Patricia Vandenberg

Dr. Norden (ab 600) Box 2 – Arztroman


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um den Trubel gedrückt, mal war er in der Karibik oder in seinem Haus in Prais da Rocha. Da kam auch keine Weihnachtsstimmung auf. Aber Weihnachten mit Antonia, egal wo sie es feiern würden in Zukunft, würde immer etwas Besonderes für ihn sein.

      »Und was meinst du, wie schön es wird, wenn wir erst Kinder haben«, sagte Antonia und ließ keinen Zweifel daran aufkommen, daß dies auch für sie ganz selbstverständlich war.

      Antonia wollte ja noch viel tun, wenn nur die Zeit nicht so schnell dahineilen würde. Aber nach Toronto fuhren sie doch noch, um Polly zu besuchen, die mit richtigem Namen Leopoldine Mägerle hieß und deutscher Abstammung war. Ihre Eltern waren schon nach dem ersten Weltkrieg nach Kanada ausgewandert. Antonia hatte das Wesentliche von Dr. Harrison erfahren, mit dessen Frau Rebecca sie sich angefreundet hatte.

      Rebecca wollte ihr auch gern bei den Hochzeitsvorbereitungen helfen, denn ihrer Ansicht nach sollte Antonia nicht nur eine romantische, sondern eine Märchenhochzeit bekommen. Sie hatte sich schon manche Überraschung ausgedacht.

      In Toronto überraschten sie Polly und ihre Tochter erst einmal gründlich, denn niemals hätte Polly gedacht, daß die deutsche Erbin, wie sie ein bißchen anzüglich genannt wurde, so natürlich und liebenswürdig war.

      Polly war eine freundliche Frau, und sie schwärmte geradezu von ihrem Boß, der bis zuletzt ein so bescheidener Mensch geblieben war.

      Als Antonia sie fragte, ob sie wieder nach Quebec kommen würde, wenn sie dort wohnen würden, kullerten gleich die Tränen. Damit hatte sie nicht gerechnet. Als Antonia dann noch sagte, daß sie mit ihrer Tochter dann das Haus bewohnen könnte, in dem sie so lange tätig gewesen war, wußte sie gar nicht mehr, was sie an Dankesworten noch sagen konnte.

      »Siehst du, so einfach ist es, Menschen Freude zu bringen«, sagte Antonia zu Niklas, als sie heimwärts fuhren.

      »Paß nur auf, daß deine Gutmütigkeit und Großzügigkeit nicht zu sehr ausgenützt wird«, meinte er.

      »So gut kenne ich die Menschen mittlerweile schon, daß ich unterscheiden kann, wer was zu würdigen weiß«, sagte Antonia.

      *

      Aber sie bekam auch zurück, was sie an Herzlichkeit gab, das zeigte sich bei der Hochzeit.

      Damit hatte sie nicht gerechnet, was die Harrisons und Gardiniers alles auf die Beine stellen würden. Eigentlich hätte sie sich um gar nichts kümmern müssen, denn Rebecca hatte ihre Ideen eingebaut in den Rahmen, den sie dann letztlich geschaffen hatte. Schöner konnte der wirklich nicht sein.

      Niklas war stumm vor Staunen, aber auch er konnte sich dann nur noch freuen an dem Fest, vor allem aber an der bildschönen Braut.

      Antonia hatte ihre eigene Persönlichkeit entwickelt, und die kam an diesem Tag ganz besonders zur Geltung.

      Madame José hatte mit dem Hochzeitskleid eine Meisterleistung vollbracht, die von Daisy neidvoll bewundert worden war, aber eines Kommentars hatte sie sich enthalten. Jetzt mußte sie sich damit abfinden, daß Niklas es ernst meinte mit der schönen Deutschen.

      Eingeladen waren die leitenden Angestellten, aber auf Antonias Wunsch fand für die ganze Belegschaft ein Essen statt. Vor der Kirche hatten sich alle eingefunden, in der Kirche waren die, die Antonio Aldamare am nächsten gestanden hatten.

      Antonia und Niklas waren schon zum Hochzeitspaar des Jahres ernannt worden, aber sie waren auch ein ganz besonders attraktives Paar.

      Die Zeremonie war noch schöner als jene, die Antonia in manchen Filmen erlebt und für sich selbst erträumt hatte, und nun waren Träume Wirklichkeit geworden. Am wichtigsten war ihr doch, daß sie Niklas’ Frau geworden war.

      Ihre neuen Freunde freuten sich, daß sie wenigstens einen Teil des Jahres in Quebec verbringen wollten, denn sie hatten ein wunderschönes Haus in einem großen Garten gefunden, das ihnen sehr gefiel, und das sie auch kaufen konnten.

      Aber diesmal bestand Niklas energisch darauf, daß sich das wir auch beim Kaufpreis beweisen sollte, denn er wollte die Hälfte beisteuern. Das ließ er sich nicht nehmen. Antonia ließ ihn gewähren, weil sie meinte, daß ja letztlich doch alles in einen Topf käme. Sie waren ein glückliches Paar. Beide hatten sie sich verändert, aber nur im positiven Sinn. Alle ihre Probleme gerieten mit der Zeit in Vergessenheit, da ihr Blick in die Zukunft gerichtet war, während sie die Gegenwart genossen.

      Mit einem ganzen Packen Fotos traten sie am ersten Advent die Reise nach München an.

      *

      Lilian Möhl war schon viele Tage vorher voller Aufregung beim Vorbereiten auf den ersehnten Besuch.

      Antonias Wohnung wartete blitzblank und weihnachtlich geschmückt, Stollen und Plätzchen waren mit besonderer Liebe gebacken worden. Mehrmals war sie auch bei Dr. Norden gewesen, weil sie ihre Freude jemandem mitteilen mußte. So bekam Wendy auch Stollen und Plätzchen zum Kosten, die dann auch sehr gelobt wurden.

      Natürlich herrschte auch bei den Nordens Vorfreude auf den Besuch, und auch Lennis Weihnachtsbäckereien sollten dem jungen Paar zukommen.

      »Sie werden ja richtig gemästet, wenn sie das alles essen sollen«, meinte Daniel kopfschüttelnd. »Überschlagt euch bitte nicht. Wir kennen Antonia, aber wir wissen nicht, wie ihr Mann ist.«

      Fee ließ es sich nicht nehmen, mit Lilian Möhl zum Flughafen zu fahren, um die so sehr Erwarteten abzuholen.

      Es war ein Glück, daß die Maschine mit einer nur kleinen Verspätung landete, sonst hätten sie es beide mit der Angst bekommen nach den noch nicht vergessenen Katastrophen.

      Es war bewölkt, aber man konnte auf München hinabblicken, als sie im Landeanflug waren. Antonia erklärte Niklas, was sie an Kirchen und Gebäuden erkennen konnte.

      »Und da, wo der Park ist, in der Nähe wohne ich, klein und bescheiden gemessen an dem, was wir jetzt haben. Manchmal denke ich immer noch, daß es nur ein Traum ist.«

      »Aber ich bin wirklich, und du bist meine Frau auf Lebenszeit«, sagte er.

      Fee erkannte Antonia gleich, und der Mann neben ihr war nicht zu übersehen.

      »Da ist sie ja, ich sehe sie«, sagte Lilian Möhl aufgeregt, »der Mann neben ihr sieht aber gut aus.«

      Und schon standen die beiden vor ihnen, und es war eine so herzliche Begrüßung, die auch Niklas rührte.

      »Ich habe schon soviel von Ihnen gehört, daß Sie mir nicht fremd sind«, sagte er.

      »Es ist so lieb, daß Sie uns abholen«, sagte Antonia. »Das hätten Sie wohl nicht gedacht, daß ich als Ehefrau komme.«

      »Gefreut haben wir uns, und jetzt freuen wir uns noch mehr«, sagte Fee. »Wo ist das Gepäck?«

      »Das wird uns ins Haus geschickt«, erwiderte Antonia. Für sie war schon vieles selbstverständlich geworden. Fee dachte, daß aus der kleinen Antonia eine Lady geworden war.

      Es war ein seltsames Gefühl für Antonia, wieder in ihrer Wohnung zu sein, die gar nicht so klein sei, wie Niklas sagte.

      Lilian hatte alles sehr hübsch gemacht. Sie war traurig, daß in dieser Wohnung nun bald andere wohnen würden, aber Antonia meinte, sie könne ja mit nach Kanada kommen.

      Das wollte sie dann doch nicht, aber besuchen würde sie das junge Paar gern.

      Antonia und Niklas schenkten ihr zu Weihnachten einen Flug in der Businessclass nach Quebec, und sie war so gerührt, daß ihr die Tränen kamen.

      Es mußte natürlich viel erzählt werden, auch bei den Nordens, und die Fotos von der Hochzeit und ihrem neuen Zuhause wurden gezeigt.

      »Und Sie sind natürlich auch herzlich eingeladen, uns zu besuchen, die ganze Familie, Sie brauchen sich um nichts zu kümmern, nur Zeit müssen Sie haben.«

      »Das machen wir doch, Papi«, sagten die Buben sofort.

      »Mami, sag doch auch was. Es wäre toll.«

      »Vielleicht wird