Philipp Löhle

Am Rand (ein Protokoll)


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vier Mädchen Luisa Schwerte, Jana Lorgenberg, Maya Habbel und Clara Volz.

      Melinda Henske vor einem leeren Blatt Papier. Sie schlackert den geliehenen Kuli zwischen Zeigefinger und Ringfinger der rechten Hand.

      Es will nicht.

      Was: Es?

      Vor ihr zwei leere Kaffeetassen. Braune Reste getrockneten Milchschaums am oberen Rand.

      Im Radio kommt: Starship – Nothing´s gonna stop us now.

      Melinda kennt das Lied, kann es sogar mitsummen, könnte aber weder Interpret noch Titel nennen.

      KELLNER

      Noch einen Kaffee?

      MELINDA

      Haben Sie auch Tee?

      ROBERT

      Ich habe Pfefferminz ... Aber keinen Wasserkocher.

      14.10h. Vor einem schweren Schreibtisch aus dunklem Holz sitzt Frederick Kaufmann.

      FREDERICK

      Dann Wasser.

      ROBERT

      Mit oder ohne?

      FREDERICK

      Egal.

      ROBERT

      Dann mit.

      Robert Fogel (44), Fogel mit F, Bürgermeister von Randhausen und im hiesigen Postamt tätig, schenkt hart sprudelndes Quellwasser in zwei Gläser.

      ROBERT

      Dann sag ich mal so: Herzlich Willkommen.

      Frederick Kaufmann trinkt. Die Kohlensäure kitzelt seine Augen von hinten.

      ROBERT

      Ehrlich gesagt wusste ich natürlich, dass Sie kommen, nur nicht, dass es heute ist. Also, dass heute schon heute ist. Verstehen Sie? Ich habe eigentlich auch manchmal eine Sekretärin. Die ist aber jetzt beim Yoga in Fahrbach. Macht den Hund und so.

      (Er lacht.)

      ROBERT

      Ich hätte Sie ja auch in Empfang nehmen können.

      ROBERT

      Entschuldigung: Weinen Sie? Ich wusste nicht, dass Sie das so trifft ... Ich, äh ...

      FRED

      Was?

      ROBERT

      Sie ... Ihre ...

      Robert Fogel deutet auf Frederick Kaufmanns Augen.

      FRED

      Äh? Das ist die Kohlensäure.

      ROBERT

      Ah...ch ...

      FRED

      Okay. Das ist ein Saustall. Ich soll hier einen Posten beziehen und ich finde ein verdrecktes Loch. Da ist nichts mit anzufangen. Das ist total zugemüllt. Ich soll da drin sogar schlafen. Da ist nicht mal ein Bett. Wie soll denn das gehen? Der Tisch fällt fast zusammen. Einen Stuhl gibt es auch nicht. Hallo?

      ROBERT

      Puh ...

      FRED

      Wissen Sie, was ich dachte? Ich dachte, ich schließe die Tür auf und es riecht nach Zitrone. Nach so Putzmittelzitrone. Und auf einem frisch gewischten Tisch steht ein neuer Rechner, eingeschaltet mit einem Grußwort als Bildschirmschoner.

      ROBERT

      Oh.

      FRED

      Oh ja. Und in einem Spind hängt meine Uniform. Und ich kann sofort anfangen. Zum Beispiel gegen die Raser vorzugehen. Mich hätte heute fast einer übern Haufen gedonnert, als ich hergelaufen bin.

      ROBERT

      Bitte?

      FRED

      Ja.

      ROBERT

      Sie sind gelaufen? Von ... Von wo?

      FRED

      Eslarn.

      ROBERT

      Von Eslarn hier her? Ha!

      FRED

      Ja, klar.

      ROBERT

      Das müssen Sie nicht.

      FRED

      Doch.

      ROBERT

      Nein.

      FRED

      Fährt kein Bus.

      ROBERT

      Nee, da fährt kein Bus, aber wenn Sie in dem kleinen Kiosk bei der Tankstelle in Eslarn nach Mattes fragen, der fährt Sie.

      FRED

      Mattes?

      ROBERT

      Ja.

      FRED

      Du blöder Depp.

      Denkt Fred.

      FRED

      Hättest du mir ja sagen können. Wie wär´s? Dann hätte ich nicht diesen Scheißkoffer durch den ganzen Wald getragen.

      Und die Umhängetasche!

      Frederick Kaufmann trinkt Wasser. Kneift die Augen zusammen.

      ROBERT

      Das hätte ich Ihnen sagen können. Aber jetzt haben Sie ja ein Auto.

      FRED

      Ja. Auch so was. Wo ist das?

      ROBERT

      Das Auto? Das ist hier.

      14.57h. Robert Fogel und Frederick Kaufmann in Fogels Büro. Am Fenster.

      Sie sehen hinunter auf den Parkplatz. Dort steht ein Streifenwagen. VW Golf. Älteres Modell.

      ROBERT

      Hier. Gleich neben meinem.

      Daneben ein blauer VW Passat CC.

      Frederick Kaufmann schlägt sich gegen die Stirn. Robert Fogel zuckt zusammen. Melinda Henske notiert: 1. Vermögen, 2. Balu, 3. Mark.

      ROBERT

      Sie können heute Nacht bei mir schlafen?

      FRED

      Leihen Sie mir lieber ne Matratze.

      ROBERT

      Wo soll ich denn jetzt ne Matratze herkriegen?

      FRED

      Schlüssel.

      ROBERT

      Was?

      FRED

      Für das Auto.

      ROBERT

      Steckt.

      FRED

      Ihr lasst einen Streifenwagen mit Schlüssel