Simon Reynolds

Retromania


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Nick Heyward durch Großbritannien und begeistert in sieben Stadien 60.000 Menschen ››››››› Februar 2002: Spring Term, eine Compilation als Nebenprodukt des 70er-80er-Nostalgie-Clubs School-Disco erreicht in UK Platz Eins der Charts ››››››› April 2002: 24 Hour Party People erscheint, eine Art »kollektives Biopic«, das sich dem Factory-Records-Chef Tony Wilson widmet, aber auch Joy Division, Martin Hannett, den Happy Mondays und der Hacienda ››››››› Mai 2002: Die Mashup-Mode zieht in den Mainstream ein, als »Freak Like Me« von den Sugababes Nummer Eins in den Charts wird – »ihr« Cover von Richard X aka Girls On Tops »We Don’t Give a Damn About Our Friends« ist ein Mashup aus Gary Numans »Are ›Friends‹ Electric?« und Adina Howards »Freak Like Me« ››››››› Juli 2002: Das School-Disco-Nostalgie-Festival School Fields in Clapham Common zieht 40.000 Menschen an, von denen viele für Schuluniformen typische Krawatten und Faltenröcke tragen ››››››› März 2003: File Under Sacred Music, ein Event im ICA in London ist das Reenactment eines Cramps-Konzert von 1978 im Napa State Mental Institute in Kalifornien durch die jungen britischen Künstler Iain Forsyth und Jane Pollard ››››››› März 2003: Menlove Avenue 251 in Liverpool, wo John Lennon als Kind wohnte, wird für die Öffentlichkeit geöffnet, nachdem es, von Yoko Ono erworben und dem National Trust gestiftet, sorgfältig im Stil der 50er restauriert worden war ››››››› November 2003: Let It Be … Naked, eine Version des letzten Beatles-Albums ohne die von Phil Spector orchestrierten Overdubs und Verzierungen erscheint ››››››› Dezember 2003: The Doors Of The 21st Century – Ray Manzarek und Robbie Krieger plus Ian Astbury von The Cult als Jim-Morrison-Ersatz – spielen in Wembley, der Höhepunkt einer ganzjährigen Tour des Legendenausbeutens. Der Doors-Schlagzeuger John Densmore und die Erben Morrisons sind davon nicht begeistert und erwirken schließlich eine gerichtliche Verfügung gegen die Verwendung des Namens The Doors ››››››› Frühling bis Sommer 2004: The Pixies finden sich für eine Tour durch die USA, Europa, Brasilien und Japan zusammen, eine emotional sehr angespannte Reunion, wie die Doku loudQUIETloud zeigt ››››››› September 2004: Brian Wilson veröffentlicht SMiLE, seinen Versuch (zusammen mit Van Dyke Parks), das legendäre, seit 1966 unvollendete Beach-Boys-Album Smile zu vollenden ››››››› Oktober 2004: Chronicles, Volume 1, der erste Teil von Bob Dylans Memoiren erscheint und wird mit großer Begeisterung aufgenommen ››››››› Februar bis November 2005: Die Reunion-Tour von Mötley Crüe bringt fast 40 Millionen Dollar ein und ist damit die elfterfolgreichste US-Tour des Jahres ››››››› März 2005: Queen brechen zu einer enormen Welttournee auf, der verstorbene Frontmann Freddie Mercury wird von Paul Rodgers von Free/Bad Company ersetzt ››››››› Juli 2005: No Direction Home: Bob Dylan, Martin Scorseses zweiteilige Miniserie über Dylan in den 60ern ist ein weltweites Ereignis ››››››› August–September 2005: Bei der ersten »Don’t Look Back«-Reihe, bei der klassische Alben originalgetreu wiederaufgeführt werden, spielten The Stooges Funhouse, Gang of Four Entertainment! und Dinosaur Jr You’re Living All Over Me ››››››› Oktober 2005: Cream spielen drei Konzerte im Madison Square Garden und verdienen damit 10,6 Millionen Dollar ››››››› Dezember 2005: Coldplay veröffentlichen die Single »Talk«, bei der sie die Akkordfolge von Kraftwerks »Computer Love« mit der Erlaubnis und dem Segen der deutschen Synthie-Pioniere verwenden ››››››› Januar 2006: Rock of Ages, ein Musical, das sich zu 80er-Sunset-Strip-Hair-Metal verhält wie Grease zu 50er-Rock’n’Roll und Mama Mia! zu ABBA, feiert seine Premiere im The Vanguard in Los Angeles. MTV-Hits von Journey, Bon Jovi, Twisted Sister, Poison, Whitesnake etc. sind der Soundtrack zur Story: »Ein legendärer Hollywood-Rockclub, der in der Hand gieriger Geschäftsleute seinem Ende entgegenblickt.« Von der LA Times als »eine Explosion von Retro-Adrenalin« gefeiert, zieht das Musical weiter, um im Flamingo Hotel & Casino in Vegas und dann am Broadway zu Tode gespielt zu werden ››››››› März 2006: Nachdem sie sich bereits wiedervereinigt hatten, um Konzerte zu spielen, veröffentlichen die noch lebenden Mitglieder des Original-Line-ups der Stooges ihr erstes Album seit über 20 Jahren, The Weirdness ››››››› März 2006: VH1 Classic sponsort eine gemeinsame Tour von Blondie und The New Cars (bei denen Todd Rundgren als Ersatz für den widerspenstigen Ric Ocasek singt). Die aktuelle Greatest-Hits-Sammlung von Blondie wird mit der Single »Rapture Riders« beworben, ein Mashup aus ihrem Disco-Rap-Hit »Rapture« und »Riders on the Storm« von The Doors. ››››››› Juni 2006: Das Beatles-Extravaganza-Musical Love des Cirque du Soleil startet in Las Vegas ››››››› Juli 2006: VH1 Classis strahlt eine Dokumentation über Platinum Weird aus, eine legendäre Soft-Rock-Band, die den Weg für Fleetwood Mac ebneten. In der Doku treten Mick Jagger, Elton John und Ringo Starr auf, aber die Band ist fiktiv, eine Erfindung von Dave »Eurythmics« Stewart und Kara DioGuardis, die bereits vorab Fake-Fanseiten ins Netz gestellt hatten. Das Album Make Believe, zehn Aufnahmen »von 1974« wird im Herbst veröffentlicht ››››››› August 2006: MTV feiert sein fünfundzwanzigjähriges Bestehen mit der kompletten Ausstrahlung der ersten 24 Stunden Sendezeit vom 1. August 1981 ››››››› September 2006: Elton John und Bernie Taupin veröffentlichen ein Sequel zu ihrem semi-autobiografischen Konzept-Album Captain Fantastic & the Brown Dirt Cowboy von 1975 mit dem Titel The Captain & the Kid, obwohl der Titeltrack die Warnung enthält: »And you can’t go back, and if you try it fails«. Die Verkaufszahlen sind beinahe doppelt so hoch wie des direkten Vorgängers, dem 2004er Album Peachtree Road, das Elton John als eines seiner »wahrscheinlich am schlechtesten verkauften Alben aller Zeiten« bezeichnet ››››››› November 2006: Love, eine Sammlung geremixter und vermischter Beatles-Klassiker, bearbeitet von George Martin und seinem Sohn Giles als Soundtrack für das gleichnamige Musical des Cirque du Soleil steigt auf Platz Vier der Billboard- und Platz Drei der UK-Charts ein ››››››› Winter 2006: Lou Reed spielt sein klassisches Berlin-Album zum ersten Mal in Gänze live; Martin Stephenson and the Daintees spielen ihren »Klassiker« Boat to Bolivia ebenfalls zum ersten Mal in Gänze ››››››› 2006/2007/2008: Nachdem sie sich bereits einmal für die Filthy-Lucre-Tour 1996 wiedervereinigt hatten, spielen die Sex Pistols noch einmal fünf Konzerte in Großbritannien und mehrere auf europäischen Festivals ››››››› Februar 2007: Die junge britische Künstlerin Jo Mitchell bringt ein Reenactment des Concerto for Voice and Machinery auf die Bühne des Londoner ICA, das 1984 im selben Haus in einen Aufruhr mündete und bei dem Mitglieder der Einstürzenden Neubauten aktiv beteiligt waren ››››››› März 2007: Die Retro-Rap-Gruppe The Cool Kids veröffentlichen ihre Debüt-EP Totally Flossed Out. Ihr großer Hit »88« ist eine Hymne auf das Wunder-Jahr des Hip Hop – und zugleich das Geburtsjahr des Jüngeren des Duos, Mikey Rocks. Die New York Times enthüllt, dass sie Teil einer Back-to-the-golden-age-of-rap-LoFi-Bewegung sind, zusammen mit Kidz in the Hall und The Knux, deren Krispy Kream sagt: »Wir nahmen die Songs in der schlechtest möglichen Qualität auf, sodass man dabei ein bestimmtes Gefühl hat, wie bei einer alten Hip-Hop-Platte von 1990 oder so.« ››››››› April 2007: Rage Against the Machine wiedervereinigen sich, um am letzten Abend des Coachella Valley Music and Arts Festival in California als Headliner zu spielen ››››››› April 2007: Die 25-Jahre Jubiläumstour von Theatre of Hate’s Westworld ››››››› Paul McCartney veröffentlicht sein 25. Album, Memory Almost Full, voller elegischer Songs wie »Ever Present Past«, »Vintage Clothes«, »That Was Me« und »The End of the End«. »Alles, was man hat, ist die Vergangenheit«, meint er in einem Interview. ›››››››