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Die großen Western Staffel 5


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Augenblicke später flammte ein Zündholz auf. Es war Obadja Sterling, der es angerissen hatte. Der Schimmer beschränkte sich auf einen kleinen Umkreis, aber er brach sich glitzernd in den Facetten des zertrümmerten Kronleuchters. Der bärtige Revolvermann bückte sich und hatte plötzlich eine Kerze in der Hand, von denen noch eine ganze Menge zwischen den Scherben herumlag.

      Argwöhnisch und mit schußbereiten Waffen sahen sich die Hartgesottenen um. Doch es gab keinen Gegner mehr, den man hätte bekämpfen müssen. Clayton Gunn kam hinter seiner Säule hervor, stieß einen seiner Colts ins Futteral und hob ebenfalls eine Kerze auf. Er entzündete sie an der anderen, die Obadja Sterling hielt, und befestigte sie mit ein paar Tropfen Wachs auf dem Ende des marmornen Treppengeländers.

      »Also noch einer«, knurrte er rauh, als er mit einem langen Schritt über einen Toten hinwegtrat. Es war One-Eyed-Cole. Er lag auf dem Rücken.

      Wie sich wenig später herausstellte, fehlte auch aus Mendozas Gruppe ein Mann, der stumme Majadero. Die ursprünglich über zwanzigköpfige Desperado-Mannschaft war auf weniger als die Hälfte zusammengeschmolzen. Aber sie hatten gesiegt, und nichts trennte sie mehr von dem Gewölbe unter dem Palacio, in dem sich nach Mendozas Informationen der von Villegas zusammengeraubte Schatz befinden mußte.

      Noch mehr Kerzen wurden angezündet. Ramon de Mendoza stand vor einem überlebenden Mann der Palastwache und hielt ihm eine der Patronen aus seinem Gürtel vor das Gesicht, ehe er fortfuhr, seinen Revolver nachzuladen. Er redete dabei auf den Uniformierten ein und sprach Spanisch, aber der drohende, zynische Klang seiner Stimme machte allen anderen klar, was er von seinem Opfer verlangte.

      Das Gesicht des Mannes war grau vor Furcht und verzerrte sich im Schein der Kerze, die von Calvaro gehalten wurde, als Mendoza seine Waffe auf ihn richtete und den Hahn spannte. Mit zitternder Hand deutete der Leibwächter von Antonio Villegas auf eine Tür im hintersten Winkel unter der Treppe. Mendoza zog ihn an der Schulter herum und stieß ihn mit der Revolvermündung voran. Aber ehe sie die Tür erreichten, wandte er sich noch einmal um und sagte: »Es stecken immer noch ein paar von diesen Kanaillen im Torhaus, und auch oben könnten sich noch welche befinden. Ein paar Mann müsen also hierbleiben, um uns den Rücken zu decken.«

      »Ich«, sagte John Gallagher und erschrak über den fremden, mutlosen Klang seiner eigenen Stimme. »Ich bleibe mit Jethro hier.«

      Der Hidalgo nickte befriedigt. »Das ist in Ordnung, Gallagher. Aber geben Sie uns die Satteltaschen mit. Es könnte sein, daß wir noch eine von den Ladungen brauchen. Sie haben doch noch welche übriggelassen?«

      Es war Kirk Gallagher, der zu seinem Bruder kam und die Satteltaschen übernahm. Er und Clayton Gunn drängten sich unmittelbar hinter Mendoza und dem Mestizen die Kellertreppe hinab, die gleich hinter der Treppe zu beginnen schien. Dahinter folgten die anderen, Al Canary, Jimenez und Pablo Robles. Letzterer trug ein merkwürdiges Bündel unter dem Arm, anscheinend waren es zusammengerollte Lederbeutel oder geschmeidige Satteltaschen. Außer John Gallagher und dem Neger blieb nur Duff Yarnell in der Halle zurück. Er hockte auf der untersten Treppenstufe und umwickelte knurrend seinen Schenkel mit einer blauen Schärpe, die er einem der Toten abgenommen hatte.

      John Gallagher lud seine Colts nach und kehrte an das zertrümmerte Portal zurück. Unter jedem Schritt knirschten die Glasscherben am Boden.

      Er hatte sich frische Luft gewünscht, aber der beißende Pulvergeruch war in der Nähe des Palasteinganges womöglich noch stärker, was man sich mit der Pulverexplosion leicht erklären konnte. So ging Gallagher nach draußen und spähte vorsichtig die Vorderfront entlang. Sie hatten noch immer mit jenem Teil der Palastwache zu rechnen, der sich vorn im Torhaus befand. Es konnte sich dabei nochmals um fünf oder sechs Mexikaner handeln. Doch ihnen schien die Lust an weiterem Kampf vergangen zu sein, denn alles blieb still, auch als Gallagher ein Stück die Auffahrt hinabging.

      Nach kurzer Zeit erklangen Schritte. Gallagher wandte sich um und sah Jethro aus dem verwüsteten Portal kommen.

      Beide hörten deutlich Hufgetrappel. Es mußte von zwei Pferden herrühren, die schonungslos angetrieben wurden. Wahrscheinlich suchten zwei Männer aus dem Torhaus das Weite, um die Garnison in Caborca zu alarmieren.

      »Jetzt holen sie uns die Lanzenreiter auf den Hals«, sprach Jethro auch Gallaghers Vermutung aus. »Wenn Mendoza sich nicht beeilt, dann kann es doch noch einmal rauh werden.«

      Als habe er damit ein Stichwort gegeben, erzitterte im gleichen Augenblick der Boden unter dem dumpfen Grollen einer Explosion, die tief im Gewölbe des Palacio stattfand. Aus der Halle hörte man ein befriedigtes Krächzen Duff Yarnells. Auch er schien aus dem Krachen den Schluß zu ziehen, daß sich die Desperados mit dieser Sprengung endgültig Zugang zu dem legendären Schatz verschafft hatten. Und damit hatte er recht.

      Ramon de Mendoza und die anderen preßten sich zu diesem Zeitpunkt hinter einer Ecke des Gewölbeganges gegen die Wand und husteten sich die Seele aus dem Leib. Die Druckwelle der Detonation hatte ihre Kerzen ausgelöscht, doch hatte sich inzwischen eine Laterne mit einem Windglas gefunden, die indes mit ihrem Schimmer kaum die erstickende Staubwolke durchdrinen konnte, die sich den Gang entlangwälzte. Es dauerte fast eine Minute, bis sich Pulverqualm und Staub weit genug verzogen hatten, daß sie wieder vorwärtstappen konnten.

      Sie fanden die eisenbeschlagene Tür aus den Angeln gerissen. Noch immer schob Mendoza den schlotternden Palastwächter vor sich her. Er ließ den Hahn seines Revolvers erst einrasten, als er in dem kleinen Kellergewölbe die beiden Truhen entdeckte. »Aufmachen!« befahl er mit schriller Stimme, und in seinen Augen zeigte sich ein gieriges Funkeln.

      Mehr und mehr lichtete sich der Staub. Zwei oder drei Kerzen wurden erneut angezündet, und im Nu drängten sich die Männer um die massiven, mit schmiedeeisernen Bändern verstärkten Truhen, deren Schlösser Clayton Gunn und Obadja Sterling mit mehreren Schüssen aufsprengten. Es war Kirk Gallagher, der endlich mit einem kraftvollen Ruck den Deckel der ersten Truhe zurückschlug.

      Der Anblick des Inhalts wirkt zunächst enttäuschend. Jedenfalls bot sich alles andere als das Bild eines bunt zusammengewürfelten Piratenschatzes, wie es in den Köpfen der meisten Desperados spukte. Zunächst war nur eine Lage von Beuteln aus grauem, ungebleichtem Stoff zu erkennen, die jeweils mit einem dünnen Lederriemen zugeschnürt waren. Doch Ramon de Mendoza hatte schon zugepackt und einen davon geöffnet. Jetzt endlich zeigte sich ein metallisches Blinken, als er eine ganze Flut von Münzen in seine andere Hand klirren ließ. Es handelte sich um Silberstücke. Doch selbst wenn all diese Beutel nur Silbergeld enthielten, verkörperten sie schon ein stattliches Vermögen. Flüchtig band Mendoza den Beutel wieder zu und warf ihn in die Truhe zurück. Dann kam unwillkürlich ein Seufzer aus seiner Kehle.

      Clayton Gunn hatte inzwischen auch den zweiten Deckel aufgebrochen und hielt nun zwei mattschimmernde gelbliche Metallblöcke in den Händen.

      »Gold!« keuchte er mit triumphierend verzerrten Lippen. »Das sind Barren aus eingeschmolzenem Gold! Verdammt, es hat sich wirklich gelohnt. Ich würde es nicht glauben, wenn ich das Zeug nicht selbst in den Händen hätte.«

      Obadja Sterling riß ihn gierig einen der Barren weg und suchte dessen Gewicht zu schätzen. »Zehn Pfund!« krächzte er mit einem wilden Gelächter. »Vielleicht ist es sogar noch mehr. Und diese Dinger sind zwei Lagen hochgestapelt. Das gibt mindestens ein Gewicht von...«

      »Wir haben später noch Zeit, das nachzuprüfen«, fiel ihm Mendoza mit gepreßter Stimme ins Wort, um schon in der nächstenn Sekunde scharf hinzuzusetzen: »Was machen Sie da, Gallagher?«

      Kirk Gallagher hatte eine ziemlich große mit Leder bezogene Schatulle aus der Truhe genommen und den Deckel zurückgeklappt. Und nun kamen auch diejenigen unter den Hartgesottenen auf ihre Kosten, denen ihre Phantasie überwältigende Bilder vorgespielt hatte. Denn diese Schatulle enthielt in einem ungeordneten Durcheinander Geschmeide und Juwelen von geradezu unschätzbarem Wert. Da gab es Diademe und Kolliers, Broschen, Agraffen, Armreifen und Ringe.

      Die scharfe Bemerkung Mendozas galt einem ganz bestimmten Umstand. Kirk Gallagher hatte die Schatulle vor den Leib gedrückt und ein mit hochkarätigen Diamanten besetztes Kollier herausgenommen. Eine kleine Handbewegung, die einem geschickten