das alle »Ketzer« im Lande vor ihren Richter bringen sollte. Und was zunächst als bekehrende Maßnahme gedacht war, überstieg alles, was krankhafte Gehirne sich ausdenken konnten. Religiöser Wahn paarte sich mit irrem Fanatismus.
Auf der Iberischen Halbinsel lebten im 15. Jahrhundert, wie überall in Europa, viele Tausende Juden. Sie waren geschickte Händler und hervorragende Kaufleute, die das Geld beinahe über Nacht zu vermehren verstanden, sodass auch die Herrscher oft auf ihre Ratschläge zurückgriffen, wenn ihre Geldkassetten leer gähnten. Und die jüdischen Finanziers standen den Königen gern zu Diensten und wurden gewöhnlich für ihre Hilfe fürstlich belohnt. Dass sie dem Glauben ihrer Väter mit unverminderter Inbrunst anhingen, war den Katholiken allerdings ein Dorn im Auge. Zu eigenartig, zu fremdländisch und geheimnisvoll schienen ihre Riten. Man begann von abartigen Handlungen und Zeremonien, von Hostienschändungen und Ritualmorden an Kindern zu flüstern. Der Neid auf den Wohlstand und Reichtum der Juden bekräftigte noch die ausgestreuten Gerüchte, denn der Großteil der kastilischen Bevölkerung war arm.
Auch Isabella kamen alle möglichen Verleumdungen zu Ohren, vor allem über diejenigen Juden, die dem Glauben ihrer Väter abgeschworen und sich zum Christentum bekehrt hatten. Die Taufe verhinderte nicht, dass die »Conversos« oder »Marranos«, wie diese Konvertiten genannt wurden, weiterhin äußerst verdächtig waren. Man sagte ihnen nach, dass sie nur aus Gewinnsucht und Profitgier zum Christentum übergetreten wären und in aller Heimlichkeit ihre althergebrachten religiösen Traditionen weiter pflegten.
Über diese Conversos sollte nun das »Heilige Offizium« Klarheit schaffen. Man wollte sie hochnotpeinlich über ihren Lebenswandel befragen und natürlich ihre Einstellung zur neuen Religion durch »geeignete« Methoden erforschen.
Das Vorgehen der spanischen Inquisition machte europaweit Schule. Es blockierte in ihrer menschenverachtenden Art jahrhundertelang die Veröffentlichung neuer wissenschaftlicher Errungenschaften. Das berühmteste Opfer sollte Galileo Galilei werden, der seine naturwissenschaftlichen Beobachtungen vor dem Heiligen Offizium in Rom abschwor, um sein Leben zu retten. Ob er die legendären Worte: »Und sie bewegt sich doch« tatsächlich gesprochen hatte, ist bis heute nicht geklärt. Bei den Inquisitonsgerichten schien es, als hätten sich alle Sadisten des Landes vereint, um ihre abartigen Lüste durch die Leiden und Qualen Unschuldiger zu befriedigen. Mit der Verfolgung und Verhaftung der Conversos begann das Kesseltreiben, und mit der Vernichtung oder Vertreibung der Juden und später der Mauren wurde das Werk der Inquisition fortgesetzt. Geld und Gut der Unglücklichen fielen der Krone anheim, wodurch die Kassen der Katholischen Majestäten üppig gefüllt wurden.
Königin Isabella war stark im christlichen Glauben und hart in seiner Durchsetzung. Sie kannte kein Mitleid und kein Erbarmen mit den Beschuldigten, die nach unendlichen Peinigungen schließlich zum Richtplatz, zum Scheiterhaufen, geführt wurden. Das Anzünden der Holzstöße wurde zum öffentlichen Spektakel, an dem man sich weidete wie an einem Stierkampf. Zeigte der bedauernswerte Delinquent Reue über das, was er nicht getan hatte, dann wurde er vor dem Entfachen des Holzstoßes gnädig erdrosselt. Blieb er aber bei seiner Überzeugung, unschuldig zu sein, wurde das Feuer auf kleiner Flamme gehalten, um ihn möglichst lang Qualen leiden zu lassen.
Isabella wohnte oft und nicht ungern diesen schrecklichen Schauspielen bei und empfand anscheinend keine menschliche Regung bei diesen grausigen Anblicken. Gottes Gericht war mächtig und gerecht, so glaubte sie, die zum Tode Verurteilten würden auf diese Weise von ihrer Schuld befreit und könnten vielleicht sogar noch der göttlichen Gnade teilhaftig werden. Sollte dies kein Grund zu einem Fest, zur Freude sein?
Neben der Einführung des wahren Glaubens in den beiden Königreichen Kastilien und Aragon hatte Isabella ein weiteres Ziel, das sie von Anfang an verfolgte: Sie wollte ein einheitliches Spanien, in das auch das Kalifat von Granada integriert sein sollte. Mit ganzer Kraft und ungebrochener Energie suchte sie diesen Plan ein Leben lang zu verwirklichen. Nur so ist der langwierige, verlustreiche und äußerst blutige Krieg gegen die Mauren von Granada zu verstehen, eine Aktion, die sich über zehn Jahre hinziehen und in der beide Könige, Isabella und Ferdinand, persönlich bis zur Erschöpfung kämpfen sollten. Die »Reconquista«, die Rückgewinnung des Kalifats von Granada, eines Landes, in dem Milch und Honig fließen sollten, wurde für Isabella beinahe zur fixen Idee, zum heiligen Krieg, zum Kreuzzug in Europa.
Viele Gründe gab es für die spanischen Könige, Granada erobern zu wollen, wobei natürlich wirtschaftliche Überlegungen eine Hauptrolle spielten. Aber wahrscheinlich hätten sie sich die Zähne an den schwergefestigten Mauern des Kalifats ausgebissen, wäre es nicht in Granada zu internen Zerwürfnissen im Herrscherhaus gekommen, die Isabella und Ferdinand meisterhaft zu nützen wussten. Jeder Streit, jede Missstimmung während des jahrelangen Kampfes wurde ihnen von ihren Spionen, die überall Augen und Ohren offen hielten, hinterbracht.
Die katholischen Majestäten wussten die Gunst der Stunde zu nutzen, sodass am 2. Januar 1492 endlich die Fahne des Kreuzes über der »Perle Andalusiens« gehisst werden konnte. Obwohl Isabella von der maurischen Pracht, die sich ihr in Granada bot, überwältigt war, verfolgte sie auch hier ihr Hauptziel: Alle zur allein selig machenden katholischen Religion zu bekehren. Wer von dem von ihr vorgegebenen Weg abwich, musste bis zum 31. Juli 1492 das Land verlassen, wobei er nicht einmal einen geringen Bruchteil seines beweglichen Besitzes mitnehmen durfte. Alles, was zurück blieb, fiel der Krone anheim, Unsummen flossen in die Staatskasse, auf denen eigentlich kein Segen liegen konnte.
Rigoros und mit unbarmherziger Härte wurde Granada christlich und die katholischen Könige reich. Was sie damals noch nicht ahnen konnten, war, dass der Abenteurer und Seefahrer Christoph Kolumbus, der vor allem von Königin Isabella unterstützt wurde, diesen Wohlstand durch die Schätze, die man brutal aus den neu entdeckten Ländern nach Spanien brachte, noch vermehrt werden sollten.
Des Kaisers unüberschaubare Kinderschar
Maximilian I. war nicht nur ein hochgebildeter Mann, der Kunst und Kultur trotz seiner ständigen Geldnöte förderte, er war auch ein fröhlicher Mensch, der Wein, Weib und Gesang über alles liebte und daher so manche schöne Dame beglückte.
Die Folgen seiner zahlreichen Amouren stellten sich dann nach neun Monaten ein, sodass der Kaiser im Laufe der Zeit auf über 72 »natürliche« Söhne blicken konnte, denen eine mindestens genauso große Anzahl von Töchtern entsprach. Da er wegen seiner vielen Kriegszüge und den großen Aufgaben, die ihn im Reich erwarteten, der »Kaiser mit den fliehenden Sohlen« genannt wurde, war es ihm wahrscheinlich nicht möglich, alle seine Nachkommen persönlich kennen zu lernen, noch dazu, da seine Vaterschaft in vielen Fällen nicht sicher war. Denn die »Schlafweiber«, mit denen er so manche heiße Nacht verbracht hatte, waren durchwegs verheiratete Frauen. Maximilians Vertrauter Georg Kirchmair berichtete: »Es ist nit von Ime gehört, das er wider ordnung Ain Junckfrau Ihrer ehr entsetzt. Er ist milt, keusch-und ganntz tugendhaft.« Da Maximilian bis ins hohe Alter als attraktiver Mann galt, der ein heiteres Wesen besaß, war es für die auserwählten Damen höchstwahrscheinlich keine allzu große Überwindung, dem Kaiser gefällig zu sein. Und da er für eventuelle Folgen dieser Nacht aufkam und Mutter und Kind großzügig versorgen ließ, hatten auch die meisten Ehemänner keinen Einwand, vor allem, da die Moralbegriffe der Zeit andere waren als in späteren Jahrhunderten.
Die Schar der Kinder nahm ständig zu, sodass Maximilians Enkel Karl, als er die Nachfolge seines Großvaters antrat, ein schweres finanzielles Erbe übernahm. Denn nach Maximilians Willen sollten seine Nachkommen auch in der Zukunft ein standesgemäßes Leben führen können, wobei es natürlich für die Töchter wichtig war, an einen Mann von Stand und Ansehen verheiratet zu werden. So reichte Margarete, eine Lieblingstochter des Kaisers, in deren Haus er oft und gerne zu Gast war, dem kaiserlichen Jägermeister Jan Hillant die Hand fürs Leben. Ihre Mutter war eine Rheinländerin, eine bezaubernde Frau, von der sich der Kaiser vor seiner tatsächlichen Hochzeit mit Bianca Maria Sforza nur schwer hatte trennen können. Da diese Dame über längere Zeit hinweg Maximilians Geliebte war, ist anzunehmen, dass Margarete zwischen 1484 und 1490 geboren wurde.
Ein Leben lang war Maximilian den Damen gegenüber ein echter Kavalier, der darauf achtete, dass man den Frauen