Günter Dönges

Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman


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Schwein!« schluchzte und stammelte Jane, »er hat mich. Er hat mich überfallen und mich …«

      Sie schlug äußerst gekonnt die Hände vor ihr Gesicht und wurde von einem noch überzeugenderen Weinkrampf gepackt.

      Rander konnte sie jetzt ganz genau betrachten. Janes Hemd war mehr als nur leicht eingerissen. Es war geradezu zerfetzt worden. Auf der nackten Haut und besonders auf den Ansätzen ihrer vollen Brust waren Kratzspuren zu sehen. Ihre lange Lederhose in den wadenhohen, sehr modischen Wildlederstiefeln war an der Hüfte tief eingerissen. Rein optisch gesehen mußte sie einen verzweifelten Kampf hinter sich haben.

      Rander ahnte bereits, mit wem sie diesen Kampf angeblich gehabt hatte. Er brauchte tatsächlich nur noch wenige Sekunden zu warten, bis er diese Bestätigung erhielt.

      »Wer war es?« fragte Ashland, obwohl doch gerade die Auswahl für ihn nicht mehr groß war. Immerhin hatte er Paul Hanley niedergeschlagen, ermordet und verschwinden lassen.

      »Gerald!« schluchzte sie, »Gerald. Er war wie ein – ein Tier, ich hatte keine Chance gegen ihn!«

      Sie sank zu Artie Ashlands Füßen dekorativ zusammen und schluchzte wieder. Beim Niedergehen hatte sie darauf geachtet, daß sie einen sehr pikanten-hilflosen Anblick darbot.

      »Dafür bringe ich ihn um!« äußerte Ashland in einem Ton, der keinen Zweifel aufkommen ließ, »dafür mache ich ihn fertig!«

      »Hast du schon was gefunden? Das ist jetzt wichtiger.«

      Diesmal sagte sie mit Sicherheit die Wahrheit, daran bestand für Mike Rander kein Zweifel. Geld schien ihr über alles zu gehen.

      »Ich glaube, daß ich jetzt auf der richtigen Spur bin«, erwiderte Ashland beiläufig, »wichtiger ist jetzt Gerald.«

      Weil Rander das auch fand, machte er sich schnellstens auf den Rückweg. Es galt zu retten, was noch zu retten war.

      »Sind Sie niemals auf den Gedanken gekommen, daß nach einer Spruchweisheit gerade ein sogenanntes blindes Huhn auch mal ein Korn findet?« fragte Parker, während er sich gehorsam umdrehte.

      Er war sehr gespannt, wie Stringale auf diese Spruchweisheit reagieren würde. Sein Leben hing von diesem an sich sehr einfachen und durchschaubaren Bluff ab. Parker setzte aber auf die Gier dieses Mannes.

      Und sein Einsatz war richtig!

      »Wie war das?« fragte Stringale hastig.

      Parker hatte keine Bedenken, Stringale wieder sein Gesicht zu zeigen. Mit einem Überraschungsschuß war jetzt nicht mehr zu rechnen.

      »Ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn«, wiederholte der Butler gemessen, »ich habe mich vielleicht etwas vage und undeutlich ausgedrückt, Mister Stringale, aber ich könnte Ihnen ein interessantes Angebot machen.«

      »Sie wollen sagen, daß Sie das Versteck kennen? Das ist doch nur ein Bluff!«

      »Dieses Risiko müssen Sie eingehen.«

      Stringale sah den Butler nachdenklich an. Er ließ sich die Worte Parkers sehr sorgfältig durch den Kopf gehen. Seine Gier kämpfte mit seiner Vorsicht.

      »Mister Rander und meine bescheidene Wenigkeit haben das bewußte Versteck selbstverständlich nicht entdeckt. Dieser Zufall wäre gerade hier in der Bergwildnis zu unglaublich.«

      »Wie sonst?«

      »Mister Ashland führte Mister Rander und meine Wenigkeit an das Versteck heran. Und es liegt …«

      Da Parker nun wirklich nicht wußte, wo sich dieses Versteck befand und da er nicht noch weiter schwindeln wollte, brach er seinen Satz ab und handelte.

      »Mein, mein Herz!« stammelte er plötzlich und rutschte mit dem Rücken gegen einen Felsklotz, »schnell, die Pillendose, rechte Westentasche, unten.«

      Parker hätte sich auf jeder Bühne mit Sicherheit erfolgreich durchgesetzt. Sein Spiel war vollkommen. Die Herzattacke, die er angeblich erlitt, machte ihn innerhalb von Sekunden zu einem alten, verfallenen Mann.

      Stringale, obwohl ein gerissener Fuchs und eiskalter Mörder, fiel auf dieses Schauspiel prompt herein. Er baute sich schnell vor dem Butler auf und fingerte in der angegebenen Westentasche nach der Pillendose.

      Immerhin war er noch so vorsichtig, daß er das Gewehr nicht aus der Hand legte. Dann, als er die Dose öffnen wollte, hinderte es ihn.

      Stringale stellte das Gewehr gegen den Felsen und sah prüfend auf den Butler, dessen Augen sich bereits geschlossen hatten. Nein, dieser alte Mann stellte für ihn keine Gefahr mehr dar. Er konnte die Pillendose in aller Ruhe öffnen, dachte er.

      Was er dann auch leichtsinnigerweise tat.

      Stringale drückte auf den winzig kleinen Knopf, um den Deckel hochspringen zu lassen.

      Alles klappte vorzüglich.

      Der Deckel sprang gehorsam auf, gleichzeitig aber schoß aus der flachen Pillendose ein mehlartiger, weißgrauer Staub, der sich auf das Gesicht Stringales legte.

      Der Bursche war schon ohnmächtig, bevor er überhaupt den Boden erreichte.

      »Sie …!?«

      Gerald, der ahnungslose Jüngling, der sich als schützender Ritter einer gewissen Jane Ashland fühlte, wirbelte überrascht herum und starrte den Anwalt an.

      »Ashland ist auf dem Weg, Sie umzubringen«, sagte Rander hastig, »kommen Sie! Schnell!«

      »Er will mich umbringen?«

      »Weil Sie seine Frau vergewaltigt haben!«

      »Ich?«

      »Mann, begreifen Sie nicht, daß Jane ein Doppelspiel treibt? Beeilen Sie sich! Sie haben nicht mehr viel Zeit!«

      Gerald, der ahnungslose Engel, wollte verständlicherweise nicht glauben. Immerhin hatte er sich in den Kopf gesetzt, den brutalen Ehemann Artie umzubringen. So, wie er es Jane versprochen hatte.

      Da wirklich nicht viel Zeit war, richtete Rander seinen 38er auf den jungen Mann und trieb ihn seitlich in die Büsche. Sie mußten so schnell wie möglich das Lager räumen.

      Da mit Schwierigkeiten zu rechnen war, wollte Rander die Hände des jungen Mannes fesseln, doch Gerald entpuppte sich als ein cleverer Bursche.

      Sein Knie schnellte plötzlich hoch und bohrte sich in Randers Unterleib.

      Der Anwalt schnappte nach Luft, sah eine Vielzahl bunter Kreise und verspürte eine schreckliche Übelkeit in sich. Die Schmerzwellen zwangen ihn in die Knie. Fast dankbar nahm er den Schlag hin, der seinem Nacken galt. Er fiel haltlos in das spärliche Gras und trat geistig erst einmal zur Seite.

      Gerald, der sich nach Randers Waffe gebückt hatte, vergaß plötzlich den Anwalt. Er hatte seinen Namen gehört. Und es war Jane gewesen, die ihn rief.

      Gerald beging den Fehler seines Lebens und rannte zurück zum Lager.

      »Hier, Jane. Hier!« rief er. Die Stimme der Frau hatte ihn elektrisiert.

      Sie stand neben einem kleinen Vorratszelt und taumelte sichtlich. Sie schien erschöpft zu sein.

      »Jane, was ist?« rief Gerald.

      »Du Bestie!« schrie sie ihm ins Gesicht und warf sich auf ihn, »du Bestie! Du Schwein! Warum hast du das getan?«

      Jetzt ging Gerald ein Licht auf. Sollte Rander doch die Wahrheit gesagt haben?

      »Hände hoch!« Das war die kalte, haßerfüllte Stimme von Artie Ashland. Er trat hinter einem Baum hervor, das Gewehr in Hüfthöhe.

      Gerald kapierte und nutzte seine letzte Chance. Er riß Jane an sich und versteckte sich hinter ihr.

      »Was wird hier gespielt?« rief er Artie zu, »was soll ich getan haben?«

      »Du dreckiger Feigling. An einer wehrlosen Frau kannst du dich vergreifen. Aber wenn es Mann um Mann geht, versteckst du dich.«

      »Jane,