Группа авторов

Nation, Europa, Christenheit


Скачать книгу

finden wir entsprechende Akzente. Schon die ungarische Verfassung von 2011 gibt die neue Grundausrichtung vor. In der Präambel heißt es: „Gott segne die Ungarn!“ Anhänger der linksliberalen Eliten, besonders in den Medien, schienen beim Blick auf dieses Gesetzeswerk wie vom Blitz getroffen. Im britischen „Guardian“ stellte ein Journalist fest, die Verfassung atme christlichen Geist und stelle einen neuen Wertekanon auf:31 Familie, Nation, Treue, Glaube und Liebe stünden im Fokus. Familie und Nation würden als Fundamente des Zusammenlebens begriffen. Besonders stieß den Linksliberalen in Europa das Bekenntnis zum „heranwachsenden Leben“ auf, das „ab dem Zeitpunkt der Empfängnis zu schützen“ sei, weiter das Verständnis von Ehe als Verbindung von Mann und Frau. Hier zeigt sich ein offiziell abgesegneter und partiell ins Recht transformierter Wertekatalog, dessen Inhalte man in Mittel- und Westeuropa nicht selten mit der Gesinnung „rechter Christen“ identifiziert.

      Zusammenfassend ist festzuhalten: Die Positionierung von Glauben und Christentum in den Gegenwartsdebatten ist aufgrund der Veränderungen der letzten Jahre nicht so einfach, wie es bei der Rezeption durch die deutschsprachige Publizistik den Anschein hat. Vernimmt man den kirchenamtlichen Hauptstrom beider Konfessionen, so sind die Relationen klar: Rechte Phänomene lassen sich demnach mit christlichen Lehrmeinungen wie auch mit christlicher Ethik nicht vereinbaren. Konkret gelten demnach AfD, „Pegida“ und Identitäre Bewegung als pauschal widerchristlich. Doch bei genauerem Hinsehen sind nicht nur einzelne Forderungen dieser Gruppierungen mit diversen Aussagen des kirchlichen Lehramtes zu verbinden. Weiter ist festzustellen, dass höhere kirchliche Amtsträger in östlichen Ländern Europas vieles von dem verlautbaren lassen, was hierzulande in den Geruch eines perhorreszierten „rechten Christentums“ kommt. Der Widerstand gegen die zunehmende Islamisierung ist dabei nur eine wichtige Forderung.

      Wie beim Vorgängerband möge der Leser auch hier keine „rote Linie“, kein Mosaik, keinerlei einheitliches Bild erwarten. Wir präsentieren eine Vielfalt an Stimmen, die keine „Schule“ und erst recht keine „Front“ vertreten wollen, sondern ein Denken und ernsthaftes Suchen abseits des theologischen und kirchenpolitischen Hauptstroms.

      Thomas