ich mich auch auf Sie verlassen, Monsieur?“ Jaques Cloussards Augen wurden enge Schlitze. Er arbeitete ungern ohne Lohn.
„Sie haben Angst, ich könnte Sie betrügen, Cloussard?“
Der Gangster lachte unfroh. „Hat man Ihnen weisgemacht, Jaques Cloussard hätte jemals Angst um seine Bezahlung gehabt? Dann wissen Ihre Gewährsleute nur die Hälfte über mich. Die Narren, die versucht haben, mich aufs Kreuz zu legen, liegen längst auf ihrem eigenen. Ihre Gesichter werden von ein paar Schaufeln Erde bedeckt, oder man hat sie an irgendeiner Stelle aus der Seine gefischt. Jaques Cloussard leistet hervorragende Arbeit. Aber er erhält auch seinen Lohn dafür. Immer.“
„Ihre Unerschrockenheit gefällt mir, Cloussard. Die werden Sie auch brauchen. Ihnen darf keine Panne passieren. Fahren Sie jetzt zum Pont Neuf. An der nördlichen Seite werden Sie einen gelben Abfallcontainer entdecken. An dessen Unterseite klebt ein Briefumschlag. Er enthält Ihre Anzahlung. Den Rest erhalten Sie nach Erledigung des Auftrags, dann aber am südlichen Ufer. Haben Sie noch eine Frage, Cloussard?“
„Ihnen liegt nur an diesem einen Mann, Monsieur?“
„Das wird genügen. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg.“
„Und ich Ihnen, dass Ihre Pläne aufgehen.“
„Das werden sie, Cloussard. Das werden sie ganz bestimmt.“
11
Die Maschine landete pünktlich in Orly.
Bount Reiniger wurde ausgerufen und zum Informationsschalter gebeten.
„Das wird der Commissaire sein“, meinte er hoffnungsvoll. „Ich bin froh, dass alles so gut klappt.“
„Hoffentlich tut es das wirklich.“ Die Chinesin zweifelte noch immer.
Der Commissaire begrüßte Bount mit überschwänglicher Herzlichkeit. Vor einiger Zeit hatte der Privatdetektiv einen gefährlichen Rauschgifthändler dingfest gemacht, den die Pariser Polizei nach New York hatte entkommen lassen. Durch ihn hatte ein weitverzweigter Heroin-Ring gesprengt werden können. Um ein Haar hätte der Commissaire wegen dieser Panne seinen Hut nehmen müssen. Aber wozu hatte man schließlich Freunde?
Das sagte sich Bount jetzt auch und war zufrieden, als er mit Myang im Polizeiwagen zur Rue Clovis gefahren wurde. Bei dieser Bewachung musste jeder Gangster erkennen, dass ein Überfall aussichtslos war. Selbst wenn es ihm gelang, Myang oder Bount mit einem gezielten Schuss aus sicherer Entfernung zu töten, hatte er doch keine Möglichkeit, sich in den Besitz der Porzellanelefanten zu bringen. Ein Attentat wurde also sinnlos.
„Adolphe Giraque gilt als Kapazität auf dem Gebiet asiatischer Kunst des vorigen Jahrtausends“, erklärte Bount während der Fahrt ins Zentrum von Paris. „Ich hätte ihn gerne schon von Bangkok aus auf unseren Besuch vorbereitet, aber ich wusste leider seine Telefonnummer nicht. Nur die Adresse kenne ich. Rue Clovis Nummer 17.“
„Hoffentlich ist er überhaupt zu Hause“, gab Myang zu bedenken.
„Wenn nicht, wäre das allerdings Pech“, gab Bount zu. „Doch ich rechne fest damit. Der Mann war, als ich ihn das letzte Mal sah, schon annähernd siebzig. Er ging wegen eines Rheumaleidens nur noch selten aus dem Haus. Das wird sich in den letzten Jahren kaum gebessert haben.“
„Viel Zeit, einen anderen Experten aufzusuchen, haben wir jedenfalls nicht“, meinte die Chinesin. „Wir müssen ja auch noch zur Versicherung.“
Der Polizeiwagen hielt vor dem von Bount bezeichneten Haus.
Bevor Bount ausstieg, ließ er keine Vorsichtsmaßnahme außer Acht. Ihm war zwar auf der Herfahrt kein verdächtiger Wagen aufgefallen, und auch der Commissaire hatte die Augen offen gehalten, trotzdem gestattete er sich keine Nachlässigkeit.
„Die Luft scheint rein zu sein“, stellte er beruhigt fest. „Ich hoffe, dass es nicht zu lange dauert.“
„Soll ich Sie begleiten, Monsieur Reiniger?“, erbot sich der Commissaire.
Bount lehnte dankend ab. „Es ist mir lieber, wenn Sie auf Mademoiselle Myang achtgeben“, sagte er. „Ihr Leben ist noch kostbarer als die Elefanten.“
„Seien Sie unbesorgt. Ihrer Begleiterin wird nichts zustoßen, solange wir sie beschützen.“
Bount stieg aus und verschwand im Hauseingang.
Adolphe Giraque besaß ein Antiquitätengeschäft im Erdgeschoss. Die Auslagen deuteten schon darauf hin, dass er sich auf fernöstliche Kunst spezialisiert hatte.
Bount zog die Luft ein. Es roch eigentümlich. Wahrscheinlich Räucherkerzen.
Das Geschäft war vom Treppenhaus her zu erreichen. Die Tür war nur angelehnt. Ein chinesisches Glockenspiel wisperte, als Bount eintrat.
Der Geruch verstärkte sich. Bount empfand ihn als unangenehm. Aber er hätte auch für die acht Porzellanfiguren nicht fünfhunderttausend Dollar bezahlt, selbst wenn er sich das hätte leisten können. Die chinesische Kunstfertigkeit der Zeit des 7. bis zum beginnenden 10. Jahrhundert entsprach genauso wenig seinem Geschmack wie dieser süßlich betäubende Duft.
„Monsieur Giraque?“, rief er, weil sich niemand im Laden befand und durch das Glockenspiel auch nicht auf den möglichen Kunden aufmerksam geworden war.
Bount wartete eine Minute, während der er seinen Ruf zweimal wiederholte. Dann schob er den bestickten seidenen Vorhang zur Seite, der den Verkaufsraum von dem dahinter befindlichen Büro trennte.
Es war ebenfalls leer.
Bount sah sich ein wenig ratlos um. Hätte Adolphe Giraque das Haus verlassen, hätte er sein Geschäft zweifellos abgeschlossen.
Bount entschied sich dafür, auch noch durch die nächste Tür zu gehen, die die Privaträume des Antiquitätenhändlers erschloss.
In der Küche fand er den alten Mann. Sein Gesicht war blau. Am Hinterkopf hatte er aus einer Wunde geblutet, die aber inzwischen überschorft war.
Der Gasherd zischte. Eine Flamme brannte nicht.
Bount drehte schleunigst sämtliche Hähne zu und riss das schmale Fenster auf. Jetzt wusste er, dass die Räucherkerzen nur deshalb so streng gerochen hatten, weil sie sich mit dem Gas vermischt hatten.
Wie er das abschätzte, war der Mann tot. Doch diese Feststellung wollte er einem Arzt überlassen.
Er eilte zurück und informierte den Commissaire über den entsetzlichen Fund.
Myang schrie auf.
„Wurde er ermordet?“, fragte sie mit schriller Stimme.
„Das werden Ihre Leute feststellen müssen, Commissaire“, sagte Bount. „Ein Unfall ist zumindest auf den ersten Blick nicht auszuschließen. Adolphe Giraque könnte ausgerutscht und mit dem Hinterkopf auf eine Tischecke gefallen sein, als er gerade seinen Herd in Betrieb nehmen wollte. Er verlor das Bewusstsein und atmete das ausströmende Gas ein.“
Der Fahrer des Streifenwagens forderte über Funk die Ambulanz und die Kollegen von der Mordkommission an.
Der Arzt konnte nur noch den Tod des alten Mannes feststellen.
„Todesursache?“,