Björn Sülter

Die Star-Trek-Chronik - Teil 1: Star Trek: Enterprise


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Bedienelemente und Kabel bilden ein wildes Durcheinander und scheinen sich bis zur Decke zu stapeln.

      Es ist schon beeindruckend, was für die neue Star-Trek-Serie auf die Beine gestellt wurde. Denise Okuda erzählt im selben Special eine witzige Anekdote dazu. Bis zum ersten Drehtag für den Pilotfilm waren niemals alle Geräte des Kontrollraums gleichzeitig im Betrieb gewesen. Man war einfach davon ausgegangen, dass alles funktionieren würde. Als die Dreharbeiten aber um 04:30 Uhr morgens begannen, lief das System nicht wie geplant. Also mussten sich die Techniker erst einmal mit diesem Problem auseinandersetzen. Der Drehbeginn verzögerte sich, was bei einem Filmdreh immer viel Geld kostet. Schließlich gelang es aber, alles zum Laufen zu bringen, und die Arbeiten konnten beginnen.

       Props – Zukunft der Vergangenheit

      Ein weiteres wichtiges Thema war die Gestaltung der Props. Jeder kannte Uhuras Ohrstöpsel, Spocks Monitor und McCoys medizinischen Tricorder. All diese technischen Spielereien gehörten zu Star Trek und waren zu einem festen Bestandteil der Fan-Kultur geworden. Die Frage, ob Kommunikationsoffizier Hoshi Sato ein ähnliches Gerät tragen sollte, stellte sich also erst gar nicht. Allerdings entschied man sich für ein einem Hörgerät nicht unähnliches einseitiges Headset, das sich zwar stark von Uhuras riesigem Knopf im Ohr unterschied, aber eine logische Weiterentwicklung moderner Technologie der frühen 2000er Jahre darstellte. Ähnliches lässt sich über den ikonischen Kommunikator berichten, der in seiner Gestaltungsweise heute natürlich längst überholt ist. In den 60er Jahren war das Klapp-Handy-artige Konzept geradezu revolutionär. Im Jahr 2000 gab es allerdings bereits Handys, die so klein waren, dass sie in eine Hosentasche passten. Die Lösung des Problems war so simpel wie einfach. Man behielt das ursprüngliche Design grundlegend bei und versah es statt mit Drehknöpfen mit einem Display. Nur drei Jahre später erschienen übrigens das kultige Motorola RAZR und das Samsung SGH 700 Klapp-Handy auf dem Markt. So schnell kann die Gegenwart die Zukunft einholen.

      Spocks bereits erwähnter berühmter Monitor, der optisch die Wissenschaftsstation dominierte, schaffte es ebenfalls in die Serie. Sehr viel ließ sich am Grunddesign allerdings nicht ändern. Die Neuerungen fielen daher eher unwesentlich aus. Das leuchtende Blau, das die Arbeitsbereitschaft des Geräts signalisierte, behielt Herman Zimmerman im Wesentlichen bei. Statt eines Drehknopfs an der rechten Seite ließ sich das Analysegerät nun allerdings ausfahren.

      Der Look der Krankenstation erinnerte insgesamt stark an eine etwas modernere Variante heutiger Intensivstationen, die ebenfalls mit Bildschirmen und Sensoren vollgepackt sind. Es gab sinnvollerweise sogar ein Diagnosegerät, das einer Art von Computertomografieröhre sehr ähnlich war. Trotz aller ehrlichen Bemühungen gelang es aber nicht, diesem Schiffsbereich einen retrofuturistischen Look zu verpassen, der glaubwürdig als Vorläufer des 23. Jahrhunderts von 1966 herüberkam. Allerdings wurden die zahlreichen Tiere und Mittelchen des denobulanischen Arztes Phlox zu einem unterhaltsamen Running Gag der Show, der für so manchen Schmunzler sorgte.

      Einen ähnlichen Effekt versprach man sich von den Phasenpistolen, deren zwei Modi »Betäubung« und »töten« Malcom Reed Captain Archer in der Pilotfolge erläutert. Auf dem Papier erschien es toll, die Energiewaffen als etwas völlig Neues einzuführen. Berman und Braga versprachen sich davon einen weiteren wiederkehrenden Hinweis auf den Prequel-Charakter der Show. In der Praxis erwies sich der Einfall dann als wenig innovativ. Archer benutzte die Waffen in der Pilotfolge ausgiebig, was dazu führte, dass sich der Gag um die Phasenpistolen bereits abgenutzt hatte und somit wertlos wurde. Das Design der Handfeuerwaffen ist übrigens überaus gut gelungen. Die Optik ähnelt noch immer der Form heutiger Schusswaffen, wirkt aber fortschrittlich genug, um sie den Science-Fiction-Fans als Zukunftsmusik verkaufen zu können. Andererseits lassen sich Kirks Phaser einhundert Jahre später einfach in einen Typ-2 und den handlicheren Typ-1-Phaser zerlegen, was diesen Waffentyp wesentlich ausgereifter wirken lässt.

       Don’t beam me up

      Was den Transporter angeht, der in Star Trek: The Original Series noch eher als Gimmick zur Kostenreduzierung diente, bestanden Kerry McCluggage und Gary Hart – Bermans und Bragas Wünschen zum Trotz – darauf, dass er unbedingt auf das Schiff gehörte. Auch hier prallten wieder Welten aufeinander, da sich Berman ursprünglich fast komplett von den Vorgängerserien verabschieden wollte. Doch wer das Geld hat, hat das Sagen, und so entschied man sich letztlich für einen Kompromiss. Die Transportertechnologie hielt Einzug auf die Enterprise, Menschen wurden aber nur in seltenen Fällen auf Planeten oder zurück zum Schiff gebeamt. Stattdessen benutzten die Away-Teams Shuttles, um die Oberfläche fremder Welten zu erkunden und dorthin vorzustoßen, wo noch nie ein Mensch gewesen war. Die Entscheidung war Gold wert und hätte Gene Roddenberry ganz sicher glücklich gemacht. Es war immer sein Wunsch gewesen, seine Offiziere in Raumfähren auf die Planeten zu schicken, auf denen sie dann ihre Abenteuer erleben sollten. Doch Roddenberry standen nur rund 100.000 Dollar Budget pro Episode zur Verfügung, was für eine TV-Serie der 60er Jahre zwar nicht unbedingt Low Budget war, aber dennoch viel zu wenig Geld, um seine Visionen auch nur ansatzweise zu verwirklichen. Rick Berman und Brannon Braga standen in den ersten drei Staffeln 1,7 Millionen Dollar pro Folge zur Verfügung. Der Pilotfilm kostete 12 Millionen Dollar. Verglichen mit Voyager erscheint die Summe relativ gering. UPN hatte für die bis dato letzte im 24. Jahrhundert angesiedelte Star-Trek-Serie immerhin jeweils bis zu 3,3 Millionen Dollar springen lassen. Im Vergleich zu The Original Series handelte es sich aber immer noch um ein üppiges Budget. Allerdings kürzte das Network Manny Coto in der vierten Staffel noch einmal die Geldmittel, so dass er schließlich mit mageren 800.000 Dollar pro Episode auskommen musste.

       Die Opening Sequenz – erfrischend neu und doch verkannt

      Natürlich brauchte die neue Star-Trek-Show eine erinnerungswürdige Eröffnungssequenz. Diese sollte sich aber von denen der bisherigen Serien angemessen unterscheiden. Statt sich auf die Enterprise NX-01 zu fokussieren und die Hauptfiguren vorzustellen, wollte Rick Berman gerne die Geschichte des menschlichen Forscherdrangs in Verbindung mit der Fliegerei bringen. Die Idee war genial, und so gab er eine wundervolle Montage in Auftrag, die zum vielleicht schönsten und mitreißendsten Intro aller Star-Trek-Serien wurde. Die Sequenz beginnt mit einem Blick aus dem erdnahen Orbit auf unseren Heimatplaneten und leitet dann zu einigen Diagrammen aus der Renaissance über. Ein polynesisches Auslegerkanu gleitet anschließend durch die Wellen und wird von einer Zeichnung der HMS Enterprise abgelöst, die sich in das reale Segelschiff verwandelt. Im weiteren Verlauf sind unter anderem die Spirit of St. Louis nach ihrer Landung in Paris, das Spaceshuttle Enterprise, ein Mond-Exkursionsmodul, die International Space Station ISS, Zefram Cochranes Flug mit der Phoenix und abschließend das frühe Warpschiff SS Emette sowie die NX-01 zu sehen.

      In die Montage schafften es auch einige der berühmtesten Flugpioniere der Welt, so Amelia Earhart, Wilbur und Orville Wright, Chuck Yeager, Alan Shepard, Robert Goddard und Buzz Aldrin, der gerade seinen Fußabdruck auf dem Mond hinterlässt. Die Titelsequenz ist anrührend und bildkompositorisch hervorragend gestaltet. Eine kleine, aber nicht unwesentliche Randnotiz betrifft die International Space Station ISS. Diese hätte es nämlich um ein Haar gar nicht ins Intro geschafft. Der Titeleinspieler war schon fast fertiggestellt, da verfiel Rick Berman auf die Idee, dass die ISS ins Intro gehöre, aber nicht nur das, sondern zusätzlich auch ihr imaginärer Ausbau in der nahen Zukunft. Eine solche Aufgabe ließ sich nur am Computer bewältigen, also mussten einige Wochen vor der Premiere des Pilotfilms unbedingt Pläne her. Doch woher nehmen und nicht stehlen? Glücklicherweise erwies sich Michael Okuda als ein wahres Organisationstalent. Berman rief ihn an, während er am anderen Ende von Los Angeles in einem Restaurant zu Abend aß. Okuda hatte einen Freund bei der NASA, den er sogleich anrief und der sich bereit erklärte, die Pläne herauszusuchen. Einige Stunden später bekam Berman zu seiner großen Erleichterung ein Fax, das er an die Firma weiterleitete, die für die Opening Credits verantwortlich zeichnete. So konnten sich die Programmierer letztlich doch noch an die Arbeit begeben und schafften es rechtzeitig, eines der größten Symbole menschlichen Schaffensgeistes in die Serie einfließen zu lassen.

       Where my ear will take me

      Einen besseren Einstieg hätte man für eine Serie, die die Aufbruchsstimmung in eine neue Ära der Menschheit thematisiert, eigentlich