Holger Wirtz

Wirtschaftsprüfung für Dummies


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Ermessen und nehmen Sie eine kritische Grundhaltung ein.

      

Wenn Sie es genau nachlesen wollen: Die zentralen Aspekte des risikoorientierten Prüfungsansatzes erläutert International Standard on Auditing (ISA) 200 »Übergreifende Zielsetzungen des unabhängigen Prüfers und Grundsätze einer Prüfung in Übereinstimmung mit den International Standards on Auditing«.

       Risiken wesentlicher falscher Darstellungen identifizieren und beurteilen

      Beim Risiko wesentlicher falscher Darstellungen handelt es sich um das Risiko, dass der geprüfte Abschluss vor der Abschlussprüfung wesentliche falsche Darstellungen enthält. Dieses Risiko ist abhängig von den individuellen Eigenschaften des Unternehmens (zum Beispiel Branche, Personalausstattung, Eigenkapitalausstattung, interne Prozesse). Die Risiken wesentlicher falscher Darstellungen sind die individuellen Risiken des Unternehmens, die unabhängig von der Abschlussprüfung bestehen.

      Risiken wesentlicher falscher Darstellungen können auf zwei Ebenen bestehen:

       der Gesamtabschlussebene und

       der Aussageebene für Arten von Geschäftsvorfällen, Kontensalden sowie Abschlussangaben.

       Risiken auf Abschlussebene

      Risiken wesentlicher falscher Darstellungen auf Abschlussebene sind Risiken, die sich auf den Abschluss als Ganzes auswirken und möglicherweise viele Aussagen betreffen. Häufig handelt es sich dabei um Umstände, durch die sich die Risiken wesentlicher falscher Darstellungen für verschiedene Arten von Geschäftsvorfällen, Kontensalden oder Abschlussangaben vergrößern können.

      

Beispiele für Risiken auf Abschlussebene:

       Zweifel an der Fortführungsfähigkeit der Geschäftstätigkeit

       unzureichende Kompetenz des Managements

       unzureichende Aufsicht über den Abschlusserstellungsprozess

       Außerkraftsetzen von Kontrollen durch das Management (sogenanntes Management Override of Controls)

       Risiken auf Aussageebene

      Risiken wesentlicher falscher Darstellungen auf Aussageebene sind Risiken, die sich nur auf einen abgegrenzten Teil des Jahresabschlusses beziehen, beispielsweise einen einzelnen Bilanzposten.

      

Beispiele für Risiken auf Aussageebene:

       fehlerhafter Ansatz von Vorräten

       fehlerhafte Bewertung von Forderungen

       unvollständiger Ansatz von Verbindlichkeiten

       unzutreffende Umsatzrealisierung

       Bestandteile des Risikos wesentlicher falscher Darstellungen

      Das Risiko wesentlicher falscher Darstellungen setzt sich aus zwei Komponenten zusammen:

       Inhärentes Risiko: Das Risiko besteht in der besonderen Anfälligkeit eines Geschäftsvorfalls, eines Abschlusspostens oder einer Abschlussangabe für fehlerhafte Darstellungen (vor Berücksichtigung von damit zusammenhängenden Kontrollen).

       Kontrollrisiko: Es besteht das Risiko, dass wesentliche Fehler nicht durch das interne Kontrollsystem des Unternehmens verhindert oder aufgedeckt werden.

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Grundsätzlich gilt: Das Risiko wesentlicher falscher Darstellungen ist umso höher, je höher das inhärente Risiko oder das Kontrollrisiko ist. Das Risiko wesentlicher falscher Darstellungen ist somit eine Funktion von inhärentem Risiko und Kontrollrisiko.

       Das Risiko wesentlicher falscher Darstellungen beurteilen

      Sie haben bei der Beurteilung der Risiken wesentlicher falscher Darstellungen zwei Möglichkeiten: Sie können diese

       quantitativ (zum Beispiel in Prozentsätzen) oder

       nicht quantitativ

Kontrollrisiko
Verlässliches IKS Nicht geprüftes IKS
Inhärentes Risiko geringer minimales Risiko (z.B. 10 %) moderates Risiko (z.B. 40 %)
höher geringes Risiko (z.B. 20 %) hohes Risiko (z.B. 70 %)

      

Nehmen Sie beispielsweise den Bilanzposten »Forderungen aus Lieferungen und Leistungen«.

       Das inhärente Risiko kann als erhöht eingestuft werden, wenn ein Unternehmen besonders hohe Außenstände hat oder viele Forderungen auf fremde Währungen lauten.

       Das Kontrollrisiko kann beispielsweise als niedrig eingestuft werden, wenn Sie sich im Rahmen der Prüfung davon überzeugt haben, dass das Unternehmen über ein gut strukturiertes Forderungsmanagement verfügt.

      Für den Bilanzposten würde sich also aufgrund eines höheren inhärenten Risikos und eines funktionierenden internen Kontrollsystems (IKS) ein geringes Risiko wesentlicher falscher Darstellungen (zum Beispiel 20 Prozent) ergeben.

       Reduzierung des Prüfungsrisikos auf ein vertretbar niedriges Maß

      Das Risiko, dass Sie als Abschlussprüfer möglicherweise ein unangemessenes Prüfungsurteil abgeben, wird als Prüfungsrisiko bezeichnet. Wenn Sie eine hinreichende Prüfungssicherheit erreichen möchten, darf das verbleibende Prüfungsrisiko nach Ihrer Prüfung ein bestimmtes Maß nicht übersteigen.

      Als Grad der hinreichenden Sicherheit wird in der Praxis von Wirtschaftsprüfern vielfach ein Konfidenzniveau von 95 Prozent gewählt.