in den folgenden Jahren Nachschlagewerke zu allen Trek-Serien an die Hand geben, die sie beim Rewatch oder einfach nur zum Schwelgen in Erinnerungen begleiten sollen; genau wie uns beispielsweise Das Star Trek Universum von Ralph Sander in den 90er-Jahren begleitet hat.
Mit meinem Es lebe Star Trek - Ein Phänomen, zwei Leben habe ich 2018 das Ziel verfolgt, 52 Jahre Franchise-Geschichte in einem Buch abzubilden. Ich freue mich sehr darüber, wie gut dieses Buch angenommen wurde und, dass es auch weiterhin so eine starke Nachfrage erfährt. Diese neue Reihe soll dem Ganzen nun ergänzend noch mehr Tiefe verleihen, indem jede Serie die Behandlung erfährt, die sie verdient. Das wunderbare Uniform-Layout der Bücher geht übrigens auf eine Idee meines lieben Kollegen Torben Kessler zurück, dem ich hiermit herzlich für diesen Einfall danke!
Star Trek: Enterprise war 2001 die erste Serie, die ich komplett online rezensieren durfte. Auch war es die Trek-Serie, mit der ich meine liebe Frau zum Trekkie umschulen konnte. Sie kam jedoch in einer Phase, als viele Fans bereits unter Franchisemüdigkeit litten, ist aber definitiv besser als ihr Ruf. Die sympathische Crew auf ihren abwechslungsreichen Abenteuern zu begleiten ist dank der 16:9-Umsetzung und starken Effekten auch heute noch einen neuen (oder weiteren) Anlauf wert.
Sicher hat letztlich nicht alles gepasst, was man auch an der (zu) frühen Absetzung ablesen kann. Dennoch haben sich Archer und Co einen festen Platz in meinem Trekkie-Herzen erspielt und eignen sich nebenbei wunderbar dafür, Unbedarfte an dieses großartige Franchise heranzuführen. Daher haben wir uns auch entschieden, mit dieser Serie unsere Chronik-Reihe zu beginnen.
Wir lesen uns bald wieder, wenn wir im zweiten Teil der Reihe Kirk, Spock, McCoy und ihre Kollegen begleiten werden. Bleiben Sie uns gewogen!
von Reinhard Prahl
Enterprise war für mich viele Jahre so etwas wie das zu Unrecht verpönte Stiefkind eines Übervaters namens Star Trek. Die Mehrheit der Fans war mit Star Trek: The Next Generation und seinen Nachfolgeserien und -filmen aufgewachsen. In Teilen des Fandoms hegte man daher eine nachvollziehbare, tiefverwurzelte Abneigung gegen ein Prequel.
Ich hatte Star Trek schon in den 70er-Jahren als Kind geliebt, mich aber auch immer gefragt, was in den Jahrhunderten vor dem Beginn der Fünf-Jahres-Mission der Enterprise wohl geschehen war. Daher gehörten Episoden wie Metamorphose und Der schlafende Tiger schon immer zu meinen persönlichen Favoriten. Für mich war Star Trek: Enterprise also die Erfüllung eines lang gehegten Traums. Endlich würden sich die Lücken füllen und meine Fragen beantwortet werden. Endlich konnte ich noch tiefer in mein Lieblingsserienuniversum abtauchen und ein noch größeres Verständnis für die Hintergründe der Star-Trek-Historie erlangen.
Als Broken Bow (Aufbruch ins Unbekannte) dann endlich am 15.03.2003 auf Sat.1 lief, war ich hellauf begeistert. Ich liebte das Setting, das Schiff und die Crew von Anfang an und obwohl ich im Laufe der Jahre fast schon zu viele eher durchschnittliche Episoden zu sehen bekam, bin ich der Serie doch bis heute verbunden. Natürlich haben sich nicht alle meine Erwartungen erfüllt. Vor allem die ersten drei Staffeln warfen eher neue Fragen auf, als dass sie alte beantworten. Doch ich liebte das Storytelling rund um den Andorianer-Vulkanier-Plot, mochte Archers Ambivalenz und freute mich darüber, wenn Porthos es wieder einmal schaffte, ein Stückchen Käse abzuschnappen. Auch die Xindi-Geschichte erlebte ich als überaus spannend, wenn es auch den ein oder anderen Lückenfüller zu viel in der dritten Staffel gab. Als Manny Coto das Ruder in Season vier übernahm, tat die Show endlich das, was ein Prequel tun sollte, nämlich eine Vorgeschichte zu diversen wichtigen Eckpunkten der Star-Trek-Geschichte zu erzählen. Leider blieb es bekanntermaßen bei vier Staffeln, einer Tatsache, der ich noch immer nachtrauere. Umso mehr freut es mich, Teil dieses fantastischen Projekts sein zu dürfen und Ihnen, liebe Leser, dieses umfassende Werk über eine meine liebsten Star-Trek-Serien an die Hand geben zu dürfen. Keep on trekkin‘.
von Thorsten Walch
Star Trek: Enterprise hatte unter den neueren Franchise-Serien den schwersten Stand. Schon bei ihrem Start sah sie sich übermächtiger Konkurrenz durch Reihen wie Stargate Kommando SG-1 im TV und Star Wars im Kino gegenüber. Sogar eingefleischte Trekkies hörten recht bald die Abschiedsglocken für das neue Star Trek läuten: Nach Ende von Staffel 1 im Frühjahr 2002 wurde gemunkelt, dass ihr nur noch die vertraglich vereinbarte 2. folgen würde. Vielerlei Gerüchte über eine frühzeitige Beendigung der fünften Star-Trek-Serie begleiteten Captain Archer und seine Crew bis zur tatsächlichen Einstellung im Frühsommer 2005 – nach nur vier statt wie ursprünglich vorgesehen sieben Episodenstaffeln.
Was hatten die Produzenten falsch gemacht?
Kurz gesagt: Nicht viel. Nach Star Trek: Voyager, das oft wie eine »Over-Next Generation« daherkam, brachte Star Trek: Enterprise frischen Wind mit einer gehörigen Prise Retro-Charme in ein Franchise, dessen Fans durch die jahrelange Ausstrahlung gleich zweier Star-Trek-Shows und einer parallel dazu laufenden Kinofilmreihe an diesem Zeitpunkt schlicht übersättigt waren. Natürlich krankte Star Trek: Enterprise ebenso am »Prequel-Paradox« wie die zwei Jahre zuvor gestartete Star Wars: Episode I. Es war mitunter schwer vorstellbar, dass Captain Archer und die Mannschaft der Enterprise NX-01 knapp 100 Jahre vor der knallbunten 60er-Jahre-Welt von Kirk & Co. agierten. Aber davon abgesehen gab es bei Star Trek: Enterprise nicht viel mehr und vor allem nichts wirklich anderes zu bemängeln als bei den vorherigen Franchise-Serien.
Trotzdem war Star Trek: Enterprise lange mit einem Außenseiter-Status behaftet, ehe die Serie vor einer Weile zu einem echten Insider-Tipp im Streaming-Bereich avancierte; vermutlich einfach deshalb, weil viele Zuschauer sie noch immer nicht kennen und erst jetzt für sich entdecken. Ich wünsche mir, dass der erste Band unserer Star-Trek-Chronik dazu beiträgt, ihr diese verdiente Anerkennung auch weiterhin zu sichern.
Kapitel 1: Von der Idee zur Serie
Der Neubeginn
Star Trek: Voyager lief im fünften Jahr, da trat UPN im Juni 1999 an Rick Berman mit dem Wunsch nach einer weiteren Star-Trek-Show heran, die direkt im Anschluss an Voyager starten sollte. Viele Fans glauben heute, dass die Studiobosse aus Angst vor den ohnehin sinkenden Quoten auf den Zug der seinerzeit so beliebten Prequels aufspringen wollten. Tatsächlich dachte man aber in der Chefetage in eine ganz andere Richtung. Nach wie vor waren die Ratings trotz einiger Verluste insgesamt noch zufriedenstellend. Man wollte den sicheren Hafen des 24. Jahrhunderts also nicht unbedingt verlassen. So wünschten sich der damalige Paramount-Chef Kerry McCluggage und sein President of Paramount Network Television Gary Hart eine Serie, die entweder in der Next-Generation-Ära oder vielleicht im 26. Jahrhundert angesiedelt sein sollte. Die Antwort auf die Frage, warum Enterprise dann aber im 22. Jahrhundert spielte, heißt kurz und knapp: Rick Berman. Für ihn war es schlicht nicht denkbar, die in Star Trek: The Next Generation und ihren Folgeserien etablierte Zukunftsvision noch weiter auszubauen. Sollten die Ideale etwa noch höhergesteckt sein und die Spandex-Anzüge noch enger werden, die Raumschiffe schneller und die Phaser kleiner? Und überhaupt. Was sollte es nach Voyager noch zu erzählen geben? Bermans Fantasie reichte für eine Zukunft der Zukunft einfach nicht mehr. Er befürchtete den kreativen Tod des Franchise, für das er so lange gelebt und geatmet hatte.
Ideen über Ideen
Hätte der Produzent sich etwas mehr in den Fanforen herumgetrieben, wären ihm die guten Ideen für ein weiteres Sequel nur so um die Ohren geflogen. Dort kursierten bereits seit Jahren Konzepte für eine weitere Show. Von Fans angedacht war beispielsweise eine Klingonen-Serie, gerne mit Captain Worf als Hauptfigur. Ein völlig anderer Ansatz drehte sich um ein Diplomatenschiff, das im Laufe von mehreren Staffeln viele Föderationswelten besuchen sollte, von denen man bislang nichts oder nur wenig gesehen hatte. Berman kannte die Idee, verfolgte den Gedanken aber nie ernsthaft. Dafür wurde er allerdings später vom Team rund um die bekannte Fanserie Star Trek: Hidden Frontier aufgegriffen und zumindest teilweise in der kurzlebigen Webserie Star Trek: Federation One umgesetzt. Wer sich die beiden rund 35-minütigen