ist selbst in unseren Breiten im 21. Jahrhundert noch im Gespräch: wir reden von einer „Sisyphusarbeit“, wenn wir ein stupides, sinnloses, vergebliches Tun beschreiben, das trotz dauernder Anstrengung nie ans Ziel führt.
> Danaiden: Ein anderer Begriff für nutzlose mühsame Arbeit ist „Danaidenarbeit“. Die Erklärung führt uns ebenso in die Tiefen des Tartarus.
Die 50 Töchter des griechischen Stammvaters König Danaos, die Danaiden, erdolchten alle (bis auf Hypermnestra) in der Hochzeitsnacht ihre Ehemänner. Zur Strafe müssen die Männermörderinnen im Tartaros in ewiger Qual Wasser aus ihren Krügen in ein durchlöchertes Fass schütten.
Die Danaiden
> Tantalos: der reiche und mächtige König in Phrygien (Gebiet in Kleinasien) beschwindelte und beraubte die Götter, brach Eide und maßte sich sogar an, deren Allwissenheit auf die Probe zu stellen. Für seine Frevel wurde er in den Tartaros verstoßen und mit dreifacher nie endender Qual bestraft: Durst, Hunger und Todesangst.
Er steht mit brennendem Durst in einem Teich mit kristallklarem Wasser, das kühle Nass umplätschert sein Kinn. Doch sobald er sich bückt und versucht, nach Wasser zu schnappen, versickert es.
Entsetzlicher Hunger quält ihn. Duftende Früchte hängen in Griffweite über ihm, saftige Birnen, rotwangige Äpfel, süße Feigen… Wenn Tantalos sich streckt, um eine Frucht zu pflücken, reißt ein Windstoß die Äste empor.
Zu Hunger und Durst gesellt sich die ständige Todesangst. Denn über seinem Haupt schwebt ein loser mächtiger Felsbrocken, der jeden Moment herabzustürzen und ihn zu zerschmettern droht.
Noch heute sprechen wir von „Tantalusqualen“ (Tantalos latinisiert: Tantalus), wenn wir dem Gewünschten zum Greifen nah sind, es aber wegen widriger Umstände nicht erreichen.
> Ixion: Der Fürst des sagenhaften Volks der Lapithen war in der griechischen Mythologie der erste Mensch, der jemals einen Verwandten ‒ seinen Schwiegervater ‒ getötet hat. Obendrein bedrängte und begehrte er im Weinrausch Hera, die Gattin des Göttervaters Zeus. Er brüstete sich, mit der Göttin geschlafen zu haben.
Zur Strafe dafür wird der Frevler im Tartaros auf ein feuriges Rad gespannt, das sich ewig dreht.
Nr.46: Sisyphos, Nr.47: Ixion, Nr.48: Tantalos, Nr.49: Danaiden
Die in den höllenartigen Tartaros verstoßenen unheilbaren Seelen sind also unermesslichen Qualen ausgeliefert. Und sie werden von Erinnyen/Furien ‒ geifernden Rachegeistern ‒ gequält, die kein Mitleid kennen.
Ewiger Frühling
Die Mysterienkulte ab dem 6. Jahrhundert vor Christus belebten den Glauben der antiken Griechen an das Elysion: ein paradiesisches Gefilde für Günstlinge der Götter. Die Totenrichter erlaubten den Frommen und Gerechten sowie den Helden in das Elysion, den Ort der Seligen, einzuziehen.
Die Glückseligen und Auserwählten wandeln in ewigem sanften Frühling über rosengeschmückte Wiesen, tanzen in Myrtenhainen, reiten im Schatten von Weihrauchbäumen, singen zum Flötenschall, erfreuen sich am Ringkampf oder am Brettspiel ‒ und lobpreisen die Götter.
„Jede Art von Glückseligkeit blüht bei ihnen in segensreicher Fülle“, weiß der griechische Dichter Pindar, und: „Wohlgeruch breitet sich über die liebliche Flur.“ Es lebt sich unbeschwert im Elysion.
Übrigens: Getreide und Obst ernten die Seligen gleich dreimal im Jahr.
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Im alten Rom dominierte wie in Griechenland zunächst der Glaube an eine Existenz nach dem Tod als Schatten und Schemen, die durch Nacht und Nebel tappen.
Durch den wachsenden griechischen Einfluss glichen sich die Jenseitsvorstellungen der Römer allmählich den Vorstellungen der Griechen an. Nur die Namen wurden entweder latinisiert oder ausgetauscht. Der Unterweltgott Hades hieß in Rom Pluton, das Totenreich Hades wurde zum Orcus, die Unterweltgöttin Persephone zu Proserpina, die Gefilde der Seligen Elysion zum Elysium …
Insgesamt waren aber die mythologischen Jenseitsbilder der Römer blasser als die der Griechen. Die Römer, urteilte Prof. Georg Wissowa, namhafter Erforscher der römischen Religion, verfügten nicht über „eine mit lebendiger Phantasie ausgestaltete Vorstellung von einem Fortleben und einer Vergeltung nach dem Tode und dem Treiben im Schattenreiche“.
Zerfällt wie alles
In der Philosophie der antiken Römer waren wegweisende Strömungen (wie der Epikureismus und die Stoa) diesseitig orientiert, also dem Leben zugewandt. Namhafte römische Weisheitslehrer glaubten nicht an ein Leben nach dem Tod. Sie nahmen an, dass der Mensch nach dem Tod zerfällt wie alles im Kosmos.
Marc Aurel, römischer Kaiser und Stoa-Philosoph, schrieb: „…Und dass wir in allen Lagen den Tod guten Mutes erwarten, in der Überzeugung, dass er nichts anderes ist als die Auflösung der Elemente, aus denen jedes Wesen aufgebaut ist. Wenn aber für die Elemente selber nichts Schlimmes darin liegt, dass jedes einzeln von ihnen ständig in ein anderes übergeht, warum sollte es einem da vor der Umwandlung und Auflösung grauen? Geschieht sie doch nach dem Lauf der Natur; nach dem Lauf der Natur aber geschieht nichts Schlimmes.“
Kapitel 4
Nur nicht im Bett sterben
Germanen
Im Bett zu sterben ‒ womöglich noch an Altersschwäche ‒, war nach Germanensitte unrühmlich. Denn im Jenseits wurde der heldenhafte Tod belohnt. Nur wer im Kampf gefallen oder wenigstens mit einer Waffe in der Hand gestorben ist, war in Walhalla, dem Kriegerparadies, willkommen. So konnte es schon passieren, dass ein Leichnam mit einem Dolch verletzt wurde, um den Anschein zu erwecken, der Tote hätte auf dem Schlachtfeld sein Leben gegeben.
Die ehrenvoll in einer Schlacht gefallenen tapferen Kämpfer („Einherjer“ genannt) werden von Walküren* zu Gott Odin, dem Heervater und Schlachtengott, geführt. Im Kriegerparadies (Walhalla) erwartet sie ein sorgenfreies Nachleben.
Allvater Odin reitet jeden Morgen auf seinem achtbeinigen Pferd mit seinen Raben Hugin (= Gedanke) und Munin (= Gedächtnis) über den Himmel, um zu erkunden, was auf der Welt vor sich geht.
Morgenritt über den Himmel: Odin auf dem achtbeinigen Pferd
Die strahlende „Wohnung der Gefallenen“ (= Walhalla), eine prunkvolle Halle, befindet sich in der Burg des Götterchefs Odin in Asgard, dem Wohnort des Göttergeschlechts der Asen. Zur Walhalla führen 540 Tore, jedes so breit, dass gleichzeitig 800 Einherjer in einer Reihe hindurch schreiten konnten.
Den Frauen allgemein ist das Elite-Paradies verschlossen.
Thronender Totengott Odin mit seinen 2 Raben Hugin und Munin und seinen 2 Wölfen Geri (der Gierige) und Freki (der Gefräßige)
Die Weiblichkeit in Walhalla beschränkt sich auf die Kellnerinnen: die Walküren, Odins Todesengel.
Tagsüber erproben die kampfesmutigen Schlachthelden im paradiesischen Nachtodleben ihre Geschicklichkeit und ihre Kühnheit. Sie bestreiten Zweikämpfe und ertüchtigen sich in Waffenspielen und Turnieren. Wenn einer im Duell getötet wird, wird er von einer Walküre mit einem Kuss ins Leben zurückgerufen.
Abends werden laute Feste und üppige Gelage gefeiert. Die Recken zechen in froher Runde. Walküren kredenzen Bier und Met (Honigwein) in Trinkhörnern und Eberfleisch auf Holztellern. Ein andermal lauschen die ruhmreichen