lassen … weswegen Sie das auch nicht tun werden.«

      »Wonach suche ich denn dann? Also, gesetzt den Fall, dass ich Interesse hätte?«, fragte Drake neugierig.

      »Haben Sie jemals von dem Smaragd-Buddha des Khmer-Imperiums gehört?«, fragte Collins, wobei sich seine grauen Augen in die von Drake bohrten. Der schüttelte den Kopf.

      »Dann googeln Sie das. Als die Thais in das Gebiet eingefallen sind, das heute Kambodscha ist, haben die Khmer den Legenden zufolge ihren größten Schatz außer Landes geschafft. Wir haben Grund zu der Annahme, dass er sich in der Nähe der Grenze zwischen Laos und Myanmar befindet, wo auch das Flugzeug zum letzten Mal beobachtet wurde.«

      »Die Khmer? Wer genau sind die Khmer? Ich habe nur mal den Begriff der Roten Khmer gehört.«

      »Die haben den Namen von ihren Vorfahren übernommen. Diese Khmer waren einst das mächtigste Reich in der Region. Sie haben außergewöhnliche Tempel gebaut und sind heute noch berühmt für ihre fortschrittliche Zivilisation. Im Mittelalter waren sie quasi eine Supermacht und Angkor Wat ist die bekannteste ihrer Tempelanlagen. Sie haben für Jahrhunderte geherrscht, bis Thailand ihnen im fünfzehnten Jahrhundert die Butter vom Brot genommen hat.«

      Drakes Augen verengten sich. »Woher wissen Sie, wo der Schatz ist?«

      »Um ehrlich zu sein wissen wir es nicht ganz genau. Aber wir haben Grund zu der Annahme, das Gebiet einengen zu können.«

      »Verstehe. Die Frage ist nur, wie?«

      »Wenn Sie uns helfen, bekommen Sie ein Briefing mit streng geheimen Daten. Darunter befindet sich ein Interview mit einem Guerilla-Kommandanten, der im Vietnamkrieg gefangen genommen wurde. Er hatte sehr wertvolle Informationen, die einen begabten Schatzsucher wie Sie bestimmt zu dem versteckten Tempel führen werden, wo der Schatz versteckt ist.«

      Drake schnaubte. »Denken Sie sich das gerade aus?«

      Collins stand auf. »Mister Ramsey, wir haben nicht viel Zeit. Wie gesagt, es sind bereits achtundvierzig Stunden vergangen, seit das Flugzeug verschwunden ist. Whitfield ist verzweifelt, er braucht Antworten. Und falls irgendeine Chance besteht, dass seine Tochter noch lebt … nun ja, so oder so würden Sie Ihrem Land, meinem Chef und dem Senator einen riesigen Gefallen tun, den niemand vergessen wird. Es kann nie schaden, bei Menschen dieses Kalibers etwas gut zu haben.«

      Drake dachte darüber nach. »Wie viel Zeit habe ich, um mich zu entscheiden?«

      »Am besten wäre jetzt sofort.«

      Drake schüttelte den Kopf. »Das geht nicht. Ich muss erst darüber nachdenken.«

      »Dann denken Sie!«, bellte Ross.

      »Mister Ramsey, die Sache ist ganz einfach«, sagte Collins mit besonnener Stimme. »Sie fliegen nach Thailand. Dort machen Sie eine Expedition in Begleitung von wem auch immer Sie wollen, sowie einem unserer Leute. Vielleicht finden Sie dort einen Schatz, der beweist, dass Paititi nicht nur ein Glückstreffer war. Gleichzeitig halten Sie Ihre Augen nach einem Flugzeug offen. Indem Sie dies tun, verdienen Sie sich den Dank einiger der mächtigsten Menschen in unserem Land. Das sind doch alles nur Vorteile!« Collins wartete kurz, um Drakes Reaktion einschätzen zu können. »Selbst wenn Ihnen das alles nichts bedeutet, denken Sie doch mal an die junge Frau! Wenn Sie noch lebt, ganz allein im Dschungel, dann wird das nicht sehr lange so bleiben. Sie sind der entscheidende Faktor in der Frage, ob sie überlebt oder stirbt. Sagen Sie mir bitte, Mister Ramsey, was haben Sie diese Woche noch vor, das wichtiger ist, als möglicherweise das Leben einer jungen Dame zu retten und gleichzeitig einen legendären Schatz zu heben?«

      Drake leckte etwas verkrustetes Meersalz von seinen Lippen. »Ich muss das mit meinem Team besprechen.«

      »Sie müssen morgen in der Luft sein. Wir müssen in der Zwischenzeit die behördliche Seite regeln und Ihnen die nötigen Genehmigungen besorgen.«

      »Das ist eventuell zu knapp. Lassen Sie mich ein paar Anrufe machen und es herausfinden.« Drake stand auf. »Falls ich es überhaupt mache – gewähren Sie mir bitte zuerst etwas Spielraum, um mich zu entscheiden.«

      »Ich hätte gern jetzt eine Antwort.«

      »Ich