Günter Dönges

Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman


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      »Dann verstehe ich nicht …«

      »Hingegen ist mir Mister Stringale schon wesentlich vertrauter«, sagte Parker. »Wie ich sehe, ist Ihnen dieser Name bekannt.«

      »Ich kenne Stringale«, antwortete der Schütze zurückhaltend, »sind Sie mit ihm befreundet?«

      »Auf keinen Fall!« Parkers Stimme ließ etwas Entrüstung erkennen, »ich schätze keine Menschen, die Mitarbeiter mit Dynamitpaketen herumschicken und es sich in den Kopf gesetzt haben, Mitmenschen zu ermorden!«

      »Sie sind ’ne komische Type«, sagte der junge Mann mit dem Aussehen eines männlichen Mannequins. Er war inzwischen aufgestanden und grinste fast gewinnend. Dann, seine Chance nutzend, wollte er den Butler erneut anspringen und ihn überrumpeln.

      Parker handelte mit sparsamen Bewegungen, die sich allerdings als ungemein erfolgreich erwiesen.

      Mit dem Bambusgriff, den er als Golfschläger verwendete, klopfte er leicht gegen den kochenden Kaffee auf dem Spirituskocher. Der Kaffeekessel – ein schmaler Topf – fiel um und ergoß seinen würzigen Inhalt über die Füße des männlichen Mannequins, die darauf sauer reagierten.

      Wie ebenfalls der junge Mann, der aufschrie, um dann anschließend einen durchaus gekonnten Steptanz auf dem steinigen Boden vorzuführen.

      »Nicht gerade bühnenreif, falls Sie an meiner Meinung interessiert sind«, sagte Parker gemessen, »bei einiger Übung werden Sie es aber bestimmt zu einer annehmbaren Meisterschaft bringen!«

      Der junge Mann pfiff auf Parkers Meinung und hopste herum, so gut er konnte.

      Mike Rander stand am Rande eines großen Talkessels, der mit dichtem Buschwerk bestanden war. Wahrscheinlich handelte es sich auch hier um einen ehemaligen Krater, der vor Urzeiten erloschen war.

      Der relativ flache Boden des Kraterkessels – er mochte einen Durchmesser von vielleicht dreihundert Metern haben – hatte sich in einen Dschungel verwandelt, aus dem riesige Fichten hervorragten. Was sich unter den Kronen dieser Bäume abspielte, konnte Rander von seinem Standort aus nicht erkennen.

      Wohl oder übel mußte er noch näher und tiefer nach unten. Er machte sich an den Abstieg und ließ sich dabei sehr viel Zeit. Noch einmal wollte er nicht in die Hände von Artie Ashland fallen, der sich ja immerhin als raffinierter und brutaler Mörder erwiesen hatte.

      Während des Abstiegs dachte Rander an die Szene, die sich zwischen Jane Ashland und diesem Gerald abgespielt hatte. Rander tat der dumme, große Junge leid. Er merkte überhaupt nicht, daß sie mit ihm spielte. Sie führte ihn nach allen Regeln der Kunst an der Nase herum.

      Sie brauchte wahrscheinlich einen Helfer, um sich von ihrem Mann Artie befreien zu können. Eine Art Marionette, die sie nach ihren Wünschen bewegen konnte.

      Das, was zwischen Jane und Gerald gesagt worden war, roch sehr deutlich nach einem Mord an Artie Ashland. Warum mochte Jane ihren Mann derart hassen? Dieser Haß hing auf keinen Fall mit den angeblichen Striemen auf ihrer Haut zusammen, die sie dem armen Gerald gezeigt hatte. Rander wurde den Verdacht nicht los, daß Jane sich diese Striemen selbst beigebracht hatte. Zumindest war ihr solch ein Trick zuzutrauen.

      Es ging also doch um einen Schatz, grob ausgedrückt. Warum sonst wollte Jane Ashland warten, bis ihr Mann ein gewisses Versteck gefunden hatte. Hier ging es wahrscheinlich sehr handfest um Geld.

      Rander hatte die Hälfte jener Strecke zurückgelegt, die er sich als Limit gesetzt hatte. Er sah wieder hinunter in den kleinen Kraterdschungel und entdeckte jetzt zu seiner Überraschung Artie Ashland und Paul Hanley.

      Die beiden Männer trugen Schaufel und Spitzhacke, und kamen ihm schräg entgegen. Natürlich hatten sie Mike Rander nicht gesehen, sonst hätten sie sich anders verhalten. Wahrscheinlich befanden sie sich auf der Suche nach dem Versteck, von dem Jane Ashland gesprochen hatte.

      Rander verfolgte den Weg der beiden Männer, die auf eine Geröllhalde zuhielten. Paul Hanley hatte die Führung übernommen und verschwand hinter einem viele Tonnen schweren Felsklotz.

      Artie Ashland folgte ihm dichtauf und … kam allein hinter diesem Felsklotz wieder hervor.

      Rander schluckte und hielt dann unwillkürlich den Atem an. Wo blieb Paul Hanley? War ihm etwas passiert? Nun, in solch einem Falle wäre Artie Ashland ja sicher nicht weitergegangen.

      Rander stieg schneller ab, als er es sich vorgenommen hatte. Er brauchte aber immerhin fünf bis sechs Minuten, bis er den schweren Felsklotz erreicht hatte.

      Er blieb betroffen stehen.

      Vor ihm lag Paul Hanley und rührte sich nicht mehr. Er lag mit dem Gesicht nach unten auf kleinerem Geröll. Auf seinem Hinterkopf war eine breitflächige, blutende Wunde zu sehen, die bereits verharschte, beziehungsweise deren Blut sich verdickte.

      Rander vergewisserte sich, daß Artie Ashland nicht in der Nähe war. Dann kniete er neben Hanley nieder und untersuchte ihn vorsichtig.

      Zu seiner Überraschung lebte der Mann noch. Sein Atem war allerdings sehr flach, der Puls kaum noch zu spüren.

      »Hanley, Hanley!« sagte Rander scharf und eindringlich, um bis an das schwindende Bewußtsein des sterbenden Mannes vorzudringen, »Hanley … Hören Sie mich?«

      Hanley stöhnte schwach. Dann wollte er sich aufrichten, schaffte aber nur einen knappen Zentimeter und fiel wieder zurück auf das Kleingeröll.

      »Warum hat Ashland Sie niedergeschlagen?« fragte Rander, »antworten Sie, Mann! Hinter welcher Sache ist er her?«

      »Dehlinger … Dehlinger«, murmelte Hanley mit leiser Stimme, »die Kassette … Schnell!«

      »Welche Kassette? Wo ist sie?«

      Paul Hanley antwortete nicht mehr. Er war tot und ließ den Kopf zur Seite fallen.

      Rander richtete sich auf und zündete sich eine Zigarette an, obwohl ihm überhaupt nicht danach war. Aber er mußte irgend etwas tun und sich beschäftigen. Die Vorgänge innerhalb der letzten Viertelstunde hatten ihn sehr mitgenommen.

      Welch eine tödliche Gier trieb diese Menschen an! Sie schienen sich gegenseitig vernichten zu wollen, nur um in den Besitz irgendeiner ominösen Kassette zu gelangen …

      »Und wenn Sie sich auf den Kopf stellen, ich arbeite weder für Ashland noch für Stringale«, sagte der Mann mit den leicht angebrühten Zehen.

      »Aber Sie kennen sowohl Artie Ashland wie auch Bennie Stringale, falls ich eben richtig verstanden habe?« Parkers Stimme blieb höflich und gemessen.

      »Streite ich ja gar nicht ab! Aber was interessiert Sie das? Mischen Sie in diesem Spiel etwa auch mit?«

      »Sozusagen«, gab der Butler zurück, »sozusagen und notgedrungen. Aber vergessen wir darüber Ihre Rolle nicht.. Wie darf ich Sie übrigens nennen?«

      »Ich heiße Les Glendorf … Und das ist mein richtiger Name.«

      »Woran ich zur Zeit noch nicht zweifele«, sagte Parker, »bleiben wir also bei Ihrer Rolle in diesem Spiel, Mister Glenford … Hatten Sie tatsächlich die Absicht, Mrs. Ashland zu erschießen?«

      »Sind Sie verrückt? Ich und Jane erschießen!«

      »Einem Außenstehenden mußte dieser Eindruck sich aber aufdrängen, wenn ich es so umschreiben darf.«

      »Na, eben …«

      »Würden Sie die Güte haben, mir dies näher zu erläutern?«

      »Das geht Sie einen Dreck an!«

      »Im Moment nicht, Mister Glenford. Mister Rander und meine bescheidene Wenigkeit waren mehr als betroffen, als Sie uns einen pausbäckigen, jungen Mann in den Motel-Bungalow schickten, der ein Bündel Dynamit überreichen sollte.«

      »Aber nicht von mir.« Les Glenfords Stimme klang überzeugend.

      »Verbleiben als Lieferanten dann noch die Herren Ashland und Stringale …«