wie möglich die Milchquelle, das Gesäuge der Mutter, finden müssen. Wärmempfinden und Geruchssinn führen den Welpen dorthin. Zielstrebig arbeitet er sich, wenn nötig über die Beine der Mutter und schon geborene Geschwister, vor, bis er eine Zitze ergattert hat, und saugt sich dort fest. Inbrünstig trinkt er, um nach einigen Minuten »abgefüllt« und zufrieden, oft noch an der Zitze hängend, fest einzuschlafen.
Ist das Hundekind zu frech geworden, wird es von der Mutterhündin durch einen Schnauzgriff zurechtgewiesen.
2 Die vegetative Phase
Sie beginnt mit der Geburt des Welpen und besteht überwiegend aus Trinken, Schlafen, Verdauen und Wachsen. Und doch enthält dieser Lebensabschnitt schon ein paar wichtige Erlebnisse für den Welpen. Bereits das selbstständige Finden des Gesäuges nach der Geburt (und auch danach) ist ein wichtiger Prozess – der Hundezwerg kommt durch eigene Anstrengung zum Erfolg und erlebt ersten Stress. »Hilft« man hier einem gesunden Welpen, schadet ihm das eher.
Robbt er versehentlich zu weit weg von seinen Geschwistern, wird es ihm kühl, und er findet mithilfe seines Wärmeempfindens und seines Geruchssinns wieder zu seinen Geschwistern zurück. Dort erlebt er durch den engen Körperkontakt Geborgenheit. Der Geruchssinn meldet dem Welpen auch, wenn die Mutter wieder in der Wurfkiste ist. Selbst wenn alle Welpen gerade schlafen – kommt die Mutter, werden sie schlagartig munter und suchen sofort »maunzend« die Milchbar. Frustration steht ebenfalls schon auf dem Stundenplan, etwa wenn Bruder oder Schwester den Welpen von der gerade gefundenen Zitze wegdrängt. All diese Erfahrungen stärken das Hundekind für sein späteres Leben. Die vegetative Phase endet Anfang bis Mitte der dritten Lebenswoche, wenn die Welpen beginnen, die Augen zu öffnen.
Genügend positiver Menschenkontakt ab der dritten Woche ist die Voraussetzung für das wichtige Urvertrauen zum Zweibeiner.
3 Die Sozialisierungsphase
Wenn der Welpe die Augen nach und nach öffnet – das dauert ein bis zwei Tage –, beginnt diese neue, wichtige Entwicklungsphase. Sie dauert bis etwa Ende der 16./18. Lebenswoche. Das Gehirn des Welpen ist in diesen Wochen ganz darauf ausgerichtet, neue Eindrücke und Erfahrungen zu verarbeiten und nachhaltig zu speichern. In der Natur dient diese Zeit dazu, dass der Welpe sich ein Bild von seinem Lebensraum macht. Er lernt, was Artgenossen sind und wie sie aussehen, riechen usw. Er lernt, welche Gefahren es gibt, was man fressen kann und was nicht und welche Regeln im Zusammenleben mit den Rudelgenossen gelten. Dies alles lernt er prägungsähnlich. Denn er muss es sein Leben lang wissen. Da dieses prägungsähnliche Lernen zeitlich begrenzt ist, lässt sich Versäumtes später nicht immer nachholen, und auch Negatives bleibt nachhaltig im Gehirn verankert. Diese Aspekte sind für die Erziehung und Ausbildung besonders wichtig und sehr nützlich, wie Sie noch sehen werden.
Auch Regeln und Grenzen sind schon im Welpenalter wichtig für das Zusammenleben und den Bindungsaufbau.
Die Umwelt entdecken
Sobald sich die Augen geöffnet haben, fängt der Welpe an, seine Umwelt bewusst wahrzunehmen. Auch die anderen Sinne nehmen nach und nach ihre Arbeit auf. Das Hundekind beginnt zu hören und kann mehr und mehr Gerüche wahrnehmen. Die körperliche Entwicklung geht Hand in Hand mit der des Gehirns. Je mobiler der Welpe wird, umso größer wird sein Interesse an der Umwelt. Seine Beinchen tragen ihn allmählich immer besser, wenngleich seine ersten Gehversuche noch so aussehen, als hätte er zu tief ins Glas geschaut. War bisher die Wurfkiste ihre Welt, merkt die Welpenschar allmählich, dass es auch außerhalb noch etwas gibt. Langsam tasten sich die Hundekinder zum Ausgang der Wurfkiste vor. Nicht jeder ist gleich mutig, aber irgendwann überwiegt die Neugierde, und der Mutigste traut sich in die »weite Welt« hinaus. Bald folgen die anderen. Nach kurzer Zeit herrscht ein reges Kommen und Gehen, und die ersten beginnen, die Wurfkiste gezielt zu verlassen, wenn sie mal »müssen«. Schnell erweitern sie nun ihren Radius und nehmen den gesamten Welpenauslauf in Beschlag. Ist dieser mit wechselnden Spiel- und Erkundungsmöglichkeiten, etwa einem Wackelbrett, einem Tunnel, Spielzeugen, die verschiedene Geräusche machen, ausgestattet, können die Welpen ihrem Erkundungsdrang frönen und dabei ihr Selbstvertrauen sowie Motorik und Koordination trainieren.
Innerartliches Sozialverhalten
Die Welpen beginnen jetzt auch, sich mit den Geschwistern zu beschäftigen, und spielen bereits miteinander, anfangs noch auf wackeligen Beinchen. Aber sie werden von Tag zu Tag sicherer, und bald sind wilde Balgereien im Gang. Dabei üben die Welpen ihr innerartliches Sozialverhalten. Ein Teil ist angeboren, manches muss aus Erfahrungen gelernt werden. Wenn in der dritten Woche die Milchzähne langsam durchbrechen, lernen die Kleinen zum Beispiel, »mit Gefühl« zu spielen. Denn zwickt man Bruder oder Schwester zu fest, wehren die sich oder beenden das Spiel.
Sozialpartner Mensch
Noch etwas ganz Wichtiges passiert jetzt: Ab der dritten Lebenswoche nehmen die Welpen bewusst den Menschen wahr und wedeln mit dem Schwänzchen, wenn man sie streichelt oder anspricht. Gehört der Mensch von nun an fest zum täglichen Leben des Welpen, wird der Zweibeiner zum wichtigen Sozialpartner. Deshalb wird ein guter Züchter dafür sorgen, dass seine Kleinen regelmäßig Kontakt zu Erwachsenen und Kindern haben. Allerdings immer unter Aufsicht, damit etwa Besucher richtig mit den Hundekindern umgehen. Welpen, die dagegen isoliert und ohne oder mit nur wenig Menschenkontakt aufwachsen oder gar schlechte Erfahrungen machen, haben hier oft Defizite.
Das Wesen
Jeder Welpe hat von Geburt an eine bestimmte Grundveranlagung. So gibt es etwa besonders mutige, die immer vorn dabei sind, wenn es etwas Neues zu entdecken gibt. Dann gibt es solche, die die mutigen Geschwister vorlassen, aber durchaus auch dabei sind. Andere wiederum beobachten ein wenig abseits von den anderen und warten erst einmal ab.
Und es gibt auch Welpen, die von klein auf eher vorsichtig sind und zum Beispiel bei lauten Geräuschen zunächst Schutz suchen. Es gibt »wildere« Welpen und sanfte, eigenständigere und solche, die schon von klein auf sehr führig sind. Neben dieser Grundveranlagung kommen noch die vielen Erfahrungen mit Menschen und der Umwelt dazu, die das Wesen des Welpen formen. Wobei Hunde, die von Natur aus ein stabiles Nervenkostüm und Gelassenheit zeigen, auch mit unangenehmen Erfahrungen und Stress besser zurechtkommen als sensible oder vorsichtige Vierbeiner.
4 Im neuen Zuhause
Wenn der Welpe mit acht bis zehn Wochen zu Ihnen kommt, ist er noch mitten in der Sozialisierungsphase. Nun liegt es an Ihnen, seine Entwicklung in die Hand zu nehmen und ihn weiter zu fördern.
Nachhaltiges Lernen nutzen
Dass der Welpe auch in den nächsten Wochen besonders nachhaltig lernt, bringt Ihnen sehr viele Vorteile. Sie können ihn jetzt gezielt mit solchen Erfahrungen und Eindrücken »füttern«, die ihn für ein Leben mit Ihnen fit machen.
Das bedeutet allerdings auch entsprechend viel Engagement und Zeit Ihrerseits, was sich später aber vielfach auszahlt.
Alles, was der Welpe in diesem Entwicklungsabschnitt kennenlernt, wird für ihn zu seiner Welt gehören, also normal sein. Überlegen Sie daher, was genau alles in Ihrem Alltag vorkommt. Dann können Sie den Welpen gezielt damit vertraut machen. Das kann alles Mögliche beinhalten. Wer in einer größeren Stadt lebt, fährt vielleicht oft U-Bahn oder Bus. Andere gehen häufig essen oder besuchen regelmäßig Bekannte. Es gibt Familien mit Kindern, die häufig auch fremde Kinder zu Besuch haben, oder es sind Enkel in der Verwandtschaft. Der eine nimmt den Hund mit ins Büro oder arbeitet von zu Hause aus. All das lernt dann schon der Welpe in verträglichen Dosierungen kennen.
Soll der Hund später für einen besonderen Zweck ausgebildet werden, kann er ebenfalls schon jetzt damit in Kontakt kommen. Wer etwa