werden hier nicht näher in den Blick genommen.
7 An dieser Stelle möchte ich auf die drei Prämissen des symbolischen Interaktionismus aufmerksam machen. Die erste Prämisse sagt, dass Menschen auf der Grundlage der Bedeutung, die die Dinge für sie besitzen, handeln (im Fall Meier sind dies Möbel, Deko Gegenstände etc.). Die zweite Prämisse besagt, dass sich die Bedeutung aus der Interaktion, die man mit seinen Mitmenschen eingeht, entwickelt. Die dritte Prämisse sagt, dass die Bedeutung in einem interpretativen Prozess von Menschen abgeändert wird (vgl. Blumer 2013, S. 64). So können Gegenstände in einer Wohnung, die früher als bedeutsam erachtet wurden, weil daran bestimmte Erinnerungen geknüpft waren, im Laufe der Zeit ihre Bedeutung verstärken oder verlieren.
8 Ein Metaparadigma umfasst einen groben gemeinsamen Nenner von Begriffen und Schlüsselkonzepten. Die heutige Diskussion in den Sozialwissenschaften geht dahin, dass es kein Metaparadigma geben kann. Das Leben, die Gesundheit, die Lebenswelt des einzelnen Menschen ist zu komplex, um es in Metaparadigmen zu beschreiben. In diesem Beitrag verwende ich diese Begriffe trotzdem, um gerade die Wirkgefüge solcher Begriffe, auf das Leben des Ehepaars Meier anschaulich darzustellen.
9 »Crowding« ist bei einem Umzug ins Pflegeheim neben anderen Stressformen nicht zu unterschätzen. Es geht hierbei nicht nur um die Akzeptanz einer zunächst fremden Umgebung und fremden Menschen, sondern auch um institutionelle Rahmenbedingungen, die Stress erzeugen. Der Schutz vor fremdem Zugriff anderer Personen ist durch den Ablauf im Pflegeheim nur bedingt gewährleistet. Das gleiche gilt für erzwungene soziale Kontakte, die das Ehepaar in ihrer Wohnung vielleicht verweigert hätte. Weitere Merkmale für Stress durch zu enge Räumlichkeiten können stark verringerte Interaktionsdistanzen, erhöhte akustische, visuelle oder olfaktorische Stimulanzien sowie verknappte Ressourcen sein. (Schulz-Gambard 2002)
10 Es handelt sich um einen neueren Ansatz der Anthropologie aus dem frühen 20. Jahrhundert, der dem Menschen wieder eine Sonderstellung in Abgrenzung zur Tier und Pflanzenwelt einräumt. Durch die stark wissenschaftlich geprägten Versuche der Vereinheitlichung und Systematisierung Anfang des 20. Jhd. wurde nach einer rationalen Begründung für die Sonderstellung des Menschen gesucht. Dies führte zu einer eigenen Wissenschaftsdisziplin innerhalb der Philosophie. Hartung (2015) führt dies auf die »Tendenz der Wissenschaften zur Ausdifferenzierung«, um soziale Wirklichkeiten zu verstehen und zu reflektieren zurück.
11 In diesem Beitrag wird eine einfache Unterteilung von Weltbildern vorgenommen, der Begriff umfasst weit mehr. Beispielsweise geht das christliche Weltbild davon aus, dass der Mensch über allen anderen Lebewesen als »Krone der Schöpfung« steht oder das humanistische Weltbild, das davon ausgeht, dass der Mensch ein soziales Wesen ist, in dem ungeahnte Potenziale stecken. Ein weiteres Weltbild ist das Mensch/Maschine-Modell, das funktionalistisch geprägt ist und im Zeitalter der Industrialisierung entstand. »Der Mensch als Industriepalast« von Kahn illustriert diese Denkweise sehr anschaulich (von Debschitz & von Debschitz 2009).
12 Aus dieser Logik erwachsen verschiedene Pflichten (Meldepflicht, Krankheiten Unfälle etc.) denen der Versicherte nachzukommen hat. Während es sich bei den privaten Versicherungsarten um homogene, zahlende Versichertengruppen handelt, so unterscheidet sich die Versichertengruppe der sozial versicherten Personen. Es geht um den Ausgleich der unterschiedlichen Risiken der in staatlichen Versicherungen zwanghaft beigeführt wird. Es gibt ein unfreiwilliges Versicherungskollektiv. Diese Ungleichheit wird mit einer scheinbaren Solidarität erzwungen. Eine Freiwilligkeit ist demnach in diesem System ausgeschlossen. Die Versicherungstarife der Sozialversicherungen sind an das Einkommen der Beschäftigten geknüpft und sollen somit die soziale Gerechtigkeit unterstützen. Es gibt jedoch Mechanismen, die dies verhindern: »Vor dem Hintergrund neoliberaler, auf Eigenverantwortung, Effektivität und Effizienz gründender Rationalität kommt es nun zu einer Konfrontation zwischen sozialer Gerechtigkeit einerseits und versicherungsmathematischer Gerechtigkeit andererseits, die sich immer deutlicher zu Gunsten der versicherungsmathematischen entscheidet […] Der als Um- oder Abbau bezeichnete Rückzug des Sozialstaates kann dementsprechend als Durchsetzung der versicherungsmathematischen gegen die soziale Gerechtigkeit verstanden werden.« (vgl. Schmidt-Semisch 2000, S. 171) Das Schicksal von Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen verschiebt sich aus dem Privatbereich und trifft auf öffentlich, gesetzlich geregelte Logiken von Behörden, Leistungsträgern und Leistungserbringern.
13 Der Mensch als ganzheitliches Individuum untrennbar bestehend aus Körper, Geist und Seele – dieser Gedanke ist nicht neu, sondern in der Philosophie und Theologie tief verankert. »Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile« wurde bereits von Aristoteles geprägt (Anzenbacher 2010).
14 Nel Noddings ist Philosophin und Erziehungswissenschaftlerin, sie entwickelte das Caring-Curriculum für Schulen, in dem es um die Beschreibung und Lehre über die Sorge in verschiedenen Dimensionen geht: Die Dimensionen sind das Ich, Freunde und nahe Gruppen (Klassenkameraden) weitere Bekannte, Pflanzen, Tiere Menschen, die Welt und ihre Darstellung (Noddings 1992.).
15 Es gibt seit dem Jahr 2008 das Pflegezeitgesetz (PflegeZG). »Ziel des Gesetzes ist, Beschäftigten die Möglichkeit zu eröffnen, pflegebedürftige nahe Angehörige in häuslicher Umgebung zu pflegen und damit die Vereinbarkeit von Beruf und familiärer Pflege zu verbessern« (Bundesministerium für Justiz 2008). Allerdings gilt dieses Gesetz nur für Mitarbeitern von Betrieben, die mehr als 15 Angestellte haben und dieser Urlaub ist unbezahlt.
16 In der Entstehungsgeschichte der Pflegeversicherung gab es lange politische Debatten um die Absicherung der Rente für pflegende Angehörige. Zwar wurden hierfür Regelungen gefunden, die aber nicht mit einer Regelerwerbsrente zu vergleichen sind. (Adam-Paffrath 2008)
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