Philipp Löhle

Am Rand (ein Protokoll)


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Fogel hat das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben. Melinda Henske streicht Vermögen durch, macht aus der 2 eine 1 und aus der 3 eine 2.

      Also steht da jetzt: 1. Vermögen, 1.2. Balu, 2.3. Mark. Frederick Kaufmann verlässt grußlos das Zimmer.

      ROBERT

      Tschüss dann.

      Melinda Henske notiert: 3. Martin. Da ist es 15.09h.

      Im Wald zwischen Fahrbach und Randhausen liegen zwei Rehkitze am Boden.

      Ihr gepunktetes Fell tarnt sie vor dem Hintergrund der plattgetretenen Freifläche ihres Geburtsortes. Die Ohren der Kitze drehen sich ununterbrochen in alle möglichen Richtungen. Das Muttertier ist nicht bei den Kitzen, sondern umkreist die beiden in einigen Metern Abstand, um eventuelle Fressfeinde früh genug auszumachen.

      15.22h ein Raunen kriecht durch den Wald. Die Augen der Kitze vereisen für einen Moment.1

      19.05h. Vor der Ratsgasse sieben steht ein Streifenwagen, Golf, älteres Modell.

      ANNE

      Die Kohlstett, Inge hat gesagt, wir haben jetzt wieder eine Polizei.

      FABIAN

      Mh.

      ANNE

      Doch.

      FABIAN

      Morgen muss des Kraut bei deinen Kartoffeln raus. Sonst werden die nix. Was sollen wir mit einer Polizei?

      ANNE

      Wenns den Posten gibt.

      FABIAN

      Ich brauche Diesel für den Häcksler. Hast du nicht morgen Sport?

      ANNE

      Yoga? Des war heut´. Und dann habe ich die Inge getroffen im Laden, weil, sie möcht von meinen Kartoffeln, wenns die dann gibt. Und wie ich da so steh, zeigt sie rüber, übern Platz, und sagt: Da ist heut einer rein.

      FABIAN

      Hm. Kannst mir trotzdem einen Diesel holen? Morgen?

      ANNE

      Morgen habe ich Amt. Und außerdem muss doch des Kraut raus.

      FABIAN

      Des kann ich machen.

      ANNE

      Des sind meine Kartoffeln. Des sollen meine einmal werden.

      FABIAN

      Gut.

      Das haben Sie jetzt nicht gehört.

      FABIAN

      Ich sag das auch zu Anne.

      Ah. Sorry.

      FABIAN

      Machst eben das Unkraut selber raus. Und ich hol den Diesel, obwohl ich genug zu schaffen habe.

      ANNE

      Vielleicht fahr ich in der Mittagspause schnell rüber. Ist ja nur nach Pfraumberg.3

      FABIAN

      Eben.

      Dann Schweigen. Stille. Leises Aufstoßen. Und:

      Kurz vor 20h.

      FABIAN

      Es ist wieder viel zu heiß. Und kein Regen.

      Blick in den Himmel.

      Nein, der schaut nicht in den Himmel. Das weiß der so.

      Schaut Anne in den Himmel.

      Die interessiert das nicht.

      FABIAN

      Letztjahr wars zu nass. Diesjahr so heiß.

      ANNE

      Du. Heut beim Yoga. Des war echt interessant. Da haben wir zum ersten Mal des Kamel gemacht. Des solltest du auch mal machen, wo du doch immer so über Kreuzschmerzen klagst. Man muss sich auf die Knie ... also man muss sich hinknien und dann vorne hoch, immer weiter und den Kopf zurück und dann hinten die Knöchel fassen und des Becken vorschieben und da merkst du es dann schon, wie es im Kreuz zieht und zerrt und mal alle Wirbel schiebt und drückt, also wirklich eine super Übung, grade, wenn man die Wirbel normalerweise eher in die andere Richtung benutzt, beim Bücken. Du bückst dich ja wahnsinnig viel, nicht?

      Und am Horizont überquert eine Wildsau mehrmals die Grenze zwischen Deutschland und Tschechien. Ein sogenannter Überläufer.1