Hans-Peter Siebenhaar

Mainfranken Reiseführer Michael Müller Verlag


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der Re­liefs lohnt - sie er­zählen die Le­genden der bei­den hei­li­gen Bistums­grün­der: die Feuerprobe der Kai­serin, bei der Kuni­gunde über glü­hen­de Pflug­scha­ren (Zei­chen der Frucht­barkeit) gehen muss­te, um ihre Unschuld zu beweisen, da sie des Ehe­bruchs angeklagt war; ihre Ent­loh­nung der unzufriedenen Bauarbeiter von St. Ste­phan; die Sterbeszene Heinrichs II.; die Wä­gung der Seele durch Erzengel Mi­chael und die Heilung eines Stein­lei­dens Kaiser Hein­richs durch den hl. Be­ne­dikt.

      Säulenheilige

      Marienaltar Im südli­chen Querschiff; ein Werk von Veit Stoß (1523). Im Zentrum des Altars aus Lin­den­holz steht die Geburt Christi. Das ur­sprüng­lich für Nürnberg bestimmte Meis­ter­werk kam dort nur für kurze Zeit zur Gel­tung (in der Karmelitenkirche) und wurde, nach­dem sich Nürnberg zur Reformation be­kannt hatte, nach Bamberg gebracht.

      Papstgrab Papst Cle­mens II. (ehemaliger Bi­schof von Bamberg) war nur neun Mo­nate lang das höchste Kir­chen­amt ver­gönnt. Vermut­lich wurde Cle­mens 1047 von sei­nem ab­gesetzten Vorgänger ver­giftet! Das Grab ist nur im Rah­men einer Führung zu­gänglich.

      Ecclesia und Synagoge An den südlichen Chor­schranken stehen die beiden be­rühm­ten Plas­tiken aus der ersten Hälfte des 13. Jh. Wäh­rend die Synagoge mit ver­bun­de­nen Augen und gebrochenem Stab als Be­sieg­te dargestellt wird, soll Ecclesia, die Ver­körperung der Kir­che, durch ihre Krone als Herrscherin wirken.

      Die beiden Domkühe (-esel) Die Plastiken am nord­west­li­c­hen Turm wurden als Dank für die flei­ßi­gen Dombauhelfer angebracht. Das Ori­ginal kann aus nächster Nähe im Dom­mu­seum besichtigt werden. Die an der Fassade angebrachten Kopien wurden zwar erst nach dem Zwei­ten Weltkrieg der Wit­terung ausge­setzt, sind aber heute schon stark angegrif­fen.

      Ostchor-Krypta Die dreischiffige Hallen­kryp­ta beherbergt das Grab des Bischofs Gun­ther von Bamberg. Hier ist auch König Kon­rad III. be­graben, der 1152 starb und die Kro­ne an Fried­rich Barbarossa weitergab.

      Fürstenportal Haupttür des Doms (um 1230) am nördlichen Seitenschiff mit einer Dar­stel­lung des Jüngsten Gerichts.

      Gnadenpforte Die romanische Pforte (am Ostchor) zeigt den hl. Georg (links) als Rit­ter, Pet­rus mit dem Buch, die thronende Ma­ria so­wie das heilig gesprochene Kö­nigs­paar Hein­rich und Kunigunde (rechts).

      ♦ Mo-Mi 9-18, Do/Fr 9.30-18, Sa 9-11.30 und 13-16.30 Uhr (um 12 Uhr öffentliches Or­gel­kon­zert), So 13-18 Uhr. Nov. bis März Mo-Mi 9-17, Do/Fr 9.30-17, Sa 9-16.30, So 13-17 Uhr. Eintritt frei. Eine Be­sichti­gung wäh­rend der Gottes­diens­te ist nicht mög­lich.

      Füh­rungen: Mo-Sa 10.30, 14, 15 Uhr, So 14 und 15 Uhr, Nov. bis April Mo-Sa 10.30 und 14 Uhr, So nur 14 Uhr. Pers. 5 €, unter 15 J. frei, Tickets im Diözesanmuseum (siehe unten).

      Virtueller Rundgang: Einen informativen Rund­gang bietet die sehr gute Webseite www.bamberger-dom.de.

      Diözesanmuseum

      Das Museum links neben dem Dom war ursprünglich das ge­mein­same Haus der St.-Georgen-Brüder. Aus dem Dom­kapitel ent­wi­ckelte sich das sog. Metropolitan-Kapitel, die Verwaltungs­ge­meinschaft des Bis­tums. Das heutige Kapitelhaus wurde 1773 nach den Plä­nen von Balthasar Neu­mann fer­tig­ge­stellt. Herz­stück der Samm­lung (im Ober­geschoss) sind die präch­ti­gen mit­tel­al­ter­li­chen Textilien, da­runter der Ster­nenmantel Kaiser Hein­richs II. und der Man­tel seiner Gat­tin Kunigunde. Der um 1020 aus blau­em Sei­dendamast ge­fer­tigte Man­tel des Bis­tums­gründers Hein­rich beschreibt mit sei­nen Gold­sti­cke­reien die ge­samte Him­mels­sphäre mit vielen Sternbildern und religiösen Sym­bolen. Der Durch­mes­ser des ein­drucks­vollen Gewands be­trägt fast drei Meter. Der mit auf­wen­di­gen Gold­sti­cke­reien ge­schmück­te Ku­ni­gun­den­man­tel zeigt Darstellungen aus der Weih­nachts­geschichte und dem Le­ben von Petrus und Paulus. Beachtens­wert auch die teil­weise erhaltene Tu­nika Kai­ser Heinrichs II. (11. Jh.), der Chor­man­tel der heiligen Kunigunde (um 1000) und das Grabtuch des Bamberger Bi­schofs Gun­ther (11. Jh.).

      ♦ Di-So 10-17 Uhr, Mo geschlossen. Eintritt 5 €, erm. 4 €, un­ter 15 J. frei, Familie 8 € bzw. 4 €. Dom­füh­rungen siehe oben. Dompl­atz 5, Ein­gang links ne­ben dem Eingang zum Dom. Tel. 0951-5022502, www.dioezesanmuseum-bamberg.de.

      Alte Hofhaltung

      Die schöne Pfort hält, was sie verspricht

      Der Komplex am Domplatz, in dem heu­te das Historische Museum unter­ge­bracht ist, steht an der Stelle der eins­ti­gen königli­chen Pfalz, die bei der Grün­dung des Bistums (1007) in den Be­sitz des Bi­schofs über­ging. Die meis­ten Gebäude, die man heute sieht, stam­men aus dem 15. und 16. Jh. Die Front zum Domplatz wird vom Kanz­lei­bau (1568) bestimmt. Den schöns­ten Teil der Alten Hofhaltung, den In­nen­hof, be­tritt man durch die Schöne Pfor­te, die ein Relief mit Maria, flankiert von Kai­ser Heinrich II. und Kuni­gunde, schmückt. Der Innenhof wird durch ho­he spätgoti­sche Fachwerkgebäude (häu­fig auch als deutsche Renaissance be­zeichnet) mit maleri­schen Galerien be­stimmt, die in der zweiten Hälfte des 15. Jh. entstanden. Im Sommer dient das Ensemble als Kulisse für die Frei­lich­tins­zenierungen der Calderón-Fest­spie­le. Ge­gen Ende des 16. Jh. hatte die Alte Hofhaltung als Fürsten­sitz ausge­dient. Beamte und Diener zogen ein, Stal­lun­gen und Wirt­schaftsräume ent­standen.

      Das stim­mungs­volle Museum ist im Re­nais­san­ce­bau der Alten Hofhaltung (am Eingang links) und in weiteren Ge­bäu­den um den Hof untergebracht. Auf etwa 4000 m² Ausstellungsfläche - ausgehend vom neuen Anbau - sind in der früheren Bischofs- und Kaiser­pfalz Ex­po­nate von der vor­ge­schicht­li­chen Zeit bis ins 20. Jh. zu sehen. Zur Samm­lung ge­hören Skulp­tu­ren aus 1000 Jahren (z. B. die „Bam­berger Göt­zen“) sowie Gemälde vom Mit­tel­al­ter bis in die Gegenwart. Hinzu kom­men hand­werkliches Gerät, wis­sen­schaft­li­che Ins­trumente und Uhren aus dem 16.-19. Jh., Baugeschichtliches wie et­wa das Modell der Bamberger Ket­ten­brü­cke aus dem 19. Jh., die als Vorbild für die Brooklyn Bridge in New York gilt, und die Dauerausstellung „Im Fluss der Geschichte - Bambergs Le­bens­ader Regnitz“. Der alte Marstall wur­de saniert und beherbergt heute wech­selnde Aus­stellungen sowie all­jähr­lich die weihnachtliche Krippen­aus­stellung. Im zweiten Ober­geschoss be­findet sich seit 2015 die Dauer­aus­stel­lung „Jüdisches in Bamberg“. Wert­vol­le Tafel­ge­mäl­de des Ba­rock schmü­cken als Leih­gaben die Staats­gale­rie der Neu­en Residenz.

      ♦ Mitte April bis Ende Okt. Di-So 10-17 Uhr (im Winter nur zu Sonderausstellungen). Ein­tritt 7 €, erm. 6 €, Schüler 1 €. Domplatz 7, Tel. 0951-871140 (Kasse), www.museum.bamberg.de. Aus­kunft zur Alten Hofhaltung und Re­si­denz: Schloss- und Garten­verwaltung Bamberg, Dom­platz 8, Tel. 0951-519390.

      Mit dem Bau des fürstbi­schöflichen Ba­rockpalastes wurde 1695 be­gon­nen. Auf­traggeber war Lothar Franz von Schönborn, der Fürstbischof von Bam­berg und Kurfürst von Mainz, der als großer Barockbau­herr in die Ge­schich­te ein­ging, obwohl das Dom­ka­pi­tel ein Bau­verbot erlassen hatte, um Geld zu spa­ren. Doch 1697 hob der Papst das Ver­bot auf, und Schön­borns Architekt Jo­hann Leon­hard Dien­tzenhofer bekam den Auftrag für die Neue Residenz. Schon 1704 war alles in Rekordzeit fix und fer­tig. Bis heu­te blieb der präch­tige Ba­rock­bau un­ver­än­dert. Noch groß­zü­gi­ge­re Pla­nungen, u. a. von Bal­tha­sar Neu­mann, zu de­ren Ver­wirk­li­chung