Alfred Bekker

Krimi Sammelband 4005: Frohes Mörderfest - 4 Thriller in einem Band


Скачать книгу

sagen immer noch 'unsere Pläne'", stellte Mister McKee fest. Sein Tonfall war sachlich und nüchtern.

      Atkinson wandte sich zum Chef unseres Field Office herum.

      "Alte Gewohnheiten legt man nicht von heute auf morgen ab."

      Mister McKee zuckte die Achseln.

      "Mag sein."

      "Noch weiß AUTONOMY nicht, dass ich ein Überläufer bin. Jedenfalls hoffe ich das und Sie sollten auch auf diese Karte setzen. Sie könnten also einen gewissen Vorsprung gewinnen. Eine Zeitspanne, in der die AUTONOMY-Leute noch glauben, dass ich vielleicht die Aussage verweigere und mir von Ihren Verhörspezialisten jedes Detail aus der Nase gezogen werden muss..."

      Mister McKee wandte sich an Milo und mich.

      "Bringen Sie ihn in seine Gewahrsamszelle."

      "Ja, Sir."

      "Wir sehen uns nachher zur Besprechung."

      Wir nahmen Atkinson in die Mitte und führten ihn ab. In unserem FBI Field Office verfügen wir über einige sogenannte Gewahrsamszellen, in denen Verdächtige und kurzfristig Verhaftete eingesperrt werden können.

      Hier war auch Atkinson untergebracht.

      Vor seiner Zelle blieben wir einen Augenblick stehen.

      Er sah mich an.

      "Sie haben keine Ahnung, wozu AUTONOMY fähig ist, G-man!"

      "Aber Sie!"

      "Ich gehörte zu Ihnen."

      "Bislang sind mir die Motive für Ihren Sinneswandel nicht so recht klar."

      "Ich habe erkannt, dass der Weg von AUTONOMY ein Irrweg war. Die politischen Ziele dieser Organisation teile ich nach wie vor. Aber ich lehne es ab, Unschuldige dafür büßen zu lassen."

      "Späte Erkenntnis!"

      "Besser spät als nie. Und außerdem verdanken Sie dieser späten Erkenntnis vielleicht die einzigartige Möglichkeit, Verbrechen zu verhindern, von deren Ausmaß hier in diesem ehrenwerten Federal Building wohl niemand eine rechte Vorstellung zu haben scheint. Was glauben Sie, was es allein schon bedeuten würde, wenn die Wasserversorgung eines Komplexes wie diesem hier mit Plutonium oder Tollwut-Erregern versetzt werden würde!"

      "Sagen Sie es mir!"

      "Das Chaos würde ausbrechen. Eine angeblich so mächtige Organisation wie das FBI wäre innerhalb kürzester Zeit enthauptet - zumindest hier im Big Apple. Aber etwas Vergleichbares ließe sich ja auch landesweit organisieren. Die ostdeutsche Stasi verwendete Tollwut-Erreger als Mordwaffe."

      "Ich habe davon gehört."

      "Das Tückische ist, dass die meisten Ärzte gar nicht darauf kommen, dass der Betreffende unter Tollwut leiden könnte. Die Symptome sind zunächst sehr unspezifisch bis es dann zu spät ist. Und über die Wirkung von Plutonium muss ich ihnen ja wohl nichts sagen."

      "Warten wir die Testergebnisse ab", mischte sich Milo ein.

      Atkinson drehte sich kurz zu ihm um, nickte dann langsam.

      Anschließend trat er in seine Zelle.

      Die Gittertür schloss sich hinter ihm.

      Wir drehten uns um.

      Ich hörte noch, wie Atkinson sich auf seine Pritsche warf.

      Nur ein paar Schritte hatten wir uns entfernt, da verwandelte sich Atkinsons Zelle in eine Flammenhölle.

      Wir warfen uns zu Boden. Eine Welle aus Druck und Hitze fegte über uns hinweg. Ich schützte das Gesicht mit dem Arm, lag bäuchlings auf dem Fußboden.

      Die Wucht der Detonation war derart gewaltig, dass die Zellentür aus ihren Halterungen herausgesprengt worden war.

      Wir rappelten uns auf. Ein einziger Blick zeigte schon, dass wir für Atkinson nichts mehr tun konnten.

      Die Explosion hatte ihn regelrecht zerrissen.

      3

      Der Helikopter flog einen Bogen über die Stadt, streifte den Central Park und schnellte dann Richtung Nordosten.

      Der Mann mit der Zahnlücke deaktivierte das Infrarot-Zielgerät.

      "Hey, Mann, wir haben's geschafft!"

      "Hat geklappt wie geschmiert", nickte der Pilot. Der Helm ließ nur einen Teil der Kinnpartie von seinem Gesicht frei.

      Die gute Laune war ihm trotzdem deutlich anzusehen.

      Er steuerte den Heli über den Long Island Sound auf die Connecticut-Küste zu.

      Dunst hing über dem Wasser.

      Der Landeplatz lag irgendwo an der Küste auf einer Lichtung im Wald. Dort hatten sie einen Geländewagen abgestellt, mit dem sie zurück in den Big Apple gelangen konnten.

      "Schade, dass wir die Maschine vernichten müssen", meinte der Pilot. "War schließlich verdammt schwer, das Ding zu organisieren!"

      "Gehört leider mit zum Auftrag", erwiderte der Mann mit der Zahnlücke.

      "Ja, ich weiß. Unsere Auftraggeber wollen nicht, dass man irgendwelche Spuren findet."

      "Ist doch verständlich, oder? Und wir kriegen schließlich Geld genug für die Sache!"

      "Geld genug, um den Verstand einfach auszuknipsen meinst du?" Der Pilot lachte heiser. "Hör zu, wir nehmen das Geld und lassen den Heli wie er ist. Den können wir später noch zu Geld machen!"

      "Ich weiß nicht..."

      "Hey, Mann, mach dir nicht in die Hosen! DIE wissen doch nichts von unserem Landeplatz!"

      "Wenn DIE herauskriegen, dass wir uns nicht an die Anweisungen gehalten haben, werden DIE ziemlich sauer!"

      "Feigling!"

      4

      "Der Tod von Atkinson wirft uns in der Bekämpfung dieser Organisation namens AUTONOMY wieder erheblich zurück", stellte Mister McKee auf einer eilig einberufenen Sitzung in seinem Besprechungszimmer fest. Außer Milo und mir waren noch eine Reihe weiterer G-men anwesend, darunter die Agenten Clive Caravaggio und Orry Medina. Auch unser Innendienstler Max Carter sowie die beiden Verhörspezialisten Baker und Hunter hatten sich eingefunden. Sie hatten Atkinson ausführlich vernommen und außerdem auch den Lügendetektortest ausgewertet. Ihrer Analyse nach war Atkinson ein absolut glaubwürdiger Zeuge.

      Über