wäre toll.« Caitlin stand auf. »Bei einer Sache könnten Sie mir bereits heute Abend behilflich sein.«
Tara sah sie an.
»Wir haben eine Veranstaltung für den Fond. Wenn Sie uns Ihr hübsches Gesicht leihen, könnten wir schon jetzt kräftig für den Kalender werben.«
»So kurzfristig? Ich ...« Neil Flaherty poppte aus dem Nichts vor Taras innerem Auge auf. Ihr kam eine Idee. »Werden die Männer der Feuerwehr auch da sein?«
»Die meisten«, bestätigte Caitlin mit einem Zwinkern.
»Ich werde es einrichten können«, versicherte Tara. Das versprach, interessant zu werden. Denn sie hatte eine Rechnung mit Neil Flaherty offen und diese gedachte sie, zu begleichen!
***
Der Saal des Gemeindezentrums neben der Feuerwehrwache war bis auf den letzten Platz gefüllt. Von der Bühne erklangen irische Geigenmusikstücke und forderten zum Tanzen auf. Von dem Angebot machte aber noch niemand Gebrauch.
Caitlin stellte Tara die Helferinnen des Fond-Komitees vor und dann die anwesenden Feuerwehrmänner. Tara glaubte, sich zu erinnern, die meisten schon beim Brand vor dem Hotel gesehen zu haben. Caitlins Mann Dan, Neils jüngeren Bruder Patrick und natürlich Ryan, bei dessen lustigem Gesicht man sich gar nicht vorstellen konnte, dass er jemals schlechte Laune hatte. Aber von Neil fehlte jede Spur.
»An meinen kleinen Bruder erinnerst du dich?«
Tara nickte.
»Kleiner Bruder«, empörte sich Ryan lachend. »So klein bin ich nicht mehr, Schwesterchen.« Tara musste ihm recht geben. Er war etwa in ihrem Alter, wirkte aber wie ein Junge.
»Und das ist Onkel Seamus«, erklärte Caitlin.
»Fáilte, holde Frau«, lachte es rau aus einem rotbärtigen Rübezahlgesicht. Mit vor Schalk funkelnden Augen reichte er ihr seine grobe Feuerwehrmannpranke und schien ihre schmale Hand gar nicht mehr loslassen zu wollen.
Glücklicherweise spürte Tara Kinderfinger am Saum ihres pinken Minikleids, die ihr einen legitimen Grund gaben, ihm ihre Hand zu entziehen.
»Ja, hallo, wer bist denn du?«, fragte sie sanft.
»Shane Fle-a-ty-Kane«, antwortete der Zweieinhalbjährige mit dem Brustton der Überzeugung. Tara sah zu Caitlin, die überglücklich aussah. Shane besaß definitiv das flammend rote Haar seiner Mutter. Er drückte ihr eine Actionfigur in die Hand. »Boba Fett«, erklärte er und sah sie an, als wäre damit alles gesagt.
Tara ging vor dem Knirps in die Hocke und betrachtete das Spielzeug. »Bist du nicht noch etwas zu klein für Star Wars, Shane?«
»Das kommt davon, wenn man nur unreife Jungs als Onkeln hat«, kommentierte Caitlin lachend und knuffte Ryan vor die Brust. »Den ganzen Tag nur Boba Fett, Boba Fett, Boba Fett – danke vielmals!«
»Boba ist eben der Coolste«, verteidigte sich Ryan grinsend. »Wenn er nicht bei Star Wars mitgespielt hätte, wäre er sicher Feuerwehrmann geworden.«
»Weißt du«, sagte Tara verschwörerisch zu Shane, »ich mag mehr die gut aussehenden Rüpel wie Captain Solo und ...«
»... Lieutenant Neil Flaherty?«, beendete eine tiefe Stimme ihren Satz.
Taras Kopf ruckte hoch. Da stand er. Lässig an die Wand gelehnt und betrachtete sie. Mit einem höchst seltsamen Ausdruck in seinem Gesicht.
Die Röte schoss ihr ins Gesicht. Schnell wandte sie sich wieder an Shane. »A-Aber dein Boba Fett ist natürlich auch cool«, fügte sie nervös hinzu und zupfte den Saum ihres Minikleids zurecht. Shane strahlte.
»Mit Neil muss ich dich nicht erst bekannt machen, oder?«, stellte Caitlin mit einem Blick auf ihren älteren Bruder fest.
»Miss Williams und ich hatten bereits das Vergnügen.« Neil nickte ihr zu und irgendwie gefiel ihr die Art und Weise, wie er sie ansah, ohne ihr auf die halb nackten Schenkel zu starren – so wie die meisten Männer, die sie kannte.
Tara schenkte ihm ein scheues Lächeln.
»Komm, Tara«, unterbrach Caitlin diese plötzliche Nähe und zog sie mit auf die Bühne. Sie ließ sich von der Sängerin das Mikrofon geben, deren Musik gerade geendet hatte.
Tara bekam nur am Rande die Begrüßungsworte mit. Immer wieder spähte sie zu Neil hinüber, der von seinen Kollegen umringt war. Sie musste zugeben, dass er wirklich gut aussah.
»Ich möchte noch einmal auf unseren Kalender hinweisen«, rief Caitlin ihr Vorhaben in Erinnerung. »Es ist mir eine Freude, das erste Gesicht präsentieren zu dürfen – Tara Williams.«
Tara lächelte, winkte und Beifall erklang aus den voll besetzten Tischreihen.
»Aber wir brauchen noch elf weitere Gesichter, damit der Kalender ein Erfolg wird. Also meine Damen, geben Sie sich einen Ruck.« Caitlin lächelte in das Publikum. Es sah jedoch nicht so aus, als ob sich an diesem Abend jemand melden würde. Caitlin übergab sichtlich enttäuscht das Mikrofon der Leadsängerin der Band.
Das war alles? Für diesen Kurzauftritt hatte Caitlin sie gebeten, auf die Veranstaltung zu kommen? Tara folgte ihr zu den Mitgliedern des Komitees. Sie hatte Neil beweisen wollen, dass mehr in ihr steckte als das doofe Model, für das er sie hielt. Sie wollte die Entschuldigung aus seinem Mund hören, wenn er zugab, dass er sich geirrt hatte.
»Kann ich auch noch etwas zum Gelingen des Abends beitragen?«
Die Frauen des Fond-Komitees drehten sich zu Tara um.
»Gern.« Caitlin nickte freundlich. »Und was?«
»Nun ...« Tara biss sich auf die Unterlippe und zuckte mit den Achseln. »Da ich von deinem Bruder gerettet worden bin, könnte ich vielleicht ...«
***
Caitlin reichte ihr das Mikrofon und Tara klopfte das Herz bis zum Hals. Sie war noch nie eine gute Rednerin gewesen. Sie sah viel heißer aus, wenn sie nichts sagte, und ließ lieber ihren Körper für sie sprechen.
Mit einem Mal fühlte sich ihr Minikleid viel zu kurz an. Und ihre in halterlose Strümpfe gehüllten Beine viel zu nackt.
»Wie einige vielleicht aus der Zeitung wissen, wurde ich von Lieutenant Neil Flaherty aus dem vierten Stock eines brennenden Gebäudes gerettet.« Ihr Herz überschlug sich. Neil starrte sie an, als hätte er einen Geist gesehen. Ryan grinste und stieß ihn mit dem Ellenbogen an.
»Wie viele andere habe ich früher nie darüber nachgedacht, welchen Dienst an der Gesellschaft die tapferen Männer der Feuerwehr täglich leisten.« Sie schaffte es, zu lächeln. Ihre Stimme zitterte kaum.
»Doch jetzt, wo ich am eigenen Leib erfahren habe, wie es sich anfühlt, in tödlicher Gefahr zu schweben, bin ich froh, dass es das Chicago Fire Department gibt. Ich kann nur hoffen, dass – wenn es brennt – tapfere Männer wie Mr Flaherty bereitstehen werden, um Leben zu retten. Deswegen ... spenden Sie für den Hinterbliebenen-Fond. Danke.«
Das Mikrofon schrillte auf. Doch das ging im Gejohle der Männer unter. Sie klopften ihrem Lieutenant auf die Schulter und feierten ihn als Helden.
Caitlin nahm ihr das Mikro ab und hielt sie sanft am Arm zurück. »Bevor uns Miss Williams jedoch verlässt, wollen wir sie noch bitten, sich für den nächsten Tanz zur Verfügung zu stellen.«
Tanzen? Tara konnte sich kaum noch daran erinnern, wann sie das letzte Mal getanzt hatte. Wahrscheinlich, als man sie im Abschlussjahr zur Prom Queen nominiert hatte – das war eine halbe Ewigkeit her.
»Und wie es bei uns Tradition ist, sind die Männer angehalten, diesen Tanz zu ersteigern. Das Eröffnungsgebot liegt bei einem Dollar. Höre ich irgendwo einen Dollar?«
Die Gesichter der Feuerwehrmänner ruckten interessiert hoch, doch ein prüfender Seitenblick zu ihren Ehefrauen riet ihnen, besser Hände und Finger stillzuhalten, wenn sie diese Nacht nicht auf dem Sofa schlafen wollten. Und die folgenden Nächte auch.