Richard A. Huthmacher

„… Gesetz und Freiheit ohne Gewalt“: „Die höchste Form der Ordnung“


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entwickelt sein Kursus der National- und Sozialökonomie (1873, 3. Aufl. 1902)“ (Karl Vorländer: Geschichte der Philosophie. Band 2 [Philosophie d. Neuzeit]. Meiner, Leipzig/Hamburg, 5. Auflage 1919, S. 482-492: § 77 – Realistische Richtungen: Empiriokritizismus, jüngerer Positivismus, Wirklichkeitsphilosophie).

       Ausführungen zu Fußnote 39:

      Pjotr Alexejewitsch Kropotkin, Schriftsteller und Geograph, gilt als (einer) der einflussreichste(n) Theoretiker des kommunistischen Anarchismus´; er wurde auch der anarchistische Fürst genannt (aufgrund seiner Abstammung aus höchstem russischem Adel). Einer seiner bekanntesten Schriften ist „Die Eroberung des Brotes“ (vgl. Nettlau, Max: Geschichte der Anarchie. Bd. 4. Die erste Blütezeit der Anarchie: 1886-1894. Topos-Verlag, Vaduz, 1981. Dort: Kapitel III, Kropotkins Werke Landwirtschaft, Industrie und Handwerk und Die Eroberung des Brotes, Schriften der Jahre 1888 bis 1891). Viele Jahre seines Lebens verbrachte Kropotkin in Gefängnissen, in Russland und in vielen anderen Ländern, in die ihn sein friedlich-anarchistisches Eintreten für die Menschen, für Freiheit und Menschenwürde verschlug.

      Beispielsweise war er zusammen mit Oscar Wilde und George Bernard Shaw maßgeblich an der Organisation der (weltweiten) Proteste gegen die Hinrichtung der Chicagoer Anarchisten beteiligt. (Haymarket Massacre am 1. Mai 1886 – das Datum begründete den 1. Mai als internationalen Kampftag der Arbeiterklasse –, bei dem eine große Zahl von Demonstranten von der Polizei massakriert wurde, nachdem zuvor ein Attentäter eine Bombe geworfen hatte. Angeblich war dieser ein Anarchist. Obwohl es für diese Behauptung keinen Beweis gab – es dürfte sich um ein False-Flag-Attentat gehandelt haben! – wurden acht Anarchisten zum Tode verurteilt.)

       Ausführungen zu Fußnote 43:

      „… fielen die Ideen Dührings bis etwa 1889 in Vergessenheit. Nunmehr war es der liberale Wirtschaftler Dr. Theodor Hertzka, ein gebürtiger Ungar, welcher das Werk ´Freiland. Ein soziales Zukunftsbild´ (Leipzig 1890), eine Utopie, ausarbeitete …

      Hertzka hatte seiner Utopie eine Form gegeben, welche aus ihr gleichzeitig ein Projekt einer Experimentalkolonie in grossem Ausmaße machte. In diesen Jahren … interessierte sich ein großes Publikum außerordentlich für ´Freiland´. Man bereitete seine praktische Ausübung in dem von Hertzka geschilderten fruchtbarem Gebiete von Kenia und Kilimandscharo im östlichen Zentralafrika bevor. Durch die freie Eintrittsmöglickeit in die Produzentengruppen wäre die Anziehungskraft der verschiedenen Gruppen ausgeglichen worden. So, und durch viele andere einfache und praktische Mittel, wäre die Autorität in der neuen Gemeinschaft auf ein Minimum herabgedrückt worden, d.h. auf die reinen technischen Erfordernisse, die man freiwillig anerkennt …

      Von hier aus haben die ´Siedlungen´ in Deutschland, vorgeschlagen und zum Teil gegründet von Dr. Franz Oppenheimer, ihren Ursprung. Michel Flürschein verhandelte lange Zeit, um soziale Kolonien in fernen Ländern zu gründen. Dr. Wilhelm, welcher der Gruppe ´Freiland´, welche bereits in Afrika gelandet waren, angehörte, verteidigt immer sein damaliges Ideal. Ich glaube[,] dass indirekt die Idee Dr. Theodor Herzls, die Juden in einem unabhängigen Territorium zu vereinigen, und die heutige zionistische Siedlung in Palästina eine Widerspiegelung der Initativen Dr. Hertzka [sind,] ´Freiland´ in der Region Kenia zu gründen ... Gleicherweise stammt der freiheitliche Willen einiger der Produzentengruppen im heutigen Palästina [Kibuz-Bewegung!], in wohlbehüteter persönlicher Freiheit zu leben, von dem mächtigen Impuls ab, den einst ´Freiland´ gegeben hat“ Max Nettlau: Der Anarchismus in Deutschland, wie zit. zuvor; eig. Hervorhebg..

       Ausführungen zu Fußnote 44:

      Huthmacher, Richard A.: Nobelpreisträger – Mythos und Wirklichkeit. Band 1 – Träger des Friedens-Nobelpreises. Norderstedt, 2016, S. 46 ff.:

      „Mit Hilfe des [von Nobel aus dem Nitroglycerin durch Zusatz von Kieselgur entwickelten und 1867 patentierten] Dynamits konnte nicht nur der Rohstoffhunger der wachsenden Industrien [durch Sprengungen in Bergwerken, Minen etc. zum Abbau dieser Rohstoffe] gestillt werden, auch Revolutionäre und Anarchisten nutzten seine zerstörerische Kraft. In den 1880er Jahren kam es so häufig zu Dynamitanschlägen, daß für die Attentäter der Begriff ´Dynamitarden´ geprägt wurde. Prominentestes Opfer wurde 1882 der russische Zar Alexander II. Im Deutschen Reich erließ man am 9.6.1884 das sogenannte ´Dynamit-Gesetz´ gegen den ´verbrecherischen und gemeingefährlichen Gebrauch von Sprengstoffen´ …

      Zola hatte die Diskussion um die Dynamitarden aufgenommen: In Paris schildert er die Gewissensqualen eines Chemikers, der mit seinem neu entwickelten Sprengstoff einen Anschlag auf die Kirche Sacré-Coeur plant und erst im letzten Moment von der entsetzlichen Tat ablässt …

      „Nobel erschien seinen Zeitgenossen unheimlich; die Explosionen in seinen Fabriken ängstigten sie. Zudem irritierte es, dass er … nie ein öffentliches Wort des Mitgefühls fand für die vielen Opfer der tödlichen Unfälle in seinen Werken. Schließlich der Terrorismus, die Dynamitarden: … nie äußerte sich Alfred Nobel zu diesem verheerenden Missbrauch seiner Erfindungen ...“

       Ausführungen zu Fußnote 45:

      „Die Attentäter nannten ihr Vorgehen ´Propaganda der Tat´. Ihre Idee: Die verhassten Repräsentanten des Systems – Präsidenten, Bischöfe, Finanzleute, Polizeichefs – durch gezielte Anschläge zu beseitigen. Eine Hand voll entschlossener, zu allem bereiter Männer konnte so beweisen, dass der mächtige Gegner verwundbar war, und damit dem Volk Mut einflößen. Das Ziel: die massenhafte Erhebung der Arbeiterklasse.

      Die beispiellose Welle terroristischer Anschläge, die Ende des 19. Jahrhunderts Europa erschütterte, war zunächst die Antwort militanter Anarchisten auf die blutige Niederschlagung der Pariser Commune 1871 durch die französische Regierung unter dem Beistand preußischer Kanonen. Allein 1892 wurden in Westeuropa über tausend Attentate mit Dynamit gezählt (die meisten in Frankreich), doch auch im Osten kam es zu etlichen Anschlägen. 1881 fiel Zar Alexander II. einer Bombe zum Opfer. Der wenige Jahre zuvor von dem Schweden Alfred Nobel erfundene Sprengstoff avancierte zum ´Zaubermittel der Ausweglosen´, und die ´Dynamitarden´ wurden zum Schrecken ihrer Zeit.

      Mit einer Mischung aus Entsetzen, Nervenkitzel und heimlicher Bewunderung verfolgte Europa das neue Phänomen. Auflagenstarke Anarchoblätter verherrlichten die Anschläge, in Liedern und Legenden wurde... der Typus des anarchiste expropriateur, des ´anarchistischen Enteigners´, zum Mythos verklärt, und nach dem Raubmörder und Bombenattentäter Claude Ravachol, der 1892 unter der Guillotine endete, wurde gar ein beliebter Modetanz benannt: La Ravachole“ (Kraetz, O.: Die andere Seite der Medaille. In: DIE ZEIT NR. 42/2001 vom 11. Oktober 2001).

       Ausführungen zu Fußnote 48:

      Juli 1978: Celler Loch erschüttert Niedersachsen, https://www.ndr.de/geschichte/chronologie/Juli-1978-Celler-Loch-erschuettert-Niedersachsen,cellerloch100.html, abgerufen am 06.10.2019:

      „Ein lauter Knall. Ein Feuerball erhellt die Nacht, als am 25. Juli 1978 um 2.54 Uhr eine Bombe an der Justizvollzugsanstalt Celle detoniert. Die Beamten im Wachturm geben Alarm und leuchten mit Suchscheinwerfern die sechs Meter hohe Außenmauer ab. Dort klafft ein Loch von rund 40 Zentimetern Durchmesser. Viel später erst wird bekannt: Es war ein fingierter Anschlag mit Wissen der damaligen CDU-Landesregierung. Der Verfassungsschutz ließ das Loch in die Gefängnismauer sprengen. V-Leute sollten so in den harten Kern der RAF eingeschleust werden. Es dauert bis 1986, bis die Hintergründe aufgedeckt werden.“

       Ausführungen zu Fußnote 49:

      Der Anschlag von Bologna sorgt weiterhin für politische Spannung. Vor 30 Jahren forderte eine Bombe im Bahnhof von Bologna 85 Todesopfer. Die Frage, wer wirklich hinter dem blutigsten Terrorakt der „bleiernen Jahre“ stand, sorgt auch heute noch für Kontroversen. Neue Zürcher Zeitung vom 31.7.2010, https://www.nzz.ch/der_anschlag_von_bologna_sorgt_weiterhin_fuer_politische_spannung-1.7025942, abgerufen am 06.10.2019:

      „… [A]m 23. November 1995 [wurde] Giuseppe Valerio Fioravanti und Francesco Mambro, zwei Mitglieder der neofaschistischen Terroristenorganisation NAR (Nuclei