Günter Dönges

Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman


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Sie doch, was Sie wollen! Hauen Sie endlich ab und lassen Sie mich in Ruhe!«

      »Obwohl Sie Mrs. Ashland erschießen wollten? Ich bin der wohl richtigen Ansicht, daß ich Sie zu Mister Ashland bringen sollte …«

      »Sind Sie wahnsinnig? Er würde mich glatt umbringen. Sie ahnen ja nicht, was mit ihm los ist!«

      »Würden Sie mir freundlicherweise das aufstecken, was man gemeinhin und im Volksmund ein Licht nennt?«

      »Ashland ist ein Mörder!«

      »Wie Sie, falls Sie Mrs. Ashland getroffen hätten!«

      »Aber ich wollte sie doch überhaupt nicht treffen … Wenn Sie die Sache da oben am Waldsee beobachtet haben, müssen Sie’s doch klar mitbekommen haben!«

      »Wieso, wenn man fragen darf!«

      »Selbst ein Laie hätte Jane … Mrs. Ashland doch auf dem Bootssteg treffen müssen. Und später im Wasser auch.«

      »Warum schossen Sie dann auf Sie? Ich mache Sie darauf aufmerksam, daß ich alle weiteren Fragen Mister Ashland überlassen werde, falls Sie nicht endlich antworten. Meine Zeit ist knapp bemessen, wie ich bemerken möchte.«

      »Ich, ich. Also, das ist so.« Glenford stotterte ein wenig herum und suchte nach den passenden Worten und dem richtigen Anfang seiner Geschichte. Er räusperte sich und schien sich dann gefunden zu haben. »Ich wollte Ashland dazu bringen, daß er Jane zurück nach Portland fahren läßt. Hier oben in den Bergen ist es für sie einfach zu gefährlich.«

      »Gefährlich?«

      »Haben Sie denn noch nicht begriffen, daß sich Ashland und Stringale bis aufs Messer bekämpfen?«

      »Und warum?«

      »Wegen der Kassette. Fragen Sie mich bloß nicht, was in dem verdammten Ding steckt, aber es muß sich um ein Vermögen handeln!«

      »Das Dehlinger-Vermögen?«

      »Sie wissen von der Dehlinger-Gang?« Les Glenford sah den Butler erstaunt und wachsam zugleich an.

      »Ein wenig«, sagte Parker ungewöhnlich sparsam, was seinen Wortschatz anbetraf, den er sonst einzusetzen pflegte.

      »Ashland und Stringale wollen sich diese Kassette unter den Nagel reißen. Und Sie werden sich dabei gegenseitig umbringen.«

      »Davor wollen Sie Mrs. Ashland bewahren?«

      »Richtig. Jetzt haben Sie es endlich kapiert. Ich habe ein paarmal auf sie geschossen. Und ich hatte gehofft, Ashland hätte seine Frau weggeschickt.«

      »Sind Sie nur wegen Mrs. Ashland hier in den Bergen?«

      »Natürlich.«

      »Dafür müßte es meiner bescheidenen Wenigkeit nach einen sehr stichhaltigen Grund geben.«

      »Den habe ich.«

      »Sie verehren Mrs. Ashland?«

      »Ja …«

      »Sie kennen die Dame – woher?«

      »Ich … ich habe früher für Ashland gearbeitet und dabei seine Frau kennengelernt.«

      »Als was waren Sie bei Mister Ashland beschäftigt? Könnten Sie dies etwas genauer umreißen?«

      »Als Sekretär. Bis er mich rausgeschmissen hat. Ja, wegen Jane, wenn Sie es mal wieder genau wissen wollen.«

      »Welchem Beruf geht Mister Ashland nach?«

      »Er ist Grundstücksmakler und Finanzier.«

      »Betätigte er sich in diesen Berufssparten schon zu Zeiten des Mister Dehlinger?«

      »Jetzt begreifen Sie endlich die Zusammenhänge.«

      »Warum wartete Ihr früherer Arbeitgeber acht Jahre, bis er nach der Dehlinger-Kassette fahndete? Sie müssen zugeben, daß diese Frage durchaus berechtigt ist.«

      »Weil Stringale erst vor ein paar Monaten bei Ashland auftauchte. Damals waren sie noch ein Herz und eine Seele.«

      »Wie Sie mit Mistreß Ashland, wie ich vermuten darf?«

      »Stringale verpfiff mich. Er überraschte mich, als ich mit Jane zusammen … Zum Teufel, ich denke nicht daran, Ihnen auch noch diese Einzelheiten zu erzählen.«

      »Eine letzte Frage. Ist Mistreß Ashland bekannt, daß Sie diese Scheinschüsse auf sie abgeben?«

      »Okay. Das hatten wir ja telefonisch verabredet. Wie hätte ich sonst wissen können, wo Ashland und Stringale nach der Kassette suchen?«

      »Ich denke, ich werde mich verabschieden«, sagte Parker und lüftete höflich seine schwarze Melone.

      »Sie wollen mich nicht? Ich meine, äh, Sie lassen mich hier zurück?«

      »Mit guten Ratschlägen dürfte Ihnen wahrscheinlich nicht gedient sein«, sagte Parker gemessen, »ich nehme an, Sie werden Mrs. Ashland weiterhin beschießen.«

      »Ich weiß nicht recht.« Les Glenford wirkte tatsächlich etwas ratlos. »Sie gehen wirklich?«

      »Ich bin bereits unterwegs.« Parker wandte sich ab und verschwand steif und gemessen hinter dem nächsten Felsblock. So schnell übrigens, daß Glenford keine Zeit gehabt hätte, nach seinem Gewehr zu greifen.

      Parker konnte sich seine Großzügigkeit leisten. Er hatte einen seiner Minisender unter den Kragen der Lederjacke gesteckt. Diese Jacke würde Les Glenford mit größter Wahrscheinlichkeit immer dann tragen, wenn er sich auf Pirsch begab. Und der Minisender verriet durch seine Sendeimpulse genau, wo der Träger der Lederjacke sich aufhielt.

      Parker glaubte übrigens dem Mann. Seine Erklärungen wirkten logisch und hellten bisher dunkle Zusammenhänge auf. Und was das Schießen auf Jane Ashland betraf, so hatte Parker gleich vermutet, daß der Schütze sie nicht um jeden Preis treffen wollte. Nun hing viel davon ab, wie Glenford sich verhielt. Er wußte hoffentlich, daß er mit seinem Leben spielte.

      Mike Rander hörte Schritte, dann ein leichtes Hüsteln. Schleunigst brachte er sich zurück in Deckung.

      Es dauerte etwa zwei, drei Minuten, bis Artie Ashland wieder am Tatort erschien. Er machte sich überhaupt nicht die Mühe, Paul Hanley noch einmal zu untersuchen. Er schleifte und zerrte den Toten an den Beinen zurück in das Labyrinth der Fels- und Geröllbrocken. Wahrscheinlich wollte er die Leiche beseitigen.

      Mike Rander blieb Ashland auf den Fersen. Was nicht schwer war, denn Ashland hatte vollauf mit dem Toten zu tun, der es ihm nicht leichtmachte.

      Vor einer Felsspalte blieb Ashland stehen.

      Er sah sich kurz nach allen Seiten um und stieß Hanley dann fast gleichgültig in den schmalen Erdspalt hinunter. Er wandte sich ab, ließ die Mordwaffe – die Schaufel – folgen, nahm seine eigene Schaufel und eine Spitzhacke und folgte dem Felsspalt, bis er sich vor einem überhängenden Felsen schloß. Hier wechselte Ashland auf die andere Seite und verschwand bald darauf wieder im dichten, dschungelartigen Buschwerk.

      Rander hatte sich entschlossen, zurück zu seinem Butler zu gehen, als er lautes Pickeln hörte.

      Hatte Ashland das Versteck gefunden? Hatte er deshalb Paul Hanley umgebracht, weil dieser Mitarbeiter jetzt nur noch gestört hätte?

      Es war ein Zufall, daß Rander Jane Ashland sah.

      Sie tauchte plötzlich aus dem dichten Strauchwerk auf und folgte den Geräuschen, die die Spitzhacke auf dem felsigen Untergrund verursachte.

      Jane sah abenteuerlich aus.

      Irgend etwas mußte ihr passiert sein. Ihr Hemd war an der rechten Schulter tief eingerissen. Das Haar war zerzaust und unordentlich.

      Jane passierte Rander in einer Entfernung von höchstens vier Meter, aber sie sah nur hinauf zum Steilhang, von wo die Pickelgeräusche kamen.

      Rander wußte, daß er sich die kommende Unterhaltung zwischen dem