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Andrew Ramsey war tot.
Aber die Agents hatten Keith Goodman. Und dessen Zunge löste sich, als er merkte, dass er der einzige war, der für die Verbrechen hier in New York zur Verantwortung gezogen werden konnte. Er versuchte für sich herauszuholen, was herauszuholen war. Die Idee, sich an den Prostituierten zu rächen, sei von Andrew Ramsey gekommen. Über Susan Cohan hatte Dr. Ramsey ihn, Keith Goodman, und Wesley Cohan, einen unmittelbar und einen mittelbar Betroffenen also, kennengelernt und für seine Idee gewinnen können. Auch in den anderen Städten hatten sich Betroffene bereit erklärt, mitzumachen.
Goodman verriet die Namen der Gangster, die unter den Prostituierten in Baltimore, Cincinnati und Indianapolis Angst und Schrecken verbreiteten. Es fiel auch der Name Rufus Purdie, der Name des Mannes also, der der Agentin in Indianapolis ins Netz gegangen war.
Goodman würde die Freiheit nie wieder sehen.
Die Verbrecher in den anderen Städten zu verhaften war nur noch Formsache.
Der Fall war gelöst.
Jack the Ripper II. war in Wirklichkeit eine verbrecherische Interessengemeinschaft, die von einem Wahnsinnigen angeführt worden war.
Die Verbrecher würden verurteilt werden. Dem Gesetz war Genüge getan. Doch Ruhe würde in Owen Burkes und Ron Harris‘ Alltag nicht einkehren. Der nächste Fall wartete schon.
E N D E
Münster-Wölfe
von Alfred Bekker
Tatort: Ein Mietshaus in Münster. Michael Hellmer schreibt unter dem Pseudonym Mike Hell Groschenromane. Ein Stromausfall, der seinen Computer lahmlegt, vernichtet die letzten Seiten seines Western-Romans GNADENLOSE WÖLFE. Ursache ist der Föhn eines Mannes, der bereits seit einer Stunde tot in seiner Badewanne liegt... Damit beginnt für Hellmer eine Kette aberwitziger Verwicklungen. Ein inkompetenter Kommissar verdächtigt ihn und so hat Hellmer bald nur noch eine Wahl: Die Sache selbst aufklären!
1
Meine Finger glitten wie von selbst über die leichtgängige Computertastatur. Ein leises Klackern war dabei zu hören und vermischte sich mit dem unablässigen Summen des Ventilators, der meinen Rechner kühl hielt. Der Cursor blinkte auf, rutschte über die Benutzeroberfläche und zog eine Schriftspur hinter sich her.
Ich schrieb:
›Jake McCord kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen, als er die drei Reiter herannahen sah.
Das muss Dickson mit seinen Bluthunden sein!, ging es ihm durch den Kopf.
Er erhob sich von seinem Lagerplatz und nahm noch einen tiefen Schluck aus der mit heißem Kaffee gefüllten Blechtasse.
Die Tasse hielt er mit der Linken, die Rechte glitt unterdessen zur Seite - dorthin, wo der Griff seines 45er Colts aus dem tiefgeschnallten Revolverholster ragte.
Als die drei Reiter näher heran waren, konnte er deutlich Barry Dicksons blasses Gesicht erkennen, das von einem dünnen, schwarzen Bart umrahmt wurde.
Das wird Ärger geben!, dachte McCord.
Doch er ließ sich keineswegs aus der Ruhe bringen und nahm einen weiteren Schluck Kaffee. Indessen waren die Reiter herangekommen. In einer Entfernung von kaum mehr als einem Dutzend Yards zügelten sie ihre Pferde.
McCords Augen begegneten Dicksons kaltem Blick.
"Hatte ich Ihnen nicht gesagt, dass es besser wäre, aus der Gegend zu verschwinden?", zischte Dickson dann, während seine beiden Begleiter ihre Hände zu den Revolvern gleiten ließen.
McCord nickte. "Das hatten Sie gesagt. Aber so leicht bin ich nicht einzuschüchtern!"
"Wenn Sie glauben, dass ich mir von einem Satteltramp wie Ihnen auf der Nase herumtanzen lasse, dann sind Sie schief gewickelt, McCord!"
"Das Gesetz ist auf meiner Seite", erwiderte McCord ruhig. "Und das wissen Sie auch!"
Dickson verzog höhnisch das Gesicht. "Das Gesetz? Ich bin das Gesetz hier in der Gegend!"
McCord ließ den Blick von einem zum anderen schweifen. In den Augen dieser Männer las er den Tod. Seinen Tod. Er sah die Anspannung in den Gesichtern von Dicksons Leuten. Die Hände waren bei den Revolvern, bereit, sie jeden Augenblick zu ziehen. Die Männer warteten nur noch auf ein Zeichen, um loszuschlagen.
Und dieses Zeichen kam schließlich auch. Es war ein kaum merkliches Nicken, mit dem Barry Dickson die Hölle losbrechen ließ.
Die Männer rissen ihre Eisen aus den Holstern. Sie waren schnelle, aber lausige Schützen. McCord zog ebenfalls blitzartig den Revolver und feuerte.
Der Kerl rechts von Dickson schrie auf, als ihm McCords Kugel in die Schulter fuhr, ihn nach hinten riss, und er die Waffe fallen ließ.
McCord warf sich zu Boden, während der Kugelhagel seiner Gegner über ihn hinwegpfiff. Noch im Fallen feuerte er ein zweites Mal und holte damit Barry Dickson aus dem Sattel. Schwer stürzte der Vormann der Morton-Ranch zu Boden und blieb reglos auf dem Rücken liegen. Ein kleines, rotes Loch hatte sich mitten auf seiner Stirn gebildet, während seine Augen starr in den Himmel blickten.
Dicht neben sich fühlte Jake McCord eine Kugel in den Boden einschlagen, die den Sand zu einer kleinen Fontäne aufwirbelte. Er rollte sich herum, riss dann den Revolverlauf empor und jagte dem dritten Kerl eine Kugel mitten in die Brust.‹
Ich lehnte mich zurück und war zufrieden mit mir. Zwanzig Seiten hatte ich heute schon geschrieben, die letzten zehn davon in einem Zug.
Es war einfach so aus mir herausgeflossen. Durch meine Finger hindurch in die Computertastatur.
'Gnadenlose Wölfe' sollte das Werk heißen. Heute Morgen hatte ich nichts weiter als diesen Titel gehabt. 'Gnadenlose Wölfe'! Ich fand, dass das gut klang.
Wenn alles glatt ging, würde ich in einer Woche die 120 Manuskriptseiten in die Tastatur gehackt haben.
In zirka sechs Monaten konnte man es dann aller Voraussicht nach an jedem Kiosk als Romanheft kaufen. Mit einem knalligen Titelbild versehen.
'GNADENLOSE WÖLFE' - Untertitel vielleicht: 'Sie kannten kein Erbarmen - ein neuer,