Trevellian, FBI. Dies ist mein Kollege Milo Tucker. Und wer sind Sie?"
"Rick Donato. Ich arbeite hier, wie Sie sehen."
"Wir sind leider dienstlich hier!"
"Stecken Sie Ihre Dienstmarke weg, sonst verschrecken Sie hier die Kunden!"
"Den Teil Ihrer Kundschaft, der eine reine Weste hat, wohl kaum!"
Rick Donato machte eine wegwerfende Handbewegung. "Hat wahrscheinlich keinen Sinn, mit euch diskutieren zu wollen."
"Richtig."
"Am besten ich hole Mister Danilovich, den Boss."
"Augenblick!"
Er hatte sich schon einen halben Schritt von uns wegbewegt und blieb nun auf dem Absatz stehen.
"Ich kann Ihnen sowieso nichts sagen."
"Vielleicht sogar mehr, als Ihr Boss!"
"Ach!"
"Ich nehme an, der Name Doretta Tomlin sagt Ihnen etwas."
Er kratzte sich etwas theatralisch am Hinterkopf. "Ich komme gerade nicht drauf..."
"Sie arbeitet hier als Stripperin", half ich ihm auf die Sprünge.
"Es jobben so viele Girls hier!", erwiderte er leichthin.
Er warf einen kurzen Blick zur Bühne, wo gerade ein Blondinen-Zwillingspärchen damit begann, sich gegenseitig der ohnehin sehr spärlichen Stofffetzen zu entledigen.
"Jetzt hören Sie mal gut zu! Ich mache Ihnen hier jede Menge Schwierigkeiten, wenn Sie mir auf die ahnungslose Tour kommen, Mister Donato!"
Ich sagte das laut genug, um die Musik zu übertönen.
Einige der anderen Gäste drehten sich schon um.
Donato geriet buchstäblich ins Schwitzen.
"Ja, okay, okay..."
"Was heißt okay?"
"Hier arbeitet eine Doretta. Der Nachname war mir im Moment entfallen. Ich bin ja auch nicht aus Holz und schau den Girls nicht als erstes in den Führerschein..." Er lachte dreckig.
"Wie gut kannten Sie Doretta?"
"Ist ihr was passiert?"
"Beinahe. Jemand wollte sie umbringen, aber sie ist wohlauf. Aber eigentlich stelle ich die Fragen, Mister Donato."
"Sorry, G-man."
"Und?"
"Sie ist eine gute Stripperin. Einerseits hat sie große Dinger und andererseits eben das, was ich Talent nennen würde. Sie kam immer gut an."
"Können Sie sich jemanden vorstellen, der ihr zwei Killer auf den Hals hetzt?"
Seine Augen wurden schmal.
"Hey, Mann, ich würde Ihnen helfen, wenn ich etwas wüsste!"
Milo legte ein Foto des Mannes auf den Tisch, der sich Warren Anderson genannt hatte.
"Kennen Sie diesen Mann?", fragte Milo.
Der Bartender schluckte jetzt, sah sich nach einigem Zögern das Foto an. "Der Kerl sieht tot aus."
"Ist er auch", bestätigte Milo knapp. "Doretta hat ihn hier kennengelernt."
"Ja, ich erinnere mich an den Typ..."
Er runzelte die Stirn, brach ab.
"Schwierigkeiten, Rick?", fragte ein kahlköpfiger Mann mit feistem Gesicht. Zwei Männer in schwarzen Anzügen begleiteten ihn.
Mir war der Kerl schon aufgefallen, als er durch einen Nebeneingang den Hauptsaal der Sunset Table Dance Bar betreten und sich mit seinen beiden Begleitern in unsere Richtung bewegt hatte.
"Nein, keine Schwierigkeiten, Boss!" Donato stammelte beinahe, als er diese Worte hervorstieß. Sein Gesicht wurde dunkelrot. Er starrte noch einmal auf das Gesicht von Warren Anderson.
Der Kahlkopf deutete auf sich.
"Ich bin Ron Danilovich und mir gehört dieser Laden hier."
"Trevellian, FBI", stellte ich mich vor.
"Und wenn Sie der liebe Gott wären, Agent Trevellian. Ich kann es einfach nicht ausstehen, wenn man mein Personal befragt, ohne dass ich darüber informiert bin."
"Denken Sie mal an, wir fragen Sie noch nicht einmal um Erlaubnis!", erwiderte ich kühl.
Milo nahm Donato das Foto ab.
Er hielt es Danilovich unter die Nase.
"Erkennen Sie vielleicht diesen Mann?"
"Nie gesehen. Und jetzt darf ich Sie bitten zu gehen. "
"So schnell kommen Sie nicht davon, Danilovich!", widersprach ich. "Ich möchte, dass Sie die Adressen sämtlicher Girls und sonstigen Angestellten in Ihrem Haus herausrücken. Wir werden sie alle befragen müssen. Dieser Mann war hier, daran gibt es keinen Zweifel. Und es wird sich mich Sicherheit jemand an ihn erinnern!"
Danilovichs Augen wurden schmal. Ein Muskel zuckte unruhig unter seinem linken Auge.
"Sie scheinen sich Ihrer Sache ja sehr sicher zu sein, G-man."
"Allerdings. Und es liegt an Ihnen, wie wir das Ganze über die Bühne bringen."
"Sie meinen, wie geschäftsschädigend Sie gegenüber mir vorgehen", erwiderte Danilovich gallig.
Ich hob die Augenbrauen.
"Das haben Sie gesagt. Wir wollen nur ein paar Auskünfte."
"Kommen Sie in mein Büro", sagte Danilovich. "Ich habe keine Lust, mich weiter mit Ihnen in der Öffentlichkeit über dieses Thema zu unterhalten."
Ich zuckte die Achseln.
"Nichts dagegen", sagte ich.
Milo und ich folgten Danilovich und seinen Leuten durch einen Nebenausgang. Wir gingen einen breiten Korridor entlang.
Hinweisschilder machten deutlich, dass dies der Fluchtweg im Brandfall war. Ich registrierte einen Luftzug. Irgendeine Tür, die ins Freie führte, musste offen stehen.
Vor einer massiven Eichentür blieben wir stehen. Einer von Danilovichs Leibwächtern öffnete sie.
Hinter der nächsten Korridorecke tauchte jetzt eine Gestalt auf, blitzartig und mit einer Waffe in der Hand. Es handelte sich um einen jungen Mann mit stacheligen Haaren und einer Lederjacke auf der an verschiedenen Stellen ein Emblem angebracht war, das ich inzwischen nur zu gut kannte.
Der Schriftzug der Devvilish Demons.
Der Kerl hieß Micky Terasso. Ich wusste, dass er gerade siebzehn war und sich etwa zur selben Zeit der Gang angeschlossen hatte, wie ich das zum Schein getan hatte.
Natürlich hatte King Ghost ihn bei den wirklich wichtigen Sachen noch nicht mitmachen lassen.
So war er auch nicht bei dem Treffen in Laurence Harbour dabei gewesen. Ein Umstand, der ihm wahrscheinlich das Leben gerettet hatte.
"Danilovich, du Schwein!", rief er. Sein Gesicht war eine Maske des Hasses. Mit beiden Händen hielt er eine Beretta.
Er feuerte zweimal kurz hintereinander.
Danilovich schrie auf.
Ich schnellte nach vorn, riss die SIG heraus. Milo folgte meinem Beispiel.
Danilovich fiel zu Boden, fasste sich an das linke Bein.
Er hatte einen Treffer im Oberschenkel erhalten. Der andere Schuss war für ein daumengroßes Loch in der Eichenholztür verantwortlich.
Milo feuerte in Richtung des Angreifers, aber Micky Terasso war bereits wieder hinter der Biegung des Korridors verschwunden. Ich hörte den dumpfen Klang seiner Schritte.