Susan Schwartz

Perry Rhodan 3078: Pluto


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hatte als Terraner, hatte er auf Anraten des Kulinarassistenten – eines hoteleigenen Kochroboters – das Rezept variiert, indem er den Weißkohl durch frisch zerstoßenes Insektenpulver ersetzt hatte.

      Nach dem Essen tauchte die Hotelbesitzerin auf, eine hagere Dame mit schlohweißem Haar und einem filigranen Brillengestell, die sich mit volltönender Stimme als Linn Alloani vorstellte. Sie hieß den illustren Besuch herzlich willkommen. Auf einer kleinen Schwebeplattform brachte sie eine Auswahl lokaler Weine der besten Jahrgänge seit dem Jahrhundertwechsel mit, wie sie es nannte. Als sie sich dezent zurückziehen wollte, bat Rhodan sie zu bleiben, was sie sichtlich erfreut annahm. Wenig später sah er sie mit Botschafterin Zhrecter und Residentin Flaccu ins Gespräch vertieft.

      Homer G. Adams kam zu ihm, ein Glas mit rubinrot schillerndem Wein in der Hand. »Gute Stimmung, auch bei unserer topsidischen Freundin«, sagte er. »Und das ganz zu Recht. Schließlich hat es vor Kurzem noch so ausgesehen, als schlitterten wir geradewegs in einen Vernichtungskrieg mit den Echsen.«

      Rhodan lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand. Direkt über ihm hing das Panoramagemälde einer Wüstendüne, um die die Luft flimmerte. »Zum Glück entwickeln sich die Dinge nicht immer so, wie man es erwarten könnte.«

      »Ein gutes Thema. Die Menschen fragen sich, wo das alles hinführen soll.«

      »Der Frieden mit den Topsidern?«

      Adams lächelte matt. »Du weißt, was ich meine. Nach Jahrhunderten tauchst du hier auf. Perry Rhodan, die Legende aus dem Ursprungsuniversum, hat Terra und Luna wiedergefunden, und die zahllosen Bewohner ebenso. Was er vorhat, ist klar – er will den Planeten nach Hause bringen. Und die meisten Leute glauben daran, dass du einen Weg finden wirst. Weil sie die Geschichten über dich kennen, obwohl du aus ihrer Sicht für ein paar Generationen verschwunden warst. Manchen gefällt der Gedanke, dass du Erde und Mond zurückholen könntest ... anderen nicht. Und da müssen wir nicht erst Extremgruppen wie die radikalen Vanothen bemühen.«

      »Glaubst du, dass von den Vanothen weiterhin Gefahr droht?«, fragte Rhodan, der sich nur zu gut an die Attentate und Schwierigkeiten erinnerte, die ihm die Extremisten bereitet hatten.

      »Du kennst Sloud Silverman – der TLD-Direktor überschlägt sich im Hintergrund, um für deine Sicherheit zu sorgen. In diesem Hotel gibt es aktuell wahrscheinlich niemanden, der nicht vom Terranischen Liga-Dienst durchleuchtet worden ist.«

      »Und was glaubst du, Homer? Ganz persönlich? Wie sieht es deiner Meinung nach aus?«

      »Wir sollten alle sehr vorsichtig sein.« Adams winkte ab. »Wie immer. Ist das nicht das Los von Leuten wie uns?« Er legte die rechte Hand unter die Schulter, dort, wo wenige Zentimeter tiefer der Zellaktivator saß.

      »Zurück zur Stimmung auf Terra«, bat Rhodan. »Wie sehen die Umfragewerte aus?«

      »Wie kommst du darauf, dass ich ...«

      »Ach, Homer – willst du mir erzählen, dass du nicht längst ein Gesamtbild erstellst? Du, der TLD, vielleicht auch Rico ...« Er deutete auf den Roboter, der in der Nähe der Tür stand, bei Sichu, Farye und Donn. »Zahlen sind genau dein Ding, oder etwa nicht? Also, wie viel Prozent sprechen sich gegen eine Heimkehr aus?«

      »Heimkehr ist für sie das falsche Wort. Wer die Heimat in dieser Hälfte des Dyoversums sieht, der ...«

      »Wie viele?«, unterbrach Rhodan.

      Homer G. Adams nahm einen Schluck. »Viele. So viele, dass es ein gewaltiges Problem darstellt. Du kannst diese Leute nicht übergehen.«

      »Ich? Oder wir?«

      Ein tiefes Durchatmen, ein kurzes Blinzeln. »Wir.«

      »Du hast gezögert, alter Freund.«

      »Weil ich ehrlich zu dir bin.«

      »Was ich zu schätzen weiß.«

      »Kosmisch gesehen«, sagte Adams, »ist es fast einsam hier. Ich muss zugeben, dass es ... einen gewissen Reiz hat. So wenige Völker rundum, ein so eingeschränkter Bereich, den wir bereisen können. Völlig unvorstellbar, den Rand der Milchstraße zu erreichen, geschweige denn eine andere Galaxis! Wie es wohl in M 13 aussieht? Ob es Arkoniden gibt? Weißt du noch, früher, als wir ...«

      »... zum Frühstück nach Andromeda geflogen sind und zum Abendessen nach Hangay?«

      Die beiden Männer lachten. Ganz so war es nie gewesen, aber Fernreisen waren weitaus mühevoller geworden, auch im Heimatteil des Dyoversums.

      »Hangay«, wiederholte Adams gedehnt. »Hat man zu Hause etwas von Dao-Lin-H'ay gehört in den letzten Jahrhunderten?«

      »Schon vor Teks Tod war es stiller geworden um sie, und seither ...« Rhodan schüttelte den Kopf. Er hatte sich mit seinem alten Freund über tausend Dinge ausgetauscht, zehntausend weitere waren bislang unausgesprochen geblieben. Vor den vergangenen Wochen hatten sie sich ein halbes Jahrtausend nicht gesehen, und obwohl Rhodan den größten Teil dieser Zeit nicht bewusst erlebt hatte, hatte sich die Geschichte der Milchstraße davon ungerührt fortgeschrieben. Wahrscheinlich gab es unzählige Entwicklungen, die auch er nicht kannte – scheinbar unwichtige Ereignisse im kosmischen Geschehen.

      Beide schwiegen. Ein Servoroboter bot Rhodan ebenfalls Wein an; gedankenversunken nahm er ein Glas.

      Orfea Flaccu kam zu ihnen. Die Residentin deutete über die Schulter, wo sich Linn Alloani von der topsidischen Botschafterin verabschiedete. Zhrecter stand leicht nach hinten gelehnt, auf ihren Echsenschwanz gestützt.

      »Ich brauche deinen Rat«, sagte die Residentin zu Adams.

      »Das ist meine Aufgabe als dein Advisor. Also, womit ...«

      »Ich lasse euch allein«, fiel Rhodan ihm ins Wort.

      Die Residentin fasste ihn am Arm. »Bitte bleib. Ich habe Homer nicht umsonst angesprochen, als du dabei warst.«

      Rhodan nickte.

      »Worum geht es?«, fragte Adams.

      »Zhrecter«, sagte Orfea Flaccu. »Ich bin mir unsicher, ob ich sie auf die Galaktische Tastung ansprechen soll.«

      *

      Wenige Minuten später, nachdem die Hotelbesitzerin die Suite verlassen hatte, saßen Perry Rhodan, die Residentin und ihr Advisor nebeneinander auf der Massagecouch der Hotelsuite. Ihnen gegenüber lauerte Botschafterin Zhrecter in einem speziell gefertigten Sessel, der in der Rückenlehne Platz für den Stützschwanz ließ.

      Zumindest empfand Rhodan es so – die Topsiderin wartete ab, angespannt und sichtlich bereit, in die Verteidigung zu gehen. Was sie wohl erwartete? Jedenfalls musste ihr klar sein, dass es ein ernsthaftes Thema zu besprechen gab. Angesichts der nicht lange zurückliegenden kriegerischen Auseinandersetzung hatte der eher entspannte Umgang gelitten, den sie zuvor jahrelang mit Orfea Flaccu und Homer G. Adams geführt hatte.

      »Was wollt ihr?«, fragte sie. Ihre Zunge pendelte kurz vor der Echsenschnauze, ehe sie sie langsam zurückzog. Die Augen glühten rot.

      »Kein Grund zur Sorge«, versicherte Adams.

      »So? Ihr ladet mich hierher ein, in Rhodans private Räumlichkeiten, serviert eine zugegebenermaßen köstliche Mahlzeit und schmeichelt mir, indem mich die Hotelbesitzerin hofiert«, sagte Zhrecter. »Schließlich beobachte ich, wie ihr miteinander redet und auf mich deutet ... ja, es ist mir nicht entgangen, und dank meiner Jahre auf Terra kann ich eure Körpersprache gut deuten. Dann, endlich, kommen wir zum eigentlichen Grund dieses Zusammenseins – ihr bittet mich zu diesem Gespräch, während sich gleichzeitig die restlichen Gäste gemeinsam mit Bürgermeister Rico zurückziehen. Also gesteht mir zu, etwas verärgert zu sein. Von Sorge will ich gar nicht reden.«

      »Der Grund dieses Treffens«, sagte Rhodan, der die Beobachtungsgabe der Topsiderin bewunderte, »ist genau der, den wir bei der Einladung genannt haben – eine kleine Feierlichkeit wegen des neuen Bündnisses zwischen unseren Völkern.«

      Zhrecter überkreuzte die Arme vor der Brust. Die Schuppen