A. F. Morland

Thriller-Paket 11 Krimis Juni 2020 Sammelband 11002


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Ich möchte nicht, dass er erst zum Mörder geworden sein muss, bevor wir eingreifen." Ich wandte mich an Orry und Clive. "Ihr könnt ja gerne mitkommen und den Begleitschutz spielen. Könnte ich vermutlich gut gebrauchen..."

      Ich wandte mich zum Gehen.

      Clives Stimme ließ mich erstarren.

      Er sagte ein einziges Wort.

      "Nein."

      Ich drehte mich herum. "Aber Clive..."

      "Wir können den Chef nicht einfach übergehen, Jesse! Ich verstehe deine Argumente, aber die Operation könnte heikel werden..."

      Clive griff zum Handy. Per Kurzwahl stellte er eine Verbindung zur Federal Plaza her. Auch wenn die normalen Bürozeiten längst und lange vorbei waren, so war es doch nichts ungewöhnliches, unseren Chef auch so spät noch an seinem Arbeitsplatz anzutreffen. Mister Jonathan D. McKee hatte seit der Ermordung seiner Familie den Sinn seines Lebens darin gefunden, das Verbrechen mit aller Kraft zu bekämpfen. Er war morgens der Erste im Field Office und oft genug spät in der Nacht der Letzte.

      "Mister McKee, wir haben da ein Problem...", begann Clive.

      19

      Schweißperlen glänzten auf Teresas nackter Haut.

      "Ja!", hauchte sie.

      Die junge Frau saß rittlings auf Raymond Zapata, ließ ihr Becken kreisen.

      Ihre vollen Brüste wippten auf und nieder.

      Zapata griff nach ihnen, presste sie zusammen.

      Der Mann mit der Narbe schloss die Augen dabei.

      "Venga, chica! Venga!", stöhnte Zapata auf.

      Teresa schrie.

      Zuerst, weil der Orgasmus sie in einer Woge von Empfindungen mit sich riss.

      In der nächsten Sekunde jedoch vor Entsetzen.

      Die Tür flog mit einem wuchtigen Tritt zur Seite.

      Juan Gomez in Begleitung zweier Leibwächter trat ein.

      Alle drei Männer trugen automatische Pistolen mit Schalldämpfer.

      Teresas Schrei verstummte, als Juan Gomez seine Waffe hob und abdrückte. Zweimal kurz hintereinander machte es Plop.

      Die Kugeln trafen Teresa schräg von der Seite. Sie sackte tot zur Seite.

      Raymond Zapata öffnete den Mund, so als ob er schreien wollte.

      Aber kein Laut entrang sich seinen Lippen.

      Seine Augen waren weit aufgerissen. Einer der Leibwächter trat hinzu, packte die tote Teresa am Arm und zog sie von dem großen Boss herunter.

      "Caramba! Mierde!", knurrte Zapata schließlich als er den ersten Schrecken überwunden hatte. "Juan, was soll das? Warum hast du sie erschossen, sie war doch nur..."

      "...eine Schlampe, ich weiß", vollendete Juan Gomez mit einem zynischen Lächeln auf den Lippen. "Aber sie hatte erstens die Angewohnheit, zu laut zu schreien, was ziemlich nervig ist und zweitens..." Er hob die Schultern.

      "...wäre sie eine unliebsame Zeugin gewesen."

      "Zeugin? Wofür?", flüsterte Zapata.

      Im selben Moment war ihm klar, dass er Unsinn redete.

      Es war klar, worum es hier ging. Juan Gomez hatte sich offenbar auf die Seite von Zapatas Feinde geschlagen.

      Aus welchem Grund auch immer.

      "Wie viel hat er dir für deinen Verrat gegeben, Juan? Für den Verrat an unserer Freundschaft?"

      "Keine Ahnung, von wem du sprichst."

      "Das weißt du sehr gut!"

      "Ach, komm schon, was soll das denn, Raymond. Das hat doch keinen Sinn."

      "Was ist mit Terry? Und meinen Leuten?" Eine Pause entstand. Juan Gomez Gesicht blieb vollkommen unbewegt.

      Raymond Zapata rang nach Luft. "Liegen wohl alle schon in ihrem Blut, was?"

      "Wir mussten bis zur Nacht warten. Du hattest ja 'ne halbe Armee mitgebracht, mein Lieber!"

      "Du Hund!"

      Juan Gomez zuckte die Achseln. "Es ist nichts persönliches."

      "Ach, nein?" Die Gedanken rasten nur so durch Raymond Zapatas Hirn. Jeder Muskel, jede Sehne seines Körpers war bis zum Zerreißen angespannt. Er suchte fieberhaft nach einer Möglichkeit, noch aus dieser Bredouille herauszukommen. Aber da war nicht einmal der Hauch einer Chance.

      "Es sind die Umstände, falls dir das ein Trost ist, Raymond."

      "Wie ein Schaf bin ich in eure Falle hineingetappt!"

      "Sí, eso es verdad!", stimmte Juan Gomez zu.

      "Worauf wartest du Ratte noch! Schieß doch endlich!", rief Zapata mit hochrotem Kopf.

      Er setzte sich auf, deutete auf seine behaarte Brust.

      Juan Gomez lachte und schüttelte den Kopf.

      "Nein, das muss ein anderer machen!" Er wandte sich in Richtung der Tür. "Venga!" rief er.

      Ein etwa dreißigjähriger Mann betrat den Raum.

      Lässig hielt er eine Automatik mit Schalldämpfer in der Rechten.

      "Terry!", stieß er hervor. "Du auch? No puedo creerlo! Du steckst mit diesem Bastard unter einer Decke? Und ich habe gedacht, ihr hättet euch hier zum ersten Mal getroffen..."

      "Ein tragischer Irrtum deinerseits." Terrys Stimme klirrte wie Eis. "Eigentlich hättest du schon in Laurence Harbour sterben sollen. Aber leider hast du dich ja im letzten Augenblick entschieden, dich nicht persönlich mit Almali zu treffen, sondern stattdessen Taylor hinzuschicken."

      "Du warst auch da der Verräter! Ich kann's nicht fassen, Terry!"

      Der Neffe vom großen Boss lud seine Waffe durch.

      Sein Gesicht wurde zu einer Maske der Entschlossenheit.

      "Sorry, Onkel Raymond. Ich mache es kurz!"

      Er hob die Waffe, drückte fünfmal hintereinander ab.

      Raymond Zapatas Körper zuckte unter den Einschüssen.

      Schließlich senkte Terry den Lauf der Waffe, wandte sich an Juan Gomez.

      "Ich bin eben kein guter Schütze", meinte er.

      Juan Gomez machte eine wegwerfende Geste. "Wie auch immer. Mit diesen paar Bleikugeln, hast du dich in unsere Organisation eingekauft. Und das Vertrauen, das du bei den Gefolgsleuten deines Onkels genießt, wird dazu führen, dass wir dessen Syndikat möglichst komplett eingliedern können."

      "Ich werde mein Bestes tun!", versprach Terry.

      "Du wirst dir mehr als nur eine goldene Nase dabei verdienen."

      Terry zeigte ein wölfisches Grinsen. "Das will ich hoffen!"

      Juan Gomez' Gesichtsausdruck wurde ernst. In gedämpftem, drohenden Tonfall murmelte er: "Vergiss nicht, dass unser