Блейк Пирс

Heimkehr


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oder weniger eine Sackgasse?“ fasste Rhodes zusammen.

      „Mehr oder weniger,” bestätigte Anderson.

      Chloe studierte noch einmal die Latten, die die Veranda bedeckten. Sie studierte den Blutfleck, unfähig, den Anblick des Blutes auf dem Wasserkessel ihres Vaters aus ihrer Erinnerung zu verbannen. Er festigte sich in ihr und sie fühlte sich, als träte sie aus einem warmen Haus in einen Wintersturm. Und plötzlich war ihr klar, dass sie die Sache nicht ruhen lassen konnte: Danielles Verschwinden würde sie verfolgen – Fall oder nicht. Das Schlimmste war, dass Chloe anfing, Danielle dafür zu verurteilen. Sie machte sich Sorgen, dass die verstörte Frau, die ihre Schwester mal gewesen war, wieder zum Vorschein kam.

      Sollte ich sie finden, kann ich das vielleicht verhindern dachte Chloe.

      Es war verstörend aber während sie weiter Bo Luntz’ Blut betrachtete, gestand sie sich ein, dass es zur Rettung ihrer Schwester, wie zur Rettung von Luntz’ Leben, viel zu spät war.

      ***

      Chloe hatte die Erfahrung gemacht, dass es zwei Arten von Leichenbeschauern gab: leise und fast mürrisch bei der Arbeit, oder sehr lebendig und fast ein bisschen zu sehr an ihrer Arbeit interessiert. Die Dame, die sie im Leichenschauhaus trafen und die den Auftrag hatte, sich um Bo Luntz’ zu kümmern, gehörte zu der zweiten Sorte. Sie hieß Gerda Holloway und sie sah eher nach Single-sucht-Single Fernseh-Show als nach Arbeit mit Toten aus. Selbst Chloe musste das gute Aussehen der Frau zugeben als sie sie, Haare im Pferdeschwanz und mit Brille im Bibliothekarinnen-Stil, in der Eingangshalle begrüßte.

      „Agenten Rhodes und Fine”, entgegnete Rhodes nachdem Holloway sich ihnen vorgestellt hatte.

      „Kommen Sie mit nach hinten” lud Holloway ein. „Die Leiche ist präpariert, aber sie können ihn gerne sehen, bevor ich anfange richtig zu arbeiten“.

      Sie folgten ihr durch die Eingangshalle und einen langen Flur. Als sie zu dem Untersuchungsraum kamen, der Luntz‘ Leiche enthielt, öffnete sie die Tür und hielt sie mit einem Lächeln auf, als wäre es für eine Essensrunde mit Freunden und nicht zur Vorbereitung auf die Besichtigung eines Mordopfers. Sie traten in den Raum und Chloe brauchte einen Moment, um sich an die hellen Lichter und die sterile Umgebung zu gewöhnen. Jedes Mal, wenn sie in einen Leichenschauraum trat, war ihr, als ob sie in eine andere Welt überging. Aber beim Anblick der Leiche kam sie immer sofort wieder in die Realität zurück.

      So war es auch jetzt, mit Bo Luntz. Er lag auf dem Tisch, die leblosen Augen geschlossen. Ohne die Wunde auf der Stirn, hätte er normal ausgesehen. Holloway erlaubte den Agenten einen Moment, um sich an den Anblick zu gewöhnen, bevor sie, mit einem Tablet in der Hand, an den Tisch trat.

      „Wie Sie sehen können, erlitt er einen offensichtlichen Schlag auf den Kopf.“ begann Holloway. „Leider können wir nicht sicher sagen, womit geschlagen wurde, aber in Anbetracht des Winkels, der Wundtiefe und der Art und Weise, wie der Schädel zusammengefallen ist, tippe ich auf etwas Einfaches, wie einen Stein, oder komplizierteres, wie eine Betonfigur aus dem Garten.“

      „Können wir etwas über den Mörder aussagen?” fragte Chloe.

      „Nun, wie Sie sehen können, scheint die Wunde einen leichten Aufwärtswinkel zu haben. Auch das Momentum scheint in diese Richtung zu gehen. Es gibt viele mögliche Faktoren dafür, aber es ist recht sicher, dass der Mörder kleiner als sein Opfer war.”

      “Den Akten zufolge war Bo Luntz sechs Fuß eins. Also sind viele Leute kleiner”, bemerkte Rhodes.

      „Stimmt”, bestätigte Holloway. “Wenn Sie sich aber die Einbuchtung des Schädels ganz genau ansehen, gibt es Hinweise darauf, dass es nicht nur ein, sondern zwei Einschläge waren. Der zweite Schlag scheint etwas kräftiger gewesen zu sein, aber es war ein Schleifschlag.“

      Chloe trat näher an den Tisch heran und sah genau, was Holloway meinte. Auf der linken Seite war die Delle auf Luntz’ Stirn ungefähr zwei Inches tiefer. Das Umfeld wirkte etwas dunkler, als wenn sie mit mehr Kraft als der Rest der Wunde geschlagen worden war. Chloe legte den Kopf zur Seite und versuchte, sich zu entscheiden, ob dies lediglich von einer komisch geformten Waffe hervorgerufen sein konnte.

      „Meine Theorie”, fuhr Holloway fort, “ist, dass er zweimal kurz hintereinander geschlagen worden ist. Zwei schnell aufeinander folgende Schläge. Das erklärt die unglaubliche Zielsicherheit. Ein Schlag genau auf dem anderen. Aber da der zweite Schlag ihn fast verfehlt hätte, nehme ich an, dass Luntz schon im Fallen war, als der Schlag traf.”

      „Und beide Schläge sind genau in der Kopfmitte“, bemerkte Chloe. „Hätte ihn jemand überrascht – vielleicht durch Anschleichen – wäre so ein perfekt platzierter Schlag unwahrscheinlich, oder?“

      „Ja. Nicht unmöglich, aber sehr unwahrscheinlich.“

      „Also war es jemand, von dem er wusste, dass er im Haus war?” fragte Rhodes.

      „Das ist meine Wette”, entgegnete Holloway.

      Chloe dachte an die Informationen von Johnson und Anderson. Keine Anzeichen von Einbruch oder Kampf und am Hochzeitstag. Einfaches Ausschlussverfahren und Erfahrung deuteten auf die Ehefrau.

      „Haben Sie in der Kehle außer der Socke noch etwas gefunden?”, fragte Chloe.

      „Nein. Aber es ist wahrscheinlich, dass sie nach der Tat hineingelegt wurde. Sie scheint mit großer Sorgfalt platziert worden zu sein. Die Zunge war zurückgeschoben. Wäre sie in seinen Mund geschoben worden als er noch lebte, hätten die Zungenmuskeln sofort dagegen gedrückt.“

      Die Anwesenheit der Socke machte die ganze Sache seltsamer. Es war eine Art Merkwürdigkeit, an der Chloe die Untersuchung normalerweise aufhängen würde, weil sie sicher eine Symbolik hatte. Und wo Symbolik war, war normalerweise auch ein Motiv zu finden.

      Chloe studierte die Leiche noch eine Weile und versuchte, irgendetwas zu finden, das sie in eine andere Richtung als zu der Frau lenken würde. Als klar wurde, dass es nichts zu finden gab, dankten Rhodes und Chloe Holloway und verließen den Raum.

      „Glauben Sie auch, dass es die Frau war?“ fragte Rhodes als sie zum Eingang zurück gingen.

      „Tue ich. Und wenn nicht als potenzieller Täter – was sie derzeit für mich ist -, dann zum Fragen, ob sie eine Idee hat, warum jemand ihm eine Socke in den Rachen schieben würde.“

      Rhodes nickte zustimmend als sie den Parkplatz überquerten und ins Auto stiegen. Noch bevor sie den Parkplatz verlassen hatten, war Chloe am Telefon, um bei Kommissar Anderson den Aufenthaltsort von Sherry Luntz zu erfragen. Als sie das Telefon anhob, konnte sie den kleinen Funken Hoffnung, einen verpassten Anruf von Danielle zu finden, nicht unterdrücken.

      Aber natürlich war die Hoffnung umsonst und so blieb Chloe keine andere Wahl, als das Schlimmste zu befürchten und sich in dem Fall Luntz zu vergraben.

      KAPITEL SECHS

      Zuerst schien Anderson zögerlich, sie mit Sherry Luntz sprechen zu lassen. Den Polizeiberichten zu Folge, war sie emotional so geschädigt, dass sie nach der Entdeckung der Leiche zwei Mal fast ohnmächtig geworden war. Chloe blieb aber eisern. Sie hatte schon mit trauernden Witwen gearbeitet, viele von ihnen hatten Geheimnisse beschützt und so unwissentlich die Aufklärungsarbeiten behindert – manchmal bis zur Lächerlichkeit.

      „Sie ist die einzige realistische Verdächtige, die wir zur Zeit haben”, argumentierte Chloe, während sie sich des Hauses Luntz näherten. „Nichts für Ungut, aber Sie können mir ihren Aufenthaltsort jetzt sagen oder ich rufe in Washington an und bekomme ihn so heraus.“

      Anderson gab schließlich nach und erzählte ihnen, dass Sherry mit ihrer Familie in der Stadt wohnte. „Aber bitte”, schloss er “ich kann nicht oft genug erwähnen, wie verstört die Frau ist. Könnte nur eine von Ihnen mit ihr sprechen?“

      Es war eine Strategie,