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Nation, Europa, Christenheit


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diese (hier idealtypisch zu charakterisierende) Richtung für offene Grenzen und weitere Masseneinwanderung ein. Selbst an der Spitze der katholischen Kirche nehmen manche eine säkulare Trias als zu verwirklichende Hauptaufgabe (statt des Einsatzes zugunsten des Seelenheils) wahr: Menschenrechte, Migration und Klimawandel. Dem globalistisch eingefärbten Humanitärethos gebührt folglich ein hoher Stellenwert, vielleicht sogar der prioritäre.

      Niemand kann bestreiten, dass sich religiös-ethische Grundsätze nicht eins zu eins in den Bereich der Politik übertragen lassen. Christus wirkt zwar bis heute im Nachhall seiner Worte und seines Tuns überaus politisch, sein primäres Streben lag jedoch in der Verkündigung des Reiches Gottes, war also stark eschatologisch ausgerichtet. Gerade die Scheidung von Kaiser und Gott ist als hochpolitischer Akt zu begreifen. Allerdings ist auch nicht zu bestreiten, dass in den entsprechenden politischen Implikationen (auch hinsichtlich der Genese der Demokratie) kein Schlüssel liegt, eine exakte Positionierung der Kirchen – um ein Beispiel anzuführen – in dem Disput zwischen linken und liberalen Eliten einerseits und ihren Gegnern andererseits vorzunehmen. Dazu ist auch die heutige Situation zu spezifisch. Sie unterscheidet sich von vielen Fragestellungen in der Kirchengeschichte zweifellos erheblich.

      Trotzdem wird öfters versucht, aus bestimmten Prinzipien, die den Glauben ausmachen, Ableitungen bezüglich der politischen Verhältnisse in der Gegenwart vorzunehmen. Nur ist die Frage, welche Grundsätze das im konkreten Fall sind. Üblicherweise versuchen liberale und linke Theologen, die universalistische Ausrichtung des Christentums in die Mitte ihrer Deutung zu stellen. Man verweist gern auf das bekannte Gleichnis vom barmherzigen Samariter, auf den Taufbefehl, auf die berühmte Stelle im Galaterbrief über das Einssein „in Christus“, aber auch auf das Pfingstwunder, über das die Apostelgeschichte berichtet. Die Nächstenliebe ist ein Grundprinzip jedes christlichen Handelns. Sie verbietet gewiss Fremdenfeindlichkeit; denn auch mit dem ausländischen Bruder oder der ausländischen Schwester kann und soll der Christ im Geiste Christi verbunden sein.

      Aber muss eine solche Haltung dazu führen, die Masseneinwanderung zu befürworten, die im schlimmsten Fall seelsorgliche Aktivitäten erschweren oder sogar unmöglich machen könnte? Das Gebot der Nächstenliebe macht eine solche Entscheidung nicht überflüssig. Gleiches gilt für die umfassende Ausrichtung. Der christliche Glaube stellt nämlich nicht nur eine ethische Handlungsanweisung dar, wie die Nächstenliebe sie im Gewissen bindend vorgibt; vielmehr verpflichtet er auch zur Annahme bestimmter Glaubensinhalte, die in der praktischen Seelsorge verkündet werden. Werden die Bedingungen für eine solche Verkündigung langfristig erschwert, was durch billigende Inkaufnahme einer übermäßigen Einwanderung aus kulturfremden Gegenden wohl der Fall sein dürfte, muss einer derartigen Migration auch aus christlichen Gründen ein Riegel vorgeschoben werden. Diese Dimension des Glaubens ist evident. Nicht zu vergessen ist darüber hinaus die Verbundenheit des Herrn mit seinem jüdischen Volk. Sein Vater sandte ihn zu den „verlorenen Schafen des Hauses Israel“. Auch hier zeigt sich ein schwer entwirrbares Spannungsverhältnis. Die universalistische Kehre wurde wohl nicht von der Jerusalemer Urgemeinde in die Wege geleitet, wie der Ausgang des Apostelkonzils und der Streit um die Notwendigkeit der Beschneidung von Neuchristen in der frühen Kirche belegen; vielmehr stellte erst der Apostel Paulus mit seinem Wirken in der griechischen Kulturwelt entsprechende Weichen.