Günter Dönges

Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman


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möglicherweise über weitere Dynamitträger.«

      »Worauf warten wir dann noch?«

      Rander war froh, als er eine halbe Stunde später im hochbeinigen Monstrum seines Butlers saß. Sie hatten im Motel ihre Zelte abgebrochen und machten sich nun Gedanken darüber, wo sie ihr nächstes Quartier aufschlagen.

      »Wenn ich mir einen Rat erlauben darf, Sir, möglichst in der Nähe einer Region, in der sich die Dinge entwickelten.«

      »Sind wir für so eine Art Trapperleben in freier Wildbahn gerüstet?«

      »Ich habe mir erlaubt, vor Antritt der Fahrt gewisse Vorbereitungen zu treffen, Sir. Sie werden, wie ich versichern möchte, nichts entbehren!«

      Während ihrer Unterhaltung rollte der hochbeinige Wagen des Butlers in Richtung Crater Lake. Es ging bereits die Sonne auf, als sie den riesigen Kratersee erreicht hatten. Von einer hochgelegenen Uferrandstraße aus war der Blick überwältigend.

      Vor Urjahren schien hier die Erdrinde geborsten zu sein. Der fast, kreisrunde Kratersee, der einen ehemaligen Vulkan füllte, war umgeben von sehr hohen, bizarr aussehenden und schneebedeckten Bergen, die irgendwie an die Alpen erinnerten. Das tiefblaue, ruhige Wasser war geeignet. Träume Zu wecken. Kein Traum war allerdings Parkers Feststellung, daß sie seiner bescheidenen Einschätzung nach schon seit einer halben Stunde von einem Landrover verfolgt wurden.

      »Diese Mrs. Ashland?« fragte Rander, der inzwischen natürlich wußte, wie die Bikini-Schönheit hieß.

      »Sehr wahrscheinlich, Sir. Es ist auffällig, wie sehr man sich im Landrover darum bemühte, ungesehen zu bleiben. Der Wagen hält einen deutlichen Abstand.«

      »Zufall oder Absicht? Was meinen Sie, Parker?«

      »Da ich nicht zu beurteilen vermag, Sir, wer den jungen Mann mit dem pausbäckigen Gesicht zu seiner Tat angestiftet hat, möchte ich sicherheitshalber eine Absicht unterstellen.«

      »Legen wir irgendwo eine Rast ein, Parker. Dann werden wir ja sehen.«

      Parker war einverstanden und lenkte sein hochbeiniges Monstrum auf einen gut ausgebauten Rastplatz an der Straße. Dieser Rastplatz war in den Fels hineingetrieben worden und bot etwa zwanzig Autos Platz. Jenseits der Straße fiel der Kraterhang steil zum See hinunter ab.

      Rander war mit gewissen Plänen des Butlers einverstanden, zündete sich eine Zigarette an und wartete der Dinge, die da vielleicht kamen.

      Der Landrover hielt prompt auf dem Rastplatz. Er kam mit einem zeitlichen Abstand von etwa drei, vier Minuten. Was er sich leisten konnte, da die Bergstraße keine Abzweigung enthielt.

      Rander stand neben der geöffneten Beifahrertür seines hochbeinigen Monstrums und beobachtete die Aussteigenden. Es handelte sich um Artie Ashland, den Mann mit dem Bauch, und um Paul, wie er von Jane im Schnellimbiß genannt worden war. Von der Bikini-Schönheit war vorerst nichts zu sehen.

      »Sagenhaft, was?« Der dicke Artie Ashland deutete hinunter auf den tiefblauen, riesigen Kratersee. Er lächelte gewinnend und schlenderte langsam auf Rander zu. »Sagen Sie, haben wir uns nicht schon mal gesehen?«

      »Möglich«, gab Rander zurück und dachte nicht daran, seine Wachsamkeit abzuschalten. Er wollte sich nicht überrumpeln lassen.

      »Sind Sie nicht der Mahn, in dessen Bungalow geschossen wurde?« fragte Artie Ashland weiter. Er schob sich immer näher an Mike Rander heran.

      »Genau«, erwiderte Rander und gab sich arglos.

      »Allem unterwegs?«

      »Mit meinem Butler«, sagte Rander, »er mußte mal verschwinden, ihm scheint das Frühstück nicht bekommen zu sein.«

      Artie Ashland hatte jetzt den jungen Anwalt erreicht und gab sich weiterhin freundlich-neugierig. Wie eben ein Tourist, der sich gern unterhält.

      »Bleiben Sie hier in der Kante?« erkundigte er sich. Paul, sein jüngerer Begleiter, verhielt sich absolut schweigend. Er schien das Sprechen verlernt zu haben.

      »Wir sind nur auf der Durchreise«, erklärte Rander, »und wie sieht es bei Ihnen aus?«

      »Wir auch. Zuviel Gegend kann einem auf die Nerven gehen. Wir machen den National-Park ab, aber dann geht es zurück in die Zivilisation.«

      Er redete gelassen und harmlos, aber er hielt wie durch Zauberei plötzlich einen Revolver in der Hand. Er sah plötzlich nicht mehr wie ein freundlicher Tourist aus, sondern wie eine bösartige Bulldogge.

      »Keine Dummheiten«, sagte Artie warnend, »Paul, filz ihn durch!«

      »Moment, was soll denn das?« Rander protestierte, weil es wahrscheinlich zu seiner Rolle gehörte.

      »Schnauze!« Artie Ashland ließ den jungen Anwalt nicht aus den Augen. Paul schob sich von hinten an Rander heran und tastete ihn sehr gewissenhaft nach Waffen ab.

      »Nichts«, meldete er.

      »Wie wäre es denn jetzt mit ein paar netten Auskünften?« fragte Artie Ashland ohne jede Verbindlichkeit. »Paul passe auf diesen Butler auf, der muß gleich aus den Büschen kommen!«

      Paul brauchte einige Sekunden, bis er endlich seinen 38er in der Hand hatte. Er war auf keinen Fall so routiniert und geschickt wie der Dicke. Er wandte Ashland den Rücken zu und beobachtete den restlichen Rastplatz.

      »Auskünfte? Von mir?« Rander tat ahnungslos und verwirrt.

      »Was wollte der Bengel bei Ihnen im Bungalow?« fragte Ashland. Als er das gespielt-verständnislose Gesicht Randers sah, fügte er gereizt hinzu, »ich meinte den Bengel, der erschossen wurde.«

      »Keine Ahnung, was er wollte! Wirklich. Er platzte in den Bungalow herein und wenig später ratterte die Maschinenpistole!«

      »Den Bengel vorher noch nie gesehen, was?«

      »Nein . . .«

      »Und er hat Ihnen nichts gebracht?«

      »Nichts«, sagte Rander und verschwieg das Dynamitpaket.

      »Sieht so aus, als müßte ich Sie erst mal weichmachen.«

      Artie Ashland verabreichte Rander ohne jede Vorwarnung einen bösen Fausthieb.

      Rander fand sich halb auf dem Kühler, als er seine erste Benommenheit abgeschüttelt hatte. Ihm war, als sei der Unterkiefer gespalten …

      Josuah Parker war mit dieser Art der Gesprächsführung überhaupt nicht einverstanden.

      Er befand sich jenseits des Rastplatzes unterhalb der Straße im dichten Gesträuch, das bis hinunter zum Kratersee führte. Er hatte gehört, was vorgefallen war und sah seinen jungen Herrn wenig dekorativ auf dem Kühler liegen.

      Parker, der sicherheitshalber bereits seine Gabelschleuder schußfertig gemacht hatte, entschloß sich zum Eingreifen. In die Lederschlaufe der Gabelschleuder gab er eine kleine Tonmurmel, strammte die beiden Gummistränge und schickte das Geschoß auf die Reise.

      Unhörbar übrigens, wie sich versteht.

      Der Schuß wurde zu einem Volltreffer.

      Paul, der junge Mann von Ashland, wurde am Hinterkopf erwischt, verdrehte die Augen und sackte in Korkenzieherbewegung zu Boden. Er blieb regungslos auf dem Rastplatz liegen.

      Damit war eine Gefahr bereits ausgeschaltet.

      Artie Ashland schien etwas gehört zu haben. Ohne Mike Rander aus den Augen zu lassen, wandte er sich halb um.

      »Paul!« rief er, »Paul, was ist? Irgendwas nicht in Ordnung?«

      Da war einiges nicht in Ordnung, doch Paul war nicht in der Lage, auf diese Frage zu antworten. Er befand sich im Land der Träume und spielte im Moment nicht mehr mit.

      Artie Ashland, der seinen Begleiter nun auch optisch vermißte, riskierte eine volle Drehung nach hinten und riß erstaunt die Augen auf. Paul lag nach wie vor auf dem Boden des Rastplatzes und reagierte nicht.

      Mike