es nicht.“
„Und es war zu viel Pfeffer dran.“
„Ich habe dich nachwürzen sehen, ohne das Fleisch vorher zu probieren.“ Dr. Kayser kniff die Augen zusammen. „Könnte es vielleicht daran gelegen haben, dass dein Steak danach etwas zu streng geschmeckt hat?“
„Ich habe es gegessen – und hinterher einen Krug Bier getrunken.“
„Zwei.“
„Wie?“
„Es waren zwei Krüge Bier, die nach so viel Salz und Pfeffer nötig waren, um deinen großen Durst zu löschen.“
„Du hast mich beobachtet?“
Sven Kayser zuckte mit den Schultern und schmunzelte. „Ich hatte gerade nichts Besseres zu tun.“ Er wechselte das Thema. „Wie geht’s den Kindern?“
„Barbara und Kai hätten es sich nicht nehmen lassen, mitzukommen, wenn sie in München gewesen wären, aber das Fräulein Tochter verbringt mit ihrer Clique gerade einen vergnüglichen Urlaub in Italien, und der Herr Sohn ist an der Ostsee. Die Eltern eines seiner Schulfreunde haben da ein Haus.“
„Und Papa und Mama Seeberg halten hier in München die Stellung.“
„Aber nicht mehr lange.“
„Und was dann?“
„Dann geht es für vier Wochen nach Amerika.“
„Ost- oder Westküste?“
„Westküste. Wir mieten einen Wagen und fahren einfach los. Und wo es uns gefällt, da bleiben wir eine Weile.“
„Hört sich gut an.“
„Solltest du auch mal machen.“
„Ich warte erst mal euren Urlaubsbericht ab.“
„Sind wieder ’n paar Spareribs fertig, Chef?“, erkundigte sich Schwester Gudrun.
„Ja“, antwortete Dr. Kayser, „drei Portionen.“
„Die kommen am allerbesten an“, sagte Gudrun Giesecke.
Dr. Kayser lächelte zufrieden. „Ich werde einen Teil des Lobes an den Metzger weitergeben. Er hat genau die richtigen Rippchen für mich ausgesucht – nicht zu fett und nicht zu mager.“ Sven nahm die „Flöten“ mit der Grillzange vom Feuer, legte sie auf Holzteller und bestrich sie mit einer speziellen Mischung aus Ketchup, Honig und einem Hauch Curry.
Dr. Seeberg sah, dass Dr. Nicola Sperling und Dr. Torben Lorentz sich mit seiner Frau Ruth unterhielten. Dr. Ruth Seeberg war ebenfalls Ärztin und als Anästhesistin in der Klinik ihres Mannes tätig.
„Bildschön, diese Nicola“, stellte Ulrich Seeberg fest. „Wie ein Engel sieht sie mit ihrer hübschen Löckchenfrisur aus. Ihre kleinen Patienten lieben sie.“
„Torben passt hervorragend zu ihr“, bemerkte Sven Kayser, der Nicola und Torben zu seinen persönlichen Freunden zählte. „Ich könnte mir keinen besseren Partner für sie vorstellen.“
„Ja, die beiden sind wirklich ein ideales Paar.“
„Kursieren schon Heiratsgerüchte in der Klinik?“
„Mir kamen noch keine zu Ohren.“
„Die zwei müssen einfach zusammenbleiben“, sagte Dr. Kayser. „Jeder andere Partner, jede andere Partnerin, wäre in ihrem Fall lediglich zweite Wahl.“
Dr. Seeberg nickte. „Ich glaube, das wissen sie auch.“
Nachdem alles Fleisch gegrillt und verzehrt war, löschte Dr. Kayser die Glut, legte seine Schürze ab und „mischte sich unters Volk“, wie sein Freund es vorhin salopp formuliert hatte. Er heimste überall großes Lob ein und freute sich über das gelungene Fest. Nicola Sperling und Torben Lorentz bezeichneten seine Spareribs als eine unvergleichlich köstliche Gaumenfreude.
„Vor allem die Soße, die du da draufgestrichen hast, war einfach superb“, sagte Dr. Lorentz und küsste verzückt seine Fingerspitzen.
„Du musst mir unbedingt das Rezept verraten, Sven“ , sagte die schöne Kinderärztin. „Damit ich bei meinem nächsten Grillfest mit ebenso guten Rippchen brillieren kann.“
Svens Rezepte waren keine streng gehüteten Geheimnisse, die er fanatisch unter Verschluss hielt. Jeder, der daran interessiert war, konnte sie bekommen.
Er sagte Nicola bereitwillig, was er in die Soße alles hineingab, und erklärte abschließend: „Wichtig ist der Akazienhonig. Vom dem muss reichlich in der Soße sein, wenn sie pikant schmecken und einen delikaten Kontrast zum schön durchgebratenen Fleisch bilden soll.“ Ein präzises Mischungsverhältnis konnte er ihr nicht geben. „Ich schmecke die Soße so lange ab, bis sie passt“, sagte er.
„Dann wird sie aber wahrscheinlich nicht immer gleich gut, oder?“, sagte Torben Lorentz.
„In etwa schon“, gab Sven Kayser zurück. „Geringe Abweichungen von der Norm würden nur einem Chemiker auffallen, wenn er meine Soße in seinem Laboratorium in ihre Bestandteile zerlegte.“
„Darf ich dich einladen, wenn ich die Spareribs a la Dr. Kayser mal versuche?“, fragte Dr. Nicola Sperling.
„Ich komme mit dem größten Vergnügen“, antwortete der Grünwalder Arzt.
„Du beurteilst meinen Versuch dann hoffentlich nicht zu streng.“
„Ich bin sicher, mir wird es bei dir genauso gut schmecken wie dir bei mir“, sagte Sven lächelnd.
Mitternacht war schnell erreicht. Die ersten Gäste verabschiedeten sich. Nicola und ihr Freund gingen um halb eins. Nicola Sperling küsste Sven Kayser auf die Wangen und bedankte sich für die Einladung.
„War nett, euch hier zu haben“, erwiderte dieser.
Nachdem sie gegangen waren, verlagerte sich das Geschehen in Svens Haus. Die Flanitzers gingen kurz nach halb eins, und Schwester Gudrun sagte: „Wenn Se mir nich mehr brauchen, Chef, würde ick mir ooch jerne vakrümeln.“
„Jetzt komme ich schon alleine zurecht“, versicherte Sven. „Danke für Ihre wertvolle Hilfe. Ohne Ihre und Marie-Luises tatkräftige Unterstützung wäre meiner Grillparty kein so durchschlagender Erfolg beschieden gewesen.“
Schwester Gudrun verabschiedete sich vom „harten Kern“ der Partyschar und verließ das Doktorhaus, in dem sie so etwas wie ihr zweites Zuhause sah.
Wie lange das Fest noch dauern würde, wusste niemand. Ein Ende war nicht festgesetzt. Svens Gäste durften bleiben, solange sie sich bei ihm wohl fühlten. Es hatte schon Partys gegeben, die erst am nächsten Morgen von müden, übernächtigten Kriegern für beendet erklärt wurden.
2
Dr. Nicola Sperling und Dr. Torben Lorentz fuhren mit einem Taxi nach Hause. Nicola schmiegte sich im dunklen Fond des Fahrzeugs an ihren Liebsten. „War sehr schön bei Sven“, sagte sie.
„Er versteht es nicht nur, ganz hervorragend zu kochen, sondern auch Gäste einzuladen, die zueinander passen“, meinte Torben. „Damit ist gewährleistet, dass kein unliebsamer Misston das Fest stört.“
„Von Sven kann man eine ganze Menge lernen.“
„O ja, es ist von Vorteil, ihn zum Freund zu haben.“
Das Taxi verlangsamte seine Fahrt und hielt vor Nicolas Haus an. Sie hatte es von ihren Eltern geerbt. Vor einem Jahr, zu ihrem dreißigsten Geburtstag, hatte sie die Fassade streichen lassen, so dass es heute wie ein Neubau aussah.
„Warten Sie bitte einen Moment“, bat Dr. Lorentz den Taxifahrer und stieg mit seiner Freundin aus.
An der Haustür sagte Nicola dunkel: „Du brauchst nicht nach Hause zu