Joe Martin

Buchreihe:Respekt - Wirtschaft -


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dass die Menschen kein Brot kaufen können, weil sie kein Geld haben und deshalb verhungern müssen. Ihre Lösung, dass die Menschen doch anstelle Brot Kuchen essen sollten, war nicht die richtige. Am 16. Oktober 1793 verlor sie dann den Kopf im wahrsten Sinne des Worts, denn sie wurde auf dem Schafott hingerichtet.

       Nicht wegen des Kuchen-Zitats, sondern weil die Welt sich mit der französischen Revolution änderte und sie nur eines der Opfer dieser Änderung wurde. Ob sie nun vorschlug, Kuchen zu essen oder ob dieses Zitat frei erfunden wurde, werden wir wohl nie wirklich erfahren.

       Dass die Ungleichheit in der Welt immer mehr und immer beschleunigter zunimmt und dass die Umwelt immer mehr beschädigt wird, kann von keinem aufrechten und gebildeten Menschen ernsthaft geleugnet werden. Deshalb müssen wir alle auffordern, ab sofort den Respektfilter zu nutzen, um wirtschaftliche und politische Entscheidungen zu treffen.

      Es wird noch schlimmer

       Wenn wir weitermachen wie bisher, wird es noch schlimmer. Klaus Schwab, Chef des Weltwirtschaftsforums, einer, der mit den mächtigsten Wirtschaftsbossen und mit den wichtigsten Politikern der Welt auf Augenhöhe kommuniziert, antwortete auf die Frage von Zeit Online, was passieren würde, wenn wir nichts unternehmen sehr deutlich: „Die sozialen und wirtschaftlichen Ungleichgewichte werden weiter zunehmen, die Ungerechtigkeiten und die Umweltzerstörung werden wachsen. Wenn wir dagegen nichts unternehmen, werden die Veränderungen irgendwann auf anderem Wege kommen, durch gewalttätige Konflikte oder Revolutionen etwa. Das lehrt uns die Geschichte.“27

       Deshalb müssen wir den Respekt vor Menschen, dem Tierwohl und der Umwelt zur Maxime unserer Entscheidungen machen, denn sonst landen wir alle auf dem Schafott.

       Die Guillotine, die uns alle tötet, ist nicht das Fallbeil, sondern ein zerstörter Planet, der nicht mehr genug Sauerstoff produziert, zu heiß und zu überflutet ist, um darauf als Mensch zu leben. Dann nutzt es den Raubtierkapitalisten auch nichts mehr, wenn der deutsche Börsenindex einen neuen Höchststand erreicht. Nur ein Kapitalismus mit Herz, der als Wertmaßstab den Respekt vor anderen Menschen, dem Tierwohl und der Umwelt anlegt, kann diese Katastrophen verhindern.

       Wir müssen alle handeln. Sofort. Dringend. Schnell. Nachhaltig.

      Damit der Raubtierkapitalismus keine weiteren Schäden, keine weitere Spaltung, kein weiteres Unheil anrichtet, müssen wir schnell Maßnahmen ergreifen, die ihn eindämmen und für eine gerechtere Welt sorgen.

      Nur wenn wir jetzt konsequent dagegen vorgehen, kommen wir zu einer respektvollen Wirtschaftsform, in der das Allgemeinwohl über dem Profit steht. Einer Gesellschaft, in denen es vielen gut geht und jeder zufrieden, gesund und sicher leben kann.

      Verbale Abrüstung!

       In diesem Kapitel geht es um konkrete Forderungen, die die Basis für Veränderungen sein werden. Wenn wir unser Zusammenleben besser gestalten wollen, wenn wir wollen, dass alle mehr Lebensfreude, Glück, Zufriedenheit und Gesundheit erleben, dann muss sich einiges ändern. Deshalb fange ich mit einer grundlegenden Forderung an, denn:

Unsere Demokratie ist in Gefahr. Unsere Umwelt ist in Gefahr.

      Unsere Freiheit ist in Gefahr.

       Jeder von uns, auch du ganz persönlich, kann Einfluss nehmen und mit einfachen Maßnahmen, echten Bekenntnissen und intelligenten Ideen diese Gefahren eindämmen. Das beginnt damit, dass wir aus Respekt vor Menschen, dem Tierwohl und der Natur sprachlich abrüsten.

       In dem außerordentlich interessanten und lehrreichen Buch „Wie Demokratien sterben“28 definieren die Autoren, Steven Levitsky und Daniel Ziblatt, den Anfang vom Ende auf das Jahr 1978. Der Täter: der Republikaner Newt Gingrich, der persönliche Beleidigungen seiner Gegner als Stilmittel in die Politik einführte.

       Den vorläufigen Gipfel erlebten wir in den Jahren 2016–2020, in denen ein menschenverachtender, frauenfeindlicher Rassist im Weißen Haus die Demokratie der Vereinigten Staaten massiv belastete und beinahe eine Autokratie errichtet hätte. Sein Stilmittel waren persönliche Angriffe und eine respektlose Rhetorik, vor der niemand gefeit war, noch nicht einmal ausländische Politiker.

       Wenn man unsere westliche Demokratie als Krieg verschiedener Parteien und politischer Ideen gegeneinander definiert, dann kann kein sinnvoller und zielführender Diskurs entstehen. Es kann nur schlimmer werden, denn die, die unterliegen, werden immer weiter aufrüsten und zum Schluss sogar bereit sein die Demokratie aufzugeben, zugunsten eines vermeintlich besseren Systems. Das ist 1933 schon schiefgegangen und seitdem immer wieder.

       „Ihr kämpft in einem Krieg. In einem Krieg um die Macht“, versuchte Gingrich andere Republikaner zu begeistern. Wer so denkt, der handelt auch so und wer die Medien als Lügenpresse bezeichnet, Wissenschaft mit Füßen tritt und lauthals „Fake News“ schreit, der hat in einer zivilisierten Gesellschaft nichts verloren. Aber gerade diesen Demagogen, Lügnern und Psychopathen gelingt immer wieder der Aufstieg, nicht nur in die Parlamente, sondern sogar an deren Spitze. Es beginnt mit der Sprache. Es beginnt mit Worten.

      Wir müssen verbal abrüsten

       Terrorismus im Besonderen und Respektlosigkeit im Allgemeinen beginnt mit Worten. Besonders in den Parlamenten müssen wir darauf achten, dass wir eine respektvolle Wortwahl nutzen und den Radikalen, den Rassisten und den Nazis keine Vorlage bieten.

       Wenn Politiker es sich erlauben im Parlament volksverhetzende und menschenverachtende Reden zu schwingen, wie sollen du und ich dann noch verstehen, dass das nicht in Ordnung ist. Wenn Politiker in Wahlveranstaltungen erlaubt ist, rassistische Sprechchöre anzustimmen, wie soll der normale Mensch dann die Grenzen zwischen Erlaubtem und Verbotenem erkennen? Was nutzt es uns dann noch, wenn wir in unserer Kindheit eine Mark in ein Sparschwein schmeißen mussten, weil wir Scheiße gesagt haben?

       Die Grenze zum respektlosen Verhalten und zur respektlosen Sprache verschwimmt immer mehr und am Ende ist alles erlaubt. Eine neue Normalität, in der man Andersdenkende beleidigen, verunglimpfen und bedrohen kann, etabliert sich schleichend, aber unausweichlich.

       Wir brauchen neben einer strengen Abrüstung aber auch klare rote Linien und müssen die Gesetze mit voller Tragweite anwenden.

       Wenn ein dumpfer Wirrkopf die Hacken zusammenschlägt und den rechten Arm hochreißt, dann muss er umgehend in Haft genommen werden und mit voller Härte des Gesetzes zur Verantwortung gezogen werden. Ohne Wenn und Aber.

       Wenn jemand in einem Online-Post auf einer Webseite oder einer Social-Media-Seite einem anderen mit Vergeltung, Vergewaltigung oder Mord droht, dann muss dieser Verbrecher aufgespürt werden und muss mit voller Härte des Gesetzes verurteilt werden.

       Solange wir diesen Spießgesellen immer weiter Leine geben, werden die Anmaßungen und die offen vorgetragenen Beleidigungen, Erpressungen, Morddrohungen, staatsfeindlichen Aussagen und Aktivitäten immer mehr und mehr.

       Wenn wir verharmlosen oder gar wegschauen, dann steigt die Gefahr für den demokratischen Staat.

      Konsequent weltweit

       Das gilt allerdings nicht nur im Inland, sondern muss auch mit allen Konsequenzen gegenüber dem Ausland gelebt werden. Der Zweite Weltkrieg kostete 60 Millionen Menschen das Leben, weil die Welt weggeschaut hat und dem blutrünstigen Massenmörder Hitler zu viel Leine gegeben hat. Appeasement-Politik nannte man das.

       Wenn wir ein bisschen nachgeben, wird er schon zu Besinnung kommen. Wer so denkt, der versteht die Psychologie nicht, die dahinter steht. Menschen, die so drauf sind, ändern sich nicht. Sie machen weiter und dehnen die Grenzen immer weiter und weiter aus. Sie kennen keinen Respekt, kein Mitgefühl und keine Gnade.

       Wir dürfen diesen Fehler nicht wieder machen. Wir müssen einem Trump, einem Erdogan und auch einem Orban deutlich die Grenzen aufzeigen und unmissverständlich zu verstehen geben, dass Respektlosigkeit Grenzen hat. Natürlich werden wir gegebenenfalls mit Konsequenzen zu leben haben, aber die sind nur temporär.

       Wenn wir uns nicht positionieren und weiterhin