gehören doch zusammen.«
Das gab den Ausschlag!
Auch Kathy war jetzt ganz dieser Meinung. Dem Zauber dieser Stimme konnte und wollte sie sich nicht entziehen. Sie zog sich am Pult hoch und berührte dabei rein zufällig den feuerrot gestrichenen Hebel für die Sprinkleranlage, die die Bühne bei Feuer unter Wasser setzte.
Es regnete daraufhin nicht nur, es goß in Strömen.
Zuerst lauwarmes, abgestandenes Wasser, dann eisige Bindfäden-Nässe. Das alles kam aus der Anlage, die oben unter dem Bühnendach angebracht war. Der »Magier der Hölle« wurde von diesem Guß völlig überrascht und fluchte sehr unseriös. Er merkte wohl, daß seine magischen Kräfte gegen diese Wassermassen nicht ankamen.
Kahty sah den Mann aus der Hölle, der nun sehr menschlich wirkte und die Arme schützend hochriß, um die Wasserfluten abzuwehren. Er sah inzwischen aus wie ein begossener Pudel.
Der Eisenreif um Kathys Kopf war nicht mehr vorhanden. Sie konnte wieder klar und folgerichtig denken, wollte aber auf keinen Fall zu Cardano hinübergehen, wie er es ihr eben noch befohlen hatte. Sie verbiß sich ein Lachen und bekam Lust, noch weitere Hebel zu ziehen und Knöpfe zu drücken. Wenn schon ein Durcheinander, dann sollte es auch perfekt ausfallen!
Der »Magier der Hölle« fluchte inzwischen reichlich ordinär und verriet damit seine schlechte Kinderstube. Er kämpfte sich durch die herabbrausenden Wassermassen und zog sich dabei seine Jacke über den Kopf. Er wußte jetzt, wo Kathy sein mußte, in Bühnendingen kannte er sich aus.
Er rechnete allerdings nicht damit, daß Kathy noch weitere Hebel und Knöpfe drückte.
Er prallte deshalb gegen eine Pappwand, die sich von oben nach unten auf die Bühne senkte und eine heitere italienische Landschaft zeigte, in der es im Gegensatz zur Realität nicht regnete. Der »Magier aus der Hölle« fluchte erneut und stolperte dann über eine Sitzbank, die auf schmalen Schienen aus der Kulisse kam. Cardano setzte sich nicht, er legte sich und zwar neben die Bank. Er lädierte sich dabei die Schienbeine und wirkte überhaupt nicht mehr wie der Fürst der Hölle. Zudem schienen seine magischen Fähigkeiten ungemein gelitten zu haben. Kathy fühlte sich nämlich immer freier und wohler.
Nachdem Cardano sich aus einer ansehnlichen Wasserpfütze erhoben hatte, löste sich aus einem anderen Teil der Kulisse ein schwingendes Reck, das zur Ausrüstung einer Artistennummer gehörte. Diese Reckstange befand sich genau in richtiger Höhe und knallte gegen Cardanos Brust, der daraufhin deutlich gewisse Konditionsschwächen zeigte. Der Fürst der Hölle taumelte angeschlagen zurück und rutschte in eine Öffnung, die der Bühnenboden freigegeben hatte. Cardano klammerte sich am Rand der Versenkung fest und brüllte laut um Hilfe. Er schien gegen die ihn erwartende Höllenfahrt einige Einwendungen zu haben.
Der Regen aber rauschte nach wie vor auf die Bühne und verwandelte sie nachhaltig in einen Swimmingpool.
Kathy Porter hätte liebend gern noch länger zugesehen, doch sie wollte ihr Glück nicht überfordern. Das Nummerngirl setzte sich weiter ab und gluckste dabei vor Lachen. Sie genoß die Schadenfreude in vollen Zügen.
*
»Was machen wir jetzt mit diesem Subjekt?« fragte Agatha Simpson etwa um diese Zeit. Sie saß wieder im Fond von Parkers Wagen, der zurück nach Montrose fuhr. »Die Doggen hätten das Problem gründlicher gelöst, Mr. Parker.«
»Mit Sicherheit, Mylady«, räumte Josuah Parker ein, »doch das wäre wohl einem Mord gleichgekommen.«
»Sie wollen diesen Ralph Barvas doch nicht freisetzen, oder?« Groll war in der Stimme der streitbaren Dame.
»Mit diesem Gedanken erlaube ich mir allerdings zu spielen, Mylady.«
»Wollen Sie meinen Blutdruck hochtreiben, Mr. Parker?« ärgerte sich Agatha Simpson.
»Keineswegs, Mylady«, versicherte Josuah Parker. »Mr. Barvas wird garantiert innerhalb der nächsten halben Stunde Gast der Polizeistation sein.«
»Und wie wollen Sie das erreichen, ohne daß wir unnötige Fragen beantworten müssen?«
Parker erlaubte sich, Mylady seinen neuen Plan darzulegen und fand das Wohlwollen seiner Herrin. Sie kicherte ein wenig und freute sich bereits schon jetzt auf die kommenden Ereignisse.
»Wie ist das also mit der Konkurrenz der Lynn-Organisation?« erkundigte sie sich dann und wurde wieder sachlicher.
»Mr. Lynn und sein Sabotage-Trupp arbeiten für ein Konsortium in Beirut«, erläuterte Parker, die Aussagen von Barvas zusammenfassend. »Dieses Konsortium möchte verhindern, daß im Festlandsockel vor Schottland nach Erdöl gebohrt wird. Die Gründe dafür dürften auf der Hand liegen, wenn ich es mal so sagen darf.«
»Und ob!« Agatha Simpson nickte grimmig. »Dieses Konsortium möchte das Ölmonopol weiterhin ausüben.«
»In der Tat, Mylady«, bestätigte der Butler. »Namen vermochte Mr. Barvas zwar nicht zu nennen, aber darauf kommt es auch gar nicht an, wenn man die Dinge nüchtern betrachtet.«
»Und wer arbeitet nun gegen diesen Stewart Lynn?«
»Ein zweites Spezialunternehmen«, berichtete der Butler weiter. »Mr. Barvas wußte darüber leider nur recht wenig zu sagen.«
»Wieso ein zweites Sabotageunternehmen?« fragte die ältere Dame verblüfft. »Das heißt, wenn ich mir diese Sache als Schriftstellerin betrachte, so könnte ich das verstehen.«
»Nicht wahr, Mylady.« Parker hütete sich, seine Herrin weiter anzuregen, denn er befürchtete neue Theorien. Doch Lady Simpson wollte das Stichwort nicht ungenutzt lassen.
»Wahrscheinlich ein zweites Konsortium das, unabhängig vom ersten, die Bohrversuche stören will«, stellte sie also fest und nickte zufrieden. »Das kompliziert die Dinge erfreulich, Mr. Parker.«
»Leider, Mylady, zumal wir über dieses zweite Unternehmen nichts wissen.«
»Sie werden das schon schaffen, Mr. Parker.« Sie hatte wieder mal vollstes Vertrauen zu ihm.
»Möglicherweise, Mylady«, wehrte Parker diesen Vertrauens Vorschuß schnell ab. »Im Augenblick ist es vielleicht wichtiger, den Nachstellungen der Lynn-Gruppe zu entgehen. Mr. Lynn scheint sich über Mylady und meine bescheidene Person informiert zu haben. Er weiß oder nimmt es an, daß Mylady für die Regierung arbeitet.«
»Weiß dieser Lynn etwas über Kathy?« fragte die Detektivin und wirkte jetzt doch ein wenig besorgt.
»Entsprechendes war von Mr. Barvas nicht zu hören, Mylady.«
»Womit wir wieder bei diesem Subjekt sind, Parker. Wir dürften gleich in Montrose sein. Es wird Zeit, diesen Killer an die frische Luft zu setzen. Verabreichen Sie ihm das Stärkungsmittel, tun Sie etwas für seinen Kreislauf!«
*
Ralph Barvas konnte sich kaum noch auf den Beinen halten.
Der Killer war betrunken und schwankte wie ein Fahnenmast im Wind. Er rülpste ungeniert und hielt auf eine Laterne zu, die mildes Licht spendete. Barvas konnte sich nur noch vage an gewisse Vorgänge erinnern.
Dennoch dachte er voller. Dankbarkeit und Freude an den Butler, der sich im Endeffekt als Mensch entpuppt hatte. Nachdem er aus dem Kofferraum entlassen worden war, hatte der Butler ihm eine lederüberzogene Taschenflasche gereicht und ihn mit Whisky erfrischt. Die schreckliche Angst vor den Doggen noch in den Gliedern, hatte Barvas nicht lange ermuntert zu werden brauchen. Er hatte die Taschenflasche leer getrunken und fühlte sich pudelwohl.
Seine Euphorie kam nicht von ungefähr und nur vom Whisky, Josuah Parker hatte sich die Freiheit genommen, diesen Whisky ein wenig zu präparieren. Er enthielt ein leichtes Aufputschmittel, das die Wirkung des Alkohols potenzierte. Barvas hätte am liebsten die ganze Welt umarmt. Da die Welt aber nicht zu Verfügung stand, begnügte er sich mit dem Laternenpfahl und klammerte sich an ihn. Dazu intonierte er ein Lied, dessen Text sich nicht gerade durch Anstand und Sitte auszeichnete.
Weil er dazu aber auch noch