Björn Sülter

Die Star-Trek-Chronik - Teil 1: Star Trek: Enterprise


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der schon die wunderschöne Titelmusik zu Deep Space Nine komponiert hatte. Doch eine weitere kreative Anwandlung Rick Bermans führte dazu, dass McCarthy zwar ein wichtiger Bestandteil des Enterprise-Scores blieb, aber nicht die Eröffnungsmusik komponierte. Um einen Eindruck von der Wirkung der Titelsequenz zu erhalten, unterlegten Braga und Berman sie zunächst mit dem U2-Song What a Beautiful Day, dessen Refrain übersetzt etwa: »Es ist ein toller Tag, es scheint, als fällt der Himmel hernieder, doch es ist ein toller Tag, also lasse ihn nicht entkommen« lautet. Brannon Braga liebte den Song und fand ihn als Untermalung für das Intro ideal. Leider scheiterte die Verwendung an zwei wichtigen Details. Bono von U2 war nicht angetan davon, eines seiner Lieder als Titelsong einer Serie verwurstet zu sehen. Selbst wenn sich die Bandmitglieder bereit erklärt hätten, die Lizenzrechte an Paramount abzutreten, wäre der Preis dafür schlicht unerschwinglich gewesen.

      Nachdem sich das Thema U2 also erledigt hatte, entschied sich Rick Berman dafür, Diane Warrens Song Faith of the Heart zu kaufen, der lediglich einen neuen Text und den Titel Where my Heart Will Take Me erhielt. Gesungen wurde er vom britischen Opernsänger Russel Watson, der sich auch als Popsänger einen Namen gemacht hatte. Die Entscheidung führte zu starken Fanprotesten, auf die wir in einem späteren Kapitel noch einmal näher eingehen werden. Berman steht auch heute noch hinter seiner Entscheidung, während Braga das Lied von Anfang an hasste. Er fand, dass ein gesungener Song zu sehr vom eigentlichen Intro ablenkte. Noch mehr missfiel ihm aber die Outro-Version des Liedes, die er des Öfteren mit seichter Fahrstuhlmusik verglich. Am 26. September 2001 spielten alle Mühen, die die Prä-Produktionsphase mit sich gebracht hatten, keine Rolle mehr. Von nun zählte nur noch die Meinung des Publikums.

       Kapitel 2: Casting

       Die Namen hinter den Namen

      Als man um das frühe Jahr 2000 herum an die Besetzung der Haupt- und auch Nebenrollen für die geplante neue Star-Trek-Serie Enterprise ging, plante man seitens der beiden damaligen Showrunner Rick Berman und Brannon Braga vermutlich, ebenso vorzugehen wie im Falle der vorherigen drei Reihen The Next Generation, Deep Space Nine und Voyager: Die Hauptdarsteller sollten zumindest teilweise unverbrauchte und damit weniger bekannte Gesichter sein, die dem Publikum bestenfalls durch Gastauftritte in der einen oder anderen TV- und Kinoproduktion vom Sehen her bekannt waren. Viele spätere Star-Trek-Stars hatten ihre mal mehr, mal weniger anhaltende Bekanntheit erst durch ihre Mitwirkung in dem Franchise erlangt.

       Wir brauchen einen Captain!

      Scott Bakula (geb. am 9. Oktober 1954) war als Captain Jonathan Archer von Beginn an der absolute Wunschkandidat von Rick Berman gewesen. Der Deal drohte jedoch eine Weile an unterschiedlichen Honorarvorstellungen zu scheiten. Als man sich geeinigt hatte ging alles ganz schnell. Bakulas Captain Archer sollte der Sohn des Mannes sein, der das Schiff basierend auf Zefram Cochranes Warp-Antrieb ursprünglich geplant und konstruiert hatte und seinem Sohn die Leidenschaft für das Projekt vererbte. Bereits einige Monate vor der offiziellen Bekanntgabe der Mitwirkung Bakulas kochte damals die Gerüchteküche diesbezüglich, doch sicherlich dürften nur wenige Fans wirklich daran geglaubt haben, da Bakula durch seine frühere TV-Rolle viel zu bekannt schien, um in den Star-Trek-Kosmos einzutauchen.

      Zum Erstkontakt mit dem Science-Fiction-Genre kam es für Scott Bakula im 1986 von Walt Disney produzierten TV-Film I-Man – Die Kampfmaschine aus dem All: Hier hatte er einen Familienvater gespielt, der durch ein geheimes Regierungsprojekt zu einem unverwundbaren Superhelden wurde. Es folgten im Anschluss teilweise wiederkehrende Gastrollen in verschiedenen Fernsehserien der 80er-Jahre wie der Sitcom Mann muss nicht sein (1986-1988), der Comedy-Show Gung Ho (1986-1987) oder der Krimiserie Matlock (1987). Ab 1989 übernahm er eine der beiden männlichen Hauptrollen in der von Donald P. Belisario (Airwolf, Magnum) produzierten Sci-Fi-Dramedy Quantum Leap, die hier bei uns in Deutschland unter dem Titel Zurück in die Vergangenheit lief und ab 1991 zu einem der größten Fernsehhits beim noch neuen Privatsender RTL plus wurde. Neben Dean Stockwell als der fast nur als Hologramm auftretende Wissenschaftler Albert »Al« Calavicci verkörperte Bakula dessen Kollegen Dr. Samuel Beckett. Nach einem nicht geglückten Zeitreiseexperiment muss dieser in die unterschiedlichsten Körper von Menschen aller Geschlechter schlüpfen und durch verschiedene Aktionen die Vergangenheit verändern, um schließlich wieder in seine Zukunft zurückkehren zu können. Die einzelnen Folgen gehörten den unterschiedlichsten Genres an: Es gab ebenso komödiantische Episoden wie hochdramatische oder auch menschlich tragische, und Scott Bakula konnte seine überaus sehenswerten schauspielerischen Fähigkeiten hier hervorragend anwenden. Die Serie wurde mit vielerlei Auszeichnungen bedacht und behielt ihren Kultstatus auch noch nach ihrer Einstellung, zu der es 1993 nach 5 Staffeln mit insgesamt 97 Episoden kam. Bakula blieb danach zwar als Darsteller in größeren und kleineren Rollen wie im Thriller Color Of Night (1994), dem Horrorfilm Lords Of Illusion, der TV-Neuauflage der Serie Invasion von der Wega mit dem Titel The Invaders – Invasion aus dem All (beide 1995) oder dem Oscar-preisgekrönten Drama American Beauty (1999) präsent, aber an die Erfolge von Quantum Leap konnte er nicht wieder anknüpfen. Vermutlich kam ihm deshalb das Rollenangebot des Captain Archer sehr recht: Schließlich hatte sein ebenfalls bereits aus einer früheren TV-Rolle (als MacGyver) bekannter Schauspielkollege Richard Dean Anderson ein paar Jahre zuvor als Hauptdarsteller in der Serie Stargate Kommando SG-1 gleichfalls eine zweite Karriere gestartet.

       Schwere Geburt auf Vulkanisch

      Weit weniger bekannt als der Darsteller des Captains war Jolene Blalock, geboren am 5. März 1975, welche für die Rolle der Sub-Commander T’Pol gecastet wurde, dem vom Planeten Vulkan stammenden weiblichen Ersten Offizier der neuen alten Enterprise. Damit entsprach sie wesentlich mehr dem ansonsten gebräuchlichen Casting-Schema für eine neue Star-Trek-Serie. Nach einer Karriere als Model und kleinen Rollen in verschiedenen Fernsehspots erhielt Blalock schließlich Gastrollen in TV-Serien wie Veronica’s Closet (1998), CSI: Den Tätern auf der Spur (2000) sowie die weibliche Hauptrolle im TV-Mehrteiler Jason und der Kampf um das Goldene Vlies (ebenfalls von 2000), wo sie die willensstarke altgriechische Sagenfigur Medea darstellte. Bis heute sprechen mehr oder minder böse Zungen davon, dass Blalock die Rolle der T’Pol in erster Linie wegen zweier ganz bestimmter körperlicher Komponenten erhielt. Schließlich hatte man bei der Vorgängerserie von Star Trek: Enterprise, Voyager, mit der von Jeri Ryan gespielten Seven of Nine (der ähnliche Attribute eigen waren) eine insbesondere bei der männlichen Zuschauerschaft heißgeliebte Publikumsfavoritin an Bord gehabt. Berman und Braga berichteten später, dass man die Rolle der T'Pol erst ganz zum Schluß besetzen konnte, da die beide es äußerst schwierig fanden, die richtige Mimin zu finden.

       3 in 1: Womanizer, Kumpeltyp, Mr. Charming

      Dritter im Bunde sollte der Chefingenieur der Enterprise werden, Commander Charles Tucker III., genannt »Trip«. So wie einst der berühmte Dr. McCoy aus der klassischen Star-Trek-Originalserie sollte auch Trip Tucker zum einen der beste (menschliche) Freund des Schiffskommandanten sein und zum anderen ebenfalls aus den amerikanischen Südstaaten stammen. Nach dem üblichen Casting-Prozess nebst Vorsprechen etlicher potentieller Darsteller machte schließlich Connor Trinneer (geb. am 19. März 1969) das Rennen um die Rolle. Trinneer stammte aus Walla Walla im US-Bundesstaat Washington und war der gewünschten Mundart mächtig. Sein sportlicher Körperbau kam durch eine angestrebte Football-Karriere in seiner Jugend, die er jedoch aufgab, als er seine Ambitionen für eine Laufbahn als Schauspieler entwickelte. Auch Trinneers Karriere hatte am Theater begonnen, in seinem Fall bei der Huntington Theatre Company in Boston, wo er eine Hauptrolle in dem Stück Arcadia gespielt hatte. Danach war er zum Fernsehen gegangen und hatte zwischen 1996 und 2000 Gastauftritte in Serien und TV-Filmen wie der langlebigen Soap Opera Liebe, Lüge, Leidenschaft, dem Militär-Drama Pensacola – Flügel aus Stahl oder der Science-Fiction-Serie Sliders – Das Tor in eine fremde Dimension gehabt, in letztgenannter Serie erstmals in seinem kommenden Haupt-Genre.

       Wo ist der Brite?

      Fast schien es, als wolle