Sigrid-Maria Größing

Tu felix Austria


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weit das Übermaß meines Unglücks reicht, so wisset, daß mir nur die Ehre und das nackte Leben verblieben sind … Indem ich Eure Enkel und meine Kinder Eurem Schutze anempfehle, bitte ich Euch inständig, dem Überbringer dieses Briefes sicheres Geleit für den Weg nach Spanien und zurück zu gewähren, da er beim Kaiser in Erfahrung bringen soll, wie dieser mich behandelt zu sehen wünscht.«

      Schließlich akzeptierte der französische König alle Bedingungen, sodass man den Frieden von Madrid 1526 schließen konnte. Die Tinte war auf den Urkunden noch nicht getrocknet, als man den französischen König schon in allen Ehren ziehen ließ. Und da Karl V. seinen Kontrahenten immer noch nicht durchschaute, vertraute er darauf, dass dieser sein gegebenes Wort auch einhalten würde. Aber kaum hatte Franz die französische Grenze überschritten, erklärte er alle Zusagen für null und nichtig, weil sie unter Druck zustande gekommen wären, sodass der Kampf um die Vormachtstellung in Europa weitergehen konnte. Neue Machtkonzentrationen ergaben sich, in denen der Papst und die Türken eine wesentliche Rolle spielten, immer natürlich gegen die Habsburger gerichtet. Die Osmanen, gefürchtet in halb Europa, waren auf Grund eines Geheimabkommens gern gesehene Gäste in Frankreich, sodass im Reich das Gerücht in Umlauf war, dass man sich ohne weiteres am Hofe Franz I. in türkischen Gewändern zeigen konnte, während man verfolgt worden wäre, wenn man deutsche Kleidung getragen hätte.

      Obwohl seine Kämpfe im Norden und Westen beinah erfolglos blieben, war es Franz auf die Dauer gelungen, Mailand zu erwerben und gleichzeitig große Gebiete in Oberitalien zu besetzen. Und da der König ein großer Kunstliebhaber war, kam er hier mit den bedeutendsten Malern und Bildhauern seiner Zeit in Verbindung. Er lud Leonardo da Vinci nach Frankreich ein, wo der berühmte Maler blieb und schließlich auch starb. Durch die Anwesenheit der Künstler und Wissenschaftler war der Hof Franz I. zu einer wahren Kunstmetropole aufgestiegen, wozu auch der Lebensstil des Herrschers beitrug. Als echter Renaissancefürst umgab sich der König nur mit Menschen, die ihn bewunderten und gleichzeitig interessierten. Franz I. führte ein exzessives Leben, er schöpfte aus dem Vollen, nachdem er allgemein die Steuern hatte erhöhen lassen und besonders die Bauern schröpfte. Aber er brauchte an allen Ecken und Enden Geld, für seine Kriege, aber auch für die prachtvollen Schlösser, die er erbauen ließ und wo er glanzvolle Feste gab, denn als begeisterter Kunstmäzen scheute er keine Kosten, wenn es um persönlichen Luxus ging. Daneben beschäftigte sich Franz, der selber hoch gebildet war, mit den Errungenschaften der Wissenschaft und gründete in Paris das heute noch bestehende Collège de France, in dem damals die drei Sprachen Latein, Griechisch und Hebräisch gelehrt wurden.

      Mit seiner ersten Gemahlin Claude de France hatte der König acht Kinder, von denen Heinrich und dessen Bruder als Geiseln an den spanischen Hof geschickt worden waren, eine Schmach für den französischen König, die er niemals vergessen konnte. Auch Heinrich II., der nach dem Vater den französischen Thron bestieg, verzieh dem Kaiser diese verlorenen Jugendjahre nie. In der Zukunft ging unter seiner Regentschaft der Kampf gegen die Habsburger weiter, selbst verwandtschaftliche Bande brachten keine Versöhnung!

       Starrköpfig verfolgte er sein Lebensziel bis in den Tod

      Mit zäher Energie, kompromisslos bis zur Selbstaufgabe, suchte der Portugiese Ferdinand Magellan die Durchfahrt vom Atlantik nach Westen, den »paso«, um von Osten kommend die Gewürzinseln zu erreichen.

      Wie ein Besessener versuchte der portugiesische Seefahrer seinen Lebenstraum zu verwirklichen, alle Mittel waren ihm dazu recht. Da er beim König von Portugal in Ungnade gefallen war, scheute er nicht davor zurück, sich bei der spanischen Konkurrenz zu verdingen.

      Die Karriere als Seefahrer Fernão de Magalhães’, der in Sabrosa 1480 das Licht der Welt erblickt hatte, hatte höchst eigenartig am Hofe König Johanns II. begonnen, wohin er nach dem frühen Tod seiner Eltern als Page gekommen war, da er aus verarmten Adelskreisen stammte. Hier lag seine Erziehung wahrscheinlich in den Händen des bekannten Wissenschaftlers Martin Behaim, durch den er auf die Entdeckungen in den letzten Jahrzehnten aufmerksam gemacht worden war. Der junge Mann schien begeistert zu sein und willigte freudig ein, als ihm der Vorschlag unterbreitet wurde, er solle nach Indien fahren, um unter dem Vizekönig Francisco de Almeida seine militärische Ausbildung zu absolvieren. In Wirklichkeit hatten die Portugiesen freilich die Absicht, Männer zu rekrutieren, die sie weiter nach Osten schicken konnten, um die Gewürzinseln, die Molukken, für Portugal in Besitz zu nehmen. Der junge Magellan wurde dadurch in verschiedene Kämpfe verwickelt, in denen er sich heldenhaft verhielt. Nachdem seine Verdienste von dem neuen König Manuel nicht gewürdigt worden waren, entschloss sich Magellan, seinem Heimatland den Rücken zu kehren und in Spanien anzuheuern, nicht aber ohne vorher heimlich die portugiesischen Archive zu durchstöbern, in denen er Karten, Pläne und vor allem den Hinweis auf den geheimnisvollen »paso« fand. Eine Idee begann von ihm Besitz zu ergreifen, die er dem habsburgischen König von Spanien, Carlos I., dem späteren Kaiser Karl V., vortragen wollte. Vielleicht konnte er ihn dazu bewegen, ihm eine Flotte zur Verfügung zu stellen, mit der er den »paso« finden konnte.

      Natürlich kam Magellan die Rivalität zwischen Spanien und Portugal zugute, denn beide Länder begannen sich die neuentdeckten Gebiete aufzuteilen, wobei die Portugiesen einen großen Schritt voraus waren, obwohl Papst Alexander VI. im Vertrag von Tordesillas die Hemisphären theoretisch aufgeteilt hatte. Alles, was die neuentdeckten Länder boten, war für die Eroberer interessant: Gold, Silber, aber vor allem Gewürze lockten die Konquistadoren, denn diese Spezereien übertrafen noch bei weitem den Wert der Edelmetalle. Riesige Summen wurden für Pfeffer, Vanille, Muskat und andere Gewürze gezahlt, daher waren auch die großen Handelshäuser wie das der Fugger und der Welser an diesem Geschäft interessiert. Magellan konnte sich vorstellen, dass der Hinweis auf diese Verlockungen genügen würde, um bei dem jungen König Gehör zu finden. Und so war es auch. Vorher allerdings musste der Seefahrer die Casa de Contratación auf seine Seite bringen, wobei er zu seinem Glück die Unterstützung des Faktors der Casa, Juan de Aranda, fand und sich zusätzlich noch – was beinahe einem Wunder gleich kam – auf die Fürsprache des Kardinals von Burgos, Juan Rodriguez de Fonseca, verlassen konnte, ein Mann, der vor allem Kolumbus gegenüber äußerst skeptisch gewesen war. Da auch der Reeder Cristobal de Haro, der natürlich an der reichen Ausbeute des Unternehmens interessiert war, seine finanzielle Unterstützung zusagte, zeigte sich der junge König dem Abenteurer gewogen und stimmte dem Unternehmen zu. Am 22. März 1518 wurde ein Vertrag zwischen Carlos I. und Magellan geschlossen, der zugleich den Astronomen Ruy Faleiro einschloss, mit dem Magellan zusammen seine Pläne ausgearbeitet hatte. Beide sollten ⅕ der Erträgnisse der neuentdeckten Länder erhalten, zusätzlich sollten sie und ihre Nachkommen als Gouverneure dort eingesetzt werden. Der Vertrag bot verlockende Aussichten, die sich allerdings im Laufe der nächsten Jahre in Nichts auflösten.

      Nachdem Magellan von seiner jungen Frau Barbara und seinem kleinen Sohn in Sevilla Abschied für immer genommen hatte, stachen die fünf Schiffe mit ungefähr 234 Mann Besatzung, die aus aller Herren Länder stammte, am 20. September 1519 in See. Magellan hatte die Ausrüstung der Schiffe bis ins kleinste Detail geplant, hatte überall selber Hand angelegt und sich von der Seetüchtigkeit der mit Kanonen bewehrten Segelschiffe überzeugt. Allein über 2 000 Zentner Zwieback, 165 Kilo Öl, 200 Fässer Sardinen, 75 Zentner eingesalzenes Fleisch, 112 Zentner Käse und eine riesige Menge von Fässern voll Wein waren an Bord, da Magellan die Fahrt auf ungefähr drei Monate veranschlagt hatte. Sein Irrtum die Zeit betreffend, der aus der damaligen Sicht erklärbar war, kostete beinah allen, auch ihm, das Leben. Die Fahrt über den Atlantik war von Unbilden aller Art begleitet, denn Magellan suchte, angetrieben durch die Passatwinde, voranzukommen, verlor aber durch eine vierzehntägige Flaute viel Zeit, sodass der Kapitän eines seiner Schiffe ihn um Auskunft wegen dieser Verzögerung bat. Magellan sah darin erste Anzeichen von Meuterei und ließ den vom König bestellten Kapitän und Nächstkommandierenden Juan de Cartagena in Ketten legen. Die Stimmung auf den Schiffen, die sich nachts durch Leuchtzeichen verständigten, wurde durch das schroffe, unverständliche Verhalten Magellans denkbar schlecht. Erst als man die Küsten Brasiliens erreichte, wo in den tropischen Gegenden für die Mannschaft Milch und Honig flossen, vor allem, da die einheimische Bevölkerung um Spiegel, Glöckchen, Messer und Scheren nicht nur Hühner und Gänse zur Verfügung stellte, sondern auch jede Menge schöner