mit ihrem eigenen Leib gesetzt, die unübersehbar waren und ihre Umwelt zum Nachdenken oder Fragen zwangen. Die prophetischen Zeichen von damals sind für die heutige Welt meist unbrauchbar, aber irgendwie doch ähnlich. Wie damals ist es heute üblich, mit wichtigen Anliegen auf die Straße zu gehen und damit auch in die Medien. Das tun Bischöfe schon jetzt, um an die weltweite Verfolgung von Christen aufmerksam zu machen, oder auch dadurch, dass sie im Fernsehen die Kirche und ihre Lehre verteidigen. In den USA gehen die Bischöfe mit den Pro-Life-Demonstranten auf die Straßen und vor Abtreibungskliniken. Man fragt sich betroffen: Warum führen die Bischöfe nicht auch in Europa jene Großveranstaltungen an, die »pro life« abgehalten werden? Und wo sind all jene, die nicht müde werden, an Verbrechen in der Vergangenheit zu erinnern, und jene, die sich für Erhaltung des Regenwaldes und der Tiere stark machen, oder auch die Mitglieder der vielen und zu vielen »Gremien« in der Kirche und der vielen anderen Organisationen und NGOs, die von sich sagen, sie seien für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung: Wo sind sie, warum helfen sie nicht mit all ihren Kräften, warum gehen sie nicht auf die Straße und fordern den Schutz der Kinder und ihrer Mütter?
Wenn bei einer nationalen Großveranstaltung die gesamte Bischofskonferenz vorausginge, was wäre das für ein gewaltiges und wirkungsvolles Zeichen! Ich habe im Ausland mehrfach erlebt, wie dankbar die Menschen sind, wenn ein Bischof, wenigstens aus einem anderen Land, mit ihnen geht, erst recht, wenn der Bischof einer der Ihren ist, wie ich es in Budapest und in Olmütz schon erlebt habe! Und wenn dann auch noch eine größere Zahl der Domkapitulare, der Ordensschwestern, Priester, politischen Prominenz und natürlich der Mitglieder der »neuen Bewegungen« mitginge und auch derjenigen, die oft und gerne auf Wallfahrten gehen – was für ein prophetisches Zeichen wäre dies!
Drittens sollten die Bischöfe und ihre Theologen nachdenken, ob man das Fest »Mariä Heimsuchung«, die Begegnung von Maria und Elisabeth mit den ungeborenen Kindern unter ihrem Herzen, Jesus und Johannes dem Täufer, nicht neu, sozusagen »erweitert« verstehen und liturgisch feiern könnte als die große Heilszusage Gottes an den Menschen von Anfang an, noch im Schoß seiner Mutter? Dann hätten wir zwei Feste, um der Kleinsten zu gedenken und für sie zu beten: das Fest der Unschuldigen Kinder und Mariä Heimsuchung.
Abtreibung hat es immer gegeben wie den Brudermord seit Kain und Abel, aber vom Gesetz freigegeben, propagiert und mit Steuergeldern finanziert? Wie kann es sein, dass Katholiken, die das Konzil ständig im Munde führen, die Lehre des Konzils, dass Abtreibung Mord ist, ignorieren und, wie schon erlebt, sogar verhöhnen? Ich habe schon von Jugendlichen gehört, die den Mut hatten, das Thema »Abtreibung« für eine schulische Redeübung zu wählen und von Mord zu sprechen, und muslimische Taxifahrer haben in meiner Gegenwart ohne Zögern gesagt: »Abtreibung ist Mord«. Über andere Massenmorde in der Vergangenheit ist die Welt immer noch mehr oder weniger entsetzt. Aber über den Mord an den Ungeborenen heute sollen wir schweigen? Und wir reagieren kaum, wenn eine berühmte französische Schauspielerin öffentlich bekennt: »Ich bin gegen die Todesstrafe, aber für Abtreibung!« Absurd? Ja, aber diese Meinung ist weitverbreitet gerade unter den Promis und ranghohen Politikern! Über mangelnden Mut unserer Vorfahren angesichts bestimmter Verbrechen zu ihrer Zeit sind wir »betroffen« und »schämen uns«, aber obwohl wir heute keine Gestapo und keine sibirischen Arbeitslager zu fürchten haben, bleiben wir mehr oder weniger stumm angesichts dessen, was geschieht, ja es beeinflusst nicht einmal unser Verhalten bei der Wahl. Diese Tragödie schreit nicht nur zum Himmel, sie schreit auch nach einem besonderen Einsatz der Kirche. Zurzeit sind es schon viele Christen, die vorangehen, aber es dürfte keinen Katholiken, keinen Christen geben, der von sich selbst nicht sagen könnte: Ich bin »Lebensschützer« und tue nach meinen Möglichkeiten alles, was ich nur kann, »pro life«!
Und ein letztes Wort: Zur Hirtenaufgabe der Bischöfe gehört es auch, die »Bruchstellen« bei den Katholiken in der Abtreibungsfrage immer wieder anzusprechen. Abgesehen von der moraltheologischen Häresie der Güterabwägung, die Papst Johannes Paul II. in Veritatis splendor gebrandmarkt hat, mit der sich eine Abtreibung immer »bestens« legitimieren kann, kennt man das Grunddogma des fünften Gebotes Gottes zu wenig, wie Johannes Paul II. es in Evangelium vitae, Nr. 57, verkündet hat: Es ist niemals erlaubt, einen Unschuldigen zu töten.
Es sind drei Argumente, denen sich heute viele Katholiken beugen, auch solche, die sonst gegen Abtreibung sind:
1.Abtreibung bei Vergewaltigung
2.Abtreibung bei Behinderung
3.keine Strafe für Abtreibung
Es würde hier zu weit führen, wenn ich diese Punkte nochmals durchargumentierte. Ich beschränke mich daher auf folgende Verweise:
•auf Rebecca Kiessling (und ihre Website) und auch das Zeugnis einer kroatischen Schwester (in meinem Buch »Liebe und Partnerschaft«), die von serbischen Soldaten geschwängert wurde;
•auf mein eigenes Zeugnis (man kann mit einer Hasenscharte, die trotz heutiger OP-Technik laut statistischen Angaben immer noch häufig als legitimer Grund zur Abtreibung genannt wird, Bischof werden);
•auf einen österreichischen Bischof, der öffentlich sagte: »Niemand will die Strafe«, was aber logisch durchdacht so viel wie Fristenlösung heißt.
Eine Liebesgeschichte
Von der Liebe gibt es viele Geschichten und wenn man aufmerksam lauscht, erzählt das Leben besonders schöne Geschichten von Ehe und Liebe, nicht nur Shakespeare und Aitmatow!!
Eine solche Liebesgeschichte habe ich kürzlich erlauscht, erzählt von einer heute alten Frau, die eine Zeit lang meiner Mutter half, auf mich aufzupassen, als ich noch ein kleiner Junge war. Ich liebe sie noch heute und erinnere mich daran, wie ich, noch ein Kind, voll Staunen, aber auch mit einem geheimnisvollen Verstehen des mir eigentlich noch nicht Verstehbaren das Erwachen ihrer Liebe zu ihrem späteren Mann miterlebte, einer Liebe, deren »Tonfall« die beiden, bis der Tod sie schied, beibehalten haben.
Dazu passt nun die folgende Geschichte: Sie hatte vor Kurzem einen Herzinfarkt bekommen, kam in die Klinik und die Ärzte legten zur Diagnostizierung einen Herzkatheter. Den Vorgang beobachteten sie auf einem Bildschirm, aber auch die Kranke durfte zuschauen. Am Ziel angelangt, sagte der Arzt: »Jetzt bin ich in Ihrem Herzen!« Die Patientin antwortete schlagfertig und charmant: »Nein, mein Herz ist schon besetzt!« Und als sie mir diese Geschichte erzählte, lächelte sie und blickte zärtlich zu ihrem Mann hinüber, der neben ihr saß. In meinen Augen war sie für einige Augenblicke lang wieder die junge Frau, die ich aus meiner Kindheit kannte. Ihr Mann liebte sie noch wie damals, und ich auch, auf meine Weise.
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