Hans-Peter Siebenhaar

Mainfranken Reiseführer Michael Müller Verlag


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      St. Martin

      Die Jesuitenkirche der Brüder Dien­tzen­hofer am Grünen Markt, zugleich die ein­zi­ge barocke Kirche der Stadt. Da sich der arme Orden keine Kuppel leis­ten konn­te, malte Giovanni Francesco Marchini 1714 eine originelle Illusion. Be­ach­tens­wert ist die Pietà im rechten Seitenaltar aus dem frühen 14. Jh.

      Jakobskirche

      Die Säulenbasilika mit ihrem hell­gel­ben Sandstein auf dem Domberg ist An­laufpunkt für den Fränkischen Ja­kobs­weg von Kronach nach Nürnberg. Be­ach­tens­wert sind das große barocke De­ckenfresko im Tiepolo-Stil des Würz­bur­gers Chris­toph Fesel und die klei­nen spätgotischen Wandfresken.

      Die wuch­tige Burg mit ihrer hohen Ring­mauer wird bereits 1108 ur­kund­lich erwähnt und war knapp 150 Jahre spä­ter Wohnsitz der Bischöfe. Der 33 Me­ter hohe Burgturm auf dem höchs­ten der sieben Hügel der Stadt ist von über­all zu sehen. Seine markante Lage wur­de einst zum Zweck der schnel­leren Kom­munikation genutzt: Der am Turm hän­gende Eisenkorb diente der Über­mitt­lung von Feuersignalen an die 20 km entfernte Giechburg bei Scheß­litz. 1553 wurde die Altenburg im sog. Mark­grafenkrieg schwer beschädigt. Res­taurierungsarbeiten gab es im 19. und 20. Jh.; da­bei entstanden auch eine Ka­pelle (1843) und ein weiteres Ge­bäu­de, in dem heute ein stimmungsvolles Res­taurant untergebracht ist.

      ♦ Unterhalb der Burg befindet sich ein großer Parkplatz, mit dem 6-Hügel-Bus vom Domplatz ist sie in ca. 15 Min. erreichbar. Infos zur Be­sich­tigung unter Tel. 0951-53387.

      Zwei Jahre war er arbeitslos, dann trat er die Stelle als Theaterkapellmeister in Bam­berg an. Ernst Theodor Ama­deus Hoff­mann (1776-1822), der Jurist aus Kö­nigsberg, wur­de allerdings bald das Opfer intriganter Ensemblemitglieder, so­dass er das damals 17.000 Ein­woh­ner zählende Städtchen nach fünf­jäh­ri­gem Auf­enthalt 1813 wieder verließ. Bis da­hin wirkte er als Mu­sik­kri­tiker, Büh­nen­bildner, Regisseur und nicht zu­letzt auch als Komponist. In Bam­berg ent­stan­den u. a. die romantische Oper „Au­rora“, das „Miserere“ und die „Duetti“ für die Musikschülerin Julia Mark. Der Bam­berger Wein- und Buch­händ­ler Fried­rich Karl Kunz avancierte schließ­lich zum ers­ten Ver­leger Hoff­manns. Am Schil­ler­platz (!) steht das klei­ne, schmal­brüstige Häu­schen, in dem der Poet mit seiner Frau lebte. Die Räu­me seiner ehe­ma­li­gen Woh­nung in dem 1762 er­bauten Haus kön­nen be­sich­tigt wer­den. Im Erdgeschoss wur­de ein fan­ta­sievoll-ver­wirrendes „Spie­gel­ka­binett“ ein­ge­rich­tet, wie es Hoff­mann wohl selbst ge­liebt hät­te. Hier kann der Besucher in Licht­kästen das Mul­tita­lent Hoff­mann ken­nen­ler­nen: Ma­nus­krip­te, Partituren, Ta­ge­bü­cher usw. Im Ober­ge­schoss sind u. a. Bü­cher aus­gestellt. Neuerdings kann man sich Hoff­mann hier auch in­ter­ak­tiv am Bild­schirm nähern. Übrigens hat die Stadt dem Dich­ter auch künst­le­risch ih­re Re­fe­renz er­wie­sen, indem sie ihn zu­sam­men mit dem Ka­ter Murr in Bron­ze gie­ßen ließ. Das Denk­mal steht schräg ge­gen­über vom Mu­seum.

      ♦ Mai-Okt. Di-So 13-17 Uhr, Eintritt 2 €, Schü­ler/Stu­d. 1 €. Schillerplatz 26. Führungen unter Tel. 0951-2976200.

      Gärtner- und Häckermuseum

      Bam­berg war einst eine bedeutende Gärt­ner­stadt mit bis zu 550 Meistern. Im 16. Jh. notierte ein Chronist: „Keine Land­schaft Deutsch­lands erzeugt mehr und grö­ßere Zwiebeln, keine grö­ßeren Rü­ben und Kohl­köpfe. Füg hier­zu die Süß­wur­zel, die im Bam­ber­ger Land in sol­cher Men­ge aus­gegraben wird, dass man hoch­ge­türm­te Wagen damit bela­den sieht.“ Die­ses Süßholz, besonders wich­tig als Arznei und für die Lak­ritz­pro­duktion, wurde bis nach Prag, Wien und Ungarn exportiert. Da­neben lie­fer­ten die Gärtner ihren Ge­mü­se­sa­men bis nach England. Das 1979 als Mu­seum er­öffnete Gärtner­haus von 1767 ver­mit­telt mit dem Haus­garten einen Ein­blick in die Le­bens- und Ar­beits­welt um 1900. An­läss­lich der Lan­des­gar­ten­schau 2012 wur­de das Mu­se­um re­no­viert und neu ge­staltet. Trotz der über­aus ge­lun­ge­nen (auch in­ter­aktiven) Aus­stellung über die Arbeits- und All­tags­welt der Gärt­ner und Hä­cker ist das ei­gent­liche High­light des Mu­seums der Sor­ten­gar­ten da­hin­ter: eine lebendige, blü­hende Gar­ten­bau­kul­tur. Gärtner- und Häcker­fest ist am dritten Sonn­tag im Juli.

      ♦ Mitte April bis Anfang Nov. Di-So 11-17 Uhr. Eintritt 4 €, erm. 3,50 €, Kind/Jugendl. 1 €, Audio­guide im Eintritt enthalten. Mit­tel­straße 34, Tel. 0951-30179455, www.ghm-bamberg.de.

      Naturkundemuseum

      Schon das Ge­bäu­de des ehemaligen Je­su­iten­kol­legs, das auf Plä­ne von Leon­hard Dien­t­zen­ho­fer zurückgeht, ist se­hens­wert. Im West­flügel ließ 1795 Fürst­bi­schof Franz Ludwig von Erthal den „Vo­gelsaal“ ein­rich­ten. Er gilt - welt­weit - als der schöns­te historische Na­tur­kun­de­saal die­ses Stils und hat mehr als 200 Jahre wechselvoller Ge­schichte in na­he­zu originalem Zustand über­lebt. Die Wand­vertäfelungen, die um­lau­fen­de Galerie und die reich ver­zier­ten Vi­tri­nen ma­chen den Saal selbst, nach einer aufwendigen Re­no­vie­rung, zu einem glän­zenden Aus­stel­lungs­stück. Die klas­sizistische Raum­schöp­fung ver­mit­telt mit Tau­senden bun­ter Tier­prä­pa­ra­te (hauptsächlich Vö­gel) na­tur­kund­li­che Kenntnisse mit oft­ re­gio­na­lem Bezug. Die interes­sant auf­berei­tete Dau­er­aus­stel­lung er­zählt die Geschichte der Erde und des Lebens mit Hilfe mo­derner Medien.

      ♦ April-Sept. Di-So 9-17 Uhr, Okt.-März 10-16 Uhr. Eintritt 3,50 €, erm. 2 €, unter 18 J. 1 €, unter 6 J. frei. Fleischstraße 2. Tel. 8631249, www.naturkundemuseum-bamberg.de.

      Die Fresken am Alten Rathaus sind Sinnbild barocker Lebensfreude

      „Das Bier hier ist gut“, lobte schon der Philo­soph He­gel vor fast 200 Jahren. Da­ran hat sich bis heute nicht viel ge­än­dert. Die Ver­ar­bei­tung von Hopfen und Malz hat in Bamberg eine lange Tra­dition. 1979 grün­dete sich ein För­derverein, der in den historischen Ge­wöl­ben der ehe­ma­ligen Be­ne­dik­ti­ner­brau­stätte auf dem Mi­chels­berg das kleine Museum ein­rich­te­te, das viele Be­sucher anlockt. His­torische Geräte und hunderte weitere Ex­po­na­te do­ku­men­tieren den Produk­tions­prozess von der Her­stel­lung des Malzes bis zum trink­fertigen Bier. In eintägigen Semi­na­ren kann man sich zum zertifizierten „Bier­kieser“ (Fachberater des Bieres) au­sbilden lassen.

      ♦ April-Okt. Mi-Fr 13-17, Sa/So/Feiertag 11-17 Uhr. Eintritt 4 €, erm. 3,50 €. Michels­berg 10 f. Besichti­gun­gen unter Tel. 0951-53016, www.brauereimuseum.de.

      Staatsbibliothek: Allein wegen des pracht­vollen Lesesaals lohnt ein Be­such der Staatsbibliothek in der Neuen Re­sidenz. Die Bestände stam­men aus den 1803 sä­ku­la­ri­sier­ten Klös­tern des Bistums. Heute verwahrt die Forschungsbib­lio­thek 370.000 Bän­de, darunter 5500 Hand­schriften und 3400 Bücher aus der Früh­zeit des Buch­drucks. Zu den Glanzlichtern ge­hö­ren die sog. „Bamberger Apo­ka­lyp­se“ aus dem 11. Jh. und der „Bamberger Psal­ter“ aus den Jahren 1230/40. Wech­sel­aus­stel­lun­gen ge­ben vertiefte Ein­bli­cke in die Schätze.

      ♦ Mo-Fr 9-17, Sa 9-12 Uhr, im Aug. Sa ge­schlos­sen. Ein­tritt frei. Neue Residenz, Dom­platz 8,