im Reich des Unheilsgottes verbleiben.
Die Unterwelt liegt an den Wurzeln des sogenannten Weltenbaumes. Der Weltenbaum (wacah-chan) verbindet in der Mythologie der Maya die 3 Bereiche des Weltalls: den Himmel, die von den Menschen bevölkerte Erde und die Unterwelt.
Auf dem Weltenbaum ‒ also dem kosmischen Verbindungsweg oder Kanal zwischen der natürlichen und der übernatürlichen Welt ‒ reist also die aus der Unterwelt entlassene Totenseele in den Himmel. Dort führt sie ein friedliches Leben und wird wiedergeboren.
Die Durchquerung der Unterwelt Xibalbá steht allen Normalsterblichen bevor, erspart bleibt sie aber allen kultisch Geopferten sowie den Frauen, die im Kindbett starben – und den Selbstmördern! Der Opfertod war in der Maya-Welt hoch angesehen, so dass ihn so mancher freiwillig wählte.
Mit Keulen gegen Kanonen
Die dritte Indianer-Hochkultur in Lateinamerika haben die INKA vom 13. bis zum 16. Jahrhundert in Peru geschaffen. In seiner größten Ausdehnung erstreckte sich das riesige Imperium von Kolumbien über Ekuador, Peru (Kernland) und Bolivien bis in den Norden Chiles und Argentiniens.
Die Lebensadern des straff organisierten Staates waren die hervorragend ausgebauten Straßen. Das gigantische Straßennetz war 40.000 km lang: es übertraf an Länge und Qualität selbst das weltberühmte Straßensystem der alten Römer. Über Schluchten und Flüsse errichteten die Inka kunstvolle Hängebrücken mit bis zu 60 m Länge.
Skizze von Inka-Adeligen in vollem Ornat
Hochentwickelt waren neben monumentaler Baukunst Ackerbau (mit ausgeklügeltem Bewässerungssystem), Viehzucht (vor allem Lama als Trag-, Schlacht- und Wolltier), Bergbau, Küstenfischerei, Weberei, Töpferei, Goldschmiedekunst und Bronzeguss. Die „Chirurgen“ der Inka führten bereits Schädeloperationen durch.
Die Inka betrachteten sich als Kinder der göttlichen Sonne: des Sonnengottes Inti. Dementsprechend gipfelte ihre Staatsreligion im Sonnenkult.
Eine grausame Seite ihrer Religion: Menschenopfer und rituelle Tötungen auserwählter Mädchen und Knaben (bekannt als Capacocha-Ritual).
Die spanischen Eroberer, von Goldgier verzehrte Plünderer unter Francisco Pizarro ‒ einst Schweinehirt ‒, zerstörten 1533 das damals durch Thronwirren geschwächte Inkareich. Die mit Keulen und Pfeilen ausgerüsteten Indianerkrieger hatten keine Chance gegen die Feuerwaffen ‒ Musketen und Kanonen ‒ der spanischen Haudegen.
„Spuk“ der Mumien
Die Inka konservierten bzw. mumifizierten die Toten: nicht bloß die gesellschaftlich hochrangigen und adeligen Verstorbenen, sondern nach Möglichkeit die Toten aller sozialen Schichten.
Sie ließen die Toten austrocknen (die Austrocknung wurde durch das trockene Klima der Anden-Region unterstützt). Die Leichname wurden mit Salz eingerieben und durch Räuchern behandelt, in Textilien gewickelt und in Hockstellung ‒ mit angewinkelten Beinen ‒ beigesetzt: mitsamt der Beigaben, darunter Töpferwaren, Schmuck, Tierfelle und Maisbier.
Die Gräber der Mumien ‒ ob in Höhlen, Felsspalten, Bergschreinen, an Quellen oder in Kammern gelegen ‒ waren heilige Plätze: Kultstätten (Huaca).
Die Mumien nehmen am Leben der Nachkommen teil: sie werden gepflegt, werden an Hochzeiten oder Erntefeiern beteiligt, sie werden konsultiert und um Hilfe oder um Fürsprache bei den Göttern gebeten. Sie genießen die Zuneigung, den Respekt und die Dankbarkeit der Verwandten und Angehörigen. Beim Sonnenfest, dem Hochfest der Inka, wurden die Mumien der verstorbenen Könige in der Prozession mitgeführt.
Ein Bruder Pizarros, des spanischen Eroberers des Inkareichs, berichtete 1571 verwundert über den Jenseitsglauben der Inka: „Es war üblich, dass die Toten einander besuchten, sie hielten große Feste und Tänze ab, und manchmal besuchten die Toten die Lebenden in ihren Häusern und manchmal gingen die Lebenden in die Häuser der Toten.“
Kein Wunder also, dass die christlichen Spanier dem „Spuk“ der Mumien den Garaus machen wollten, war doch der tiefverwurzelte Mumienkult ein Haupt-Hindernis für die Christianisierung der „Heiden“. Daher inszenierten die Spanier auf Druck der Inquisition einen regelrechten Feldzug gegen die Mumien. Sie konfiszierten alle Mumien, deren sie habhaft werden konnten, und verbrannten sie auf dem Scheiterhaufen. Den Schmuck der Mumien raubten sie.
Hanan, Kay oder Uku?
In der Mythologie der Inka haben aber die lebenden Mumien die Chance der irdischen Reinkarnation/Wiederverkörperung, nachdem sie die Pacha – die 3 Seinsebenen – durchschritten haben.
Die Inka haben die Welt in 3 kosmische Bereiche eingeteilt: Hanan Pacha, Kay Pacha und Uku Pacha.
⁕ Hanan Pacha: das ist die Oberwelt, das Reich der Götter, der Sonne, des Mondes, der Sterne, der Blitze – und der guten Ahnengeister. Wer ein gutes Lebens geführt hat, betritt über eine dünne Brücke aus Haaren die hohe Welt und lebt hier friedlich und frei von körperlicher Mühsal.
⁕ Kay Pacha: das ist die Mittelwelt, die diesseitige Welt der Menschen, Tiere und Pflanzen.
⁕ Uku Pacha: das ist die Unterwelt, die Heimat der dunklen Mächte, der Lebensraum der Wurzeln und Schlangen. Beherrscht wird die Unterwelt von einer Satansfigur: Supay, dem Totengott und Boss der Dämonen. Das teuflische Haus ist ein Strafort für Böse und Schlimme. Die Leidenden und Gequälten ernähren sich von Ungeziefer.
Doch irgendwann erfolgt ein Aufstieg: eine Wiederverkörperung.
„Glücklich“, nicht „ewig“
In die „Glücklichen Jagdgründe“ einzugehen, ist die geläufige Jenseitshoffnung der Indianer in Nordamerika. Der amerikanische Schriftsteller F. Cooper (1789-1851) hat die „glücklichen“ Jagdgründe in „ewige“ Jagdgründe umbenannt, eine falsche Bezeichnung, die sich in unseren populären Wildwest-Geschichten à la Karl May aber durchgesetzt hat.
Auf die tapferen und ehrlichen Indianer wartete nach dem Tod also ein Jagdrevier. Selbstmördern beispielsweise, die für Feiglinge gehalten wurden, blieb der Eintritt verwehrt.
Grünes Land mit nie welkenden Blumen, rauschende Wälder und allüberall wimmelt es von Jagdtieren wie Büffeln und Hirschen: das Land der Seligen, frei von Sorgen und Schmerzen. Kaum waren die erlegten Tiere verspeist, sprangen sie wie vorher umher, denn sie waren unsterblich wie die Menschen.
Bei manchen Stämmen war der Aufenthalt in den sogenannten „ewigen“ Jagdgründen freilich nur von begrenzter Dauer: die Geister der Verstorbenen wurden entweder in neuen Körpern auf der Erde geboren oder die Seele folgte schließlich dem Schöpfergott in die Ewigkeit.
Die Jenseitsvorstellungen der nordamerikanischen Indianer waren von Volk zu Volk sehr unterschiedlich. Es gab, als Amerika „entdeckt“ wurde, allein in Nordamerika rund 350 Stämme. Neben der Erdbestattung waren Feuerbestattung, Wasserbestattung und Hochbestattung auf Gerüsten üblich.
Die Milchstraße entlang
Die CHEYENNE, ein Volksstamm in der Kurzgrassteppe der Great Plains, berühmt als Büffeljäger, glauben, dass sich die Seelen der Verstorbenen vom Körper lösen, zum Firmament aufsteigen und über die „hängende Straße“ (Milchstraße) in das Reich des Schöpfergottes Heammawihio (anderer Name: Maheo) wandern.
Der Stamm der NAVAJO (im Südwesten der USA) glaubt gar nicht an ein Fortleben nach dem Tod, denn der im Körper fließende „Atem des Lebens“ wird beim Sterben an die Sonne und an die Erde zurückgegeben. So können Sonne und Erde ewig leben, weil jeder Todesfall sie mit neuen Lebenskräften versorgt. Das ist keine attraktive Nachtod-Verheißung.
Die HURONEN (im Nordosten der USA) glauben, dass die Seele nach dem Tod von einem anderen neugeborenen Huronen Besitz ergreift.