lachte Caitlin. »Weitere Gebote?«
Nervös blickten die Feuerwehrmänner einander an.
Oh mein Gott. Tara verzweifelte. Litt sie etwa an der Pest? Nervös verlagerte sie ihr Gewicht von einem Bein aufs andere. Ihre pinken High Heels knickten dabei fast um. Heftig atmete sie aus, was glücklicherweise niemand hörte. So hatte sie sich seit ihrem allerersten Fotoshooting nicht mehr gefühlt.
»Fünf Dollar«, schnitt eine autoritätsgewohnte Stimme durch das allgemeine Gemurmel. Erleichtert atmete Tara auf.
Bis sie sah, wer das Gebot abgegeben hatte. Neil Flaherty. Wer sonst!
Mit vor der Brust verschränkten Armen stand er da und starrte zu ihr herauf auf die Bühne. Seine Männer nickten bekräftigend und schienen mit dem Gebot ihres Lieutenant sehr zufrieden zu sein. Am zufriedensten wirkte Onkel Seamus, der keine Anstalten machte, sein Gebot zu erhöhen.
»Fünf Dollar zum Ersten, zum Zweiten und zum ... Dritten.« Caitlin strahlte über das ganze Gesicht und flüsterte: »Viel Spaß beim Tanzen, Tara.«
Tara sah ihr nach. Caitlin hatte sie hereingelegt. Daran bestand kein Zweifel.
Die Musik setzte ein und Neil stand plötzlich vor ihr. Seine dunkelgrünen Augen glänzten warm. Er streckte ihr die Hand entgegen und half ihr von der Bühne. Zum Glück kamen auch andere Paare auf die Tanzfläche und verhinderten durch ihre Anwesenheit, dass der Tanz für sie in einer peinlichen Blamage endete.
»Ich habe noch nie für so wenig Geld gearbeitet«, zischte sie und bereute sogleich, so etwas Dummes gesagt zu haben.
»Und ich konnte nicht länger mit ansehen, wie Sie da oben stehen und hoffen, dass jemand mehr als zwei Dollar bietet.«
»Wie großzügig von Ihnen«, stieß sie ihm entgegen.
Er packte sie fest an der Pobacke und drückte sie an sich. Jeden Muskel seines Körpers spürte sie durch seinen Anzug und den dünnen Stoff ihres Minikleids. Herrje! Der Griff seiner Hand weckte eine stille Sehnsucht in ihr. Eine Sehnsucht, die sie verräterisch seufzen ließ. Nur mühsam konnte sie es mit einem Räuspern verschleiern.
»Sie sahen hilflos aus.« Der Atem seiner Worte strich über ihre Lippen und elektrisierte jedes Härchen in ihrem Nacken.
»Ich kann gut allein auf mich achtgeben.« Ein halbes Jahr New York und zwei Jahre L.A. – und kein Feuerwehrmann hatte ihr helfen müssen.
»Davon bin ich überzeugt.« Seltsamerweise blieb der erwartete Sarkasmus in seiner Stimme aus.
Allmählich entspannte sie sich und fühlte sich sicher. Sicher wie in dem Moment, als er sie gerettet hatte. Sie schmiegte sich an ihn und ließ sich führen. Er war ein weit besserer Tänzer als sie und schaffte es, sie gut aussehen zu lassen. Er drehte sie herum, als wäre sie eine irische Elfe auf einer Waldlichtung. Und wenn sich ihre Hüften berührten, hüllte sie sein aphrodisischer Duft ein.
Neil verstärkte den besitzergreifenden Druck seiner Finger an ihrem Po. Wie sich seine Berührungen wohl auf ihrer nackten Haut anfühlten? Sein Schoß drückte gegen ihren Schritt und sandte die wohligsten Empfindungen durch ihren erhitzten Körper. Das heiße Ziehen ließ sie lustvoll ausatmen. In ihrem Höschen fühlte es sich verdächtig feucht an. Wusste er, was er da mit ihr anstellte?
Viel zu schnell endete das Lied.
»Ich bedanke mich für den Tanz, Miss Williams.« Formvollendet beugte er sich zu ihr hinab und hauchte ihr einen Kuss auf den Handrücken, der plötzlich wie Feuer brannte. Er zwinkerte ihr zu und wandte sich ab.
Wollte er sie etwa allein hier zurücklassen? Einfach so? Die Paare verließen die Tanzfläche, unschlüssig folgte sie ihnen und alle Scheinwerfer konzentrierten sich auf Neil – um ihr etwas zu zeigen, das sie bisher nur im Fernsehen gesehen hatte.
Neil tanzte in einer so schnellen Schrittfolge zu den temporeichen irischen Klängen, dass sie Mühe hatte, mit ihrem Auge zu erfassen, wie er das machte. Als wäre in ihm der achtjährige Michael Jackson wiedergeboren worden und doch war seine Art zu tanzen völlig anders. Sein Oberkörper blieb annähernd ruhig – starr – die Fäuste stemmten sich beinahe arrogant in die Hüften, während seine Schuhe über das Parkett trommelten.
»Er ist großartig, oder?«
Tara wandte den Kopf. Caitlin. Sie strahlte über das ganze Gesicht.
Die Männer klatschten in die Hände ließen anfeuernde Pfiffe hören. Fast mühelos stellte Neil ein Lächeln zur Schau. Lediglich der Schweiß auf seiner Stirn zeugte von der Anstrengung, die die schnellen Tanzschritte kosteten.
»Wie nennt man das?«, wollte Tara wissen. Doch Caitlin war schon in der Menschenmenge verschwunden. Tara sah noch, wie sie sich an den Tisch der Familie setzte, zum kleinen Shane und ihrem Mann.
Stattdessen stand Ryan plötzlich neben ihr. Bewundernd sah er seinem Bruder zu.
»Irischen Stepptanz«, beantwortete er die Frage. »Für einen Auftritt bei ›Lord of the Dance‹ reicht’s nicht, aber er ist auch lieber Feuerwehrmann, schätze ich.«
Mit weit ausladenden Schritten nutzte Neil die gesamte Tanzfläche, streckte den Arm aus und deutete auf sie. Ihr Herz setzte holpernd aus. Hitze stieg erneut in ihr auf. Sie hatte das Gefühl, bis unter die Haarspitzen zu erröten. Verspielt ließ er seine Hüften kreisen und entlockte den versammelten Damen bewundernde Laute. Verglichen mit dem, was er zeigte, kam ihr alles, was sie diesen Abend geleistet hatte, nichtig und unbedeutend vor. War das wirklich derselbe Mann, den sie gegen das Feuer hatte kämpfen sehen?
»Wieso hat Ihr Bruder eigentlich ein Problem mit mir, Ryan?«
»Sie erinnern ihn zu sehr an seine Ex-Frau.«
»Ex-Frau?«, hörte sich Tara fragen.
Ryan wirkte zerknirscht. Es war ihm sichtlich unangenehm, damit angefangen zu haben, aber jetzt wollte sie alles wissen.
»Ja, sie war bildhübsch. Ungefähr so wie Sie. Schön wie ein Märchen, aber irgendwie hohl in der Birne.« Er erschrak. »I-Ich wollte aber eben nicht andeuten, dass Sie hohl in der Birne sind ... also ...«
»Schon okay.« Tara lächelte. »Was ist dann passiert? Warum haben Sie sich getrennt?«
Ryan räusperte sich. »Sie hat etwas mit anderen Männern angefangen und ist eines Tages mit einem von ihnen durchgebrannt.« Mühsam quetschte er die Worte zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Aber das haben Sie jetzt nicht von mir.«
»Keine Sorge«, versprach sie, doch er war schon gegangen. Die Musik endete und Neil erntete tosenden Applaus. Sie kam nicht umhin, kräftig in die Hände zu klatschen.
»Tara, komm zu uns an den Tisch«, winkte Caitlin sie zu sich.
»Aye, auf meinen Schoß«, rief Onkel Seamus, als sie nahe genug heran war, und griff nach ihrer Hand. Japsend vollführte sie eine unfreiwillige Drehung und landete mit ihrem Po genau auf seinen kräftigen Oberschenkeln. Seine groben Hände strichen zärtlich über ihre hauchdünn bestrumpften Beine. Alter Schwerenöter! Und dass alle es mit ansahen, machte es nur noch peinlicher.
»Aye, eine schöne Frau hält das Herz eines alten Mannes jung.« In Seamus’ Augen blitzte der Schalk.
»Wäre ich nur drei Jahre jünger«, Tara sah ihm in die Augen, »würde ich mich doch glatt in Sie verlieben, Seamus.«
»Da hast du es, Onkel Seamus«, rief Ryan lachend. »Die ist richtig – der kannst du nichts vormachen.«
»Auf diesen Schock hin brauche ich jetzt einen Schluck Ale«, kommentierte Onkel Seamus polternd und erhob quer über das Rübezahlgesicht grinsend sein Glas. Tara nutzte die Gelegenheit, vor seinen zudringlichen Händen zu fliehen, und wechselte einen Blick mit Caitlin. Sie wirkte so glücklich mit ihrem Mann. Dan verschloss ihren Mund mit einem langen innigen Kuss.
Seufzend bemühte sich Tara, woanders hinzusehen. Und blickte dabei Neil genau in die Augen. Er sah verschwitzt aus, aber so etwas wie Müdigkeit schien