Franjo Grotenhermen

Cannabis und Cannabinoide


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Rangstufen Taxa deutsch
Reich (Regnum) Plantae Pflanzen
Unterreich (Subregnum) Viridiplantae Grünpflanzen
Infareich (Infraregnum) Streptophyta Landpflanzen
Überabteilung (Supradivisio) Embryophyta grüne Landpflanzen
Abteilung (Divisio) und Tracheophyta Gefäßpflanzen
Unterabteilung (Subdivisio) Spermatophytina Samenpflanzen
Klasse (Classis) Magnoliopsida, Eudikotyledonen bedecktsamige Pflanzen
Überordnung (Supraordo) Rosanae rosenblütige Pflanzen
Ordnung (Ordo) Rosales rosenartige Pflanzen
Familie (Familia) Cannabaceae Hanfgewächse
Gattung (Genus) Cannabis Hanf
Art (Species) Cannabis sativa L.
Unterart (Subspecies) Cannabis sativa ssp. indica (Lam.)Small et Cronquist
Cannabis sativa ssp. sativa L.

       2.1.5 Unterteilung durch das Wirkstoffprofil

      Cannabispflanzen (s. Abb. 10) können aufgrund ihres Wirkstoffprofils grundsätzlich in zwei Chemotypen (Cannabinoid-Phänotypen) unterteilt werden. Der Chemotyp der klassischen Marihuanapflanze („Rauschhanf“) bildet gewöhnlich mehr Tetrahydrocannabinol (THC) als Cannabidiol (CBD) aus, wohingegen beim Chemotyp des Faserhanfs das CBD überwiegt. Heutzutage können wir Hanfpflanzen mit vier grundlegenden Wirkstoffprofilen unterscheiden: Den in der EU zugelassenen Nutzhanf mit maximal 0,2% THC-Gehalt und beliebig hohem CBD-Anteil und daneben Cannabidiol-reiche bzw. THC-reiche Sorten sowie Pflanzen mit ausgeglichenem THC- und CBD-Anteil.

      Abb. 10 Cannabis in Leonhart Fuchs' Kräuterbuch von 1543

       2.1.6 Kritische Auseinandersetzung

      Das alles ist jedoch nicht der Weisheit letzter Schluss, denn „jede Klassifizierung ist eher semantischer als wissenschaftlicher Natur, und Daten können von den einzelnen Taxonomikern unterschiedlich interpretiert werden. Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass morphologische Merkmale bei der Unterscheidung einzelner Varietäten, Sorten oder Arten unser wichtigster Schlüssel sind, und dass die Anpassung an abiotische Bedingungen die Phänotypen festlegt“ (Clarke 1997).

      Trotz aller Uneinigkeit, was die taxonomische Klassifizierung von Cannabis angeht, handelt es sich bei der alten Annahme, dass Cannabis sativa ausschließlich Faserhanfpflanzen hervorbringe und Cannabis indica den psychoaktiven Hanf, um einen Irrtum.

       2.2 Botanik

      Der Hanf ist ein Fremdbefruchter und Windbestäuber und eine sogenannte sommeranuelle Kurztagspflanze. Als zweihäusige (diözische, also getrenntgeschlechtliche) Pflanze bringt Cannabis sowohl weibliche wie auch männliche Exemplare hervor. Manche Formen des Hanfes sind dagegen einhäusig (monözisch, also zwittrig), was eine Frage des entsprechenden Erbguts ist. In diesem Fall sind an einer Pflanze Blütenstände beider Geschlechter zu finden.

       2.2.1 Geschlechtsdetermination

      Weibliche diözische Pflanzen prägen Blütenstände (pistillate oder Stempelblüten) in den Blattachseln aus, die dicht und gedrungen wachsen und in Form von Scheinähren erscheinen, wohingegen die Blüten männlicher diözischer Exemplare (staminate oder Staubblüten) in bis zu 30 Zentimeter langen Rispen wachsen und dünn, locker und vielverzweigt aufgebaut sind.

      Weiblicher Flor bildet sich paarweise an den Blattknoten und erscheint in Form von zwei länglichen, weißlichen, gelben bzw. rosa Narben, die aus dem mit harzigen Drüsenhaaren besetzten Blütenkelch (Calyx) hervorragen.

      Der mit Pflanzenhaaren (Trichomen) besetzte Calyx des männlichen Flors besteht aus fünf weißlichen, gelben oder grünen, etwa fünf Millimter langen Kelchblättern, die herunterhängen und fünf aus Pollensäcken (Antheren) bestehende Staubgefäße (Stamina) umschließen, die ebenfalls ungefähr fünf Millimeter lang sind.

      Bei monözischen Cannabispflanzen entstehen die weiblichen Blütenstände übrigens an den Spitzen von Seitentrieben, was ein sicheres Unterscheidungsmerkmal darstellt. Männlicher Flor monözischer Hanfpflanzen entspringt dagegen den Blattachseln (vgl. Abb. 11-13).

      Abb. 11 Männliche Cannabisblüte

      Abb. 12 Weibliche Blüte einer sativalastigen Cannabissorte (Foto: Markus Berger)

      Abb. 13 Weibliche Blüte einer indicalastigen Cannabissorte (Foto: Markus Berger)

       2.2.2 Merkmale des Hanfs

      Der einjährige Hanf ist eine krautige und schnellwüchsige Pflanze und kann je nach Art, Standort und Ausprägung bis zu sechs Meter hoch wachsen. Unter günstigen klimatischen Bedingungen kann eine Cannabispflanze bis zu sieben Zentimeter am Tag wachsen.

      Die radiäre Wurzel bildet zahlreiche Ausläufer (Neben- und Seitenwurzeln) und wächst in mineralischem Boden bis zu zwei Meter tief.

      Der Stengel der Cannabispflanze ist hohl, wird bei ausgeprägtem Wachstum bis zu 20 (30) Millimeter dick und bildet sich im Jugendstadium zunächst in viereckiger Form aus. Im Laufe des Wachstums ändert der Stengel seine Form hin zu sechseckig, wobei er an Spitze und Basis rundlich erscheint. Die Rinde des Hanfstengels ist Lieferant der strapazierfähigen und industriell nutzbaren hochwertigen primären Hanffasern, die vielseitig verwendet werden. Die sekundären Hanffasern bilden sich aus dem Kambium (Teilungsgewebe).

       Samen

      Bei den Samen der Hanfpflanze handelt es sich um ovale Nüsse, die aus einsamigen Fruchtknoten entstehen und in verschiedenen Farben erscheinen können (vgl. Abb. 14);