Fall heranzupirschen. Was schlagen Sie vor?«
»Ich denke nach wie vor an Mister Lonsdale und bin der bescheidenen Ansicht, Sir, daß in den von ihm verwalteten Räumen die angesprochenen Kontaktpersonen willfährig gemacht werden.«
»Nu’ macht schon, Leute. Ich hab noch mehr zu tun.«
Der Fahrer des Getränkewagens war ungeduldig. Er trug einen leicht schmuddeligen Overall und eine langschirmige Baseballkappe. Er klopfte auf das Steuerrad und wartete, bis die beiden Hausangestellten das Tor zur Tiefgarage geöffnet hatten.
Wenig später ließ der Fahrer den schweren Getränkewagen einrollen und stieg aus dem Fahrerhaus. Er zündete sich eine Zigarette an und sah den beiden Angestellten entgegen, die schnell näherkamen.
»Zigarette?« fragte der Fahrer.
Der erste Angestellte war für eine Zigarette. Er langte nach der dargereichten Packung und stöhnte plötzlich, als aus der Packung ein grauer Feinstaub hervorschoß, der Augen, Mund und Nase füllte. Wie vom Blitz getroffen, rutschte der Mann in sich zusammen.
»Was… was ist denn das?« Der zweite Angestellte, sofort mißtrauisch, weil er wohl entsprechend geschult war, wich einen halben Schritt zurück und griff nach seiner Waffe, die sich in der deutlich abgezeichneten Schulterhalfter unter der Arbeitsjacke befand.
Rander war schneller.
Ein leichter Druck auf die Zigarettenpackung und schon schoß ein zweiter Staubnebel in das Gesicht des Mannes.
Er schaffte es nicht mehr, seine Waffe zu ziehen. Er hatte es plötzlich sehr eilig, sich dekorativ über seinen Arbeitskollegen zu legen.
»Hallo … Parker?« rief Rander leise, »Sie können auftauchen. Ich wär soweit.«
Parker erschien zwischen Getränkekisten und stieg würdevoll vom Wagen herunter. Er setzte sich die schwarze Melone zurecht und stand seinem jungen Herrn zur Verfügung.
»Ich möchte vorschlagen, Sir, auf die oberen Räumlichkeiten zu verzichten«, sagte er zu Rander, »wenn dieser Glaspalast Überraschungen bietet, dann nur unterhalb des Straßenpflasters oder aber am Hang.«
Dies fand Rander auch. Und sie machten sich daran, einen Zugang zu den unteren Räumen zu finden. Noch konnten sie sich ungeniert bewegen. Noch hatte man nicht herausbekommen, daß ungebetene Gäste sich eingefunden hatten. Was übrigens verständlich war, denn Parker hatte nicht umsonst davon gesprochen, bis zum Abend auf ein Rendezvous mit Lonsdale zu verzichten.
Rander und Parker klapperten einträchtig nebeneinander einige Vorratsräume ab, besichtigten die Keller der überdimensional großen Klimaanlage und sahen sich anschließend etwas betreten an.
»Sieht nach einer bösen Pleite aus«, meinte Rander achselzuckend, »ich denke, wir schwirren wieder ab. Lonsdale scheint seine Kontaktpersonen an anderer Stelle zu impfen.«
»Darf ich vielleicht noch mal auf den Lastenfahrstuhl aufmerksam machen, Sir?«
»Sie dürfen! Und was wollen Sie damit erreichen?«
»Darf ich an den Lift erinnern, den Sie sich in Ihrem Bürohochhaus installieren ließen?«
»Sie meinen …«
»Auch hier könnte der Fahrstuhl eine Art doppelten Boden besitzen, Sir.«
Rander und Parker gingen noch einmal zurück zum Lastenfahrstuhl, der eine Direktverbindung zwischen den Kellerräumen und den Wirtschafts- und Arbeitsräumen im Erdgeschoß darstellte. Sie besichtigten auch den Lift für die Personenbeförderung.
»Einen zweiten Keller gibt es auf keinen Fall«, sagte Rander, der sich genau orientiert hatte. Parker antwortete nicht. Er stand jetzt im Personenlift und untersuchte die drei geschlossenen Kabinenwände.
Er wollte schon wieder zurückgehen, als er plötzlich eine interessante Entdeckung machte.
Der Aschenbecher, an der Wand befestigt, die der Lifttür gegenüber lag, wies an der sonst glatten Stelle Kratzspuren auf. Es sah so aus, als könnte man den Aschenbecher seitlich wegdrehen.
Was Josuah Parker sofort besorgte.
Rander staunte das, was der Volksmund Bauklötze genannt hätte. Der Aschenbecher war tatsächlich zu bewegen. Sekunden später öffnete sich diese Wand nach rechts und gab den Durchgang frei in einen sehr gut ausgebauten Korridor, in dem die Luft etwas stickig heiß wirkte.
»Gehen wir«, schlug Rander unternehmungslustig vor, als Parker sich fragend nach ihm umdrehte, »jetzt oder nie!«
Lonsdale befand sich in seinem Büro und telefonierte. Er war allein und konnte ungeniert reden.
»Albany ist in meinen Augen ein Versager«, sagte er gerade kalt und abwertend, »erinnern Sie sich der Panne in Chikago? Er schaffte es nicht, Rander und Parker an ihrer Reise zu hindern. Denken Sie an sein Versagen hier in der Stadt! Ich würde Vorschlägen, ihn zu entlassen.«
Lonsdale hörte einen Moment auf das, was ihm der Hörer an Antwort lieferte. Dann nickte er.
»Selbstverständlich. Ich werde alles in die Wege leiten und die Sache selbst in die Hand nehmen … Danke … Ende!«
Lonsdale legte auf und lächelte dünn. Für ihn war Artie Albany bereits erledigt. Er existierte schon nicht mehr. Gegner wie Rander und Parker mußten seiner Ansicht nach mit roher Gewalt aus dem Verkehr gezogen werden. Da war Rücksicht gegenüber der Polizei nicht mehr angebracht. Rander und Parker stellten eine schwere Gefahr für die weitere Arbeit dar.
Lonsdale setzte sich an seinen Schreibtisch und zog ein Schubfach aus dem linken Seitenteil. Es enthielt eine komplette Funksprechanlage, die auf die Frequenz seiner Außenmitarbeiter geeicht war.
Lonsdale ging auf Sendung.
»An alle! An alle! Die beiden Objekte sind mit Gewalt aus dem Verkehr zu ziehen«, gab er hart und sachlich durch, »und zwar ohne Rücksicht auf Verluste. Der bisherige Einsatzleiter meldet sich bei mir umgehend!«
Lonsdale schob sein Sende- und Empfangsgerät zurück in den Schreibtisch und langte nach dem Fernbedienungsschalter für das Fernsehgerät.
Er schaltete auf Raum Nummer 6 um, in dem sich zur Zeit der Angestellte eines Schnellimbiß befand. Dieser Mann bediente auf dem Campus einer Universitäts-Außenstelle. Ein wichtiger Mann, denn bei ihm erfrischten sich Mitarbeiter vieler wissenschaftlicher Abteilungen.
Das Bild kam auf den Fernsehschirm.
Der Schnellimbißangestellte lag auf seiner Couch und wurde nach allen Regeln der psychischen Beeinflussung behandelt. Er war aber zu Lonsdales Überraschung nicht allein. Mit ihm befanden sich zwei Männer im Raum, die mit wachem Interesse zuhörten und zusahen, was dem Opfer serviert wurde.
Parker sortierte gerade den Inhalt der Brieftasche des Mannes, der auf der Couch lag und senkrecht hinauf zur Deckenleinwand starrte.
Rander starrte mit. Und war sehr beeindruckt.
Auf der Leinwand tummelte sich ein Pärchen wie in einem Sexfilm europäischer Prägung. Das Pärchen benahm sich recht frivol und ungeniert. Es liebte sich mit Hingabe und schien die Ratschläge eines Sexologen zu befolgen, der in Deutschland Furore gemacht hatte.
Der Schnellimbißangestellte sog die ihm vermittelten Kenntnisse in sich ein und genoß offensichtlich die gebotene Freizügigkeit der beiden Spielenden.
»Burt Gilmore, Sir, ein Angestellter, der in einem Universitäts-Schnellimbiß arbeitet«, meldete Parker, »meiner bescheidenen Ansicht nach hätten wir es hier bereits mit einer möglichen Kontaktperson zu tun.«
»Sehen wir uns die nächste Kammer an!«
Sie ließen Burt Gilmore zurück und betraten den nächsten Raum. Parker war etwas peinlich beeindruckt, denn auf der Couch lag ein Mädchen, das etwa einundzwanzig Jahre alt sein mochte. Es war recht plump gebaut und wies ansehnliche Formen auf.
Dieses Mädchen starrte hingebungsvoll an die Decke und