Allegra Bellmont

SexLovers | 6 Erotische Geschichten


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sah sich das Cover an. »Freche Früchtchen« prangte in goldenen Lettern über einem Foto von ihr. Sie saß da wie Demi Moore in dem Kassenschlager »Striptease« – eine Pose, die bereits von Tausenden Models auf diesem Planeten kopiert worden war. Nur, dass man bei ihr die säuberlich gestutzten Schamhaare sehen konnte – und noch etwas mehr. Viel mehr. Ihre Brüste schienen fast vom Cover zu fallen, aber das war angesichts des perfekt ausgeleuchteten Schamhaarstreifens wohl nebensächlich.

      »Besonders gelungen finde ich ja die Fotos ab Seite fünfundzwanzig.«

      Tara schluckte und blätterte langsam vor. Wie sie bereits ahnte, hockte sie splitternackt auf dem Schoß des gut gebauten Mannes, der wie ein auf die Erde gestiegener Gott des Olymps aussah. Nur durchtrainierte Muskeln, wohin das weibliche Auge auch blickte.

      Ihr Foto-Ich hielt den Kopf in den Nacken gelegt, den Rücken perfekt durchgedrückt, damit ihre Pobacken optimal zur Geltung kamen, mit einem glückseligen Lächeln auf den Lippen. Die Spitzen ihrer emporgewölbten Brüste küssten den sinnlichen Mund des gut aussehenden Kerls. Wie zwei Teile eines Ganzen schmiegte sich ihr flacher Bauch an das Sixpack ihres Liebhabers – und selbst der fantasieloseste Mann konnte sich vorstellen, was sie und er gerade miteinander anstellten.

      Tara schluckte.

      Auf jedem Foto der nächsten zehn Seiten das Gleiche – sie eng umschlungen mit diesem Adonis beim Liebesakt.

      »Dank dir bin ich die Lachnummer der ganzen Wache«, fletschte er. »Ausgerechnet ich muss auf eine Professionelle hereinfallen.«

      »Na, hör mal, ich bin doch keine Nutte.« Nie und nimmer wollte sie sich ansehen lassen, wie sehr sie seine Worte verletzten.

      »Nein, viel schlimmer«, pflichtete er ihr bei und grinste finster. »Du bist eine Porno-Schlampe!«

      Das Herz klopfte ihr bis zum Hals. »Du weißt ja gar nicht, was du da redest! Ich posiere für Erotikaufnahmen, Neil. Aufnahmen. Fotos«, fügte sie nachdrücklich hinzu.

      »Du lässt dich beim Vögeln fotografieren«, schnitt er dazwischen und verschwand ins Bad. In das Bad, in dem sie sich jeden Tag seit ihrem ersten Mal geliebt hatten.

      Sie hetzte ihm hinterher und hielt ihm das Magazin unter die Nase. Das Magazin, das offensichtlich durch viele Männerhände gegangen war. Sie machte sich keine Illusionen darüber, warum Männer diese Art Zeitschrift kauften. Sicher nicht, um die ach so interessanten Artikel zwischen den Fotoserien zu lesen.

      »Es sind Softcore-Aufnahmen«, verteidigte sie sich. »Herrje, ich weiß nicht mal mehr den Namen von diesem Kerl da auf den Fotos. Auch nicht von den anderen ...«

      Neils Kinn fiel herab und er sah sie an, als wäre sie der Leibhaftige in Person.

      »Neil, sieh doch mal genau hin. Wir tun nur so, als würden wir miteinander schlafen. Ich hatte niemals wirklichen Sex mit auch nur einem dieser Männer!«

      »Ich möchte, dass du verschwindest«, raunte er. »Ich will dich nicht mehr sehen. Und bete zu Gott, dass niemand meiner Familie erfährt, was du wirklich bist.«

      ***

      Er hatte recht. Sie verkaufte ihren Körper. Und es hatte ihr gefallen, sich für all diese Aufnahmen auszuziehen. Mit diesen durchtrainierten Männerkörpern auf Tuchfühlung zu gehen und nur harte Muskeln mit ihren Fingern zu ertasten.

      Aber richtige Models brauchten sich für so etwas nicht herzugeben. Richtige Models posierten für Reise- oder Wäschekataloge und waren zumindest mit Bikini oder Dessous bekleidet.

      Wie oft hatten sie ihr schon angeboten, »richtige« Aufnahmen von ihr zu schießen. Aufnahmen, die sie wirklich beim Sex zeigten. Aufnahmen, die alles, aber wirklich alles von ihrem Körper preisgaben. Und was kam dann als Nächstes? Würde sie in einem Pornofilm mitwirken und sei es nur darum, endlich ordentlich Geld zu verdienen?

      Nein, das war nicht das, was sie wollte.

      Sie wollte auch irgendwann einmal einen kleinen Jungen, in dessen Leben sich alles um »Boba Fett« und seine Heldentaten drehte. Der sie mit großen blauen Augen ansah und für den sie die Größte war – und sie wollte dabei nicht daran erinnert werden, dass Zigtausende Männer bis in das Innerste ihres Körpers gespäht hatten und manch einer sie vielleicht sogar auf der Straße erkannte – so wie dieser Craig mit seinem verfluchten Schmuddelmagazin.

      Sie wollte irgendwann einen kleinen Jungen oder ein kleines Mädchen, das die Augen ihres Daddys haben würde. Die Augen von ...

      Neil?

      Tränen stiegen ihr in die Augen.

      Oh mein Gott – es hatte sie erwischt. Verdammt, sie hatte sich nicht verlieben wollen und schon gar nicht in diesen Feuerwehrrüpel. Dieser ... dieser Idiot!

      Nein. Sie war der Idiot. Sie hatte sich verliebt. Er nicht.

      Neil war in unerreichbare Ferne gerückt. Er wollte sie nicht mehr sehen und er wollte nichts mehr mit ihr zu tun haben.

      ***

      »Hallo?« Die Stimme von Caitlin erklang am anderen Ende der Leitung.

      »Hier ist Tara.« Sie atmete tief ein. Am liebsten hätte sie wieder aufgelegt. Sie hatte kein Recht, dieser Familie noch mehr Kummer zu bereiten, als sie es ohnehin schon getan hatte.

      »Hallo Tara«, freute sich Caitlin. »Sag, was ist denn mit dir und Neil los? Seit Tagen macht er nicht mehr den Mund auf. Und nach dir zu fragen, geht gar nicht. Dann ist er immer gleich stocksauer.«

      Tara suchte nach einer Antwort. »Wir haben gestritten«, brachte sie irgendwann hervor.

      »Gestritten?«, fragte Caitlin nach. »Das klingt nach Neil. Dem Dickkopf fällt es schwer, glücklich zu sein – selbst wenn sich ihm das Glück auf einem Silbertablett anbietet.«

      Tara schluckte und schüttelte den Kopf. »Nein ... Ich bin schuld.« Weil sie ihm die Wahrheit über ihre Modeljobs verschwiegen hatte und weil sie Fotos dieser Art überhaupt gemacht hatte ...

      »Das glaube ich erst, wenn ich es gesehen habe.« Caitlin kam nicht umhin, zynisch zu lachen.

      Es folgte betretenes Schweigen.

      »Wie sieht’s denn mit eurem Kalender aus?« Mühsam unterdrückte Tara ein Schluchzen. Der Kalender war der Grund, warum sie anrief. Denn, wenn sie noch kämpfen wollte – um Neil – war dies ihre Chance, es zu tun. Ihre vielleicht einzige Chance.

      »Unverändert«, seufzte Caitlin. »Uns fehlen hübsche Frauen, die sich für den Kalender ablichten lassen wollen.«

      »Ich hätte da eine Idee.« Tara holte tief Luft. »Aber wenn wir das machen, dann auf meine Weise. Einverstanden?«

      Man konnte Caitlin über das gesamte Gesicht strahlen hören. »Einverstanden.«

      ***

      Der Kameraauslöser klickte und Blitze zuckten durch die Garage der alten Feuerwache.

      Mit Sonnenbrille im feuerroten Bikini und mit Feuerwehrhose bekleidet schmiegte sich Tara an das rote Monster von Feuerwehrtruck – eine Art »Die Schöne und das Biest«-Motiv. Die Männer bekamen Stielaugen, aber das war okay. Das war doch schließlich der Sinn der Sache, oder?

      Die Jungs der Feuerwache hatten nicht schlecht gestaunt, als sie mit zehn weiteren Models im Schlepptau hier aufgekreuzt war. Ihre nervösen Blicke konnten sich gar nicht an all der verschwenderischen Weiblichkeit sattsehen, als Brad zügig die Kurven der Damen fotografierte.

      »Und jetzt die Männer«, ordnete Caitlin an.

      »Männer?«, sagte Neil abfällig. Bis zu diesem Moment hatte er Tara kein einziges Mal angesehen. Hätte sie nicht ihre Sonnenbrille aufgehabt, sie wäre im Erdboden versunken.

      »Lieutenant, das können Sie mit uns nicht machen«, beschwerte sich einer der Männer. »Fotos, ich meine ...«

      »Ganz ruhig«, beruhigte ihn Neil. »Niemand macht hier irgendwelche Fotos.«

      Vielsagend