ein paar dieser Bravos umgeben.«
John Gallagher veränderte seine Haltung und beugte sich vor.
»Reden wir also offen, Mendoza: Sie haben mit diesem Villegas noch eine Rechnung zu begleichen und wollen das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden, indem Sie sich den Schatz holen.«
Der Mexikaner zog an seiner Zigarre.
»So könnte man es ausdrücken, Señor. Vielleicht wird es Ihnen begreiflicher, wenn ich sage, daß dieser Schuft für die Ausrottung meiner Familie und die Beschlagnahmung unseres Vermögens verantwortlich ist.«
»Das hätte ich auch ohne diese Einzelheiten verstanden«, erwiderte Gallagher lakonisch. »Millionenbeträge sprechen ihre eigene Sprache und bedürften keiner Rechtfertigung. Sie wissen also, wo Antonio Villegas sich aufhält und wo der Schatz versteckt ist?«
»Darauf wollte ich gerade zu sprechen kommen«, antwortete Don Ramon de Mendoza. »Die Wintermonate verbringt Villegas in der Provinzhauptstadt Hermosillo. Während der heißen Jahreszeit hingegen hält er sich im Palacio Pinacate auf. Das ist das Jagdschloß in den Bergen, am Rande des großen Plateaus und dicht bei den Ausläufern der Gila Desert. In einem Gewölbe des Palacio befindet sich auch der Schatz – zwei große Truhen mit Gold und Juwelen.«
»Woher wissen Sie das?«
Mendoza lächelte hintergründig.
»Warum glauben Sie, kann ich mich illegal in diesem Land aufhalten, Gallagher? Es gibt genug Leute, für die ich noch heute der Patron bin und die mit den heutigen Zuständen nicht einverstanden sind. Und es gibt andere, die Villegas ebenso hassen wie ich.«
»Wieso brauchen Sie dann eine Revolvermannschaft von Amerikanern?«
»Ist das so schwer zu verstehen? Es müssen Leute, die nach dem Unternehmen über die Grenze verschwinden können.«
»Sie wollen den Schatz in die Staaten bringen?«
»Ich habe nur von den Leuten geredet, Señor. Ich selbst werde mit dem Schatz eine andere Richtung einschlagen – zum Golf von Kalifornien, der vom Palacio Pinacate aus in zwei Tagesritten zu erreichen ist. Es gibt dort ein unscheinbares Fischerdorf, Puerto Tiburon, wo ein Segelschoner auf mich wartet.«
Eine Weile rauchte John Gallagher schweigend. Dann nickte er und sagte: »Sie scheinen wirklich an alles gedacht zu haben, Mendoza. Aber wenn Ihre Revolvermannschaft höchstens zwanzig Mann stark sein soll, wozu brauchen Sie dann noch vierundachtzig Pferde?«
»Eine Vorsichtsmaßnahme«, entgegnete der Kreole achselzuckend. »Man darf bei der Planung eines solchen Unternehmens nicht kleinlich sein. Wir haben es nicht nur mit Villegas’ Leibwache, sondern möglicherweise auch mit Regierungstruppen zu tun; mit Lanzenreitern aus der Garnision Caborca. Natürlich bin ich daran interessiert, daß die Americanos nach der Aktion heil wieder über die Grenze kommen. Das aber wird im Falle einer Verfolgung davon abhängen, ob sie frische Pferde zur Verfügung haben. Etwa
fünfunddreißig Meilen nördlich des Palacio Pinacate liegt der Bosque Grand, ein zerklüftetes Felsengelände mit Wasserlöchern. Dort werde ich einen Teil der Remuda verstecken, damit Sie und die anderen Männer frische Pferde vorfinden und nötigenfalls die Flucht gleich fortsetzen können. Auf diese Weise haben die Verfolger dann keine Chance. Selbstverständlich brauche ich zwei oder drei Pferdewechsel für mich und ein paar Begleiter auf der Strecke nach Puerto Tuburon. Wenn der Plan reibungslos ablaufen soll, dann bedarf es einer sorgfältigen Vorbereitung, nicht wahr? Und ich garantiere Ihnen: Sie werden nichts auszusetzen finden.«
Diesmal ließ John Gallagher fast eine Minute verstreichen, trank noch einmal von dem Sherry und beschäftigte sich scheinbar mit den beiden Gemälden an der Wand, ehe er mit belegter Stimme erwiderte: »Und was bringt Sie auf die Idee, daß Sie in mir den richtigen Mann für die Anwerbung haben, Mendoza? Sie sprachen von einem kleinen Risiko; aber wenn ich’s mir recht überlege, dann ist die Chance ziemlich groß, bei Ihrem Unternehmen eine Kugel in den Schädel zu bekommen.«
»Entsprechend ist auch die Bezahlung«, erwiderte der Kreole selbstsicher. »Zweitausend Dollar sind auch für die angeworbenen Pistoleros eine Menge Geld. Diesen Betrag werden die Burschen auch dann bekommen, wenn unsere Aktion erfolglos bleiben sollte. Ich denke, das wird sogar die hartnäckigsten unter ihnen überzeugen. Und was nun Sie persönlich betrifft, Gallagher, so weiß ich durch Jesse
Szabo ziemlich genau über Sie Bescheid. Das Wasser steht Ihnen bis zum Hals.«
John Gallgher preßte die Lippen zusammen. »Und wenn schon«, stieß er scharf hervor. »Wir haben beim Aufbau der Pferderanch in Yucca Canyon hart gearbeitet und mußten viele Schwierigkeiten überwinden. Aber jetzt habe ich genug Geld, um all meine Schulden zu begleichen und...«
»Nur wird Ihnen dann nicht mehr viel übrigbleiben«, fiel ihm Mendoza mit unverhülltem Zynismus ins Wort. »Und ich glaube nicht, daß es Ihnen Freude machen würde, wieder ein paar Jahre zu schuften und dabei erneut in Schulden zu geraten. Zudem haben Sie eine junge sehr hübsche und anspruchsvolle Frau, Gallagher.«
»Lassen Sie Fay aus dem Spiel.«
»Warum?« Ramon de Mendoza zog die Brauen in die Höhe. »Bei der Beurteilung eines Mannes spielt seine Frau immer eine wesentliche Rolle. Und Ihre Frau verspürt bestimmt wenig Lust, ihr Leben in der staubigen Einöde von Yucca Canyon zu verbringen.«
»Und woher wollen Sie das wissen?« schnaubte John Gallagher mit gekünstelter Ironie. Doch der Versuch, auch seinerseits überlegene Selbstsicherheit an den Tag zu legen, prallte wirkungslos an der lächelnden Fassade seines Gegenübers ab.
»Das kann ich Ihnen ganz genau erklären, Señor«, murmelte Mendoza. »Kurz nachdem Sie mit Jesse Szabo den Verkauf Ihrer Pferde perfekt gemacht hatten, fuhr Ihre Frau bereits in die Stadt. Auch wenn Sie es noch nicht wissen sollten – sie hat sich dort auf Kredit zwei neue Kleider gekauft und dabei sehr herablassend geäußert, daß sie demnächst mit Ihnen eine mehrmonatige Reise nach Kalifornien unternehmen würde. Möglicherweise würden Sie sogar die Pferderanch in Yucca Canyon veräußern und sich ganz in San Franzisco niederlassen. Demnach scheint also Mrs. Gallagher sehr große Hoffnungen auf den finanziellen Erfolg Ihres Pferdegeschäftes zu setzen, und es würde mich nicht wundern, wenn sie sich über den Umfang Ihrer augenblicklichen Schulden keineswegs im klaren wäre. Ich bin sicher, daß Sie unter diesen Umständen jede Gelegenheit ergreifen werden, um die Hoffnungen Ihrer hübschen Frau nicht zu enttäuschen. Habe ich recht?«
»Also gut«, murmelte er tonlos. »Ich werde mit Kirk Verbindung aufnehmen und versuchen, möglichst bald eine Revolvermannschaft für Sie auf die Beine zu stellen.«
Mendoza nickte zufrieden.
»So hatte ich es mir auch vorgestellt, Amigo. Um Ihnen die Aufgabe schmackhaft zu machen, werde ich Ihnen für jeden angeworbenen Pistolero eine Prämie von hundert Dollar zahlen. Sobald Sie die Mannschaft beisammen haben, reiten Sie mit den Männern nach Camp Penasco. Dort warten bereits einige Männer auf diese Verstärkung. Wir werden unterdessen alle Vorbereitungen treffen, damit wir gleich nach Ihrem Eintreffen ans Werk gehen können.« Er erhob sich, zupfte an dem Spitzeneinsatz seines Seidenhemdes und fügte dann hinzu: »Allerdings muß ich Ihnen eine Warnung mit auf den Weg geben. Majadero bringt Sie wieder nach Tina Springs und wird bei Ihnen bleiben, bis auch Ihre Leute aus Campo Penasco wieder dort eintreffen. Nehmen Sie sich in acht, wenn Sie nach Norden aufbrechen, Gallagher. Sie haben jetzt ein Vermögen in der Tasche. Es gibt keine Sicherheit in diesem Land, erst recht nicht für Gringos. Man weiß in San Ysidro, daß Sie zur Hazienda geritten sind, und es existieren in der Umgebung einige Bandoleros, die sehr gern erfahren würden, was Sie hier zu suchen hatten.«
*
Zachary und Jethro trafen kurz vor Anbruch der Morgendämmerung bei den Tina Springs ein und zeigten sich erleichtert, als sie Gallagher und den stummen Mexikaner dort bereits vorfanden. Sobald Majadero dann davongeritten war, wußten sie zu berichten, daß die Ablieferung der Pferde reibungslos vonstatten gegangen war.
»Dieses Campo Penasco besteht nur aus ein paar alten Adobehütten«, sagte Zachary. »Es ist ein felsiger Einschnitt