an weigerte er sich, einen Sohn von einer gewissen Hirunda Ryder anzuerkennen. Es gab keinen Sohn von ihm. Fertig.
Hirunda, die Ionu für ledig gehalten hatte, schrieb Briefe. Allesamt landeten sie in Ionus großem Kamin. Er antwortete nie. Hirundas Bruder tauchte auf. Ionu konterte auf seine Art. Als der junge Bursche frech wurde, ließ Ionu ihn durch seinen Vormann herausfordern, und das anschließende Duell bereinigte — wie Ionu es nannte — das Problem. Der Tote wurde auf dem Boothill von Wendover begraben.
Hirunda hatte indessen nicht geruht, die Sache zu klären. Sie erzwang ein Gerichtsurteil, aber in Kansas, und es galt nicht in Wyoming.
Vor zwei Jahren musste Ionu nach Kansas. Er konnte es nicht aufschieben, und er war auch nicht der Mann, der vor etwas — außer vor Mrs. Ionu — Beklemmungen hatte. Ionu kam nach Abilene, und Hirunda war rechtzeitig auf ungeklärte Weise dahintergekommen. Ein Nacht-Marshal nahm Ionu fest und ließ ihn einsperren.
Drei Cowboys der Straight I holten ihren Boss wieder heraus. Seitdem war Kansas für Ionu so gefährlich wie das Innere eines Tigerkäfigs. Hirunda ließ nicht locker. Sie schickte einen Mann zu Ionu, der ungefähr Ionus Kaliber hatte. Aber das Duell fand nicht statt. Ionu mietete zwei Scharfschützen und ließ den Revolvermann abknallen wie einen tollwütigen Hund. Die Schützen schwiegen, andere Zeugen gab es nicht. Der Fremde wurde verscharrt wie ein Kadaver. Niemand wusste, wo der Mann geblieben war.
Da aber hatte Hirunda einen Mann kennengelernt, der sie nicht nur aus der Tanzhalle herausholte, sondern an ihrem Sohn Phil so etwas wie eine eigene Verfehlung gutzumachen suchte: Harry Scott.
Nach dem Brauch des Westens hatte Harry Scott dem Rancher Ionu einen Brief nach Wyoming geschrieben und ihm mitgeteilt, dass er kommen werde, um entweder die schriftliche Anerkennung zu holen, dass Phil Ionus Sohn sei oder die Geschichte auf seine Art zu regeln. Welche Weise er als Regelung verstanden wissen wollte, war außer Zweifel. Harry Scott kannte ja nur diese eine Methode. Und ihr war der bullige Ionu bestimmt nicht gewachsen.
Ionu wusste seit drei Wochen von Harry Scotts angekündigtem Besuch. Verbittert vermutete er ein Komplott zwischen Scott senior und dessen Sohn, der ausgerechnet auf seiner Ranch arbeitete. Vielleicht deshalb, weil Ionu ihn ein wenig bedauerte, andererseits zeigen wollte, dass er ein Mensch mit Herz sei. Aber da Ali Ionu von zwölf Stunden des Tages geschlagene zehn an den finanziellen Gewinn des Ali Ionu und die übrigen beiden an das Wohlbefinden Ali Ionus zu denken pflegte, glaubte noch nicht einmal er selbst an dieses lautstark verkündete Motiv. Glenn war ein Arbeitspferd, wie er es besser nicht bekommen konnte. Und er schuftete nicht nur für zwei, er war auch spottbillig. Das war es.
Dennoch trennte sich Ionu auf recht fragwürdige Art von dem Sohn seines neuen Gegners, weil er Schützenhilfe von Glenn nicht erwarten konnte. Im Gegenteil.
Als Roy deshalb gegen Mitternacht auf einem geliehenen Pferd die Ranch erreichte und Ali Ionu wecken ließ, war der Rancher so rasch auf, als sei sein Herausforderer schon angetreten. Im Scheine einer Kerosinlampe saßen sich Roy und der Rancher gegenüber. Beides kräftige Männer, Ionu aber schon mit seinen fünfzig Jahren etwas zu schwer in den Hüften und zu speckig im Nacken. Trotzdem ein Mann, der heute noch spielend ein Dutzend mannsdicker Bäume an einem Vormittag mit der Axt schlagen würde.
„Er ist also da. Und Hattkinson hat den Schwanz eingezogen, dieser Skunk. Aber er war ja schon immer gelbgestreift“, meinte Ionu und strich sich den buschigen Schnauzbart, der seinem Gesicht die Ähnlichkeit mit einem Seehund verlieh.
Roy schwieg. Er beobachtete Ionu genau. Es interessierte ihn, ob er irgendwo in dem gedrungenen Gesicht so etwas wie Angst entdecken konnte. Aber bisher zeigte sich da keine Spur. Ionu war nur wütend, sonst nichts.
„Wir sollten ihm eine Falle stellen.“
Roy zuckte die Schultern. „Wie dem Revolvermann damals?“
„So ähnlich“, erwiderte Ionu und stand auf. Mit schweren Schritten ging er bis zu dem massigen Holzschrank, den er einst selbst gebaut hatte. Er öffnete ihn und holte eine Flasche heraus, dann zwei Tonbecher. Zurück am Tisch schenkte er beide Becher ein und schob das eine Roy hin. Sie tranken wortlos, wischten sich mit dem Handrücken die Lippen ab, und Ionu schenkte abermals ein. Dann setzte er die Flasche ab und sagte mit dröhnender Stimme: „Ich hätte den Jungen nicht davonjagen sollen. Es war ein Fehler. Wenn es stimmt, was du sagst, wusste er von dem Besuch seines Vaters doch nichts. Ich hatte gedacht, er weiß es.“
„Nein, das glaube ich nicht. Vielleicht war es wirklich ein Fehler.“
„Noch einer wäre es, ihn auf die Ranch zurückholen zu wollen.“ Roy entgegnete nichts. Ionu hatte offenbar eine Antwort erwartet, denn er fuhr fort: „Ich habe nichts gegen Mrs. Howard. Diesmal nimmt man es uns übel. Die Leute in Wendover grollen uns sowieso heimlich. Sie sind neidisch. Wenn ich dort bin und sage: Scott an den Galgen, dann plärren sie es mir nach. Kommt dieser Harry Scott dann an, fallen sie um. Es sind Memmen.“
„Ich weiß nicht, Boss, ich glaube eher, sie wünschen die Rinderleute ebenso zum Teufel wie diesen Scott.“
„Der Kerl muss weg, bevor er hier auf der Ranch antanzt. Und wenn er schon kommt, dann nicht lange fackeln. Zeugen, die das Gegenteil schwören, haben wir genug. Ich bin der einzige, der seine Mannschaft über den Winter dabehält. Das zählt.“
„Einer ist aber nicht dicht. Dieser Scott scheint eine Menge zu wissen, und von seinem Kleinen kann er’s nicht haben.“
„Gut, dann machst du es!“, sagte Ionu und sah Roy lauernd an.
Roy machte sich die Bandana locker. „Ich?“ fragte er abwehrend.
„Trink!“, sagte Ionu und leerte Seinen Becher. Roy tat es ihm nach.
„Diesmal könnte es ein anderer ...“
Ionu unterbrach Roy. „Nein, gerade du. So etwas muss unter uns bleiben. Ron ist tot, und nur du weißt davon ... und ich. Je weniger es wissen, desto besser. Du machst es allein.“
„Auf der Ranch?“
„Nein, in Wendover. Nimm dir zwei frische Pferde und auf!“
„Ich sagte doch, dass er vier Begleiter hat.“
Ionu zuckte die Schultern.
„Na und? Kleben die wie ein Panzer an ihm? Er wird sie nicht an die Brust nehmen zu seinem Schutz. Du hast immer eine Chance.“
Roy hatte Harry Scott erlebt. Ob Chance oder nicht, er errechnete sich nicht viel aus so einer Sache. Und die Geschichte mit dem anderen Revolvermann beschäftigte ihn heute noch. Er war kein Killer, und wenn er’s auch damals zusammen mit Ron gemacht hatte, es war Ron gewesen, der den tödlichen Schuss abgab. Jedenfalls versucht sich das Roy immerzu einzureden. Nun aber kann es nur einen geben, der treffen kann.
„Es gefällt mir nicht“, sagte er knurrend. „Ich mache das nicht, Boss.“
„Wirklich nicht?“, fragte Ionu. Er lächelte grimmig. „Soll ich Hattkinson so eine kleine Story erzählen, von dir und Ron?“
Roy fuhr auf. „Ach so ist das? — Tut mir leid, Boss, dann ...“ Er stand auf, sprach aber nicht weiter.
„Was ist dann?“, forschte Ionu.
„Dann reite ich weg.“
„Du wirst nicht wegreiten, Roy! Du wirst höchstens nach Wendover reiten, um das zu tun, was wir eben besprochen haben.“
„Es geht mich nichts an. Das ist dein Geschäft, Boss, nicht meins.“
Ionu runzelte die Brauen.
„Es ist auch dein Geschäft, Roy. Aber wie du willst, Roy, du hast die Wahl. So einen Job wie bei mir bietet dir niemand. Und wenn ich es will, schon gar nicht hier in dieser Kante.“
„Du willst mich erpressen, ein Verbrechen zu begehen.“
Ionu lachte donnernd.
„Was du nicht sagst, Roy. Ich will