Philipp Löhle

Am Rand (ein Protokoll)


Скачать книгу

145.

       146.

       147.

       148.

       149.

       150.

       151.

       152.

       153.

       154.

       155.

       156.

       157.

       158.

       159.

       160.

       161.

       162.

       163.

       Über den Autor

       Über das Stück

       Impressum

      Am Ende dieser Geschichte gibt es einen Toten.

      2. Juli, 8.17h morgens.

      Auf der Staatsstraße 2154 zwischen Fahrbach und Eslarn, nahe der tschechischen Grenze, nähert sich Frederick Kaufmann dem Ort Randhausen.

      Frederick Kaufmann ist Mitte dreißig.

      Dreiunddreißig.

      Er trägt einen Koffer bei sich, ohne Rollen.

      Er schwitzt.

      Und er macht einen verärgerten Eindruck.

      FRED

      Da fährt nicht mal ein Bus in dieses bekackte Dorf! Kackdorf!

      Frederick Kaufmann schimpft/

      FRED

      Ich sage euch was, das hier wird noch/

      Aber! Es hört niemand.

      FRED

      Wenn im Wald ein Baum umfällt und keiner ist da, der es hört, macht der dann Krach?

      Was man allerdings hört, und Frederick Kaufmann ganz besonders, ist der aufgebohrte Auspuff eines VW Passat CC, der aus Richtung Fahrbach, Amberg, Nürnberg nach Randhausen brettert. Viel zu schnell. Fast ungehalten.

      FRED

      Das Kennzeichen habe ich mir gemerkt!

      Das Kennzeichen hat er sich gemerkt.

      9:42h.

      Im Unterholz zwischen Fahrbach und Randhausen, walzt auf einer kleinen Lichtung, nahe einer Dickung ein Rehricken etwa zwei Quadratmeter Heu platt, legt sich auf die Seite und bringt nach 9,5 Monaten Tragezeit zwei Kitze zur Welt.

      Normalerweise gebären Rehe ihre Jungen doch in den Monaten Mai und Juni?

      Witterungsabhängig können sie aber durch sogenannte Keimruhe in Jahren mit spätem Frühling die Geburt äsungsabhängig verschieben.

      Die pausieren quasi die Schwangerschaft?

      Nicht nur quasi.

      Kurz vor 10/

      9.57h.

      9.57h erreicht Frederick Kaufmann den Ort Randhausen. Die Szene erinnert an einen Spaghettiwestern: Ein Marktplatz, Hitze, Leere, Stille. Ein Fremder. (Also Frederick Kaufmann.)

      Fehlen noch diese Strohballen.

      Was für Strohballen?

      Die so rumkugeln. Die so ... chuuuh ... Strohhexen heißen die, glaube ich.

      Die heißen nicht Strohhexen.

      Sondern?

      Steppenläufer.

      Was?

      Die heißen Steppenläufer. Englisch: Tumbleweed. Deutsch: Steppenläufer.

      Klugscheißer.

      Nein. Steppenläufer.

      Ist ja auch egal.

      Ist nicht egal. Die heißen so.

      Doch, ist egal. Gibt es eh nicht. In Randhausen, bei Fahrbach.

      Also: 2. Juli, 10.03h.

      Frederick Kaufmann auf dem Marktplatz von Randhausen.

      Was macht er da?

      Weiß nicht ... Monolog?

      Aber ein sehr leiser Monolog.

      Vielleicht ... innerer Monolog.

      FRED

      Das scheint auf den ersten Blick ein ganz normales Dorf zu sein. Da die Post, eine Bäckerei, ein Gemüseladen. In der Mitte ein Springbrunnen, der/

      Frederick Kaufmann sieht auf die Uhr

      FRED

      Jetzt automatisch eingeschaltet wird.

      Was er zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht wissen kann.

      FRED

      Sieht nicht so aus, als ob irgendjemand auf mich gewartet hätte. Aber ich bin da. Hier. Genau hier. Ich bin unter euch. Auch wenn ihr es noch nicht wisst, aber: Ich bin da!

      -

      Fertig?

      Beinahe wäre diese Szene, in all ihrer Unaufgeregtheit ungesehen verstrichen, wenn nicht Inge Kohlstett (57) gerade in jenem Augenblick Karotten in die dafür vorgesehene Holzkiste im Inneren ihres Gemüseladens verräumt hätte, wobei ihr Blick durch die Scheibe auf den Fremden mit dem Koffer fällt.

      Inge Kohlstett sagt nichts. Weder zu sich, noch zu den Karotten. Sie kräuselt aber ihre Lippen auf eine Weise, wie es nur die Kohlstetts können.

      Weitaus spektakulärer: Im selben Moment, in dem Inge Kohlstett ihre Lippen kräuselt und Frederick Kaufmann leicht zusammenzuckt, weil vor ihm plötzlich der Springbrunnen anfängt zu sprudeln, erhebt sich das eine der beiden